Spirit of Styria

WIE VIEL ANTI-AGING braucht eine Maschine?

Kann man das Leben von Bauteilen und Komponenten verlängern? Martina und Christian Loidl vom Technischen Büro TeLo über die Alterung sicherheitsrelevanter Systeme, die Badewannen-Kurve und eine wachsende Anzahl an Steuerungen, die derzeit in die Jahre kommen.

Eines haben Mensch und Maschine gemeinsam: Sie altern. Nicht immer zum Vorteil des Gesamtsystems. So wie menschliche Organe mit Fortschreiten des Alters zu schwächeln drohen, haben auch die meisten Bauteile von Maschinen und Anlagen eine begrenzte Lebensdauer – und sollten, möglichst vor Eintritt eines Schadensfalls, eines Maschinenausfalls oder gar Arbeitsunfalls, gegen ein sicheres Bauteil getauscht werden. „So einfach die Theorie, so komplex ist diese Frage aber in der Praxis“, verraten Martina und Christian Loidl vom Technischen Büro TeLo mit Sitz in Gersdorf. „Denn in der Regel wird die Lebensdauer von Bauteilen und Komponenten zwar vom Hersteller vorgegeben bzw. ist in Normen geregelt – bei Sicherheitssteuerungen sind 20 Jahre ein häufiger Standardwert – aber in der Realität sind solche Vorgaben kein Dogma. Ob dann wirklich ein Tausch unvermeidbar ist oder nicht, lässt sich im Einzelfall prüfen“, so Christian Loidl. Denn oft seien Bauteile auch nach Ablauf der vorgegebenen Lebensdauer noch voll funktionsfähig und betriebssicher. „Dann wäre ein Austausch weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll – schließlich sprechen wir etwa im Falle eines Hydraulikventils von Kosten, die rasch mehrere tausende Euro pro Stück ausmachen können. Ziel muss also immer sein, alles, was gut und sicher funktioniert, nicht vorzeitig auszumustern“, so Martina Loidl. Die Lösung? „Wir beraten häufig in solchen Fällen und führen dann Berechnungen zur Ausfallsicherheit des betreffenden Bauteils durch. Ein komplexer Vorgang“, bestätigen die beiden Experten. „Denn gerade bei verschleißbehafteten Teilen sind viele Parameter einzubeziehen. Ergeben unsere Berechnungen grünes Licht, sind ,Laufzeitverlängerungen‘ von fünf Jahren durchaus möglich. Im Zuge dessen halten wir auch Rücksprache mit dem Hersteller der Teile, in vielen Fällen sind auch Überholungen bzw. Sanierungen nötig, um die längere Lebensdauer zu gewährleisten.“ Ein weiterer Grund, Teile nicht frühzeitig zu entsorgen, liege in der sogenannten „Badewannen-Kurve“ – ein technisches Konzept, das die Häufigkeit von Ausfällen technischer Teile sowohl in der Früh- als auch in der Spätphase des Lebenszyklus beschreibt, was sich eben in der typischen U-Form einer Badewanne spiegelt. Das heißt, nicht nur in der Spätphase schwächeln Teile aus logischen (Alterungs-)Gründen, sondern auch in der Frühphase entstehen überproportional häufig Ausfälle – ob wegen fehlerhafter Bauteile oder mangelhafter Montage etc. Christian Loidl: „Daher sollte man schon aus diesem Grund jeden nicht notwendigen Austausch vermeiden.“

TeLo-Gründer Christian Loidl

Unternehmensnachfolgerin Martina Loidl

Ein Bereich, der – neben den „sichtbaren“ mechanischen Bauteilen und Komponenten – oft vernachlässigt werde, betrifft Steuerungen von Maschinen und Anlagen, vor allem Sicherheitssteuerungen. „In Schaltschränken verborgen, werden sie von Betreibern von Anlagen und Maschinen oft nicht in ausreichendem Maß beachtet. Doch auch ihr Ausfall kann fatale Folgen haben“, so Martina Loidl. „Daher appellieren wir an Firmen, unterschiedliche Warnhinweise von Maschinen ernst zu nehmen – häufig liegt die Ursache von kleinen Störungen in elektronischen Komponenten. Ein Thema, das uns in den nächsten Jahren sehr beschäftigen wird, denn eine Vielzahl der heute im Einsatz befindlichen Steuerungen wurden sukzessive ab dem Jahr 2000 eingebaut. Das heißt, immer mehr von ihnen erreichen in den kommenden Jahren die kritischen 20 Jahre Lebensdauer – das sollten Betriebe unbedingt auf der Agenda haben.“

TELO GMBH
Technisches Büro Loidl, gegründet von Christian Loidl 
Das Unternehmen gilt als führend im Bereich Maschinen-, Anlagen und 
Prozesssicherheit sowie ArbeitnehmerInnenschutz und begleitet Betriebe im In- und Ausland (sowohl Hersteller als auch Betreiber) bei allen Fragen rund um technische Sicherheit. 
Motto: Rechtskonform und technisch machbar Kunden (Auswahl): Renergia, Mondi, Sappi, Zellstoff Pöls, Andritz, Voestalpine, AVL, Siemens, Anton Paar, Tiger, W&P Zement
21 MitarbeiterInnen, www.telo.at

In Kooperation mit TeLo
Fotos: Oliver Wolf, beigestellt

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