Lejla Pock, Geschäftsführerin des Human.technology Styria (HTS), im Interview über die essenzielle Rolle von Start-ups für den Standort, die große Bandbreite heimischer Innovationen im Bereich Life Science und einzigartige Assets, die internationale Unternehmen und Investoren nach Graz locken.
Multi-Krise, Rezession & Co. – warum ist es gerade jetzt wichtig, Start-ups nicht aus dem Fokus zu verlieren?
LEJLA POCK: Start-ups bringen neue Ideen und unternehmerischen Mut in die Wirtschaft. In herausfordernden Zeiten wie diesen ist dieser „frische Wind“ noch wichtiger, ja essenziell. Die Start-ups sind ja diejenigen, die eine Idee, oft basierend auf neuesten Forschungsergebnissen und disruptiven Technologien, in einen funktionierenden Business Case übertragen – und so zur Resilienz eines Standorts beitragen.
Welche Rolle spielen Start-ups für den Life-Science-Standort Steiermark?
Wir haben eine sehr starke Start-up-Szene – in unserem Cluster sind rund 20 Prozent der Mitgliedsunternehmen jünger als fünf Jahre. Die Bandbreite ihrer Produkte und Dienstleistungen ist verblüffend: von der Hautkrebsvorsorge via Handy bis zum KI-gestützten Risiko-Bewertungstool für den Krankenhausbetrieb, von der Proteinproduktion aus Hefen bis zur digitalen Plattform für Pflege.
Wo liegen die Stärken des heimischen Innovations-Ökosystems?
Unsere Stärke liegt in der Verbindung einer erstklassigen Forschungslandschaft mit einer innovationsfreudigen Industrie. Das lockt auch ausländische Unternehmen und Investoren an. Ich merke bei unseren zahlreichen Besuchern aus dem europäischen Ausland, dass die engmaschige Kommunikationsund Infrastruktur als einzigartig empfunden wird. Die räumliche Nähe von verschiedenen Einrichtungen einerseits und die gelebte Kooperationsfreude andererseits, diese typisch steirische Offenheit in der Kommunikation – das wird als wirklich einzigartig wahrgenommen.
Health Tech Hub Styria
Der Health Tech Hub Styria (HTH) ist eine Initiative von acht führenden Stakeholdern des steirischen Innovationssystems:
Human.technology Styria (HTS), Joanneum Research, Med Uni Graz, Science Park Graz, ESA Space Solutions Graz, ICS, SFG und Stadt Graz Der „Health Tech Hub Styria“ geht am 25. und 26. März an der Grazer Med Uni über die Bühne.
Fokusthema: „Game Changers in Health Tech“
https://hth-styria.at
Welche besonderen Herausforderungen haben Start-ups im Bereich Life Science? Wie kann der HTS-Cluster unterstützen?
Der Life-Science-Bereich ist relativ krisensicher und enorm lukrativ. Aber: Es braucht einen wirklich langen Atem, bis ein Produkt am Markt ist. Die größten Hürden sind also die lange Entwicklungszeit, hoher Kapitalbedarf, regulatorische Anforderungen und die Komplexität der Märkte, auf denen man die Produkte und Dienstleistungen platziert. Wir sind der Partner, der Unternehmen auf diesem Weg mit Partnerschaften und Kooperationen begleitet bzw. unterstützt. Dafür braucht es eine ausreichende Finanzierung. Ich würde mir wünschen, dass es uns gelingt, mehr Venture Capital für unsere Start-ups zu mobilisieren. Wir als Cluster unterstützen durch Know-how, durch Fortbildungen und Förderungen – und nicht zuletzt auch durch Publicity.
Der „Health Tech Hub Styria“ geht im März 2025 zum 7. Mal über die Bühne. Diesmal im Fokus?
Wir fokussieren im kommenden Jahr auf die „Game Changers in Health Tech“, also auf die neuen Trends in den gesundheitsrelevanten Technologien. Als Stichworte möchte ich hier „Smart Hospitals“, „Automotive Health“ und „Microfluidics“ nennen. Und wir freuen uns schon jetzt auch auf die „Game Changer Competition“, in der Start-ups vor einer Jury pitchen werden.
Foto: HTS/Thomas Luef