Unkonventionelle Wege: Mit „Graz Geht Voraus“ und interaktiven Formaten wie dem Workzeugkasten will die Stadt Graz die Innovations- und Transformationskraft der Grazer Wirtschaft stärken. Am besten geht das per Du – und manchmal auch ganz spielerisch.
Es ist unbestritten, dass die Arbeitswelt einer umfassenden Transformation unterliegt. Selbstständigkeit als Arbeits- und Lebensform gewinnt an Attraktivität, Digitalisierung eröffnet neue Optionen, der Fokus auf Sinnstiftung und Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. „Der Kulturwandel betrifft alle Bereiche eines Unternehmens – die Führung, die Strukturen, Strategieprozesse“, unterstreicht Markus Bergmoser-Zizek von der Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung der Stadt Graz. Gemeinsam mit Angelika Kaufmann ist er für den Bereich „Entrepreneurship & Neue Arbeitswelt“ zuständig. Beide haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen aus der Grazer Wirtschaft zusammenzubringen, die in ihrer Arbeitswelt sonst nicht aufeinander treffen. Aus gutem Grund: Durch den direkten Austausch und die gezielte Vernetzung soll ein besonders innovatives Milieu geschaffen werden, das Kompetenzen rund um Innovation und Transformation fördert. Die Veranstaltungsreihe „Graz Geht Voraus“ zielt genau darauf ab und fügt sich damit in die Wirtschaftsstrategie 2030 ein, die „New Work“ als eine der großen Transformationskräfte definiert und Kollaboration fördert.
NEW WORK
„Gerade die Start-up-Bubble und die New-Work-Bubble sind in Graz sehr präsent und aktiv. Bislang haben die Gruppen es aber geschafft, sich erfolgreich aus dem Weg zu gehen“, analysiert Bergmoser augenzwinkernd. Mit interaktiven Austauschformaten, Meet-ups und Workshops will man das ändern. Dafür arbeiten Kaufmann und Bergmoser auch mit zwei externen Expertinnen zusammen – mit Sigrid Weber, die früher für das Fifteen Seconds Festival und den Science Park Graz tätig war, und Manuela Grundner, die Organisatorin von „Freiräume (Un) Conference“, Österreichs größter Veranstaltung zum Th ema Neue Organisations- und Arbeitsformen. Bei „Graz Geht Voraus“ geht es um mehr als um klassisches Netzwerken. „Wir ermöglichen Austausch auf einer sehr persönlichen Ebene“, unterstreicht Kaufmann, „und dafür probieren wir neue Formate und Tools aus“. Input, Interaktion und Selbstreflexion wechseln sich bei den Veranstaltungen ab, die Band-breite der Mittel und Wege reicht von Check-in-Bingo bis zu Diskussionsmethoden wie Fishbowl. Das Du-Wort ist zumeist Programm. „Wenn man sich duzt, nimmt das Distanz. Das schafft eine andere Basis und Augenhöhe“, sagt Kaufmann. So haben sich beispielsweise im Rahmen der „Langen Nacht der Philosophie“ Menschen, die knapp vor der Matura stehen, mit Menschen knapp vor der Pension in einen Diskurs begeben – und festgestellt: Auch wenn die Herausforderungen über alle Alters- und Erfahrungsunterschiede hinweg unterschiedlich sein können, gibt es mit einer Portion Empathie und Verständnis eine Zukunft der Arbeit, die für alle sein kann.
WERKSTATT UND BÜHNE
Ankerpunkt für Zusammentreffen dieser Art ist bereits seit 2020 der Lendhafen auf dem Mariahilferplatz. Grazer Wirtschaftstreibende können den Raum gegen eine ermäßigte Gebühr als Treffpunkt, Werkstatt und Bühne nutzen, zum Vollpreis kann er auch für andere Veranstaltungen gebucht werden. Mit den bislang bereits mehr als 250 Nutzungen in diesem Jahr zeigt sich Bergmoser sehr zufrieden. Auch viele der über 30 beruflichen Netzwerke in Graz haben mit dem Lendhafen eine Spielfläche gefunden – von den Fuck-up Nights bis zum Game Development Meet-up wird Wirtschaft hier neu gedacht und werden Verbindungen untereinander geschaffen. Darüber hinaus wurde in diesem Herbst das neue Format Workzeugkasten gestartet, das zukunftsfähiges Arbeiten auch spielerisch in den Fokus rückt. Die kostenlosen Workshops drehen sich heuer rund um das Thema Playfulness – dazu bedient man sich innovativer Tools wie Lego Serious Play oder Playmobil Pro. Die Zukunft kann also kommen und soll auf Initiative der Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung der Stadt Graz im kommenden Jahr Synergien über die Stadtgrenzen hinaus schaffen. Laut nachgedacht wird bereits über ein Zusammenspiel mit österreichweiten Initiativen, zudem soll ein breiteres Angebot an englischsprachigen Veranstaltungen etabliert werden.
Markus Bergmoser-Zizek fokussiert auf das Thema „Neue Arbeitswelt und Transformation“.
Der Fokus von Angelika Kaufmann liegt auf Entrepreneurship, Intrapreneurship und Innovation.
ECHTE RELEVANZ
Selbst wenn wirtschaftliche Herausforderungen natürlich bestehen, gerade auch für Start-ups: „Die Stimmung in der Szene ist optimistisch“, konstatiert Kaufmann. Allerdings gilt: Zeit ist ein kostbares Gut. Die Selektion, welche Veranstaltungen wirklich für das eigene Unternehmen Sinn machen und wo man die richtigen Menschen trifft, hat deutlich zugenommen. „Es wird immer wichtiger, echte Relevanz zu schaffen“, so die Expertin. Die jungen und unkonventionellen Grazer Formate sind ein erfolgreicher Beitrag dafür.
Mehr Informationen:
www.wirtschaft.graz.at/grazgehtvoraus
www.wirtschaft.graz.at/lendhafen
Entgeltliche Einschaltung der Stadt Graz; Fotos: LUPI SPUMA, Stadt Graz/Crunchtime