Mit dem AgriTech-Unternehmen „smaXtec animal care“ setzen Stefan Rosenkranz und Stefan Scherer zum großen Wachstumssprung in der globalen Milchwirtschaft an und beweisen, dass Tierwohl und Effizienz kein Gegensatz sein müssen. Damit überzeugen sie nicht nur Milchviehhalter zwischen Neuseeland und den USA, sondern sicherten sich auch den Gewinn des SPIRIT-Start-up-Awards in der Kategorie „Scale-ups“. Die beiden CEOs über ihr neues Headquarter, ihr ambitioniertes Wachstumsprogramm, den Methan-Kreislauf von Kühen und die entscheidende Weichenstellung für den Erfolg.
Die Firmenschilder sind frisch montiert, die Umzugskartons ausgepackt. Aufbruchsstimmung liegt in der Luft und in den Gesichtern der Anwesenden. Anfang Jänner bezog smaXtec sein neues Headquarter im Data House der TU Graz in der Sandgasse. Der ideale Standort. Nicht nur, dass sich das stark wachsende Unternehmen hier auf zwei Etagen – inklusive Ausbaustufen –flexibel ausbreiten kann, bietet die gesamte Nachbarschaft einen fruchtbaren Nährboden fürs Unternehmen. „Wir profitieren von den forschungslastigen Einrichtungen im neuen Data House ebenso wie von den nahegelegenen Instituten der TU Graz in der Inffeldgasse“, so Firmengründer und CEO Stefan Rosenkranz. „Schließlich sind wir ein Hightech-Unternehmen – auch wenn unser Betätigungsfeld in der Landwirtschaft nicht gleich darauf schließen lässt.“ Nicht weniger als 30 Entwickler arbeiten für smaXtec – vielfach im Bereich Software-Entwicklung, KI und Big Data. „Daher sind wir am neuen Standort optimal aufgehoben – sowohl was das Forschungs-Know-how betrifft als auch die Sichtbarkeit für künftige Fachkräfte“, ergänzt Stefan Scherer, seit 2020 CEO für Vertrieb und Strategie.
Für ihn – einst am benachbarten Institut für Maschinelles Sehen als Uni-Assistent tätig – ist es ebenso eine Art Rückkehr an frühe Wirkungsstätten wie für Stefan Rosenkranz, der einst einen Steinwurf entfernt Biomedizinische Technik studierte und sich dabei das Rüstzeug für seine Entwicklung aneignete. Im Jahr 2009 startete er gemeinsam mit Mario Fallast das Forschungsprojekt smaXtec. Im Zentrum: Die Entwicklung eines Rinderbolus, eines zylinderförmigen Sensors, der im Pansen einer Kuh wertvolle Daten über den Gesundheitszustand des Tiers übermittelt. (Anm.: Dieser Bolus ist absolut tierverträglich. Boli sind in der Veterinärmedizin bei Wiederkäuern seit Langem üblich und unbedenklich.) So revolutionär die Entwicklung, so langwierig erwies sich der Weg zur heutigen Erfolgsgeschichte. Dieser war gepflastert mit strategischen Turnarounds, permanenten Produktanpassungen und wechselnden Investoren. Wichtigster Meilenstein: Der Switch von der Messung des pH-Wertes im Magen zur Messung der Körpertemperatur im Jahr 2016. Bis heute ist smaXtec das einzige Unternehmen weltweit, dem es gelingt, die exakte Körpertemperatur im Tier kontinuierlich zu messen und dem Landwirt via Cloudlösung auf dem Smartphone zugänglich zu machen.
Daneben werden weitere relevante Körperdaten, die die Früherkennung von Krankheiten ermöglichen, erfasst – die Bewegungsaktivität, die Wiederkautätigkeit und das Trinkverhalten. Im Jahr 2020 der nächste Meilenstein: Das Unternehmen geht mit neuen Investoren und Geschäftsführer Stefan Scherer an Bord in die Offensive und katapultiert sich mit dreistelligen Wachstumsraten in die Scale-up-Phase – mehr als zehn Jahre nach der Gründung. Ein Beweis für die Beharrlichkeit und den langen Atem, den Unternehmensgründer vielfach für den Durchbruch benötigen. Für Rosenkranz und Scherer ist all dies aber erst der Beginn einer langen Reise mit noch unabsehbarem Endpunkt, wie sie uns im ausführlichen Interview erklären.
SMAXTEC ANIMAL CARE Gegründet 2009 als Forschungsprojekt von Stefan Rosenkranz und Mario Fallast („intraruminales Kuh-Versteh-System“) Die Lösung: smaXtec bietet ein innovatives Gesundheitssystem für Milchkühe als Software-as-a-Service. Ein Bolus (Sensor im Pansen der Kuh) erfasst relevante Gesundheitsdaten wie Körpertemperatur, Bewegungsaktivität oder Wiederkäuen, die durch KI ausgewertet und aufs Smartphone des Landwirt übertragen werden. Dadurch können Krankheiten bis zu vier Tage vor dem Ausbrechen erkannt, behandelt und häufig gänzlich verhindert werden. Der Nutzen: Steigerung der Tiergesundheit sowie des Betriebserfolgs von Milchviehbetrieben. Rückgang des Antibiotikaeinsatzes um bis zu 70%.
Inwieweit steht der Umzug an den neuen Standort symbolisch für das nächstes Kapitel in der Unternehmensentwicklung?
Scherer: An der alten Location sind wir bereits an unsere Grenzen gestoßen. Seit wir im Herbst 2020 die neueste Produktgeneration gelauncht haben, setzen wir auf eine konsequente Wachstumsstrategie – „four times double“, das heißt eine Verdopplung von Umsatz und Kühen „under monitoring“ viermal hintereinander. Zweimal haben wir das Ziel bereits umgesetzt und sind gerade erfolgreich in Runde drei gestartet. Der Umzug repräsentiert dieses Wachstum, aber auch die Besinnung auf unsere technische Kernkompetenz, auf KI und Big Data in der Anwendung. Wir haben starke Partner vor Ort und wollen die Synergien an diesem Intelligenz-Hub der TU Graz für unser technologisches Know-how nutzen.
Rosenkranz: Wir beschäftigen nicht weniger als 30 Entwickler – sowohl im Soft- als auch Hardwarebereich, der immer größere Teil im Bereich Software und Data Analytics. Abgesehen vom Forschungsnetzwerk haben wir die Chance, uns hier als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Wir sind in einem für uns sehr relevanten Umfeld sichtbar – in Zeiten des Fachkräftemangels ein unschätzbarer Vorteil.
Scherer: In Österreich ist das Bild von der Landwirtschaft immer noch sehr traditionell geprägt. Umso wichtiger ist zu betonen, dass unsere Kernkompetenz hochtechnologisch ist – wir agieren dabei an vorderster Front und exportieren weltweit Hightech in die größten Milchkuhmärkte. Das Ziel dabei: mehr Tiergesundheit, mehr Effizienz und eine nachhaltigere Milchwirtschaft für jede Betriebsgröße.
Tierwohl und Effizienz – ein scheinbarer Gegensatz. Ist er vereinbar?
Rosenkranz: Absolut. Eine nachhaltige Milchproduktion, die ökologisch sinnvoll und für den Betrieb profitabel ist, ist nicht nur möglich, sondern auch logisch. Denn unser Thema ist die Tiergesundheit und eine gesündere Kuh ist auch effizienter. Wenn ein Tier krank ist, dann gibt es keine oder weniger Milch – es entstehen höhere Kosten. Je höher das Tierwohl, desto besser für den Bauern. Für den Landwirt sind die Kühe ein Asset, das er pflegt und achtet – deswegen lässt sich das gut verbinden.
Was ist der Clou an Ihrer Innovation?
Scherer: Die Landwirtschaft ist schon seit Jahren stark technisiert. Allein die Kuh selbst blieb stets eine Black Box. Vor uns konnte ein Landwirt nur reagieren, wenn eine Kuh bereits krank wurde. Mit unserer Technologie bekommt er ein Werkzeug in die Hand, mit dem er proaktiv vorgehen kann und Krankheitsfälle vermeiden kann – ein Paradigmenwechsel. smaXtec registriert Anzeichen einer Krankheit, lange bevor es die Kuh selber merkt und ihr Verhalten ändert. Mit den richtigen Maßnahmen kann man diesen Ausbruch vermeiden – etwa durch die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln. Klassisches Beispiel: eine Euterentzündung, eine der häufigsten Kuherkrankungen. Wenn man frühzeitig z.B. einen Knoblauchbolus oder andere Entzündungshemmer verabreicht, hat man gute Chancen, einen folgenschweren Krankheitsausbruch zu verhindern.
Rosenkranz: Die unmittelbare Folge ist eine Reduktion des Antibiotika-Einsatzes. Landwirte berichten uns, dass sie den Mitteleinsatz durch die Verwendung von smaXtec um bis zu 70 % reduzieren konnten. Unser System liefert eine Kombination aus Temperaturdaten, der Wiederkau- und Bewegungsaktivität bzw. neuerdings auch der Trinkmenge – alle vier Parameter gemeinsam zeichnen ein aussagekräftiges Bild. Die Temperatur ist wie beim Menschen ein direkter Parameter, der sich frühzeitig verändert. Bei einer Mastitis kommt es etwa drei, vier Tage vor dem Ausbruch der Krankheit zu einem minimalen Fieberschub – weniger als ein Grad, vielleicht über drei bis fünf Stunden. Danach fällt die Temperatur wieder auf einen Normalwert. Eine punktuelle Messung würde wenig bringen – wir messen kontinuierlich.
Scherer: Was uns einzigartig macht, ist dasss wir in der Kuh messen. Dadurch verfügen wir über Kuhdaten aus hunderttausenden Kühen weltweit – sowie einer KI-Technologie, die mit diesen Daten und dem Wissen von Agrarexperten und Tierärzten lernt. Das System lernt mit jeder Kuh dazu. Start-ups auf der ganzen Welt versuchen uns zu kopieren, aber bislang gelang es niemandem, unsere Qualität zu erreichen. Unser Ziel ist es weiter jährlich unsere Kühe „under monitoring“ zu verdoppeln. Aber unser System misst nicht nur Gesundheitsdaten, sondern liefert auch Daten zur Brunsterkennung sowie Abkalbeerkennung. Durch die exakte und verlässliche Erkennung der Brunst weiß der Bauer genau, wann sein Tier trächtig werden kann – die Erkennung der Brunst ist Voraussetzung dafür, dass eine Kuh trächtig wird und ein Kalb bekommt. Sonst gäbe es auch keine Milch.
Rosenkranz: Im Jahr 2022 hatten wir 20 Milliarden Datenpunkte aufgezeichnet, das heißt wir haben 20 Milliarden Mal Temperatur sowie andere Parameter gemessen. Künftig wollen wir die Daten dank Big Data auch immer besser interpretieren. Für den Landwirt muss alles so einfach wie möglich aufbereitet sein – er will genau wissen, was für eine bestimmte Kuh zu tun ist. Welchen Schritt muss er setzen? Wir gehen immer mehr den Weg vom Beobachten und Monitoren hin zum Advisory. Aufgrund des Fachkräftemangels und den gesteigerten Anforderungen in der Landwirtschaft braucht der Bauer diese digitalen Hilfen. Wir können ihm viel Arbeit abnehmen.
Seit der Markteinführung 2016 hat smaXtec knapp 500.000 Boli verkauft. In den vergangenen beiden Jahren haben sich Mitarbeiteranzahl und Umsatz jeweils verdoppelt. Exportanteil rund 90% Niederlassungen in Deutschland, UK, Irland, Schweiz und USA Derzeit 120 Mitarbeiter (Plan bis Jahresende über 160) Stefan Rosenkranz studierte Biomedizinische Technik an der TU Graz. Stefan Scherer, ebenfalls Absolvent der TU-Graz, ist Gründer der Messtechnikfirma Alicona. Nach deren erfolgreichem Verkauf an einen US-Konzern 2018 stieg er 2020 erst als Berater, dann als Gesellschafter und CEO ins Unternehmen ein. Gesellschafter: Neben den Gründern Rosenkranz und Fallast sowie CEO und Investor Scherer sind auch die Investoren Kathrin & Georg Zenker, Heinrich Schlünken, ein Konsortium rund um das Family Office LOREA von Christoph Swarovski sowie die deutsche Sophora am Unternehmen beteiligt. https://smaxtec.com
Die typische Betriebsgröße für den Einsatz Ihres Systems?
Scherer: Es beginnt typischerweise bei 30 Kühen, nach oben gibt es keine Grenze. Wir haben ebenso viele Betriebe in der Größenordnung von 500 oder 5000 Tieren. Wichtige Botschaft: Milchwirtschaft wird somit bei allen Betriebsgrößen deutlich nachhaltiger als angenommen.
Rosenkranz: Viele Konsumenten haben ein verzerrtes, von der Werbung idealisiertes Bild von der Landwirtschaft – Stichwort sprechende Schweine. Großbetriebe haben zu Unrecht automatisch ein schlechtes Image. Wir wissen aus Erfahrung, dass für Betriebe mit tausend Rindern oder mehr das Thema Tierwohl bzw. Gesundheit eine mindestens so große Rolle spielt wie bei kleineren Betrieben. Dort wird viel Geld investiert, um die Gesundheit zu erhalten – und es ist im ureigensten Interesse der Landwirte, auf die Tiere zu schauen.
Wie sehr unterstützt smaXtec „Digital Farming“?
Scherer: Der Automatisierungsgrad in der Landwirtschaft wird immer höher. Im Grunde helfen wir mit unserem Bolus, die Kuh ein Stück weit zu digitalisieren und damit besser zu verstehen – auch wenn man mit solchen Formulierungen aufpassen muss. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir gesündere Tiere bei erhöhtem Tierwohl ermöglichen – und das bei jeder Betriebsgröße. smaXtec ist bestens integrierbar in das Öko-System „Digital Farming“ und über Schnittstellen mit anderen Systemen vernetzt – etwa der Ventilation im Stall oder Melkrobotern. Die Vernetzung all dieser Daten kann der Landwirt dann zur Steuerung oder als Entscheidungsgrundlage nutzen.
Gesundheit, Brunst, Fütterung & Co.:
Mit der smaXtec-App hat der Landwirt alle relevanten Daten im Blick
Was ist technisch noch möglich?
Rosenkranz: Sehr viel. Künftig geht es vermehrt darum, die großen Datenmengen so zu verarbeiten, dass noch konkretere Handlungsempfehlungen für unsere Kunden entstehen. Hier ist ein immenses Potential vorstellbar. Dabei wird uns Künstliche Intelligenz sehr nützlich sein – auch wenn das Thema derzeit medial inflationär behandelt wird. Daher auch unser Fokus auf daten-getriebene Softwareentwicklung. Unser System ist weltweit update-fähig. Das heißt, wir können jederzeit eine neue Software in die Kuh „hineinspielen“, egal, wo auf der Welt sie sich befindet – wie bei einem Handy. Von Graz aus per Knopfdruck. Die Hardware ist ja bereits im Tier. Wollen wir künftig andere, neue Parameter messen, können wir das ganz einfach, indem wir die Software ändern.
Scherer: Diese ausgeklügelte Kombination aus Hardware und Software ist unser Erfolgsgeheimnis. Langfristig ist aber noch viel mehr möglich – durch die intelligente Verwertung und Vernetzung unserer Daten! Wir verfügen über den umfangreichsten Datenschatz an Milchkuhtemperaturmessungen – deren Nutzung wird künftig in vielen Bereichen einen Mehrwert bringen. Damit sind ganz neue, zusätzliche Geschäftsmodelle möglich – etwa im Bereich der Impfstoff- und Medikamentenentwicklung oder auf dem Gebiet der genetischen Selektion. Der Fokus liegt hier immer stärker auf nachhaltigeren Lösungen. Und diese Entwicklung wird mit unserer Technologie gefördert.
Der große Durchbruch gelang erst 2020. Hatten Sie angesichts der langen Durststrecke jemals Zweifel?
Rosenkranz: Das ist wohl eine Persönlichkeitsfrage und ich bin nicht der Typ, der zweifelt, sondern die Herausforderung sucht. Ich bin jemand, der wissen will, wie man etwas machen muss, damit es geht, wenn es einmal nicht geht. Denn den geradlinigen Weg bei der Entwicklung eines Unternehmens gibt es ohnehin nicht. Wir waren zu Beginn im Science Park Graz – dort sieht man, wie es anderen ergeht. Rückschläge und Krisen gehören immer dazu.
Die wichtigsten Märkte?
Scherer: Deutschland ist aktuell der stärkste Markt. Aber auch UK und Irland sind für uns wichtig, auch dort ist der nachhaltige Marktaufbau bereits gelungen. Zuletzt haben wir auch in den USA den Markteintritt geschafft und sind in wichtigen Bundesstaaten wie Wisconsin, New York, Minnesota, Pennsylvania, Texas oder Michigan vertreten. Auch in diesem Jahr setzen wir einen großen Schwerpunkt auf die weitere Expansion des US-Markts, einen der größten Milchmärkte der Welt.
„Digital Farming“: die Innovation des steirischen Scale-ups ist in den USA ebenso im Einsatz wie in Irland und Neuseeland
Rosenkranz: Wir haben bewiesen, dass smaXtec in ganz unterschiedlichen Märkten funktioniert. Beispiel Irland: Dort sind die Tiere die meiste Zeit im Jahr nur auf der Weide – ganz im Gegensatz zu Deutschland oder Holland. In Irland hatten wir im Vorjahr ein außerordentliches Wachstum. Wir wissen, wie wir mit unterschiedlichen Märkten umgehen – das macht uns zuversichtlich für die weitere Expansion.
Wie groß ist der Markt?
Scherer: Das Marktpotenzial ist riesig. Das adressierbare Kuh-Potenzial schätzen wir auf über 60 Millionen Kühe. Unser Programm „4 times double“ ist erst der Anfang. Wir gehen auch danach von weiteren großen Wachstumsraten aus. Das Limit ist nicht absehbar – wir haben Großes vor.
Der Milchwirtschaft haftet der Makel der Klimaschädlichkeit an – Stichwort Methanausstoß.
Scherer: Ich denke, hier ist in den letzten Jahren eine sehr vereinfachte Sicht entstanden, die einer faktenbasierten Diskussion zur nachhaltigen Ernährung der Weltbevölkerung nicht gerecht wird. Milch ist ein an lebenswichtigen Inhaltsstoffen sehr reichhaltiges Lebensmittel. Drei Viertel der weltweiten Fläche, die für die Ernährung von Kühen verwendet werden, sind für den Anbau von veganen Lebensmitteln nicht geeignet. Hier wandelt die Kuh z.B. Gras in für den Menschen verwertbare Proteine und Nährstoffe um. Damit ist der Käse des regionalen Bauern sicherlich nachhaltiger als Tofu aus Südamerika. Ich bin überzeugt, dass wir Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachten müssen.
Rosenkranz: Dazu muss man in Kreisläufen denken. Der Methan-Kreislauf von Kühen unterscheidet sich grundsätzlich von jenem fossiler Energieträger. Das ist wissenschaftliche Lehrmeinung. Mit jedem Liter Erdöl, das ich fördere und verbrenne, kommt zusätzliches CO2 in die Atmosphäre, während Methan nur 12 Jahre in der Atmosphäre bleibt – d.h. wenn sich in 12 Jahren die Kuhpopulation nicht ändert, haben wir einen stabilen Kreislauf und keinen Mehreintrag von Methan in die Atmosphäre. Wenn wir es also schaffen, die gleiche Menge Milch mit weniger Methan zu produzieren, ergibt das einen positiven Beitrag fürs Klima. Und genau das erreichen wir mit smaXtec. Denn eine Kuh, die länger lebt und länger gesund ist, ist effizienter – womit der Liter Milch über die Lebenszeit mit weniger Methan-Ausstoß belegt ist. Unsere Untersuchungen belegen eine Einsparung von rund 15%. Auch hier macht der Gesundheitseffekt den Unterschied.
FOTOS: OLIVER WOLF