In der Region Murau Murtal hat man ein neues Kapitel in der Regionalentwicklung aufgeschlagen: Investitionen in bestehende Infrastruktur sollen multifunktionale Lebensräume für die Gemeinschaft sichern – so unbürokratisch wie möglich.
Sie sind das pulsierende Herz, das Zentrum gesellschaftlichen Lebens, der Mittelpunkt des Miteinanders: Stadt- und Ortskerne. Strukturelle Veränderungen haben allerdings vielerorts ihre Spuren hinterlassen, zahlreiche steirische Gemeinden kämpfen mit Attraktivitätsverlust, Leerstand und fehlender Frequenz. Die Region Murau Murtal will das Übel an der Wurzel packen und sich dieser Entwicklung konsequent entgegenstellen. Im Rahmen des Projekts „In Wert Setzung“ werden Investitionen in bestehende Infrastruktur getätigt, um Immobilien nachhaltig aufzuwerten. Davon profitieren die Hauseigentümer, die Mieter und vor allem die Gemeinden. Das Modell baut auf der regionalen Entwicklungsstrategie 2021+ auf, die den Erhalt und die Stärkung der Lebensqualität sowie die Förderung des sozialen Zusammenhalts im Fokus hat.
„Ob Feierlichkeiten, miteinander ins Gespräch kommen, sich einfach zu treffen oder gemütlich zu schlendern – all das findet im Stadt- und Ortskern statt. Es ist uns ein besonderes Anliegen, unsere Orte des Treffens und des Austausches als Wert zu sehen und diesen Wert zu erhalten und zu verbessern. Mit dieser Förderung können wir genau das unterstützen“, bekräftigt Landtagspräsidentin Manuela Khom, Vorsitzende der Region Murau Murtal. In dieselbe Kerbe schlägt Gabriele Kolar, zweite Landtagspräsidentin und stellvertretende Vorsitzende der Region Murau Murtal: „So wie sich die Zeiten ändern, so ändern sich auch Nutzungen von zentral gelegenen Gebäuden in unseren Städten und Gemeinden. Wir wollten eine Förderung schaffen, mit der die Gebäude an die aktuellen Entwicklungen herangeführt werden, denn eines soll sich nicht ändern: Stadt- und Ortskerne sollen Wohlfühlorte für alle Generationen und Bedürfnisse bleiben.“
UNBÜROKRATISCHE UMSETZUNG
In der Umsetzung funktioniert das folgendermaßen: Um ein strategisch wichtiges Gebäude wieder nutzbar zu machen, werden bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Nutzung, vor allem in Erdgeschosszonen, unterstützt. Ob Sanierung, Umbau oder Rückbau: Gefördert werden Maßnahmen, die Immobilien funktionell wiederherstellen, attraktiver machen und den öffentlichen Raum ansprechender gestalten. Die Höhe der Unterstützung richtet sich unter anderem nach der Lage und dem Beitrag zur Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger.
Der Förderprozess wurde bewusst schlank gehalten: Eigentümer formulieren ihre Projektidee, die von der Gemeinde auf das lokale öffentliche Interesse geprüft wird. Fachleute prüfen den baulichen Aspekt sowie die Wirkung auf die Entwicklung der Ortskerne. Die endgültige Entscheidung erfolgt durch den Regionalvorstand. Kriterien wie soziale, wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen werden dabei berücksichtigt. Die ersten Erfolge geben der Initiative recht: Ein Pilotprojekt konnte gerade abgeschlossen werden, weitere Anfragen laufen, die Finanzierung ist gesichert.
Vorher, nachher: Mit dem realisierten Projekt in Murau hat der Schillerplatz 11 eine gezielte Aufwertung und Belebung im Ortskern erfahren sowie mit der WKO eine frequenzbringende Mieterin erhalten.
PILOTPROJEKT ABGESCHLOSSEN
Mit dem Projekt am Murauer Schillerplatz haben das Haus und der Platz eine gezielte Aufwertung erfahren. Vormals kaum nutzbare Räumlichkeiten sind einem rege besuchten Anlaufpunkt gewichen. Hauseigentümer Stefan Jaklitsch hatte die Chance der Unterstützung frühzeitig genutzt und zeigt sich begeistert: „Mit Projektideen wie dieser gelingt es, die Weichen in die richtige Richtung zu stellen. Stadtund Ortskerne leisten schließlich einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Durch die gesetzten Maßnahmen hat das Gebäude an Wert gewonnen, die neue Nutzung hat Frequenz erzeugt.“
Günter Leitner, Geschäftsführer des Regionalmanagements Murau Murtal, unterstreicht die Win-win-win-Situation: „Das erste Win ist das lokale Interesse. Es zielt auf eine Steigerung der Lebensqualität im Zentrum und wird durch die Bürgermeister, danach in der regionalen Bedeutung durch den Regionalverstand geprüft und bestätigt. Das zweite Win liegt bei den Hauseigentümern, denn diese werden finanziell beim Sanieren unterstützt. Das dritte Win liegt bei potenziellen Mietern, denn für sie ist die Miete für einen definierten Zeitraum gedeckelt.“
Den Gemeinden wird vom Regionalmanagement dabei eine fachlich fundierte Begleitung zur Seite gestellt. „So kommen wir auf enorm kurze Entscheidungszeiträume und können gleichzeitig die fachlich richtige Umsetzung sicherstellen“, betont Leitner. Der dafür beauftragte Architekt Gernot Bittlingmaier unterstützt den Prozess in sämtlichen Schritten mit seiner Expertise – von der Prüfung der Formalvoraussetzungen bis hin zur Klärung der Finanzierungsformalitäten. Thomas Kalcher, Bürgermeister von Murau, zeigt sich erfreut über dieses Angebot: „Es bedeutet eine deutliche Entlastung für die Gemeinden, aber auch die Hauseigentümer.“ Jaklitsch kann das nur bestätigen, „ich wurde sehr gut begleitet. Das erleichtert es, solche Wege zu gehen“. Auch Bittlingmaiers erstes Resümee fällt durchwegs positiv aus: „Die Gespräche haben gezeigt, dass man sehr rasch in die Umsetzung gelangt.“ Weitere Projekte werden demnächst folgen, die Zeichen stehen gut: „Die Region kann wirklich stolz darauf sein“, so Leitner, „Themen so aktiv, zielorientiert und unbürokratisch aufzugreifen.“
In Kooperation mit Regionalmanagement Murau Murtal
Fotos: beigestellt