Rolf Hadolt, geschäftsführender Gesellschafter der Hadolt Group, setzt mit „Hadolt Global Express“ neue Maßstäbe in der Königsdisziplin der Logistik. Im großen Cover-Interview mit „SPIRIT of Styria“ erklärt der Vollblutunternehmer, wie er zum Marktführer bei Express-Lieferungen wurde, warum internationale Netzwerke der entscheidende Erfolgsfaktor im Business sind und was er seinem Sohn Felix als Credo weitergeben möchte.
Der erste Eindruck: An Liquidität besteht kein Mangel. Rund 3.000 Flaschen Whisky besitzt Rolf Hadolt und damit eine der größten privaten Whisky-Sammlungen Österreichs. Ein Gutteil davon bildet ein in sämtlichen Bernstein- und Goldtönen schimmerndes Entree im Büro des Unternehmers im zweiten Geschoß des Headquarters der Hadolt Group in Kalsdorf. „Eine Sammelleidenschaft, die vor 40 Jahren eher zufällig begann, als ich noch selbst als Lkw-Fahrer im väterlichen Betrieb unterwegs war. Welche Wertsteigerungen damit einmal verbunden sein würden, konnte ich damals noch nicht ahnen. Aber es ist ein sehr schöner Nebeneffekt“, lacht Hadolt, der nicht nur in hochprozentigen Angelegenheiten ein gutes Näschen beweist, sondern auch in der Logistikbranche die Nase buchstäblich vorne hat.
„Wer sich zurücklehnt, hat in
unserem Geschäft schon verloren.
Wir bleiben stets am Puls der Zeit und entwickeln uns permanent weiter.“
Rolf Hadolt
Hadolt Group
Im Jahr 1985 übernahm Rolf Hadolt das von seinem Vater gegründete Frächterunternehmen und entwickelte es schrittweise zu einem führenden Logistikunternehmen im Bereich Express und Overnight-Zustellung. Rund 250 Mitarbeiter an vier Standorten in Österreich, Slowenien und Kroatien erwirtschafteten 2022 einen Umsatz von über 60 Mio. Euro. Fünf Unternehmen umfasst die Gruppe mittlerweile, allen voran die „Hadolt Global Express“, die weltweit Express-Logistikdienstleistungen anbietet – innerhalb des Aktionsradius Steiermark, Burgenland, Kärnten, Osttirol sowie Slowenien, Ungarn und Kroatien mit eigenem Fuhrpark und darüber hinaus in Kooperation mit Partnern aus internationalen Logistiknetzwerken. „Express-Logistik ist sicher die Königsdisziplin der Logistik. Aufbau und Pflege internationaler Netzwerke sind der entscheidende Erfolgsfaktor für unser Unternehmen“, erklärt Hadolt. „Damit unterscheiden wir uns deutlich von den großen Full-Service-Logistikern, die Express zwar als Teilbereich mitanbieten, aber nicht unsere Spezialisierung aufweisen. Das sichert unseren Wettbewerbsvorteil.“ Rund 1.000 Kunden in Österreich, vor allem aus der Steiermark und Kärnten, vertrauen den Diensten der Hadolt-Gruppe. „Darunter zahlreiche heimische Markt- und Technologieführer, viele bekannte, aber auch heimliche Champions der steirischen Wirtschaft“, so Hadolt. Einmal ist es ein Ersatzteil eines Umwelttechnikunternehmens, das raschest möglich nach Mexiko muss, dann ein Bauteil eines Maschinenbauers, das für Singapur bestimmt ist, oder eine Automotive-Komponente, die auf schnellstem Weg zum OEM nach Stuttgart verbracht werden soll. Oder Blut- und Gewebeproben, die ruckzuck ins Labor gehören. Denn auch das LKH Univ.-Klinikum Graz zählt zu Hadolts Kunden. Dabei überzeugt eine eigene Softwarelösung des Hauses. „Mit unserer Logistiksoftware I-Log haben wir alle Abläufe digitalisiert“, erklärt der Unternehmer nicht ohne Stolz. „Wir entwickeln uns stetig weiter. Denn wer stehen bleibt, hat in unserem Geschäft schon verloren.“ Ein Credo, das Hadolt, der mit einer Japanerin verheiratet ist und mit ihr gemeinsam vier Kinder hat, auch seinem jüngsten Sohn Felix (22) weitergeben möchte. Der Absolvent einer Speditionskaufmannslehre, der vier Sprachen spricht, ist als Betriebsnachfolger vorgesehen. „Eine spannende Branche, in die ich Schritt für Schritt hineinwachse. Ich lerne jeden Tag dazu und freue mich, sukzessive alle Unternehmensbereiche kennenzulernen“, bestätigt der Junior im – ebenfalls whiskyflankierten – Besprechungsraum des Unternehmens.
HADOLT GROUP Gegründet 1959 von Alfred Hadolt, dem Vater des heutigen Eigentümers Rolf Hadolt übernahm im Jahr 1985 und baute das Unternehmen sukzessive aus Die Gruppe umfasst heute fünf Unternehmen: Hadolt Global Express – Schwerpunkt auf Expresslogistik (Overnight und Express-Versand) Hadolt Transport & Logistik – Fuhrpark Hadolt Real Estate – Immobilien Hadolt I-Log – Software-Unternehmen GO! Express & Logistics – Franchisefirma für die Mitgliedschaft im europaweiten Netzwerk GO! Leistungen von Hadolt Global Express: Overnight-, Kurier- und Expressversand, Luftfracht, Übersiedlungen und Lagerräumlichkeiten Auszeichnung als „Österreichischer Leitbetrieb“ Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Umsatz 2022: 61 Mio. Euro Standorte in Graz, Klagenfurt sowie in Slowenien und Kroatien (Letztere nutzen Graz als logistische Drehscheibe und Tor nach Europa) www.global-express.at
Wir sind hier mitten im steirischen Logistik-Valley: Die Hadolt Group ist größer als die Kleinen, aber kleiner als die ganz Großen. Ist das eine komfortable oder unbequeme Größe?
Rolf Hadolt: Für uns ist es die optimale Größe. Wir sind groß genug, um unsere Dienstleistungen kostengünstig und hoch spezialisiert auszuführen, und klein genug, um maximal flexibel zu bleiben. Im Gegensatz zu einem Konzern können wir Entscheidungen rasch und auf kurzem Wege umsetzen. Unsere Kunden schätzen das sehr – ebenso unsere Mitarbeiter. Unser Ziel ist, weiterhin zu wachsen, aber wir sind und bleiben ein Familienunternehmen. Konzernstrukturen wird es bei uns nie geben.
Die Preise in der Logistik sind bereits zurückgegangen.
Rolf Hadolt, Hadolt Group
Die weitere Entwicklung hängt ganz von geopolitischen Faktoren ab.“
Wie kam’s zur Spezialisierung auf Express-Logistik?
Als ich das Unternehmen im Jahre 1985 von meinem Vater übernahm, waren wir ein „normales“ kleines Frächtereiunternehmen. Ende der 90er Jahre haben wir sukzessive begonnen, vermehrt Express-Logistik anzubieten und den Fuhrpark danach auszurichten. Wir haben gesehen, dass der Zeitdruck in der Logistik laufend zunimmt. Daher haben wir uns auf diesen Bereich fokussiert und spezielle Angebote am Markt lanciert. Jahre später hat der Mitbewerb nachgezogen, aber wir haben uns nie zurückgelehnt, sondern uns immer weiterentwickelt – daher konnten wir unseren Marktvorsprung stets ausbauen. Die Anforderungen des Marktes nehmen weiter zu, die Schlagzahl steigt – daher darf man nie locker lassen. Wir bleiben am Puls der Zeit und entwickeln uns permanent weiter.
Wer sind Ihre Kunden?
Wir haben Aufträge aus allen Branchen, darunter das Who is Who der steirischen Wirtschaft. Unsere Kunden sind vielfach exportorientierte Unternehmen, Technologieführer aus unterschiedlichen Bereichen. Typische Beispiele sind Maschinenbaufirmen oder Automotive-Unternehmen, die Overnight, also über Nacht, Ersatzteile oder Komponenten an Kunden oder Standorte in andere Länder verbringen müssen oder umgekehrt Sendungen aus allen Teilen der Welt angeliefert bekommen. Alles, was zeitkritisch ist bzw. immer dann, wenn es sehr schnell gehen muss, weil Maschinenstillstände ein Vermögen kosten, sind wir gefragt. Dasselbe gilt für medizinische Proben, die in Krankenhäuser oder Labore geschickt werden. Hier freut es uns, dass wir auch das LKH Univ.-Klinikum Graz als wichtigen Auftraggeber im Portfolio haben.
Der wichtigste Erfolgsfaktor für Ihr Business?
Der Schlüssel für den Erfolg liegt abgesehen von unseren tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den internationalen Netzwerken von Logistikpartnern, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Diese haben wir über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte aufgebaut. Das unterscheidet uns auch von Standard-Logistikern – wir brauchen nicht für jede Sendung extra mit einem eigenen Transporter irgendwo hinfahren, sondern bewegen uns nur innerhalb eines gewissen Aktionsradius – im Großen und Ganzen ist das Ostösterreich – mit dem eigenen Fuhrpark und übergeben dann an einen Partner im Netzwerk. Von dort aus geht es weiter nach ganz Europa – für weitere Strecken nutzen wir natürlich die Luftfracht und ab dem Flughafen im Zielland übernimmt dann wiederum ein Netzwerkpartner für die letzte Meile. Damit können wir eine effiziente und kostengünstige Systemlösung anbieten, die auch ökologisch sinnvoll ist. „Leading in System Solutions“ nennen wir das. Es gibt sonst niemanden in unseren Hauptmärkten – Steiermark oder Kärnten – der diesen Service bieten kann.
Wie pflegen Sie diese Netzwerke?
Wir sind insgesamt in zwölf unterschiedlichen Netzwerken aktiv – das entspricht hunderten Logistikunternehmen. Man trifft sich regelmäßig zum Austausch, meist auf großen Netzwerkveranstaltungen weltweit – zuletzt war ich auf Bali und habe dort eine Vielzahl an Partnern getroffen. Im Mai und Juni stehen Bangkok, Athen und Kuala Lumpur auf dem Programm. Das persönliche Kennenlernen und der Austausch sind total wichtig – es schafft Vertrauen und eine solide Geschäftsbeziehung. Auch viele Freundschaften sind daraus bereits entstanden.
Wie haben die Kunden auf die Kostensteigerungen durch die höheren Treibstoffpreise reagiert?
Im Großen und Ganzen haben sie mit viel Verständnis reagiert. Angesichts der brüchigen Lieferketten seit der Pandemie gibt es eine hohe Akzeptanz dafür, dass Logistik auch mehr kosten darf – Hauptsache, die Lieferungen kommen an. Im Bereich der Seefracht waren die Kostensteigerungen freilich jenseitig – statt 3.000 Euro für einen Container waren plötzlich 15.000 Euro zu berappen. Zum Glück nähern wir uns hier wieder dem Vorkrisenniveau. Auch in der Logistik generell sind die Preise wieder gesunken. Das hat vor allem konjunkturelle Gründe, da die Nachfrage nach Frachtplätzen zurückgegangen ist. Die Logistik hat ja das Privileg, anhand der Auftragslage ein paar Monate in der Konjunkturentwicklung vorausschauen zu können – derzeit erwarten wir, dass es im Herbst rund um das Weihnachtsgeschäft, also im 4. Quartal, wieder zu einer Erholung kommt, vorausgesetzt die Energiepreise sinken weiter. Die weitere Preisentwicklung ist schwer einzuschätzen und hängt von der geopolitischen Entwicklung ab – Stichwort Ukraine sowie Taiwan. Uns trifft der aktuelle Konsumnachfragerückgang zum Glück nicht, da wir branchenmäßig sehr breit aufgestellt sind und auch immer wieder Neukunden dazugewinnen.
Wie sehr trifft Sie der Fachkräftemangel? Was tun Sie, um um Mitarbeiter zu finden und zu binden?
Der eklatanteste Mangel besteht bei den Fahrern – ganz klar ein Versagen des Staates, der es verabsäumt hat, die Ausbildung von Lkw-Fahrern zu attraktivieren bzw. Anreize zu schaffen. 100.000 Euro kostet ungefähr die Ausbildung eines Akademikers auf einer Universität. Da wird also viel Geld investiert, aber für die Ausbildung systemrelevanter Berufe wie Lkw-, Bus-Fahrer oder Straßenbahner gibt es kaum Unterstützung. Natürlich ist die Mitarbeitersuche derzeit für jeden herausfordernd, aber ich denke, dass wir uns in der Gruppe etwas leichter tun, weil wir eine tolle Firmenkultur bieten – im Unternehmen herrscht eine Du-Kultur – sowie attraktive Bonisysteme und eine Überzahlung des Kollektivlohns. Darüber hinaus geht der Trend bei den Mitarbeitern klar zu KMU und familiengeführten Betrieben und weg von Konzernen. Wir sehen auch, dass das Thema Vier-Tage-Woche in der Branche immer wichtiger wird. Am besten funktioniert allerdings die Empfehlung über bestehende Mitarbeiter – so kommen wir am häufigsten zu neuen Fach- und Arbeitskräften. Auch die Digitalisierung hilft uns. Damit können wir eine höhere Effizienz erzielen und weiter wachsen, ohne dass es sich gleich in einer rasanten Steigerung der Mitarbeiterzahl niederschlägt.
Wo setzen Sie auf Digitalisierung?
Im Grunde sind bei uns alle Abläufe komplett papierlos und durchdigitalisiert. Von der Auftragserteilung vom Kunden bis zur digitalen Unterstützung des Fahrers, der sämtliche Schritte in Echtzeit per Knopfdruck dokumentiert. Damit ist auch die Nachverfolgbarkeit garantiert und der Auftraggeber kann jederzeit per Track & Trace den Status der Sendung prüfen. Mit manchen Kunden entwickeln wir mit unserer Tochterfirma I-Log auch gemeinsame Software-Lösungen – etwa für das bereits genannte Beispiel LKH Univ.-Klinikum Graz, für das wir eine Vielzahl von Logistikleistungen übernehmen. Wir haben das Unternehmen beim Übergang von der einst üblichen Zettelwirtschaft in ein modernes Logistikzeitalter unterstützt. Als Logistikpartner sind wir für interne und externe Logistik beispielsweise von Blutproben, Gewebeproben, Medikamenten, medizinischer Kleidung und Geräten oder Desinfektionsmittel verantwortlich. In der Vergangenheit wurde jeder Transport von der LKH-Zentralapotheke in Graz zu einzelnen Kliniken telefonisch organisiert und es wurden klassisch Lieferscheine ausgefüllt – jetzt läuft alles digital ab. Ein Projekt, das unsere Innovationskraft und Leistungsfähigkeit demonstriert und auf das wir sehr stolz sind.
Nachhaltigkeit in der Logistik: Wie sieht der Lkw-Antrieb der Zukunft aus?
Unser Fuhrpark umfasst 150 Fahrzeuge – vom Kleintransporter mit 3,5 Tonnen bis zum 40-Tonner-Sattelzug, wobei der Fokus gemäß unserer Ausrichtung auf kleineren und mittleren Fahrzeuggrößen liegt. Damit sind wir schneller und flexibler. Gerade für die letzte Meile braucht man keine großen Lkws. Die zum Einsatz kommenden Verbrennungsmotoren verwenden die neuesten Technologien und haben die niedrigsten Emissionswerte. Bei der Luftgüte in Graz kann es passieren, dass ein Lkw in der Stadt schmutzigere Luft ansaugt, als er hinten raus wieder abgibt. Ein Umstieg auf Elektro ist derzeit kein Thema – aufgrund der Kosten und Reich-weiten. Aber ich bin sicher, dass wir in Zukunft auch den Schwerverkehr deutlich dekarbonisieren werden – mit einem Mix an Energieträgern, von Wasserstoff bis E-Fuels. Auch elektrische Energie wird eine Rolle spielen, aber nicht mit schweren Batterien so wie heute, sondern in Verbindung mit autonom fahrenden Lkws, die während der Fahrt auf der Autobahn durch Strom – induktiv oder aus Oberleitungen – geladen werden. Das wird sicher kommen, aber es geht nicht von heute auf morgen
Herr Felix Hadolt, Sie sind als Unternehmensnachfolger vorgesehen. Was überwiegt: Verantwortungsbewusstsein oder Leidenschaft?
Felix Hadolt: Ich denke, beides ist gleich wichtig. Es ist definitiv eine Branche, die unglaublich spannend und vielfältig ist. Man lernt jeden Tag dazu und ich freue mich, Schritt für Schritt sämtliche Bereiche des Unternehmens kennenzulernen. Ich durchlaufe alle wichtigen Stationen, derzeit bin ich in der IT-Abteilung tätig. Für die Übergabe gibt es noch keinen definierten Zeitpunkt, das wird erst in einigen Jahren passieren – bis dahin habe ich noch viel Zeit zu lernen. Als Nächstes stehen Auslandspraktika an – erst Portugal, danach wahrscheinlich Mexiko. Dank der Netzwerke unserer Firma bieten sich mir tolle Möglichkeiten, internationale Erfahrungen zu sammeln.
Fotos: Oliver Wolf