Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse, und Dagmar Eigner-Stengg, Leiterin GründerCenter, im Interview über die wichtigsten Assets von Start-ups in Zeiten der Krise, das derzeit brennendste Thema bei Gründungen und warum sich die Steiermärkische Sparkasse besonders für Gründerinnen und Gründer engagiert.
In Zeiten multipler Krisen – wie gut sehen Sie steirische Start-ups gerüstet?
KRÖPFL: Ein Unternehmen zu gründen ist, salopp gesagt, nie ein Spaziergang, sondern immer eine Herausforderung. Und aktuell ist es besonders herausfordernd. Das hohe Zinsniveau hat die Aufnahme von Kapital deutlich teurer gemacht und den Finanzierungsaufwand steigen lassen. Umso wichtiger ist es, dass Start-ups gut vorbereitet in die Gründung hineingehen und ein hohes Durchhaltevermögen mitbringen. In der Praxis zeigt sich, dass die Motivation dazu bei den meisten Gründern in hohem Aus-maß vorhanden ist. Das stimmt mich zuversichtlich.
Welche Assets braucht es jetzt auf Seiten der Gründerinnen und Gründer?
KRÖPFL: Gründen ist sehr häufig kein Alleingang einer Person, sondern in der Regel tun sich zwei oder drei Gründer zusammen. In turbulenten Zeiten ist eine klare gemeinsame Fokussetzung im Team noch wichtiger als sonst. Es braucht unbedingt eine gemeinsame Strategie, die weit über die ersten Monate hinausgeht – sonst kommt man relativ schnell in Turbulenzen, die in einem schwierigen Wirtschaftsumfeld fatal enden können.
Wie können Start-ups ihre Resilienz stärken?
EIGNER-STENGG: Ein langer Atem, Durchhaltevermögen und Zuversicht sind entscheidend, da nicht immer alles nach Plan laufen wird. Ebenso wichtig ist eine gewisse Flexibilität, die es erlaubt, das Geschäftsmodell im Fall des Falles an neue Gegebenheiten anzupassen.
Welche Bedeutung haben Start-ups für die Steiermärkische Sparkasse?
KRÖPFL: Die Steiermärkische Sparkasse ist keine internationale Großbank, die je nach Konjunkturlage den Fokus ihres Geschäfts zwischen Ländern und Kontinenten hin- und herschiebt, sondern eine zwar große, aber dennoch regionale Bank, die in der Steiermark bzw. im Südosten Österreichs sehr verwurzelt ist. Das heißt, erfolgreiche Neugründungen, die in weiterer Folge unseren wirtschaftlichen Mikrokosmos in der Steiermark beleben, liegen in unserem vitalen Interesse. Die Steiermärkische Sparkasse feiert nächstes Jahr ihren 200. Geburtstag – als Bank kann man über einen so langen Zeitraum erfolgreich sein, wenn die Wirtschaft im Heimmarkt funktioniert. Daher ist es für uns selbstverständlich, dass wir Gründerinnen und Gründer unterstützen. Dafür haben wir vor über 20 Jahren das Gründer-Center eingerichtet.
Was bietet das GründerCenter den Gründungswilligen?
EIGNER-STENGG: Als wir mit dem GründerCenter im Jahr 2001 starteten, waren wir unserer Zeit fast ein bisschen voraus – denn das war lange vor dem Startup-Boom. Wir haben damals gesagt, Unternehmensgründungen bzw. Start-ups brauchen von Anbeginn an eine optimale Unterstützung – eine fundierte Begleitung, damit sie die Chance haben, sich zu guten Geschäftskunden zu entwickeln. Dabei geht’s um die ersten Schritte ins Unternehmertum. Wir bieten umfassende Beratung zu Förderungen, Finanzierungen, Unternehmensformen, Gewerberecht, Steuerrecht, Business- und Finanzplänen etc. Gerade im Gründerbereich gibt es sehr viele Förderungen – und wir achten darauf, dass diese auch genutzt werden.
„Neugründungen liegen in unserem vitalen Interesse.“
Oliver Kröpfl,
Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse
„Nachhaltigkeitsthemen liegen bei Start-ups voll im Trend.“
Dagmar Eigner-Stengg,
Leiterin GründerCenter
KRÖPFL: Die Aufgabe einer guten und seriösen Bank ist es allerdings auch, nicht immer nur von allem begeistert zu sein, sondern auch kritisch hinzuschauen und auf Risiken hinzuweisen. Wir agieren hier gewissermaßen als Sparringspartnerin für die Betriebe. Bankfinanzierungen spielen gerade in der Frühphase naturgemäß eine untergeordnete Rolle – klassisch finanzieren sich Start-ups aus anderen Quellen wie Eigenkapital, Förderungen, Business Angels und Investoren. Das GründerCenter verfügt über ein weitreichendes Netzwerk an Investoren, mit denen wir Gründer auch vernetzen können. Die größere Herausforderung für Start-ups ist meist nicht die Finanzierung der ersten Monate, sondern die Finanzierung der Wachstumsphase. Da trennt sich oft die Spreu vom Weizen.
Welche Themen liegen bei Start-ups im Trend?
EIGNER-STENGG: Wir sehen im GründerCenter ganz deutlich, dass derzeit fast alle Start-ups mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt sind. Nachhaltigkeit ist das Thema der Stunde. Die Gründerinnen und Grün-der – vielfach junge Menschen – brennen förmlich für diese Zukunftsthemen, egal, ob es um Energieeffizienz, erneuerbare Energie, alternative Treibstoffe, Umweltschutz etc. geht. Da tut sich gerade sehr viel.
Was fasziniert Sie persönlich an Start-ups? Welche Themen liegen Ihnen selbst besonders am Herzen?
KRÖPFL: In Österreich herrscht teilweise die Mentalität vor, sich davor zu scheuen persönliche Verantwortung zu übernehmen, und das lieber anderen, etwa dem Staat, zu überlassen. Gerade in diesem Punkt sind Gründerinnen und Gründer erfrischend – denn es sind in der Regel Menschen, die sich aus der Komfortzone bewegen. Statt abgesicherte Pfade zu beschreiten, sind sie bereit, persönlich ins Risiko zu gehen. Dem zolle ich größten Respekt. Die Bereitschaft, anzupacken und nicht primär die eigene Work-Life-Balance im Blick zu haben – das braucht unsere Gesellschaft gerade jetzt. Besonders beeindruckt bin ich immer wieder von Gründungen im B2B-Bereich. In TV-Shows sieht man ja meist eher Lifestyle-Themen im B2C-Bereich abgebildet – aber das sind oft nicht diejenigen, die sich durchsetzen. B2B-Geschäftsmodelle sind oft geniale Nischenanwendungen, die in der breiten Öffentlichkeit nicht so stark hervorgehoben werden, in denen aber extrem viel Innovation steckt – die potenziellen Hidden Champions von morgen.
Warum engagiert sich die Steiermärkische Sparkasse für den „SPIRIT Start-up Award“?
KRÖPFL: Gerade jetzt, in einer Zeit, in der die Konjunktur schwächelt, ist es besonders wichtig, dass Menschen positive Impulse setzen. Gründen ist immer ein starker Impuls für das Wirtschaftsleben. Das wollen wir unterstützen. Zudem ist die öffentliche Wahrnehmung für Gründungen oft entscheidend, um mit Netzwerkpartnerinnen und -partnern bzw. möglichen Investorinnen und Investoren in Kontakt zu kommen – daher sehen wir den Award als tolle Chance für neue Geschäftsmodelle, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
EIGNER-STENGG: Ich bin überzeugt, Krisenzeiten sind Gründerzeiten. Start-ups greifen die großen Herausforderungen der Zeit auf und sind prädestiniert dafür, Lösungen zu finden. Ich bin sicher, dass wir beim „SPIRIT Start-up Award“ viele solcher Lösungen sehen werden.
GründerCenter
Kompetenzzentrum der Steiermärkischen Sparkasse für Unternehmensgründerinnen und -gründer sowie Betriebsübernehmerinnen und -übernehmer
Die Spezialisten des Centers stehen bei allen Fragen rund um Finanzierungsmodelle, Förderungen, Businessplan, Minimierung der Risiken etc. beratend zur Seite.
Als Teil des steirischen Startup-Ökosystems vernetzt das GründerCenter auch mit Investoren und anderen Playern der Start-up-Szene.
Die Beratung erfolgt kostenlos nach Terminvereinbarung.
Kontakt:
Mag. Dagmar Eigner-Stengg
Sparkassenplatz 4, Graz
Tel.: 05 0100 – 36385
E-Mail: gruendercenter@steiermaerkische.at
www.gruendercenter.info
Fotos: Oliver Wolf