Unternehmer, die mutigen Schrittes vorangehen und starke Impulse für Investitionen in die Zukunft setzen: Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Steiermärkischen Sparkasse über die „Lange Nacht der Förderungen“ als „Anti-Depressions-Programm“ und die Notwendigkeit, ins Tun zu kommen.
In einer wirtschaftlich höchst angespannten Zeit, in der sich die Ereignisse überschlagen, was ist da aus Ihrer Sicht für Unternehmen das Gebot der Stunde?
Es liegt darin, das Unerwartete zu erwarten. Planung ist freilich immer essenziell, gleichzeitig muss man jedoch damit rechnen, dass sie jederzeit von der Realität überholt wird. Seit der Pandemie müssen Entscheidungen in einer anderen Taktung getroffen werden. Es ist zu erwarten, dass es so bleiben wird – darauf muss man sich auch mental einstellen.
Wie kann man dieser Unsicherheit am besten begegnen?
Eine Gefahr besteht darin, dass man gar nicht entscheidet und Projekte lieber auf die lange Bank schiebt – in der Hoffnung auf weniger unsichere Zeiten. Im Unterschied zu privaten Haushalten ist es für Unternehmen aber essenziell, regelmäßig zu investieren. Derzeit liegt die Investitionsbereitschaft in der Steiermark, in Österreich, ja in ganz Europa allerdings deutlich unter dem notwendigen Ausmaß. Unsere „Lange Nacht der Förderungen“ gibt starke Impulse, um Projekte in Angriff zu nehmen. Jede einzelne Investitionsentscheidung ist wichtig, weil sie unseren Wirtschaftsstandort stärkt. Auch wir als Bank können unseren Job nur machen, wenn unsere Kunden ihren Job machen.
Welchen Eindruck von der Stimmungslage unter den Unternehmern haben Sie auf der „Langen Nacht der Förderungen“ gewonnen?
Einerseits sind schon Sorgen präsent, was rational völlig nachvollziehbar ist. Es war selten so schwierig, richtige Entscheidungen zu treffen. Das ist die eine Seite. Andererseits kommt das Gen des Unternehmertums, Dinge nicht einfach phlegmatisch zur Kenntnis zu nehmen, sondern wirklich etwas bewegen zu wollen, wieder stärker zum Tragen. Das ist auch unbedingt notwendig.
Warum ist es gerade in herausfordernden Zeiten so wichtig, längerfristig zu denken?
Wenn man jetzt nicht investiert, bildet sich ein Investitionsrückstau. Will man diesen später auflösen, besteht das Risiko, sich zu übernehmen. Der Sinn eines Investitionszyklus besteht ja nicht zuletzt in der Lastenverteilung. Darüber hinaus kann Entschlossenheit im Vergleich zum Mitbewerb entscheidend sein. Es braucht Mut, Geschick, manchmal auch Glück, in einer Phase zu investieren, in der Mitbewerber mehr zögern als man selbst. Die Frage ist immer auch: Gelingt es mir, mich mit der schwierigen Situation besser zu arrangieren als die anderen?
Was braucht es denn vor allem auf Seiten der Unternehmer an Engagement?
Ich glaube, dass die Balance zwischen Mut und Besonnenheit derzeit extrem wichtig ist. Es gilt zudem, besonders gut darauf zu schauen, sich in der eigenen Führungsleistung weiterzuentwickeln. In Großunternehmen gibt es zumeist eigene Ausbildungsschienen, aber im Bereich KMU wird das oft vernachlässigt.
Lange Nacht der Förderungen Impulsreferate zu Förderprogrammen mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit, Innovation und Export standen bei der „Langen Nacht der Förderungen“ der Steiermärkischen Sparkasse im Mittelpunkt. Unterstützt durch Experten aller Förderstellen wurde bis spät in die Nacht beraten. Mehr als 200 Unternehmer konnten sich umfassend informieren. Mehr als 150 Personen standen allein auf der Warteliste, sie und alle Interessierten können die Präsentationen der Experten hier downloaden:

Wie umfassend ist unter den Unternehmern der Wissensstand zur Förderlandschaft?
Es ist fast unmöglich, den Gesamtüberblick über die Möglichkeiten zu bewahren. Die „Lange Nacht der Förderungen“ soll hier als Wegweiser dienen. Jeder muss sich dann allerdings individuell beraten lassen und selbst in die Tiefe und ins Detail gehen, sonst lässt man Geld liegen. Diese Beratung erhält man auch bei uns in der Bank in Kooperation mit den Förderpartnern. Wem das zu anstrengend ist, der wird letztlich nicht erfolgreich sein. Der Aufwand und die Komplexität, gut zu beraten, sind mit der Komplexität der Rahmenbedingungen natürlich gestiegen. Persönliche Beratung hatte für uns aber immer einen sehr hohen Wert, das wird auch so bleiben.

unterstrich den starken Unternehmergeist bei der Veranstaltung.

Raus aus dem Stimmungstief: „Die Lange Nacht der Förderungen“ versammelte Unternehmer, die überzeugten Schrittes in die Zukunft gehen.

Expertenrunde (von links): Oliver Kröpfl (Steiermärkische Sparkasse), Dagmar Eigner-Stengg (Gründer-Center und FörderService Steiermärkische Sparkasse), Michael Kerschbaumer (SFG), Doris Tillian (OeKB), Michael Georg Silber (AWS), Gabriele Lechner (WKO Steiermark), Franz Lothar Holler (Kommunalkredit Austria)
In diesem Jahr lag der Fokus der Veranstaltung auf den Themen Innovation, Export und Nachhaltigkeit. Sind das auch die Themen, für die es die stärksten Anreize gibt?
Es ist definitiv so, dass es im Bereich Innovation gute Anreize gibt. Wir haben in der Steiermark zudem viele Unternehmen, deren Exportquoten deutlich über 50 Prozent liegen. Exportförderung ist besonders wichtig, damit unsere Unternehmen international wettbewerbsfähig bleiben. Im Bereich grüne Transformation gibt es Unsicherheiten, wie es mit den Förderungen weitergeht. Wir nehmen wahr, dass diese Investitionen derzeit besonders zögerlich verlaufen.
Wie beurteilen Sie die Förderlandschaft ganz grundsätzlich?
Man sollte durchaus immer wieder prüfen, ob die Förderungen noch die gewünschte Steuerungswirkung haben. Wir sind in Österreich stark darin, etwas Neues zu etablieren. Etwas anderes dafür wegzulassen, ist nicht unsere große Stärke.
Was würden Sie Unternehmensgründern aktuell vor allem mit auf den Weg geben
Auf die Gründung eines Unternehmens muss man sich gerade jetzt besonders gut vorbereiten. Für den ersten Zeitraum ist ein hohes Maß an Resilienz wesentlich. Man sollte sich aber auch vor Augen führen: Wenn es in so einem schwierigen Umfeld gelingt, zu gründen und das Unternehmen zu stabilisieren, ist man für die nächsten Jahre gut gerüstet. In der Steiermark gibt es einen guten Inflow, das Grundinteresse am Unternehmertum ist zum Glück da.
Was sind gerade am Start häufige Fehler?
Oftmals ist die Strategie im Gründerteam nicht klar genug. Der eine will möglichst schnell verkaufen, der andere ein Lebenswerk aufbauen, zudem kann sich die Frage stellen, ob ein externer Investor denkbar wäre – und schon geht es drunter und drüber. Es gibt teils auch unrealistische Vorstellungen von Marketingbudgets, wenn man den globalen Markt vor Augen hat, da verschätzen sich einige um den Faktor 50 oder 100. Darüber hinaus sollte man von Anfang an ein Szenario entwerfen, wenn jemand ausscheiden will. In unserem GründerCenter unterstützt unser Expertenteam bei allen Fragen zur Unternehmensgründung umfassend.
Was bewahrt denn eigentlich Sie selbst vor einem Krisenmodus?
Ich habe einen großen Vorteil: Es gibt wenige Jobs in der Steiermark, bei denen man mit so vielen Unternehmern zu tun hat. Dabei erhält man sehr viele Informationen, die von großem Vertrauen in die Steiermärkische Sparkasse zeugen. Man erlebt, wie viel Positives auch in einer Zeit, die schwierig ist, passiert. Das ist extrem motivierend.
In Kooperation mit Steiermärkische Sparkasse
Fotos: Oliver Wolf, Steiermärkische Sparkasse