Spirit of Styria

Der Geist der KOOPERATION

SFG-Geschäftsführer Christoph Ludwig im Interview über die fruchtbare Symbiose aus Wissenschaft und Wirtschaft, die Rolle der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG im Forschungs- und Innovationsbiotop, die Bedeutung der COMET-Zentren für den Wirtschaftsstandort und den Weg vom Wissenskapital zum unternehmerischen Kapital.

Was macht den steirischen Science-Spirit aus?
LUDWIG: Was uns auszeichnet, ist die herausragende Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Ob Forschung an Universitäten und Fachhochschulen oder angewandte Forschung im unternehmensnahen Bereich – es herrscht ein Geist der Kooperation. Er beflügelt den Wissenstransfer und treibt damit die Übersetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in innovative Produkte voran. Zudem bilden unsere Hochschulen den notwendigen Nachwuchs für die vielen Hightech-Betriebe aus, die dann wiederum gemeinsam mit Unis und Forschungseinrichtungen in kooperativen Forschungsprojekten neue Lösungen für den Markt erarbeiten. Alles in allem eine tolle Symbiose aus Wirtschaft und Wissenschaft, die die Steiermark zu einer der innovativsten Regionen Europas macht: Mit einer F&E-Quote von 5,17 Prozent zählen wir zu den Top drei in Europa.

„Werte authentisch vorzuleben ist wichtiger als eine Quotenregelung.“

CHRISTOPH LUDWIG
SFG-GESCHÄFTSFÜHRER

Welche Bedeutung hat F&E generell für den Wirtschaftsstandort?
LUDWIG: Forschung und Entwicklung sind für unseren Wohlstand existenziell. Ein moderner wettbewerbsfähiger Hochlohnstandort wäre ohne Forschung schlicht undenkbar. Unser Lebensstandard mit hohen Löhnen und Gehältern lässt sich nur aufrechterhalten, wenn wir genügend Innovationen in die Welt liefern.

Welchen Beitrag leistet die SFG in der Überleitung von Wissen in Wertschöpfung?
LUDWIG: Unser Beitrag ist mannigfaltig. Einerseits unterstützen wir Unternehmen mit einem breiten Angebot einzelbetrieblicher Förderungen, andererseits ist die SFG an Key-Playern im steirischen Forschungs- und Innovationsbiotop beteiligt: So sind wir Gesellschafter der FH Joanneum und der Silicon Austria Labs (SAL), dem drittgrößten außeruniversitären Forschungszentrum in Österreich. Wir halten Anteile an wichtigen universitätsnahen Impulszentren wie dem Datahouse der TU Graz, den beiden ZWT der Med Uni Graz sowie dem Rohstoff- und dem Werkstoffimpulszentrum der Montanuni Leoben. Wir fördern das ZWI alias Unicorn der Uni Graz, den Science Park Graz als größten Business Inkubator Österreichs sowie das ESA BICs der European Space Agency. Sie alle sind wichtige Inkubatoren für Spinoffs und forschungsintensive Start-ups. Hier entsteht aus Wissenskapital unternehmerisches Kapital.

Die Steirische Wirtschaftsförderung SFG
ist die Abwicklungsorganisation für Wirtschaftsförderungsprojekte der Steiermark. 2023 wurden 1.479 Einzelprojekte steirischer Unternehmen durch die SFG unterstützt.
Das Gesamtvolumen des Förderungs- und Finanzierungsprogramms betrug zuletzt rund 53,3 Millionen Euro – der Großteil der Mittel kommt KMU zugute.
Neben Beteiligungen an jungen Firmen und Impulszentren ist die SFG auch als Träger der steirischen Cluster- und Netzwerkinitiativen eine wichtige Säule im steirischen Innovations-Ökosystem.
www.sfg.at

Welche Rolle spielen Start-ups beim Wissenstransfer?
LUDWIG: Wir sind stolz auf unser sehr aktives und prosperierendes Start-up- und Scale-up-Ökosystem in der Steiermark und entwickeln es ständig weiter – dafür haben wir die Initiative „Startupmark“ ins Leben gerufen. Mit der steirischen Start-up-Szene sind wir mittlerweile die Nummer zwei in Österreich – bei der Standortzufriedenheit sogar die Nummer eins. Die SFG bietet dabei sowohl im Finanzierungs- als auch im Förderungsbereich vielfältigen Support. Die Palette reicht von Gründerförderungen bis zu einem eigenen Venture-Capital-Fonds. Dabei können wir uns mit Mitteln des Landes – zeitlich befristet – an Start-ups in einer frühen Phase beteiligen und damit privates Kapital hebeln, indem wir mit Business-Angels oder VC-Unternehmen co-investieren. Im Vorjahr konnten wir so viele Beteiligungen eingehen wie noch nie in der Geschichte der SFG. Gerade in Zeiten hoher Zinsen und zurückhaltender Investitionen ist unsere Unterstützung besonders wichtig.

KMU sind das Rückgrat der steirischen Wirtschaft. Wie forschungsaffin sind kleine und mittlere Unternehmen?
LUDWIG: Grundsätzlich unterstützen wir Betriebe jeder Größe, der Fokus liegt jedoch auf KMU: Hier bieten wir besonders viele Förderungsaktionen. Schließlich sind die Hürden für kleine und mittlere Betriebe oft höher als für Großbetriebe mit eigenen F&E-Abteilungen. Damit bewegen wir uns ganz im Einklang mit der EU, die für KMU wesentliche Förderungsmittel wie EFRE-, aber auch REACT- und JTF-Mittel zur Verfügung stellt. Dabei ist es uns gelungen, in der vergangenen Förderperiode 140 Millionen Euro abzuholen und unsere Mittel damit zu verdoppeln – kein anderes Bundesland war so erfolgreich wie wir. Zudem zahlen wir dank einer Kooperation mit der Forschungsförderungsgesellschaft FFG einen sogenannten Steiermark-Bonus an KMU aus, einen zusätzlichen Beitrag der SFG zur Innovationsförderung der FFG.

„Kein Bundesland
ist so erfolgreich
darin, zusätzliche
EU-Fördermittel für
KMU abzuholen,
wie die Steiermark.“

CHRISTOPH LUDWIG
SFG-GESCHÄFTSFÜHRER

Welche Bedeutung haben Kompetenzzentren für die steirische Wirtschaft?
LUDWIG: Unsere COMET-Kompetenzzentren sind eine absolute Erfolgsgeschichte. Derzeit ist unser Bundesland an 22 von 38 österreichischen Forschungszentren des COMET-Programms beteiligt – der Großteil davon mit Sitz in der Steiermark. Auch beim jüngsten Call hat die Steiermark hervorragend abgeschnitten. Mittlerweile arbeiten rund 1.500 COMET-Forscherinnen und Forscher in enger Kooperation mit Unternehmen an neuen Produkten und Dienstleistungen: Und die Themenvielfalt und Bandbreite dieser Forschungstätigkeiten sind ebenso groß wie es das steirische Forschungsökosystem mit seinen Stärkenfeldern ist. Dabei werden die Zentren laufend von externen Experten evaluiert. Rund 50 Prozent der Finanzierung kommt aus der Wirtschaft: Die Zentren finanzieren sich also zu einem Gutteil durch Forschungsaufträge von Unternehmen.

Wie lässt sich ungenutztes weibliches Potenzial am Forschungsstandort heben?
LUDWIG: Die beste Möglichkeit, es zu heben, ist das Aufzeigen, Motivieren und Inspirieren – so wie es auch der Intention des „SPIRIT-Award for Women in Science“ entspricht. Es ist großartig zu sehen, welche tollen Forschungsprojekte wir im Land haben und welchen Beitrag Forscherinnen dazu leisten. Entscheidend in der Frage der Gleichstellung ist für mich das authentische Vorleben von Werten. Dann braucht es auch keine Quoten oder großen Formalismen. So sind im SFG-Managementteam 50 Prozent der Führungskräfte weiblich – weil uns Ausgewogenheit wichtig ist und wir die Werte leben, für die wir eintreten.

Fotos: Oliver Wolf

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