Spirit of Styria

Das Schnitzel fällt nicht weit vom Stein

Vollversorger in Sachen Stein: Was ein Steinbruch mit unserer Ernährung zu tun hat und warum ein Bergbauunternehmen meist Startpunkt für diversifizierte Wertschöpfungsketten ist. Dina Lesjak, Geschäft sführerin der Rottenmanner Firmen „Paltentaler“ und IPUS, über die Innovationskraft ihrer Unternehmen, „Steine fürs Leben“ und bürokratische Stolpersteine.

Der Apfelkuchen und ein Aha-Erlebnis. Im Besprechungsraum der Firma „Paltentaler“ in Rottenmann dreht sich, wenig überraschend, alles um das Element Stein. Steine und Splitt in unterschiedlichen Größen sowie verschiedenen Weiß- und Graustufen, sowohl spitz als auch gerundet, lagern am Besprechungstisch, großformatige Bilder von Steinbrüchen und steinverarbeitenden Produktionsstätten zieren die Wände. Und mittendrin ein Apfelkuchen. Die freundlich kredenzten Stücke am Tisch nehmen sich wie ein duftender Gegenpol in einer mineralisch dominierten Welt der Kalzite, Dolomite und Zeolithe aus. Sind sie das? „Nur auf den ersten Blick“, lächelt die Firmenchefin Dina Lesjak, Geschäftsführerin der Firmen „Paltentaler Splitt- und Marmorwerke“ sowie „IPUS Mineral- und Umwelttechnologie“, beide angesiedelt in der Rottenmanner Werksgasse. „Bei IPUS erzeugen wir unter anderem mineralischen Blattdünger aus Zeolith, der für resistentere Pflanzen und bessere Ernteerträge sorgt. Und dieser wird auch von heimischen Apfelbauern eingesetzt. Durchaus möglich also, dass die Äpfel in diesem Kuchen mehr mit Stein zu tun haben, als man glauben möchte“, so Lesjak, die damit ihre unternehmerische Vision auf den Punkt bringt. „Wir produzieren Steine fürs Leben.“ Steine für unterschiedliche Lebenslagen und Bereiche – ob Bauwirtschaft, Industrie, Haus und Garten sowie Landwirtschaft.“ Quasi Vollversorger in Sachen Stein.

KLINOPTILOLITH – DER STEIN FÜR SCHWEIN & CO.
Im Jahr 1965 vom Großvater gegründet, führt Dina Lesjak das Bergbauunternehmen in dritter Generation. Rund um den ersten Steinbruch in Lassing wuchs die Anzahl der Abbaustätten über die Jahrzehnte stetig an – derzeit umfasst „Paltentaler“ sechs Steinbrüche und drei Produktionsstätten in der Obersteiermark (Lassing, Pöls, Mautern, Liesing, Ketten, Walchen) sowie einen Steinbruch in der Slowakei. Nicht nur geografisch ein Ausreißer, sondern auch geologisch. „Während wir an unseren steirischen Standorten Kalzit und Dolomit abbauen, vorwiegend für die Bereiche Bau, Industrie, Haus und Garten, liefert unsere slowakische Abbaustätte Klinoptilolith, ein hochwertiges Zeolith vulkanischen Ursprungs mit besonderen Eigenschaften für Tier, Mensch und Umwelt“, so Lesjak. Ein Produktsegment, das in der 1990 gegründeten IPUS angesiedelt ist. „Das Geheimnis von Klinoptilolith liegt in der hochporösen Struktur des Minerals, das einerseits wie ein Schwamm wirkt und Schadstoffe aufnehmen kann und andererseits Mikroorganismen Raum bietet, um sich zu vermehren.“ Eine Wirkung, die IPUS in wissenschaftlichen Studien mit dem Austrian Centre of Industrial Bioetchnoloy (acib) und der BOKU Wien belegen konnte. „Dass bestimmte Minerale die Fähigkeit haben, Schadstoffe zu binden, ist schon länger bekannt. Aber in unseren Studien konnten wir darüber hinaus nachweisen, dass der Einsatz von Klinoptilolith das Mikrobiom im Darm von Schweinen positiv beeinflusst.“ Mit einer Reihe erwünschter Auswirkungen: bessere Tiergesundheit, weniger Emissionen und damit bessere Stallhygiene sowie auch schnellere Gewichtszunahme und damit auch höhere Wirtschaftlichkeit für den Landwirt. „Win-win-win für alle Beteiligten“, so Lesjak über die nicht alltägliche Wertschöpfungskette vom Steinbruch bis zum Schnitzel.

Startklar im Steinbruch: Dina Lesjak, Geschäftsführerin von Paltentaler und IPUS

„Ein Steinbruch sichert wichtige Wertschöpfung in der Region. Schön wäre es daher, wenn auch die Wertschätzung für unsere Arbeit wieder steigen würde.“

DINA LESJAK
Geschäftsführerin
Paltentaler und IPUS


Auch in der Einstreu wirken die „Migulatoren“– so die geschützte Bezeichnung von IPUS für die mineralischen Regulatoren – positiv auf Tierhygiene und Stallklima. „Wichtig zu betonen ist, dass wir die Wirkung ausschließlich für das Klinoptilolith aus unserem Steinbruch nachgewiesen haben, wo das Mineral in einer besonders hohen Qualität vorkommt“, so Lesjak. „Die Qualität kann sich von Lagerstätte zu Lagerstätte stark unterscheiden“, betont die Obersteirerin, während sie uns durch das betriebseigne Labor führt und die Wirkungsweise der Migulatoren anhand postergroßer Abbildungen an den Wänden erläutert. Auf diesen sehen wir Mikroorganismen in tausendfacher Vergrößerung, die sich in der porösen Stein-Innenstruktur angesiedelt haben – wie flauschige Phantasiewesen in einer Felsgrotte.

Der Kalksteinbergbau der „Paltentaler Spiltt- und Mamorwerke“ in Pöls,
wo der Rohstoff auch gleich zu hochwertigen Körnungen verarbeitet wird.

EFFEKTE FÜR TIER, STALLHYGIENE UND BODEN
Das Anwendungsspektrum der Migulatoren von IPUS in der Landwirtschaft ist groß. Als Futtermittelzusatz und Einstreu kommen diese auch in der Geflügel- und Rinderhaltung zum Einsatz. Lesjak: „Vor allem das gesundheitsschädliche und stark geruchsbelästigende Ammoniak lässt sich durch Fütterung oder Einstreu mit unseren Produkten nachweislich reduzieren.“ Auch als Blattdünger – siehe das Apfelkuchen-Beispiel – wird das Mineral verwendet. Ebenso wie zur Behandlung von Gülle. „Migulatoren wirken hier positiv auf die Stickstoffverfügbarkeit, während sie die Geruchsbelastung reduzieren“, so die Unternehmerin. Schließlich wirkt das Produkt auch vorteilhaft auf die Qualität des Bodens. „Darin eingearbeitet sorgt es für eine effektive Nährstoffnutzung und ein kräftiges Pflanzenwachstum“, erklärt sie. „Ein vielfacher Nutzen, von dem immer mehr Landwirte überzeugt sind“, betont Lesjak, die sich über eine steigende Nachfrage freut. Wichtigster Markt ist der DACH-Raum. „Geliefert wird auch nach Mexiko und Afrika – wir arbeiten hier eng mit Vertriebspartnern zusammen. Die Landwirtschaft ist in ihrem Denken viel fortschrittlicher, als viele glauben. Nachhaltigkeit und Qualität gewinnen auch in der Tierfütterung zunehmend an Bedeutung. Daher sehe ich in diesem Bereich noch viel Marktpotenzial“, so Lesjak. Das gelte auch für den Einsatz im Humanbereich, wo Zeolith bzw. Klinoptilolith als Medizinprodukt Anwendung findet. „Dank seiner Reinheit und Qualität eignet sich unser Rohstoff – bei entsprechender Zulassung – auch in diesem Bereich.“

Wissenschaftliche Untersuchungen sowie Gülle-Schnellanalysen im unternehmenseigenen Labor der IPUS in Rottenmann

„Ehrenbergmann“ Dina Lesjak: Die Unternehmerin sprang bei der jüngsten Barbarafeier des Knappen- und Hüttenvereins Trieben Hohentauern per Ledersprung in den Bergmannsstand.

WERTSCHÖPFUNG TROTZ BÜROKRATISCHER HÜRDEN
Die Sparte Landwirtschaft biete auch eine optimale Ergänzung zum angestammten Kerngeschäft. „Die schlechte wirtschaftliche Entwicklung, vor allem im Baubereich, spüren natürlich auch wir – gleichzeitig haben wir den Vorteil, auf mehreren Standbeinen zu stehen. Unsere Diversifizierung hilft uns, konjunkturbedingte Schwankungen auszugleichen“, erklärt Lesjak. Als größte Herausforderung sieht sie aktuell den Wildwuchs an Regulierungen und bürokratischen Hürden. „Es werden einem buchstäblich viele Steine in den Weg gelegt – in einer Zeit, in der die Herausforderungen ohnehin groß sind. Ob die lange Dauer von Genehmigungsverfahren, Fragen der Arbeitssicherheit oder überbordende ESG-Themen – statt der viel beschworenen Entbürokratisierung wird der Verwaltungsdschungel immer dichter. Es braucht dringend Reformen“, so Lesjak, die auch mangelnde Wertschätzung für ihre Branche bedauert. „Oft hören wir nur, dass wir laut und schmutzig sind und die Umwelt schädigen – dabei ist Bergbau kein Selbstzweck, mit unserer Arbeit liefern wir die Grundlage für viele lebenswichtige Bereiche. Bergbau steht am Beginn vieler Wertschöpfungsketten und liefert buchstäblich das Fundament für Wirtschaft und Wohlstand“, so Lesjak, der insbesondere die Wertschöpfung ihrer Heimatregion sehr am Herzen liegt und die sich als Interessenvertreterin in unterschiedlichen Funktionen für die Region engagiert. „Das Paltental ist nicht nur unsere unternehmerische Heimat, sondern eine vielfach unterschätzte Region mit einem guten Mix aus industrieller Tätigkeit und intakter Natur. Um das volle Potenzial auszuschöpfen, müssen wir anfangen, unsere Stärken künftig noch besser zu bündeln. Das Paltental hat Zukunft. Und mit unseren Unternehmen wollen wir weiterhin einen Beitrag leisten.“

IPUS-Migulatoren: Futtermittelzusätze und Einstreu, basierend auf Zeolith, für höheres Tierwohl und bessere Wirtschaftlichkeit

Fotos: photolNstyle/Birgit Steinberger

Werbung

Folgt uns

Tretet mit uns in Kontakt, folgt uns auf unseren Social Media Kanälen. Wir freuen uns!