Regionale Wertschöpfung und klimafitter Wald: „Wir sind stolz auf das, was wir leisten“, betonen Josef Kalthuber, Forstunternehmer am Rosenkogel bei Stainz, und Peter Konrad, Bundesvorsitzender der Forstunternehmer und deren Berufsgruppenvertreter in der Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister in der WKO Steiermark.
Die Arbeit im Wald gilt als körperlich fordernd und gefährlich. Was macht diesen Beruf in Ihren Augen lohnend und attraktiv?
JOSEF KALTHUBER: Durch den Einsatz moderner Holzerntesysteme wie Harvester und Forwarder ist die Tätigkeit im Wald Gott sei Dank nicht mehr so extrem mühevoll und gefährlich wie früher einmal. Aber leicht und ungefährlich ist sie deswegen noch lange nicht. Was die Forstarbeit so reizvoll macht? Wir sind den ganzen Tag in der Natur und können täglich sehen, was wir geleistet haben. Und wir übernehmen Verantwortung für einen gesunden, klimafitten Wald. Wir arbeiten zum Beispiel in einem der größten Auerhahngebiete Europas am Rosenkogel und am Reinischkogel. Da muss sauber und schonend gearbeitet werden, sonst ist der Auerhahn weg.
PETER KONRAD: Neben unserem Beitrag zum Klimaschutz ist es in meinen Augen unsere zentrale Stellung in der regionalen Holzwertschöpfungskette, die uns Forstunternehmerinnen und Forstunternehmer auszeichnet. Wir sind das Bindeglied zwischen Waldbesitz und weiterverarbeitender Holzindustrie. Technologisch sind wir bei Säge-werken und Holzverarbeitung europaweit führend. Gerade in der waldreichen Steiermark können wir stolz auf dieses Segment sein. Das ist eine unglaublich wichtige Wertschöpfung. In Österreich werden etwa 10 Mio. Festmeter Sägerundholz pro Jahr eingeschnitten. 300.000 Menschen arbeiten entlang der Holzwertschöpfungskette Forst, Holz, Papier und erzielen einen Gesamtumsatz von rund 15 Mrd. Euro. Apropos nachhaltig: Der Begriff „Nachhaltigkeit“ kommt aus der Forstwirtschaft. Nachhaltigkeit bedeutet, nicht mehr zu entnehmen als nachwächst. In Österreich wachsen jährlich 27 Mio. Festmeter Holz zu, 19 Mio. ernten wir.
Josef Kalthuber
Peter Konrad
Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist in aller Munde.
KALTHUBER: Personal zu finden ist nicht einfach. Neben einem Stamm heimischer Schlüsselarbeitskräfte beschäftigen wir derzeit auch zwei Mitarbeiter aus Rumänien. Nur so können wir die vielfältige Arbeit bewältigen.
KONRAD: Ein Meilenstein ist der 2016 auf Initiative der Wirtschaftskammer etablierte neue Lehrberuf des Forsttechnikers bzw. der Forsttechnikerin. Wir sind damit im deutschsprachigen Raum Vorreiter. Mittlerweile haben wir österreichweit 45 Fachkräfte ausgebildet, weitere zehn absolvieren die Lehre zurzeit. Eine Erfolgsgeschichte, die allerdings noch ausbaufähig ist. Denn es gibt derzeit sogar mehr interessierte Lehrlinge als Ausbildungsplätze. Mit Workshops versuchen wir weitere Ausbildungsbetriebe für diesen jungen und attraktiven Lehrberuf zu gewinnen. Attraktiv auch, was die Entlohnung betrifft. Wir haben uns bei der Lehrlingsentschädigung sehr weit hinausgelehnt. Neben dem immer anspruchsvolleren technischen Know-how – Stichwort Digitalisierung – werden auch kommunikative und kaufmännische Skills vermittelt. Wir legen Wert auf ein modernes Berufsbild.
Apropos kaufmännisch – wie lebt es sich ökonomisch zwischen Waldbesitz und Industrie?
KALTHUBER: Wir können uns nicht beklagen. Wir sind überwiegend für eine größere Forstverwaltung tätig und übernehmen die gesamte Durchforstung, aber auch die Pflege der Kulturen. Es ist ein langfristiges, faires Miteinander in wechselseitigem Vertrauen. Es geht dabei nicht vorrangig um den Preis, sondern um die nachhaltige Arbeit an einer wertvollen natürlichen Ressource, dem Wald. Da wird in Generationen gedacht, nicht in kurzfristigen Amortisationszeiten.
KONRAD: Entscheidend ist eine vernünftige, faire Preisgestaltung. Wir können uns z.B. nicht an skandinavischen Verhältnissen messen lassen, wo Maschinen im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr im großen Stil und flächendeckend Holz einschlagen. Nachhaltige, schonende Durchforstung und anspruchsvolles Gelände haben ihren Preis. Aber insgesamt hat unsere Dienstleistung einen sehr geringen Anteil am Endpreis.
KALTHUBER: Man muss gut wirtschaften. Die Investitionen in Maschinen können in die Hunderttausende gehen. Das muss man im Griff haben.
KONRAD: Und gleichzeitig schwankt der Holzpreis. Wir werden zwar für die Dienstleistung bezahlt, aber die volatile Konjunktur macht unser Geschäft nicht einfacher. Aktuell ist unsere Branche auch extrem von den steigenden Kosten betroffen. Diesel, Betriebsmittel, Personal: Alles hat sich stark verteuert. Die NOVA
hat die Anschaffung von Fahrzeugen um mehrere Tausend Euro in die Höhe getrieben. Das ist für viele existenzgefährdend. Natürlich werde ich grantig, wenn uns eine Energieministerin Gewessler ausrichten lässt, dann müsst ihr halt Elektroautos kaufen. Bitte, wie soll das funktionieren, wenn wir unsere Mitarbeiter und alle erforderlichen Betriebsmittel im alpinen Gelände sicher transportieren wollen?! Dass wir auf Betreiben der Wirtschaftskammer einen Energiekostenzuschuss für die Forstunternehmer erwirken konnten, brachte die dringend benötigte Entlastung.
Hat Forstdienstleistung Zukunft?
KALTHUBER: Davon bin ich überzeugt – auch weil es immer aufwendiger wird, technische und personelle Ressourcen zu unterhalten. Wir stellen sie auf höchstem Niveau bereit.
KONRAD: Grundsätzlich wächst die Branche. Seit 2014 sind österreichweit ca. 1.300 Forstunternehmen dazugekommen, aktuell gibt es 5.200. Wir brauchen für eine gedeihliche Zukunft weiterhin diversifizierte Absatzmärkte von der Bauwirtschaft und den Möbelherstellern über die Papierindustrie bis zur Biomasse, die wir mit den unterschiedlichen Holzqualitäten, vom Sägerundholz bis zum Schadholz, beliefern können. Und wir benötigen ein breites gesellschaftliches Bekenntnis zur nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wälder und zu Holz als regionalem Werk- und Wertstoff.
DIENSTLEISTER -TABLE – RUNDE 2
Im Dienste von Unternehmen und Wirtschaft: Die gewerblichen Dienstleister repräsentieren mehrere besonders wirtschaftsaffine Berufsgruppen. Obmann der Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister in der WKO Steiermark ist Gerd Zuschnig (im Bild). In einer Talk-Serie beleuchten namhafte Berufsgruppenvertreter die aktuelle Lage in ihrer Branche. Im Fokus der 2. Dienstleister-Table-Runde: die Forstunternehmen.
Am Dienstleister-Table: Bundesvorsitzender Peter Konrad (Gebrüder Konrad GmbH, Krottendorf) und Josef Kalthuber (Kalthuber GmbH, Rosenkogel, Stainz). www.dienstleister-stmk.at
Fotos: Oliver Wolf