Spirit of Styria

Zukunftsfitte DREHSCHEIBE

Großinvest am Standort der SPAR Zentrale Graz-Puntigam:
Christoph Holzer, Geschäftsführer SPAR Steiermark und Südburgenland, im Interview über den aktuellen Modernisierungsschub, elektronische Preisetiketten, absurde Diskussionen, die Zukunft der Regionalität und die Entwicklung des Käuferverhaltens.

Fliegen sie oder schweben sie? Die proppevoll beladenen Paletten scheinen der Schwerkraft zu trotzen. Kaum auf das Förderband platziert, balanciert der Arm eines 26 Meter hohen Hightech-Krans eine mit Getränkedosen beladene Palette spielerisch entlang endlos langer Regalreihen, die elf Meter in die Tiefe und 17 Meter in die Höhe reichen. In luftigen Höhen schiebt der Arm die Ware schließlich zur Einlagerung ins Regal und macht sich hurtig wieder auf, um die nächste Palette vom Wareneingang an seinen Bestimmungsort zu liefern. Das automatisierte Hochregallager mit Platz für 6.400 Paletten – vorwiegend Getränkeartikel – ist das Herzstück der neuen Logistikhalle von SPAR an der Zentrale Graz-Puntigam in der Hafnerstraße. Um 10.000 m2 wurden die bestehenden Flächen erweitert. Damit dienen nun insgesamt rund 40.000 m2 den nicht weniger als 273 Standorten in der Steiermark und in Südburgenland als Zentrallager und logistische Drehscheibe. In Summe wurden 51 Millionen Euro investiert. „Diese Erweiterung ist der nächste Meilenstein für uns nach der Großinvestition in das TANN-Werk und macht uns zukunftsfit“, freut sich Christoph Holzer, Geschäftsführer von SPAR Steiermark und Südburgenland, im Interview mit „SPIRIT of Styria“.

Christoph Holzer, Geschäftsführer SPAR Steiermark und Südburgenland,
vor einem Hochregallager im neuen Logistikzentrum in Graz-Puntigam.

Das neue Lager weist einen hohen Automatisierungsgrad auf. Viel Hightech, weniger Mitarbeiter – das Lager der Zukunft?
HOLZER: Wir werden weiterhin Mitarbeiter brauchen – trotz aller Hochtechnologie. Das neue System übernimmt „nur“ das automatisierte Ein- und Auslagern der Ware, kommissioniert wird weiterhin manuell. Eine Vollautomatisierung ist für Produktgruppen, wie wir sie in den Regionalzweigniederlassungen haben, nicht gut geeignet und daher für unseren Standort in absehbarer Zeit nicht realistisch – aber die aktuelle Investition bringt höhere Effizienz und Geschwindigkeit. Damit sind wir für die nächsten zwei Jahrzehnte absolut zukunftsfit aufgestellt. Besonders freut mich, dass wir die Zeit- und Kostenpläne einhalten konnten. Ebenso, dass wir unsere PV-Flächen im Zuge der Investition massiv erhöhen konnten – um 600 kWp auf 700 kWp. Den Eigenversorgungsgrad sukzessive zu erhöhen, ist ein wichtiges Ziel.

SPAR Steiermark und Südburgenland
273 SPAR-, EUROSPAR- und INTERSPAR-Standorte in der Steiermark und im Südburgenland, davon 125 eigene Filialen, 137 selbstständige SPAR-Kaufleute und 11 INTERSPAR-Märkte.
SPAR Steiermark und Südburgenland beschäftigt rund 7.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – einer der größten privaten Arbeitgeber des Landes.
Im angeschlossenen Fleischwerk TANN sind rund 130 Mitarbeiter beschäftigt. SPAR ist auch großer Lehrlingsausbildner mit 336 Lehrlingen in der Steiermark.

SPAR Steiermark/Südburgenland ist der Teil der SPAR Österreichisch Warenhandels AG mit Sitz in Salzburg, gegründet 1954. Im Jahr 1958 gründete KR Theodor Poppmeier die freie Handelskette SPAR Steiermark/Südburgenland.

Neues Logistikzentrum
Den 70. Geburtstag von SPAR Österreich begeht SPAR Steiermark und Südburgenland mit einer Großinvestition in den Standort der SPAR Zentrale Graz-Puntigam.
51 Millionen Euro wurden in die Erweiterung des Lagers um 10.000 m² investiert, damit wurden 12.000 neue Palettenplätze geschaffen. Herzstück: ein automatisiertes Hochregallager, in das 6.000 Paletten automatisiert ein- und ausgelagert werden können.
Auch die PV-Anlage am Dach wurde auf 700 kW Peak erweitert.

Derzeit wird in zahlreiche Standorte investiert. Ist 2024 ein Jahr der Standortoffensive?
HOLZER: Tatsächlich investieren wir wieder mehr als im Vorjahr – passend zum 70. Jubiläumsjahr von SPAR. Zu Beginn des Jahres haben wir den neuen SPAR-Supermarkt in Graz-Reininghaus eröffnet. Im August eröffneten wir den früheren SPAR-Standort in Hart bei Graz als EUROSPAR neu. Zudem haben wir den SPAR-Supermarkt in der Grazer Leonhardstraße komplett modernisiert und tun dies gerade mit dem Markt in der Grazer Papierfabrikgasse. Und wir bauen derzeit einen neuen Supermarkt in Heimschuh. Unsere klare Strategie ist, dass wir unsere Standorte laufend modernisieren.

Ein wichtiger Teil der Modernisierung betrifft die Einführung elektronischer Preisschilder – wie lautet die Roll-out-Strategie von SPAR?
HOLZER: Neue Technologien erleben gerade am Anfang oft sehr schnelle Entwicklungssprünge. Daher setzen wir sie erst flächendeckend ein, wenn die Technologie bereits ausgereift ist – so auch im Falle der elektronischen Labels. Nach dem Einsatz in ausgewählten Märkten in den vergangenen Jahren beginnen wir jetzt mit dem schrittweisen Roll-out. Heute haben diese Labels bereits mehrfärbige Displays sowie eine höhere Lebensdauer. Der Kunde hat nun tatsächlich das Gefühl, ein gedrucktes Etikett vor sich zu haben. Unser Ziel ist, 30 Standorte bis Jahresende in der Steiermark und über 200 in Österreich auszurüsten. Der größte Nutzen ist zum einen die Preissicherheit für den Konsumenten, weil das Papieretikett natürlich immer eine gewisse Fehleranfälligkeit aufweist. Und das zweite ist die Arbeitsentlastung unserer Mitarbeiter. Schließlich haben wir bis zu 50.000 Artikel bei INTERPSPAR bzw. 8.000 Artikel in einem SPAR-Markt. Der Etikettenwechsel ist ein erheblicher Arbeitsaufwand. Die Einsparung von Papier ist ein weiterer Vorteil. Die Technologie für die Labels wird übrigens in der Steiermark entwickelt, von Imagotag in Fernitz, mittlerweile VUSION Group. Auch beim Hochregallager setzen wir mit KNAPP auf steirische Technologie – ein Zeichen dafür, dass SPAR nicht nur im Lebensmittelsortiment auf Regionalität Wert legt, sondern auch im Bereich unserer Investitionen.

Über 50 Millionen Euro flossen in die Erweiterung der SPAR-Zentrale Graz-Puntigam. 10.000 m2 mehr, 12.000 zusätzliche Palettenplätze.

Die Arbeiterkammer warnte zuletzt vor „Dynamic Pricing“.
HOLZER: Eine entbehrliche Diskussion. Absurd obendrein – Pricing ist immer Dynamic. Denn wenn sich ein Produkt im Einstandspreis verändert, dann muss ich den Verkaufspreis anpassen – nach oben oder nach unten. Aber die Absicht ist klar: Es wird dem Lebensmittelhandel von vorneherein unterstellt, nun jederzeit Preiserhöhungen vornehmen zu können. Technisch ginge das natürlich, aber praktisch hat es keine Relevanz, da wir uns in Österreich in einem extremen Preiswettbewerb befinden und die Kundenwahrnehmung bei Preisen sehr geschärft ist. Es ärgert mich auch, wenn politische Parteien immer noch behaupten, dass sich der Lebensmittelhandel in Zeiten der Inflation ein Körberlgeld verdient habe. Das ist Unsinn! Sogar die Bundeswettbewerbsbehörde hat bereits im Jahr 2023 dezidiert festgestellt, dass das nicht der Fall war. Im Gegenteil – es haben sich die Spannen reduziert. Im Wahlkampf müssen Politiker offenbar populistisch werden.

Dauerherausforderung Mitarbeiter- und Fachkräftemangel. Wie begegnen Sie diesem?
HOLZER: Derzeit ist es ein bisschen leichter geworden, neue Mitarbeitende zu finden. Ich betone, ein bisschen leichter, denn Freisetzungen in der Bauwirtschaft oder der Industrie helfen uns Dienstleistungsbetrieben nur bedingt. Das Suchen und Finden von Mitarbeitenden ist ein ganz zentraler Faktor, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Unsere aktuelle Kampagne „Hier bist du der SPAR“, die vor allem auf junge Leute zielt, wird sehr gut angenommen. Immerhin ist SPAR der größte private Lehrlingsausbilder in der Steiermark. Wir haben aktuell 340 Lehrlinge, die wir ausbilden. Jedes Jahr planen wir 100 aufzunehmen. Das gelingt nicht immer zur Gänze. Wir überzahlen auch – Lehrlinge verdienen bei uns im dritten Lehrjahr 1.750 Euro brutto, mit Prämien für gute Leistungen sogar noch deutlich mehr. Einen zunehmenden Anteil der Mitarbeitenden machen Menschen aus unterschiedlichen kulturellen bzw. ethnischen Hintergründen aus – nicht nur eine wichtige Zielgruppe als Kunden, sondern auch als Pool für Arbeitskräfte. Allein in der Steiermark arbeiten Menschen aus 60 Nationen, in Österreich sind es sogar 127. Ohne dieses Reservoir könnten wir in Zukunft den Betrieb gar nicht mehr aufrechterhalten.

„Diese Erweiterung ist der nächste Meilenstein für SPAR in der Steiermark und sichert unsere Zukunftsfitness.“

CHRISTOPH HOLZER
GF SPAR STEIERMARK UND SÜDBURGENLAND

Die Inflation ist wieder gesunken. Die Auswirkungen auf das Käuferverhalten?
HOLZER: Die Effekte der hohen Inflationsraten sind immer noch spürbar. Wir erleben, dass die Konsumenten sehr preisbewusst einkaufen und vermehrt zur Aktionsware greifen, obwohl die Inflation bei Lebensmitteln schon bei 1,7 % herunten ist und in manchen Produktbereichen sogar schon Deflation herrscht. Bei Obst und Gemüse etwa sind wir unter den Vorjahrespreisen. Eine Tendenz, die aber nicht zu unserer Kostenentwicklung passt. Denn wir haben in allen Bereichen, ob Personal, Energie oder Mieten, mit gestiegenen Kosten zu kämpfen, die wir in den Preisen nicht abbilden können. Es gibt einen unverändert harten Wettbewerb in der Branche, der Druck auf die Margen war noch nie so groß wie heute.

Was heißt das für das regionale Angebotssegment von SPAR?
HOLZER: Wir setzen weiterhin auf Regionalität und geben regionalen Produkten Platz im Sortiment. Aber die Umsatzzahlen wie in den Jahren vor 2022 erreichen wir derzeit nicht. Dennoch sind wir überzeugt, dass wir wieder dorthin kommen werden – Regionalität ist für SPAR kein Schlagwort. Wir treten für eine regionale Produktion ein und schaffen für die Produkte eine Plattform. Daher gibt es auch weiterhin unsere bewährten Partnerschaften mit regionalen Produzenten – ob Vulkanland-Duroc-Schwein oder „Die Jungen Wilden Gemüsebauern“. Heuer neu dazu gekommen: Bio-Champignons aus Bad Blumau.

Christoph Holzer 
Seit 29 Jahren bei SPAR, seit 2012 Geschäftsführer von SPAR Steiermark und Südburgenland. Studierter Jurist, Absolvent einer Maschinenschlosser-Lehre
während des Studiums, nach dem Gerichtsjahr Einstieg in den Lebensmittelhandel.

SPAR ist Marktführer im Lebensmittelhandel. Das Erfolgsrezept?
HOLZER: Das Erfolgsrezept ist einfach: Ich denke, dass wir über viele Jahre für die Kunden wahrnehmbar das beste Gesamtkonzept bieten können – angefangen von unseren S-Budget-Artikeln auf Discountpreisniveau bis zu höherpreisigen Premium-Artikeln. Dazu kommen unsere hohe Fleischqualität, die Bedienung im Frischebereich und vieles mehr – eine Vielfalt von Komponenten, die unsere Kunden einfach zu schätzen wissen.

Ein Wort zum Wirtschaftsstandort – Ihr Wunsch an die Politik?
HOLZER: Es muss uns gelingen, dass der Konsument wieder mehr Vertrauen in die Zukunft hat – mehr Vertrauen in die Wirtschaft und in die eigene Kaufkraft. Denn nicht die Politik schafft Wirtschaftswachstum, sondern dafür sorgen private Betriebe und der private Konsum. Aber die Politik hat die Möglichkeit, privaten Konsum zu unterstützen, indem Einkommen entlastet werden, damit die Menschen wieder mehr verfügbares Einkommen in der Hand haben. Das wäre die Aufgabe der Politik – und das würde ich mir wünschen.

FOTOS: OLIVER WOLF, SPAR/EIBL

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