Spirit of Styria

TRANSPARENZ als Triebfeder

Offene Kommunikation nach innen wie nach außen: Die Turnauer „Heldeco CAD/CAM Fertigungstechnik GmbH“ hat sich mit diesem Prinzip in der absoluten Topliga der heimischen Metallverarbeitungsunternehmen etabliert. Mit „präzisen Riesen“ leistet das Unternehmen auch einen Beitrag für die Energiewende.

Vom Pogusch kommend verstärken die an diesem trüben Frühlingstag über dem Becken zu Füßen des Hochschwabs liegenden Nebelschwaden nur den Eindruck, sich auf ein alpines Siedlungs- und Naturidyll hinzubewegen. Das im einsetzenden Regen besonders satt erscheinende Grün der Wälder und der beinahe almenhaften Wiesen dominiert die Wahrnehmung und lässt im Überschwang der Naturbetrachtung kaum Raum für prosaisches Zieldenken. Würde nicht die Stimme der Google-Maps-App unbeirrbar den Weg durch Turnau Richtung Döllach weisen, käme wohl spätestens hier die Frage auf, wo sich in dieser harmonischen landschaftlichen Inszenierung denn, bitte schön, ein Industriebetrieb mit fünf ausgewachsenen Hallen und einer Produktionsfläche von mehr als 5000 Quadratmetern verborgen halten soll.

Sabine und Helmut Dettenweitz: Eine ebenso bodenständige wie moderne und transparente
Unternehmenskultur macht das Turnauer Hightech-Metallverarbeitungsunternehmen
Heldeco in der traditionellen Industrieregion auch zum geschätzten Arbeitgeber.

INDUSTRIE IM IDYLL
Und in der Tat schmiegt sich der Produktionsstandort ziemlich unauffällig in die ländliche Umgebung. Und hätte uns besagte App-Stimme nicht nach rechts abbiegen lassen, wir wären, noch dazu abgelenkt vom Anblick des Aflenzer Wahrzeichens, der riesigen Parabolantenne der Erdfunkstation, womöglich achtlos daran vorbeigefahren. Doch legt der Naturoverkill nicht sowieso eine falsche Fährte? Befinden wir uns hier nicht im näheren Einzugsgebiet der steirischen Eisenstraße, im Herzen einer jahrhundertelangen Tradition der Erzgewinnung und der industriellen Metallverarbeitung?
Hier in den Hallen der „Heldeco CAD/CAM Fertigungstechnik GmbH“ wird, salopp formuliert, nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das allerdings mit höchster Präzision, dürfen sich doch etwaige Abweichungen von der Norm selbst bei den ansehnlichsten, manchmal mehrere Meter großen und viele Tonnen schweren Werkstücken höchstens im Bereich von winzigen, kaum messbaren und mit freiem Auge gar nicht bemerkbaren Millimeterbruchteilen bewegen. Diese Präzision sowie höchste Verlässlichkeit in Verbindung mit der Fähigkeit zur Herstellung großer Werkstücke bei einer hohen Fertigungstiefe definiere, beschreibt Helmut Dettenweitz, Mitgründer und geschäftsführender Alleingesellschafter der Heldeco GmbH, den technologischen und wirtschaftlichen USP seines Unternehmens.

Allein schon die Armada von CAM- und CNC-Maschinen, die die Hallen bevölkern, derzeit 22 an der Zahl, teils wahre Ungetüme mit Spannweiten bis zu 12 und einer möglichen Werkstücklänge von bis zu 20 Metern, geben eine Vorstellung von den Dimensionen, in denen hier gearbeitet wird. Demnächst, schildern Helmut und Sabine Dettenweitz – als Prokuristin nimmt sie an der Seite ihres Mannes die Agenden eines CFO wahr –, werde eine Erweiterung im Sozial- und Bürobereich durchgeführt. Die Bagger sind schon aufgefahren. Und eine der bestehenden Hallen wird bald eine neue Maschine beherbergen. Ein mehrachsiges Bearbeitungsprunkstück, das noch mehr Dreh-, Bohr-, Schleif- und Fräsprozesse zu integrieren vermag als die bewährten Bearbeitungszentren und im Jahr 2026 in Betrieb gehen soll. Rund 19 Monate betrage allein die Lieferzeit der neuen Maschine eines deutschen Herstellers, die an einem spanischen Standort produziert werde. Auch das Investitionsvolumen dieser Kompetenz- und Kapazitätserweiterung mutet mit fast vier Millionen Euro alles andere als miniaturhaft an.

Heldeco
Gegründet 1991 von Helmut Dettenweitz sen. und jun. gemeinsam mit vier mittlerweile ausgeschiedenen Kompagnons als 6-Mann-Unternehmen in Döllach zwischen Turnau und Aflenz.
Heute beschäftigt das Unternehmen 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bildet auch zahlreiche Lehrlinge aus. Der Umsatz liegt im unteren zweistelligen Millionenbereich. Helmut Dettenweitz (jun.) fungiert als geschäftsführender Alleingesellschafter, seine Frau Sabine hat die Prokura inne und übt die CFO-Agenden aus.

Spezialisiert ist der metallverarbeitende Hightechbetrieb auf die hochpräzise, CNC- und CAM-gestützte Herstellung von (Maschinen-)Großkomponenten und Systemlösungen für Hersteller aus den unterschiedlichsten Bereichen von Lebensmittel über Energiegewinnung, Schiff-, Luft- und Weltraumfahrt,
Schienenverkehr und Schwerlastmobilität bis zu Verteidigung etc.

Wenn auch der direkte Exportanteil überschaubar ist, finden die Erzeugnisse des hochsteirischen Unternehmens über namhafte heimische Hersteller den Weg in die ganze Welt. Zu den Kunden der Heldeco GmbH zählt ein Who’s who europäischer Industrieunternehmen mit Schwergewicht auf Österreich und den deutschsprachigen Raum.

Auch die geradezu monumentalen Werkstücke erfordern millimeterbruchteilgenaue Präzision – dafür stehen das 1991 von Helmut Dettenweitz gemeinsam mit seinem Vater und vier Kompagnons gegründete Unternehmen und seine aktuell 75 Beschäftigten.

ABSOLUTE PRÄZISION
„Mit dieser neuen, hochmodernen Portalfräsmaschine“, schildert Helmut Dettenweitz die Motive hinter der Großinvestition, „können wir großformatige Werkstücke bis zu einem Durchmesser von etwa dreieinhalb Metern und einem Gewicht von bis zu 30 Tonnen noch effizienter und dadurch auch rascher und präziser bearbeiten.“ Denn Werkstücke ab einer gewissen Größe müssten derzeit noch einen Bearbeitungsparcours über mehrere Stationen absolvieren, was durch die erforderlichen logistischen Zwischen-schritte nicht nur Zeit koste, sondern tendenziell – wenn auch marginale – Einbußen an Genauigkeit mit sich bringe. Umgekehrt bringe die neue Maschine folglich ein Plus an Genauigkeit, Effizienz und Geschwindigkeit. Auszubauen, erläutert Helmut Dettenweitz, gelte es mit dieser Neuanschaffung genau jenen USP und jene Überzeugungskraft, die sich das Unternehmen seit seiner Gründung Schritt für Schritt und konsequent erarbeitet hat. Denn zu den Kunden des hochsteirischen Unternehmens zählt mittlerweile ein Who’s who heimischer wie auch – mit Schwergewicht auf den deutschsprachigen Raum – europäischer Maschinen- und Mobilitätshersteller bzw. -zulieferer der unterschiedlichsten Bereiche: Bergbau, Werften, Energieerzeugung, Verteidigung, Schienen- und Schwerlastfahrzeuge, aber auch Lebensmittelindustrie. Nur ein paar Beispiele: riesige Bestandteile – Gehäuse, aber auch Schaufel- bzw. Rotorwerke – von Turbinen zur Erzeugung von elektrischem Strom aus den unterschiedlichsten Energieträgern; nicht minder große Rührwerke für die Lebensmittelindustrie; überdimensionale Achsen, Wellen, Zahnräder etc. für alle möglichen Antriebsanwendungen. Jüngst erst im medialen Schaufenster: ein Großauftrag über die Herstellung sogenannter Pinions, mächtiger Zahnräder, die jeweils zu mehreren Dutzend in der Lage sind, ganze Schiffe wie auf Stelzen aus dem Meer zu hieven, um zum Beispiel Arbeiten an Offshore-Windparks vornehmen zu können.

„Wir dürfen“, betont Helmut Dettenweitz, „mit Stolz behaupten, dass potenzielle Auftraggeber weit über Österreich hinaus mittlerweile sehr gut wissen, an wen sie sich wenden können, wenn es um die hoch-präzise und effiziente Herstellung von Komponenten und Systemlösungen in diesen Dimensionen geht.“ Vor allem die Mundpropaganda zufriedener Kunden, ergänzt Dettenweitz, habe dem Unternehmen sein Wachstum zu heutiger Größe ermöglicht.

AUS KLEINEN ANFÄNGEN
Dabei hatte 1991 alles ganz klein begonnen. Gemeinsam mit vier weiteren Kompagnons, mittlerweile alle ausgeschieden, gründeten Helmut Dettenweitz und sein gleichnamiger, 2020 verstorbener Vater die Heldeco, eine Wortverschmelzung von Helmut Dettenweitz & Co. Allesamt waren sie als Mitarbeiter bei einem Maschinenbauunternehmen tätig gewesen – Dettenweitz sen. als ausgewiesene Koryphäe, wie sein Sohn sagt, in führender Position. Nach Umstrukturierungen und Kündigung durch den ehemaligen Arbeitgeber wurde gemeinsam der Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Mit einem Startkapital von damals rund 20 Million Schilling wurde das Areal eines stillgelegten Sägewerks erworben, eine Halle errichtet und die ersten Maschinen angekauft und installiert. Die Kunden kamen anfangs aus dem näheren geografischen Einzugsgebiet – die Mitterdorfer Breitenfeld Edelstahl AG zum Beispiel, die RHI mit ihrem Magnesit-Abbau in der nahen Veitsch oder die voestalpine. Doch bald begannen sich Know-how und Verlässlichkeit der „Jungunternehmer“ – „heute hätten wir uns als Start-up-Unternehmer bezeichnet, schmunzelt Dettenweitz – herumzusprechen. Triebfeder für das stetige Wachstum sei die beharrliche Bereitschaft gewesen, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln; nicht nur technologisch – davon zeugen serienmäßige Investitionen in Infrastruktur und maschinelle Ausstattung, die sich in den vergangenen Jahren noch weiter verdichtet haben –, sondern auch, was Arbeitsprozesse, Unternehmenskultur und Kommunikation betrifft, intern wie mit Kunden.

PARTNERSCHAFT NACH ALLEN SEITEN
„Wir haben“, präzisiert Helmut Dettenweitz, „von Anfang an alles darangesetzt, von unseren Kunden nicht bloß als Lieferanten, sondern als Partner geschätzt zu werden. Als jemand, der nicht nur Komponenten, Systemlösungen oder Ersatzteile liefert – und seien sie noch so komplex –, sondern auch als Entwicklungspartner zur Verfügung stehen und seinen Kunden wertvolle Inputs geben kann. Wenn uns ein Kunde sagt, von uns bekomme er genau die Informationen, die er brauche, wir würden exakt die richtigen Fragen stellen, die ihn weiterbrächten, und wir würden noch dazu über die höchste technische Kompetenz verfügen, die er kenne, dann bestätigt das unsere Arbeit. Das ist es, was wir anstreben.“ Darauf sei auch die gesamte Kommunikation im Unternehmen selbst ausgerichtet. „Keine Geheimniskrämerei, nicht den anderen auflaufen lassen, sondern volle Transparenz.“ Transparenz bei der Formulierung der gemeinsamen Ziele und Aufgaben, aber auch bei der Abbildung der Produktionsprozesse. Dafür sorge heute ein vor einigen Jahren implementiertes, selbstverständlich digitales Lean-Production-Management-System. Zusätzliche Dringlichkeit, blickt Dettenweitz zurück, habe die Transparenzagenda durch einen schweren Arbeitsunfall bekommen, der ihn 2001 für eine ganze Weile aus dem Spiel genommen habe. „Jeder ist ersetzbar und jeder muss ersetzbar sein, auch der Chef – das ist mir damals noch deutlicher bewusst geworden.“ Gewinnmaximierung dürfe in einem Familienunternehmen sowieso nicht das letzte Wort haben, bringt Helmut Dettenweitz sein Credo schließlich auf den Punkt. „An wirtschaftlichen Erfolgen“, ergänzt seine Frau, „beteiligen wir auch unsere Beschäftigten.“ So seien etwa in den vergangenen sehr erfolgreichen Jahren namhafte Prämien ausgezahlt worden. Gerade werden – auf Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die Sozial- und Sanitäreinrichtungen erweitert. „Unsere Leute müssen spüren, dass wir nicht nur für uns als Unternehmer handeln, sondern für uns alle im Unternehmen.“

FOTOS: HELDECO/BEIGESTELLT/LUEFLIGHT

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