Spirit of Styria

Erfolg macht ERFINDERISCH

Von der Tischlerei zum Generalunternehmer: Die südsteirische Kamper Handwerk + Bau GmbH lieferte bei der Renovierung des Wiener Parlaments einen eindrucksvollen Beweis ihres Könnens ab, reüssiert auf deutschen Baustellen und sucht erfolgreich nach neuen Wegen – zum Beispiel bei der Arbeitszeit.

Wenn heute das Innenleben des ursprünglich nach den Plänen des Baumeisters und Architekten Theophil Hansen errichteten neoklassizistische Parlamentsgebäudes am Dr.-Karl-Renner-Ring in Wien in neuem Glanz erstrahlt und auch technisch auf den allerneuesten Stand gebracht wurde, dann hat ein südsteirisches Unternehmen erheblichen Anteil an dieser Glanzleistung. Die im Gewerbegebiet von Tillmitsch bei Leibnitz ansässige Kamper Handwerk + Bau GmbH durfte sich gleich über zwei Aufträge freuen, mit denen sie maßgeblich zur Instandsetzung und Erneuerung des denkmalgeschützten historischen Gebäudes beitragen konnte.
2019 hatte das steirische Unternehmen nach einer Ausschreibung den Zuschlag für die Sanierung bzw. Lieferung von rund 300 Türen – teilweise meterhohe Portale – bekommen. Ein weiterer Auftrag betraf Tischlerarbeiten für Konferenztische, modulare Tische sowie Möbel für den Nationalratssaal und den Bundesratsaal. Etwa dreieinhalb Jahre hätten, so Martin Kamper (43) und Markus Kleindienst (43), Geschäftsführer der Kamper Handwerk + Bau GmbH, die Arbeiten insgesamt in Anspruch genommen; gedehnt noch durch die synchron zum Projektzeitraum durchs Land wogenden Pandemiewellen. Eine anspruchsvolle und komplexe Herausforderung, wie die beiden Geschäftsführer betonen, die die ganze Erfahrung und Expertise des Unternehmens, aber auch beträchtliche personelle Ressourcen erfordert habe.

Generalunternehmer mit vertiefter handwerklicher Expertise: Martin Kamper (r.) und Markus Kleindienst setzen beim südsteirischen Familienunternehmen Kamper Handwerk + Bau auf gesundes Wachstum und peilen in den kommenden Jahren einen Umsatz von 100 Millionen Euro an.

HIGH-END-HANDWERK
So wurden 145 Türen detailgetreu historisch nach-gebaut, 42 historische Türen in behutsamer Handarbeit mit modernster Brandschutz-, Panik- und Antriebstechnologie versehen und weitere 122 Türen instand gesetzt und mit neuester Zutrittstechnologie ausgestattet. Zudem wurden in den Produktionshallen in Tillmitsch entsprechend der Zahl der Abgeordneten 183 Tische für den Nationalratssaal sowie die Regierungs- und Präsidiumsbank inklusive der integrierten technischen Ausstattung hergestellt. Dazu gesellten sich handwerkliche „Nebengeräusche“ wie etwa die Möblierung der Besucherränge im Nationalratssaal sowie des Bundesratssaals und 450 multifunktionale Tische für die Sitzungsräume der Parteien. Rund 30 hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – der Frauenanteil liegt bau- und handwerksuntypisch bei 36 Prozent – waren mit dem Projekt befasst, zudem auch ein externer Restaurator, mit dem eine Kooperation eingegangen wurde. Das Auftragsvolumen belief sich auf einen Betrag im unteren zweistelligen Millionenbereich, wie die beiden Kamper-Verantwortlichen durchblicken lassen.

KAMPER HANDWERK + BAU 
wurde 1964 von Johann Kamper als Ein-Mann-Tischlerei gegründet. 1969 Errichtung eines Tischlereibetriebs im Grazer Stiftingtal. 1981 übernehmen die Brüder Hans und Karl Kamper das Unternehmen, 1989 Übersiedlung nach Hart bei Graz. 2013 wird der neue Standort in Tillmitsch bezogen. 2014 übernimmt Martin Kamper in dritter Generation die Geschäftsführung. Hans und Karl Kamper halten nach wie vor mehrheitlich die Gesellschaftsanteile. Karl Kamper gehört auch dem informellen Aufsichtsrat an, der die Geschäftstätigkeit der als Holding fungierenden Johann Kamper GmbH begleitet.

Sein internationales Wachstum leitete Kamper Handwerk + Bau mit den Casinos Austria ein. Das Unternehmen entwickelte sich zusehends zum Generalunternehmer, ohne die Expertise in Tischlerei und Schlosserei zu vernachlässigen. 

Zu den Kunden zählen mittlerweile namhafte international agierende Hotelmarken wie etwa Weitzer, Motel One, Hyatt oder Steigenberger, aber auch namhafte Gesundheitsdienstleister und Klinikbetreiber, öffentliche Institutionen, darunter zahlreiche Museen, sowie Immobilieninvestoren (auch in den Bereichen Büro und Wohnbau) sowie 
Errichter von Privatrefugien.

Produziert wird heute in den Werkshallen in Tillmitsch bei Leibnitz auf einem Betriebsgelände von über 38.000 m2. Kamper beschäftigt rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Frauenanteil 36 %, die zuletzt einen Umsatz von ca. 80 Mio. Euro erwirtschafteten. Eine eigene Kamper-Akademie dient der Qualifizierung der Mitarbeiter*innen. 

„In Deutschland sind wir  bekannter als in unserer
 steirischen Heimat. Das soll sich ändern.“

MARTIN KAMPER, MARKUS KLEINDIENST
GESCHÄFTSFÜHRER, KAMPER HANDWERK + BAU GMBH.

IN DER AUSLAGE
Und die Bilanz? „Es war“, fasst Martin Kamper, der die dritte Generation in dem 1964 ursprünglich als Tischlerei gegründeten Familienunternehmen repräsentiert, zusammen, „ein sehr schönes und lohnendes Projekt, in dem wir unsere langjährige Erfahrung und unsere handwerkliche Expertise unter Beweis stellen konnten, aus dem wir aber auch wieder neues Wissen mitnehmen. Und ein Projekt, das uns durch sein enormes Prestige auch erhöhte Aufmerksamkeit beschert hat und uns erlaubte, unsere Fähigkeiten in die Auslage zu stellen.“ Mit bereits bemerkbaren Auswirkungen: „Wir bekommen derzeit vermehrt Anfragen aus dem österreichischen Raum, was uns sehr freut, da es gerade hier noch Luft nach oben gibt.“ Dabei kann das Unternehmen in Österreich – und selbst in seinem engeren Einzugsgebiet, der Steiermark – keineswegs als unbeschriebenes Blatt gelten. Referenzen wie etwa die Auster in Graz-Eggenberg, der Sitzungssaal des Landtags in Graz, die Hotels Weitzer und Wiesler sowie das Raiffeisen-Landesbank-Headquarter in Raaba in steirischen Gefilden, die Nationalbank, Schloss Schönbrunn, die Albertina, diverse Botschaften, hochprominente Privatobjekte sowie die aufwendige Rekonstruktion historischer Bestände für die Prunkräume des „Park Hyatt“ Am Hof in Wien sprechen eine deutliche Sprache. Bis nach New York führten Expertise und Renommee das Tilmitscher Familienunternehmen. Dort kümmerten sich die steirischen Edelbauhandwerker etwa um die Privatresidenz des Models und TV-Stars Heidi Klum, zeichneten aber als Generalunternehmer auch für die Sanierung eines Hotels am Ground Zero verantwortlich.

SCHWERPUNKT DEUTSCHLAND
Genug der Ehr – eigentlich. Und doch sorgten Fügungen des Business dafür, dass Kamper heute nur etwa 10 dezente Prozent des Umsatzes in Österreich erzielt, 10 weitere Prozent über den Globus verteilt, das Gros von (gut) 80 Prozent jedoch in Deutschland. Und dieser Deutschland-Trend kommt nicht von ungefähr, sondern spiegelt eine strategische Entwicklung wider, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren durchlief; nämlich von der auf hochwertige Verarbeitung von Holz, Glas und Metall spezialisierten „Tischlerei“ zum Generalunternehmer, der für Kunden ganze Immobilienprojekte, seien es Wohnbauten, Hotels oder Rehakliniken, „aus einer Hand“ umsetzt.

Exklusives Wohn- und Geschäftsprojekt „Berger Village“ in Frankfurt/Main, Generalunternehmer
Erneuerter Nationalratssitzungssaal, Parlament, Wien, ausgestattet von Kamper

Allerdings mutierte Kamper damit nicht zum bloßen Jongleur von Subunternehmen und ausgelagerten Einzelgewerken. Im Gegenteil: Das Unter nehmen gab seine spezialisierten Expertisen nicht nur nicht preis, sondern vertiefte und erweiterte sie sogar. Neben Tischlerei mit Möbel- und Ladenbau zählen heute auch der Metallbau sowie die technische Gebäudeausrüstung (TGA) bzw. HKL-Technik – sprich: Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik – zu den vertieften Leistungsbereichen des Generalunternehmers. Davon zeugen nicht zuletzt die großzügigen und laufend wachsenden Werkshallen in Tillmitsch, wohin das Unternehmen 2013 von Hart bei Graz übersiedelt war, um seine Produktionsprozesse neu zu formatieren, sowie die forcierten Investitionen in die maschinelle Ausstattung, zuletzt etwa in einen rund 700.000 Euro teuren Laser. Massiv aufgerüstet habe das Unternehmen, so Markus Kleindienst, der mit Martin Kamper schon die Schulbank gedrückt hatte, auch beim digitalen Prozessmanagement durch die Implementierung der Bauwerksdatenmodellierung („Building Information Modeling“, BIM).

STAMMKUNDEN UND WEITEREMPFEHLUNGEN
Die Vorteile dieser noch dazu in einem Familienbetrieb angesiedelten symbiotischen Verschränkung von Generalunternehmertum und gewerkspezifischen Tiefenkompetenzen träten, so Kamper, klar zutage: „Wir haben alles in der eigenen Hand, können Vorbereitung und Abläufe optimal steuern und treffen Entscheidungen rasch und auf kurzem Wege. Zudem setzen wir mit unseren Spezialkompetenzen etwa in der Tischlerei und Schlosserei bei der Qualität noch eins drauf. Damit gelingt es uns, das Vertrauen unserer Kunden zu gewinnen und es auf lange Sicht zu rechtfertigen. Das sichert uns zufriedene Stammkunden, von denen wir wiederum weiter-empfohlen werden.“

Dynamische Hotelmarken wie etwa Weitzer, Motel One, Hyatt, nh Hotels oder Hilton, große Rehaklinikbetreiber, Immobilieninvestoren setzen und setzten bei der Realisierung ihrer Projekte auf Kamper. Dass sich die Geschäfte in Deutschland dermaßen verdichteten, entspringt genau dieser Stammkunden- und Weiterempfehlungslogik. Auf der Referenzliste steht etwa das 2018 fertiggestellte Projekt „Berger Village“, ein Wohnprojekt mit Geschäftsflächen in Frankfurt am Main, wo Kamper auch eine Niederlassung betreibt. „Aktuell sind wir auf zahlreichen deutschen Bauplätzen tätig“, ergänzt Markus Kleindienst, „darunter in Berlin, Hamburg, München, Köln, Dresden, Leipzig und an der Ostsee.“ Im Auge haben Kamper und Klein-dienst auch den skandinavischen Markt: „Hier sehen wir bedeutendes Potenzial, nicht zuletzt im Bereich hochwertiger Hotelkonzepte.“ Gesundes Wachstum stehe wie schon in der Kamper-Historie auch in Zukunft auf der Agenda. Der Umsatz – derzeit rund 80 Mio. Euro – soll in den kommenden Jahren die 100-Millionen-Marke transzendieren.

NACHHALTIGES HEIMSPIEL

Dass auch der österreichische respektive steirische Markt wieder mehr Gewicht bekommt, dafür könnten Signature-Projekte wie das Parlament sorgen. „Für uns“, präzisiert Martin Kamper, „wäre es natürlich sinnvoll, unser Know-how vermehrt auf kurzen Wegen in die Waagschale zu werfen – aus ökonomischer wie aus ökologischer Sicht, liegt doch ein immer stärkerer Fokus auf der LEED-Zertifizierung für ökologisch nachhaltiges Bauen.“ Ein paar Kilometer weiter auf einem Hügel im Weinland ist Kam-per gerade mit dem Immobilienprojekt eines Grazer Unternehmers beschäftigt.

Nicht zuletzt weil auch in Zukunft zahlreiche Projekte in Flugdistanz angesiedelt sein werden, beschreitet Kamper seit 1. Oktober 2022 auch neue Arbeitszeitwege – und zwar über alle Unternehmensbereiche hinweg. Mit der Viertagewoche zu 38 Stunden – bei vollem Lohnausgleich übrigens – sollen die Einsätze auf den dislozierten Baustellen, aber auch die Tätigkeiten in der Produktion noch effizienter, aber auch lebenszeitaffiner gestaltet werden. Keinesfalls sei diese Initiative aus der Not des Fachkräftemangels heraus entstanden. „Wir denken laufend darüber nach, wie wir uns weiterentwickeln können. Erfolg macht eben erfinderisch.“

Fotos: Oliver Wolf, Kamper/MW-Architekturfotografie/Florian Wais

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