Spirit of Styria

„Ein gutes Miteinander sollte UNSER ZIEL SEIN“

Das aufstrebende Tech-Unternehmen Ottronic rüstet sich, um die besten Köpfe nach Fohnsdorf zu holen. Der Arbeitsplatz von morgen wird flexibler und sprachlich vielfältiger sein müssen, ist man dort überzeugt.

Seit 1988 gibt es das Technologieunternehmen Ottronic, in dem maßgeschneiderte Komplettlösungen im Bereich elektronischer Systeme und Antriebe für Medizintechnik, Industrie und Mobilität entwickelt und hergestellt werden. Mit einer Betriebsgröße von mehr als 30 Beschäftigten bietet das Unternehmen in Fohnsdorf interessante Beschäftigungsfelder, nachdem von der Idee und der Prototypenentwicklung bis zur Fertigung alles in einer Hand geschieht. Spannende Jobs sind garantiert, wenn es einerseits gilt, Trends und technische Neuerungen aufzuspüren, zu bewerten und in Produkte einfließen zu lassen, und gleichzeitig die Grenzen der Technik auszuloten. Welche Rolle hierbei Diversität spielt, erklären der Geschäftsführer Günter Winkler und die Personalleiterin Anna Sophie Schnedl.

Diversität ist ein wichtiges Schlagwort für Unternehmen geworden. Was versteht man bei Ottronic darunter?
WINKLER: Ottronic wird seit 35 Jahren wie ein Start-up geführt, und diesen Charakter versuchen wir auch zu leben. Diversität, die Erfolg bringt, ist bei uns etwa eine gute Mischung aus jungen und älteren Mitarbeitenden. Um die Herausforderungen stemmen zu können, stellen wir die richtigen Tools bereit, sorgen für eine reibungslose Kommunikation sowie für passende und flexible Arbeitszeitmodelle. Die Wünsche der jungen Generation versuchen wir, so in Form zu gießen, dass es für alle im Unternehmen fair ist und zugleich für die Jungen erstrebenswert, für uns zu arbeiten und das möglichst lange. In Sachen Geschlechtergleichstellung sind wir als technisches Unternehmen schon jetzt super aufgestellt: Wir beschäftigen nahezu mehr Frauen als Männer. Das wirkt sich auch auf das Team positiv aus, besonders was den Umgangston betrifft (schmunzelt).

Frau Schnedl, was ist für Sie die Herausforderung auf dem Weg zu einem diverseren Unternehmen?
SCHNEDL: In unserem Fall kann man sagen, dass Englisch ein großes Thema ist. Wir bekommen viele Bewerbungen von richtig guten Mitarbeitern aus anderen Ländern, die super in unser Team passen würden, aber es gibt halt einfach sprachliche Barrieren. Klar, unsere soziale Sprache ist Deutsch, aber wir müssen gezwungenermaßen umstrukturieren, um diese nicht Deutsch sprechenden Mitarbeiter integrieren zu können. Das Potenzial, sie aufs Land zu bekommen, ist grundsätzlich gegeben. Das Umfeld ist noch nicht überall bereit.

Herr Winkler, Sie haben vorhin den Start-up-Charakter von Ottronic angesprochen. Würden Sie sagen, dass Ihr Unternehmen damit progressiver ist als andere in der Region?
WINKLER: Vor eineinhalb Jahren kannte uns so gut wie niemand, wir befinden uns gerade in einem Umstrukturierungsprozess, um sichtbarer zu werden, mit all unseren Werten und Geschichten. Unser Hauptslogan heißt: „Reliable Innovation“, wir wollen als zuverlässiger technologischer Partner gesehen werden, auf den man sich verlassen kann. Immerhin sind wir in Bereichen wie der Medizintechnik tätig, wo das sehr wichtig ist für langfristige Kundenbeziehungen. Ja, wir sind eine technologische Spielwiese, müssen aber am Ende des Tages ein funktionierendes Produkt herausbringen, das produzierbar ist. Nah an diesem Prozess zu sein macht jedenfalls viel Spaß.

Frau Schnedl, was können Sie neuen Mitarbeitenden bieten?
SCHNEDL: Um deren Potenziale bestmöglich nutzen zu können, braucht es flexible Arbeitszeiten. Selbst bin ich Mutter von drei Kindern, kann aber flexibel arbeiten, und das nahezu Vollzeit. Am Land ist die Kinderbetreuung nicht immer gegeben, hier müssen wir als Arbeitgeber unterstützen. Für unsere Damen in der Produktion ist das gerade in den Sommerferien ein großes Thema. Meist klappt die Zusammenarbeit prima, sobald das Betreuungsthema geklärt ist.

Mehr Diversität bei Ottronic: Geschäftsführer Günter Winkler
und die Personalleiterin Anna Sophie Schnedl

WINKLER: Wir sind aktuell auf einem starken Wachstumskurs und auf High Potentials aus anderen Regionen angewiesen. Gerade erst hatten wir ein Gespräch mit einer Italienerin, die sich als Projektmanagerin beworben hat. Für sie war die erwähnte Flexibilität ein wichtiges Thema, sie lebt in Villach und wird nicht jeden Tag in Fohnsdorf sein können. Als kleines Unternehmen können wir hier gute Lösungen suchen und anbieten. Wenn die Babyboomer in Pension gehen, werden viele Menschen bei uns arbeiten, die nicht in Österreich geboren sind. Will man wachsen, gerade im Bereich Technologie, wird man sich weiter öffnen müssen, gerade sprachlich.

SCHNEDL: Wir haben in der Produktion Damen mit Migrationshintergrund, bei denen es Sprachbarrieren gibt. Als wir feststellten, dass sie sich mit Arbeitsanweisungen mitunter schwer tun, erstellten wir Videos. Diese können sich die Damen anschauen, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Solche Maßnahmen zur Beseitigung von Sprachbarrieren sind halt nur möglich, wenn man laufend im Austausch ist.

WINKLER: Das funktioniert wiederum in kleineren Unternehmen besser. Hier besteht das Reizvolle ja darin, sich einbringen zu können. Nicht nur, wenn es um technische Entwicklungen geht und die daraus entstandenen Endprodukte, sondern auch bei Fragen, wie Büros eingerichtet werden, wie wir Teambuilding machen, welche Tools wir benutzen. Das ist in großen Unternehmen, die starrer in ihren Strukturen sind, nicht möglich. Ich denke, das macht uns auch als Arbeitgeber attraktiv: Teil dieses Weges sein zu können.

Was ist Diversität für Sie persönlich?
WINKLER: Ich denke, unser aller Ziel sollte sein, gut zusammenzuleben, egal, woher man kommt, welchen Geschlechts man ist, welche Hobbys man verfolgt, welchen kulturellen Hintergrund oder welche Ausbildung man hat. Bringt jemand Mehrwert in ein Unternehmen, sollte man alles Mögliche tun, dass dieser Mehrwert geliefert werden kann.

SCHNEDL: Es sollte für jeden möglich sein, gerne arbeiten gehen zu können, ohne darüber nachdenken zu müssen, wie und wann das möglich ist.

Foto: OTTRONIC

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