Spirit of Styria

Augenblicke des ALLTAGS

Die Grazer Malerin Irene Mischak hält in ihren realistischen Bildern flüchtige Alltagssituationen fest, die ansonsten übersehen würden. Im Gespräch mit SPIRIT of Styria erzählt sie, dass die Kunst sie anfangs nicht wollte, sie das Besondere dem Schönen vorzieht und wie ihre eigene Ungeduld ihre Malweise beeinflusst.

Viele Wege führen zur Kunst, nicht alle davon sind vorgezeichnet. So war es auch bei der Grazer Künstlerin Irene Mischak. „Ich bin zur Kunst gekommen, indem die Kunst mich nicht wollte“, schmunzelt die heute im gesamten deutschsprachigen Raum bekannte Malerin und verrät, dass sie ursprünglich an der Angewandten studieren wollte. „Das klappte aber nicht, und Kunstgeschichte oder Bühnenbild in Graz war mir nicht pragmatisch genug“. So entschied sie sich für Technische Mathematik und Informatik an der Technischen Universität Graz, „da ich Zahlen immer schon sehr mochte“, sagt Mischak und fügt hinzu: „Als dann das Internet aufkam und man die ersten Websites gestalten konnte, sah ich meine Chance, sowohl analytisches Denken als auch mein grafisches Auge hier einzubringen“. Beruflich ist Irene Mischak am LKH Graz für Webdesign, Grafik sowie Informationsverarbeitung und Statistik zuständig. Ihre Bilder und dreidimensionalen Skulpturen entstehen erst, wenn sie, als selbstbezeichneter Abendmensch, im Kelleratelier das Licht anmacht.

Das, was wir tun, in all seiner Beiläufigkeit, fasziniert mich. In diesen Momenten der Selbstvergessenheit zeigen wir, wer wir wirklich sind.

IRENE MISCHAK, KÜNSTLERIN

VOM WIEDERERLEBEN UND NEUINTERPRETIEREN
„Meine Bilder erfordern hohe Konzentration und bedeuten auch viel Arbeit, jedoch macht mir die Kunst großen Spaß.“ Seit über zwanzig Jahren besucht die Kunstautodidaktin im In- und Ausland Fortbildungen wie z.B. Aktzeichenkurse. Als Ausgleich nebenbei will Irene Mischak ihre figurale Malerei aber nicht verstanden wissen. „Über meine Bilder, bevorzugt Alla-Primamalereien in Öl auf Leinwand, halte ich Alltagssituationen fest. Es ist also eine Art Wiedererleben von Gesehenem, aber auch eine Neuinterpretation.“

Zu den unterschiedlichen Maltechniken und -stilen in Öl gehören auch Collagen.

DAS SELBST IN DER SELBSTVERGESSENHEIT
Spontane Begegnungen, Merkmale, die Mischak interessant findet, sei es eine Hand in ungewöhnlicher Pose, hält sie mit ihrer Kamera fest. Am liebsten portraitiert die Künstlerin Menschen im alltäglichen Leben, ob beim Rauchen, während eines Gesprächs, oder mit einer Tasse Kaffee in der Hand. „Das, was wir tun, in all seiner Beiläufigkeit, fasziniert mich. In diesen Momenten der Selbstvergessenheit zeigen wir, wer wir wirklich sind“, sagt Mischak. Ihr zufolge müssen ihre Motive etwas Besonderes aufweisen, Menschen nicht zwingend einem klassischen Schönheitsideal entsprechen. Und wichtig ist ihr auch, „dass Bilder einen gewissen ästhetischen Anspruch besitzen, aber dennoch gefällig sind, denn man will sie sich ja anschauen können.“ Neben Menschen kommen auch Tiere und Gebäude in ihren Werken vor, stets in modernem Realismus festgehalten und vor einem Hintergrund, der abstrakt ist, etwas andeutet, vage bleibt und dadurch das Hauptmotiv klarer herausstellt.

BEWEGUNG IN DER (UN)RUHE
Ein Motiv, das sich in ruhiger Umgebung meist in Bewegung befindet. Auf diesen Kontrast angesprochen, kommt Mischak auf ihren Malprozess zu sprechen und lacht: „Ich bin kein sehr geduldiger Mensch! Ich male meine Bilder auch sehr schnell, die sind oft in einem Tag fertig, was auch der Nass-in-Nass-Technik geschuldet ist. Hier male ich in die noch nicht getrocknete Farbe hinein, trage so Farbschicht für Farbschicht auf und schaffe Tiefe, Übergänge und Textur“, erklärt die Künstlerin, die immer zuerst das Gesicht malt. „Das ist auch das Schwierigste“, sagt die Künstlerin, „einen Ausdruck einzufangen, zu konservieren, der flüchtig ist – so wie die Augenblicke des Alltags.“

IRENE MISCHAK

Geboren 1966 in Graz
Studium der Technischen Mathematik/Informatik an der TU Graz
Mitglied bei den AKTivisten und bei der Berufsvereinigung Bildender 
Künstler
Seit 2008 jährliche Teilnahme am Kunstsupermarkt in Wien
Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen
www.irene-mischak.at

Fotos: Oliver Wolf

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