Die Gretchenfrage stellt die Creative Industries Styria (CIS) steirischen Unternehmen im Rahmen des Designindex, einer eigens entwickelten Methode, die den Designzugang heimischer Betriebe messbar macht wie die Raumtemperatur oder den Luftdruck. Wie designful sind unsere Unternehmen in der Steiermark? Welchen Mehrwert leistet Design zum Unternehmenserfolg? Fragen, auf die die Haindl Mühle in Kalsdorf – eines der ersten indizierten Unternehmen – sehr präzise Antworten kennt.
Design im Fokus: Haindl Mühle
Was für den Acker gilt, ist auch für das Feld des Designs gültig. Längst aufgegangen ist die Saat für die Haindl Mühle in Kalsdorf bei Graz, traditionsreicher Produzent von Mehlen und Kürbiskernöl. „Wir produzieren seit jeher hochwertige Lebensmittel. Daher fand ich es immer ein bisschen schade, dass sich diese hohe Qualität nicht in unserem Außenauftritt widergespiegelt hat“, erklärt Daniela Haindl, in vierter Generation für die traditionsreiche Getreide- und Ölmühle tätig. Sukzessive begann sie daher in vergangenen Jahren, einen strategischen Designprozess im Unternehmen umzusetzen, der Schritt für Schritt alle wesentlichen Bereiche erfasste – Re-Branding, neue Website inklusive Webshop, neues Packaging, neues Ladendesign im „Mühlladen“ und eine neue Eventreihe, um neue, jüngere Zielgruppen anzusprechen. „Entscheidend dabei: Alle Maßnahmen transportieren die Werte, für die unsere Mühle steht – Regionalität, Nachhaltigkeit, Qualität sowie traditionelles Handwerk“, erklärt Haindl. „In unserer Branche dominieren längst industriell arbeitende Großbetriebe. Kleine traditionsreiche Betriebe wie wir sind mehr denn je gefordert, auf sich aufmerksam zu machen“, so Haindl. „Mit Billigangeboten in Diskontmärkten können und wollen wir nicht konkurrieren. Unsere Chance liegt in der Positionierung als Premium-Anbieter“, so Haindl. „Design ist daher für uns wesentlich mehr als nur Produktbehübschung, sondern längst wichtiger Bestandteil der strategischen Unternehmensentwicklung. Auf diese Weise können wir unseren Kunden den Mehr-wert unserer Produkte auf allen Ebenen glaubwürdig kommunizieren“, so die studierte Betriebswirtin mit Schwerpunkt Wirtschaftspsychologie. Jüngste Maßnahme: ein Aufsehen erregendes Mural auf der Fassade der Mühle, das im Sommer aufgebracht wurde. Zudem laufen die Vorbereitungen für das nächste Highlight auf Hochtouren: Die Haindl Mühle wird Mitgliedsbetrieb der „Erlebniswelt Wirtschaft“ – und damit Interessierten künftig Einblicke in die Produktionsalltag einer Mühle bieten.
Fokus auf Design als Strategie: Daniela Haindl, in 4. Generation für die Haindl Mühle tätig. Vom Packaging und Branding bis zum Mühlladen – hochwertiges Design als Mehrwert.
Tipp: Am 22.11. lädt die Mühle zum „Late Night Shopping“ nach Kalsdorf.
MESSBARE GRÖSSE UND DIE EISBERG-FRAGE
Wie repräsentativ ist nun der Designfokus der Haindl Mühle für die steirische Unternehmenslandschaft? Den Stellenwert von Design in heimischen Betrieben untersucht eine neue Erhebungsmethode der Creative Industries Styria (CIS) – der Designindex. 20 steirische Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen – vom KMU bis zum Industriebetrieb – wurden dabei zu ihrem jeweiligen Designzugang befragt. Darunter: Martin Auer, Andy Wolf Eyewear, Neuroth AG, KAPO Fenster und Türen, Anton Paar Group und Komptech.
Design im Fokus: Andy Wolf (links) und Hightech-Maschinen von Komptech (rechts)
Der Design-Spirit am Prüfstand: Welche Rolle spielt Design im Unternehmen? Gibt es eine klare Designstrategie? Wie stark ist die Designnutzung in den einzelnen Unternehmensbereichen? Inwieweit ist Design in den unternehmerischen Prozessen integriert? Gibt es einen verantwortlichen Designmanager? Und wo sieht man das Unternehmen auf der Designleiter verortet – von 1 (kein Design) über 2 (Design als Styling) und 3 (Design in den Prozessen) bis 4 (Design als strategischer Wettbewerbsfaktor)? Fragen, die tief in die Firmenkultur des Unternehmens und deren „Designfulness“ blicken lassen. „Aus den Antworten errechnen wir einen eigenen Designindex für jedes einzelne Unternehmen“, erklärt CIS- Geschäftsführer Eberhard Schrempf, Initiator des Designindex. „Damit machen wir den Designzustand eines Unternehmens erstmals messbar – wie die Raumtemperatur oder den Luftdruck – und können Unternehmen miteinander vergleichen. Zudem schaffen wir für das befragte Unternehmen einen Referenzwert für die zukünftige Entwicklung. Gerne unterstützen wir die Betriebe dabei, ihre Design-Performance – ausgehend vom aktuellen Wert – zu optimieren.“ Eine gemischte Bilanz zieht Eberhard Schrempf über die Ergebnisse des ersten Projektdurchlaufs. „Wir sehen, dass der Stellenwert von Design in der Unternehmerschaft zwar bereits erkannt wird, aber sich vielfach noch auf den Außenauftritt der Unternehmen beschränkt. Die meisten Firmen befinden sich zwischen Stufe zwei und drei auf der Design-Leiter. Das heißt, in der Designanwendung, also im Einsatz von Design als strategischen Wettbewerbsfaktor zur Produkt- und Unternehmensentwicklung, gibt es noch viel Luft nach oben“, so Schrempf. „Denn man muss sich Design wie einen Eisberg vorstellen – die sichtbare Spitze ist nur der kleinere Teil, wesentlich ist das Nicht-Sichtbare. Und dieser – unter der Oberfläche liegende – Teil entscheidet letztlich über den Unternehmenserfolg.“
„Der Designindex macht den Designzugang von Unternehmen messbar und liefert die Grundlage, sich auf der Design-Leiter weiter zu verbessern.“
EBERHARD SCHREMPF
CIS-GESCHÄFTSFÜHRER
Designindex
Das von der CIS entwickelte Frage- und Punktesystem ermöglicht, basierend auf qualitativen Interviews, einen Vergleichswert (Designindex) zu ermitteln, der eine detaillierte Analyse des Designzustands eines Unternehmens erlaubt.
Im ersten Projektdurchlauf wurden 20 steirische Unternehmen befragt – Betriebe unterschiedlicher Branchen und Unternehmensgrößen. Im Anschluss wurden den Unternehmen ihre Ergebnisse inklusive Analyse und Potenzialerhebung zur Verfügung gestellt.
Infos unter: https://www.cis.at/projekte/designindex
In Kooperation mit der Creative Industries Styria
Fotos: ee photograph, CIS/Raneburger