Spirit of Styria

INNOVATION mit Argusaugen

Mit hochspezialisierten IT-basierten Vermessungs- und Prüfdienstleistungen
für Verkehrsinfrastruktur, Tunnel- und Bergbau sowie Industrievermessung und Naturgefahrenmonitoring behauptet sich die mittlerweile zur Geodata Group gewachsene Leobener Geodata ZT GmbH seit ihrer Gründung 1987 an der Technologiespitze und ist bei spektakulären Projekten weltweit im Einsatz.

Ein ehemaliger Tischlereibetrieb im beschaulichen Einfamilienhausambiente im Murknie unweit der Gösser Brauerei dient dem Unternehmen als Headquarter. Büros, Lagerflächen und Werkstätten. Alexander Radinger, Partner und Vorsitzender der Geschäftsführung der Ziviltechnikergesellschaft, empfängt in freundlich heller Atmosphäre und platziert gleich ein Objekt auf dem Tisch des Besprechungsraums: einen anthrazitfarbenen Zylinder, auf dessen einer Seite ein weißer Kegel aufgesetzt ist, hergestellt aus Kunststoff bzw. Metall. Wie zahlreiche andere der Leobener Lösungen, etwa die Datenintegrationsplattform Kronos, das Navigations- und Steuerleitsystem Tauros, die 3-D-Monitoring- und Vermessungssoftware Eupalinos (benannt nach dem Erbauer des antiken Tunnels von Samos) oder das Datenerfassungs- und Monitoringsystem Dalos darf sich das smarte, gut faustgroße Objekt mit einem griechischen Namen schmücken: „Argos“ verweist auf das mythologische Riesenungeheuer, das mit hundert (Argus-)Augen am ganzen Leib in alle Richtungen zu blicken vermag. Alles im Blick soll auch diese erst im Juni 2024 offiziell präsentierte Innovation aus der Geodata- Produktschmiede haben. Die Argusaugen sind in diesem Fall Sensoren; in der Standardversion reagieren sie auf Beschleunigung und Neigung, in einer erweiterten Version kommt auch noch ein Seilzugsensor dazu. Eingesetzt werden beide Argos-Typen im ob der Folgen der Klimaerwärmung zunehmend „boomenden“ Monitoring von Naturgefahren. Ersterer zur Überwachung rutschgefährdeter Hänge und potenzieller Muren, Zweiterer zum Monitoring von Felseinschlägen in Steinschlagschutznetzen. In Verbindung mit einer integrierten Datenübertragung und dem hauseigenen Datenmanagementsystem „GeodataHub Kronos“ entstünde so, schildert Radinger, gleichsam ein Monitoringsicherheitsnetz, das es ermögliche, umgehend und automatisiert geeignete Maßnahmen in Gang zu setzen, etwa eine Straße zu sperren oder Gefährdete via SMS zu warnen.

Innovative Vermessung weltweit: Geodata-Mitgründer und -Mehrheitsgesellschafter Johann Golser (M.)
mit zwei seiner Mitgesellschafter, Alexander Radinger (l., Vorsitzender der Geschäftsführung) und Stefan Rabensteiner (ebenfalls in der Geschäftsführung)

INTELLIGENZ IM SCHLAFMODUS
Damit Argos seine verantwortungsvolle Aufgabe auch tatsächlich verlässlich erfüllen kann, mussten sich, so Radinger, die Techniker in der Geodata-F&E-Abteilung einiges einfallen lassen. Denn was von außen noch recht unspektakulär wirken mag, beherbergt ein aufwendiges Innenleben: neben Sensoren, integrierter Software, sprich Platinen, Funkübertragungstechnik sowie allerhand Drähten und Verankerungstechnik schließlich auch die Batterien, aus denen Argos’ Aktivitäten gespeist werden. Und das über einen Zeitraum von wenigstens fünf Jahren, in denen er – erst einmal in einem Steinschlagnetz verankert oder mittels Drohne in ein Steilgebiet eingeflogen – seiner Aufgabe unter allen nur erdenklichen Witterungs- und Umweltbedingungen auf sich allein gestellt nachzugehen hat. Die Herausforderungen: erstens Hülle und Konstruktion so robust zu gestalten, dass Argos in seinem herausfordernden Wirkungsgebiet keinen Schaden nimmt; zweitens die Energieversorgung so sparsam zu halten, dass das „Murenei“, so der Vulgoname des Hightechtools, nicht vor der Zeit die Argusaugen schließt. „Es wurde sogar eine Schläferfunktion entwickelt“, schildert Radinger. „Argos übermittelt zwar regelmäßig ein Lebenssignal. Seine Funktionen werden aller dings erst aktiviert, wenn es tatsächlich zu einem Einschlag beziehungsweise zu einer Positionsveränderung kommt, die auf einen beginnenden Murgang schließen lässt.“

Argos wirft auch ein Schlaglicht auf die Innovations- und Wertschöpfungstiefe sowie das Qualitätsverständnis der Leobener Messtechniker. So gut wie alle Entwicklungs- und Fertigungsschritte von der Idee über das Design und die Softwareentwicklung bis zur Fertigung von Komponenten und deren Zusammenbau seien, betont Radinger, inhouse angesiedelt. Was nicht selbst erzeugt werden könne, werde, sofern möglich, aus der Region bezogen. So kämen etwa Spritzgusskomponenten von der plasoft GmbH, einem jungen innovativen Kapfenberger Kunststoff-technikunternehmen. Nur Batterien und Platinen müssten aus globalen Quellen bezogen werden. Derzeit, so Radinger, werde Argos bereits von Interessenten getestet. Die Rückmeldungen seien „sehr positiv“. Neben Schienennetz- und Straßenbetreibern seien auch steinschlag- und murengefährdete Gemeinden bzw. Tourismusinfrastrukturbetreiber logische Adressaten für den intelligenten Naturgefahrenbeobachter. Für größere Abnehmer lasse sich Argos sogar individuell designen sowie branden, griffen die Leobener den Wunsch eines langjährigen Kunden gleich auf.

Argos soll sich im Naturgefahrenmonitoring einen Namen machen und
Menschen vor Muren und Steinschlag warnen.

SMARTE HARD- UND SOFTWARE
Dabei ist Argos nur das jüngste Kind in einer an Innovationen und Produktentwicklungen reichen Unternehmenstradition. Die Palette umfasst vermessungstechnisches Zubehör wie zum Beispiel Reflektoren ebenso wie die unterschiedlichsten geotechnischen Spezialgeräte vom Inklinometer über Extensometer, Messanker, Ankerlastplatten und Fugenspaltmessinstrumente bis zu höchst komplexen Steuerleit-, Navigations- und Monitoringsystemen. Dazu mit Eupalinos und Kronos die entsprechenden Softwareplattformen, um all die Daten zu verarbeiten – getreu dem Motto des Unternehmens: „We turn data into information and make your decision safe.“

„Wir sind ein extrem kreatives Unternehmen“, bringt es Radinger auf den Punkt. Neben der F&E-Abteilung treibe ein eigenes zehnköpfiges Innovations-Board, bestehend aus Führungskräften und jungen Technikern, die Entwicklung voran. „Mehrmals im Jahr“, schildert der studierte Geophysiker, „befasst sich dieses Gremium mit strategischen Optionen und legt Bereiche fest, in denen wir uns längerfristig engagieren wollen.“ So sei schon vor Jahren das Thema des Naturgefahrenmonitorings ins Visier genommen worden. „Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin, vom Lehrling bis zur Führungskraft, kann seine Ideen präsentieren und im Rahmen eines Pitchs vor diesem Board verteidigen. Überzeugt die Idee, wird die Umsetzung in Angriff genommen.“

Noch viel mehr, als Umsatzbringer zu sein, spiegeln die Geodata-Produktinnovationen Erfahrung und Expertise der Leobener Ziviltechniker und ihrer mittlerweile rund 200, überwiegend langjährigen Mitarbeiter, davon ca. 40 am Unternehmenssitz in Leoben, wider: einfach um das entscheidende Quäntchen präziser zu sein, aus den Daten noch mehr herauszuholen; und damit ein Mehr an Lösungskompetenz, Verlässlichkeit, Schnelligkeit, Sicherheit, Genauigkeit, Effizienz und letztlich Kundennutzen bieten zu können. Und so wird das Gros des Geschäftsvolumens nach wie vor in jenen Bereichen erzielt, in denen die technischen Errungenschaften zur Anwendung kommen: bei der geodätischen Begleitung spektakulärer Tunnelprojekte vom Semmering über den Koralm- bis zum Port-Said-Straßentunnel, bei Kraftwerksbauten etwa in Chile, bei suburbanen Metroprojekten von Kopenhagen über Wien bis nach Thessaloniki, in der Industrievermessung, speziell bei der nahen voestalpine, und zunehmend auch im Bergbau sowie im Naturgefahrenmonitoring.

Wir sind ein extrem kreatives Unternehmen und jeder und jede unserer Beschäftigten kann innovative Ideen vor einem Gremium präsentieren.

ALEXANDER RADINGER, VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG

VERMESSUNG WELTWEIT
Mit Standorten und Niederlassungen von Sattledt bis Sydney, Admont bis Athen, in München, Zagreb und Kopenhagen sowie in Metropolen wie Delhi, London und Santiago de Chile ist der Horizont ein weltweiter. Pate gestanden waren Internationalisierung wie technologiegetriebener Innovationsgeist bereits an der Wiege der Geodata, als das Unternehmen 1987 von Johann Golser sen., einer der Koryphäen der damals noch jungen „Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode“ (NATM), als Spin-off der Montanuniversität Leoben gegründet wurde. Schon damals dabei: Golsers Sohn Johann (jun.) sowie sein damaliger Institutsmitarbeiter Klaus Rabensteiner, die heute die – nach wie vor operativ tätige – Seniorführungsebene repräsentieren. So tüftelte Golser mit seinen Mitarbeitern während unseres Besuchs höchstpersönlich am letzten Schliff für ein Hightechtool, das demnächst in einem U-Bahn-Schacht, der seinerseits wieder untertunnelt wird, auch die geringsten möglichen Veränderungen am bestehenden Gleiskörper detektieren soll. Bereits 1973 hatte Johann Golser sen. übrigens mit Geoconsult (heute GC Group) in Salzburg einen im selben Umfeld agierenden Planungsdienstleister gegründet, der heute, ebenfalls weltweit erfolgreich, von seinem zweiten Sohn Harald geleitet wird. Mit Alexander Radinger, der 2008 von einem Branchenbegleiter zur Geodata gewechselt war, sowie Stefan Rabensteiner und Hella Riedl-Rabensteiner, den Kindern des Mitgründers Klaus Rabensteiner, die ebenfalls bereits Führungspositionen einnehmen, sind allerdings auch die Weichen für die Zukunft bereits gestellt. Eine der größten Herausforderungen dabei, so Radinger: „Wir haben viele Mitarbeiter, die seit Jahrzehnten im Unternehmen sind und enorm viel Know-how und Erfahrung repräsentieren. Angesichts der nun einsetzenden Babyboomer-Pensionierungswelle müssen wir Sorge dafür tragen, dass diese Expertise im Unternehmen weiterlebt. Denn bei aller Affinität zu datengetriebener, auch künstlicher Intelligenz: Die Ressource, auf die es letzten Endes ankommt, wenn wir erfolgreich weiterwachsen wollen, sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Geodata ZT GmbH 
Im Jahr 1987 von Johann Golser sen. gemeinsam mit seinem Sohn Johann Golser (jun.) sowie Klaus Rabensteiner als Spin-off der Montanuni Leoben gegründet. Golser sen. hatte bereits 1973 in Salzburg die Geoconsult ZT GmbH (heute GC Group) ins Leben gerufen. Sein weltweites Renommee als Koryphäe der „Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode“ (NATM) verlieh den beiden Unternehmen von Anfang an eine starke internationale Stoßrichtung.

Nunmehr als Geodata Group bietet das Unternehmen mit mehreren Tochterfirmen sowie Headquarter in Leoben und Standorten bzw. Niederlassungen in (alphabetisch) Admont, Athen, Delhi, Graz, Kopenhagen, London, München, Oslo, Santiago de Chile, Sattledt, Sydney, Vöcklabruck, Wien, Windischgarsten und Zagreb Vermessungs- und Prüfdienstleistungen sowie eine breite Palette von einschlägigem Bedarf und innovativen Hightechprodukten.

Der größte Teil der Geschäftstätigkeit entfällt auf Leistungen im Bereich Verkehrsinfrastruktur (Straße, Schiene, Energie), speziell im (auch städtischen) Tunnelbau. Unter den Referenzen finden sich zahlreiche spektakuläre Projekte in Österreich sowie weltweit wie Semmeringbasistunnel, Koralmtunnel, Brenner-Basistunnel, Metros in Wien, Kopenhagen, Sydney und Thessaloniki, Kraftwerksprojekte in Sydney.

Weitere Tätigkeitsfelder sind Bergbau, Industrievermessung und Naturgefahrenmonitoring. Das Renommee als Technologietreiber und -führer verdankt Geodata nicht zuletzt dem bereits früh implementierten Fokus auf IT und Datenverarbeitung.

Die Geodata Group beschäftigt heute ca. 200 Personen weltweit, davon ca. 120 in Österreich. Geschäftsführende Gesellschafter der Kerngesellschaft sind neben den Mitgründern Johann Golser und Klaus Rabensteiner auch Alexander Radinger und Stefan Rabensteiner.

Fotos: Oliver Wolf

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