Spirit of Styria

Gebäudehülle MIT ÖKO-FÜLLE

Die Fachkräftemangel limitiert die Wirtschaft. Die Lage im Holzbau?
Unsere Branche ist genauso betroffen, die gesamte Wirtschaft leidet. Daher brauchen wir ganz neue Ansätze, um das Problem zu lösen. Ich habe mir angeschaut, wie viele Stunden wir durchschnittlich in Österreich arbeiten. Das Ergebnis: 30 Stunden – inklusive Teilzeit. Da wir davon ausgehen müssen, dass wir keine zusätzlichen Kräfte bekommen, müssen wir positive Anreize schaffen, dass wir wieder mehr bzw. länger arbeiten. Um beim Beispiel zu bleiben: Würden wir durchschnittlich 33 Stunden pro Woche arbeiten, also nur drei Stunden bzw. 10 % mehr, wären das bei 3,7 Mio. Arbeitsstunden in den Betrieben pro Tag rund 370.000 Stunden – das entspricht 300.000 Arbeitsplätze, die man subsituieren könnte. Das heißt, mit nur drei Stunden mehr Arbeit in der Woche hätten wir kein Problem mehr am Arbeitsmarkt. Der Staat sollte alle, die über 30 Stunden arbeiten, bei Lohnnebenkosten und Steuern entlasten – das würde Anreize schaffen. Auch Überstunden müssten wieder begehrlich werden. Wenn dem Mitarbeiter mehr Netto vom Brutto bleibt, dann könnte er bei gleichen Kosten fürs Unternehmen um 10 bis 15 % mehr verdienen und kann damit auch die Teuerung besser hinnehmen. Ich glaube, dass wir mit der Almosenpolitik der Regierung nicht weiterkommen. Immer wieder Geld zu verschenken, das diejenigen, die im Job sind, erarbeiten müssen, das halte ich nicht für sinnvoll.

In der Wirtschaftspolitik müssen wir einen Zahn zulegen, denn es kommen herausfordernde Zeiten auf uns zu.

VINZENZ HARRER, Vinzenz Harrer GmbH

Ihre Firmengruppe umfasst mittlerweile 10 Firmen – von der Haustechnik bis zu einem Gastro-Projekt. Spezialisieren und Diversifizieren – eine Balance?
Seit einigen Jahren beteiligen wir uns an Unternehmen, wenn wir der Meinung sind, dass sie zu uns passen. Einerseits diversifizieren wir uns, da wir davon ausgehen, dass im Baubereich künftig nicht die großen Sprünge zu erwarten sind. Gleichzeitig vertiefen wir unsere Gesamtkompetenz im Bereich Ökologie bzw. ökologische Gebäudehülle. Siehe z.B. unsere Beteiligung an der Firmer Stei-Rer-Tech Haustechnik und der Firma Neowolf bzw. Vet.Smart in Grambach, spezialisiert auf intelligente Belüftungssysteme. Eine Frage der Hygiene und Luftqualität, aber auch ein Riesenthema der Energieeffizienz – umso weniger wir lüften, desto weniger Energie wird verbraucht. Wärmedämmung, Haustechnik, Lüftung und Energieeffizienz – diese Themen fügen sich bei uns gut zusammen. Wir entwickeln immer mehr Know-how für Räume, Gebäude sowie für die Gebäudehülle. Wir gehen davon aus, dass wir immer technischer werden – es wird mehr Steuerung in der Haustechnik geben, mehr Energieeffizienzsysteme, mehr Monitoring und Instandhaltungsbedarf. Wir sind durch die Wärmedämmung unmittelbar mit dem Faktor Energie verbunden – und wollen einerseits Energieeffizienz sicherstellen und auf der anderen Seite den Energiebedarf reduzieren. Wenn wir uns an Firmen beteiligen, sind das meist Mehrheitsbeteiligungen. Wichtig ist, dass die Unternehmen eigenständig bleiben und die Betriebe kaufmännisch unabhängig sind. Entscheidend dafür ist, die richtigen Leute im Boot zu haben und mit Menschen zusammenzuarbeiten, die in ihrem Bereich Spezialisten sind.

Funktionen:
WKO Regional-Stellenobmann Weiz
WB Landgruppenobmann-Stellvertreter
ÖGK-Landesstellenausschussvorsitzender

Sie sind vielfach interessenpolitisch engagiert – ob in WKO, WB oder ÖGK. Ihre Motivation?
Ich betrachte es als Ehre, mich engagieren zu dürfen. Ich komme aus einem bäuerlichen Elternhaus und bin so erzogen worden, dass man auch etwas geben muss, ehe man sich etwas erwarten darf. Mein Credo: Man sollte nicht nur Konsument der Gesellschaft sein, sondern auch einen Beitrag zur Allgemeinheit leisten, ob auf politischer Ebene oder auf der Ebene der Interessenvertretung. Die Herausforderungen sind gewaltig: Hinter uns haben wir eine Pandemie und vor uns einen wirtschaftlichen Abschwung. Nichts ist selbstverständlich – auch nicht unser Wohlstand in Österreich. Zu viele Menschen haben heute ein Anspruchsdenken. Aber jeder Euro muss in irgendeiner Form erwirtschaftet werden, damit wir uns unseren Wohlfahrtsstaat auch leisten können.

Die größte wirtschaftspolitische Herausforderung?
Die Interessenvertretung auf Dienstgeber und Dienstnehmer-Seite muss anfangen, wieder mehr das Ganze zu sehen, statt nur das eigene Klientel zu bedienen. Wir müssen einen Zahn zulegen, denn es kommen herausfordernde Zeiten auf uns zu und die Rahmenbedingungen ändern sich rasend schnell. Ganz besonders müssen wir auf die kleinen und mittleren Unternehmen aufpassen. Das ist der größte und stabilste Teil der Wirtschaft – das Rückgrat der Gesellschaft. 92 % aller Unternehmen haben weniger als neun Mitarbeiter. Wir können es uns nicht leisten, dass wir diese in Frage stellen.

Fotos: Oliver Wolf

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