Spirit of Styria

Die Vision des HAUSKRAFTWERKERS

Wenn sich ein südsteirisches KMU neu erfindet, damit einen neuen Markt begründet und gleichzeitig der Energiewende einen Schub verpasst: Das ist die Geschichte von Anton Lang, Firmenchef von Elektro Lang, der den Wandel vom traditionellen Elektrotechnikbetrieb zum ersten Hauskraftwerker Österreichs wagte und Arnfels zu einem Hotspot innovativer Energielösungen macht. Der visionäre Unternehmer im SPIRIT-Cover-Interview über das wegweisende Energiegebäude Lang (E.N.G.E.L), die Energiegemeinschaft Leibnitz als Role Model für die Steiermark und die Zukunft der dezentralen Energieerzeugung.

Ende August an der südsteirischen Weinstraße. Es ist Erntezeit. Geerntet wird jedoch nicht nur in den Weingärten ringsum, sondern auch auf den Dächern der Häuser. Während Winzer seit jeher die Kraft der Sonne in Fässer füllen, weiß man die Sonnen-strahlen längst auch anderweitig zu nutzen – und produziert dank moderner Technologie nicht nur Rebensaft, sondern auch sonnengereifte Energie. Kilowattstunden statt Hektoliter. Eine Ganzjahresernte – insbesondere hier in Arnfels.

Elektro Lang
Gegründet im Jahr 1916, als der Urgroßvater vom heutigen Firmenchef Arnfels und Leutschach erstmals mit Lichtstrom versorgte.

Wichtige Meilensteine: Errichtung der 1. Kabel-TV-Anlage in der Südsteiermark von Anton Lang sen.
Elektro Lang wird eines der ersten Mitglieder der Qualitätsvereinigung
E-Marke Austria (Elektrotechniker mit Zuverlässigkeitsgarantie)
Mitgliedschaft beim Green-Tech-Valley
Im April 2024: Eröffnung des neuen, innovativen Firmenstandorts (E.N.G.E.L.). Das Unternehmen bekommt dabei als erster Betrieb in Arnfels das Recht auf Führung des steirischen Landeswappens verliehen.

Wir befinden uns vor dem neuen Firmengebäude von Elektro Lang in der Gewerbestraße der südsteirischen Markgemeinde. E.N.G.E.L. – der Name steht für „Energiegebäude Lang“. Auf den ersten Blick deutet nicht viel darauf hin, dass wir hier vor einem Kraftwerk der Zukunft stehen. Kraftwerksqualitäten lassen sich erst beim näheren Hinsehen erahnen: Der schwarze Streifen an der Fassade entpuppt sich als Photovoltaikfläche, 25 kWp sind es rund ums Haus in Summe. Auf dem Flachdach sind weitere Module mit 60 kWp montiert. Das Herzstück des „Hauskraftwerks“ zeigt uns der bestens gelaunte Firmenchef Anton Lang bei einer Führung durch das Innere. Im hinteren Teil des Gebäudes stoßen wir auf eine Reihe frisch installierter Geräteschränke in unterschiedlichen Größen, optisch an Kühl-Gefrier-Kombis erinnernd. Diese beherbergen Batteriespeicher sowie ausgeklügelte Energiemanagementsysteme (EMS), gleichsam das Hirn eines Hauskraftwerks. Hier laufen sämtliche Daten zusammen: Stromverbräuche, produzierte und prognostizierte Mengen, Strommarktpreise, Wetterdaten. „Die Vernetzung der Daten erlaubt dem System, automatisiert optimale Entscheidungen über Stromerzeugung und Verbrauch zu treffen – etwa darüber, ob zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Netz eingespeist oder der Speicher geladen werden soll.

Energiegebäude Lang (E.N.G.E.L.): das Vorzeigeprojekt dient als Hotspot der Innovation und gleichzeitig als Schauraum, der Energietechnik, Smart Home und Wohnlichkeit kombiniert

Ob das E-Auto geladen oder Strom für die Wärmepumpe geliefert werden soll“, nennt Lang einige Beispiele. „Mit einem Hauskraftwerk kommt Intelligenz in PV-Anlagen“, erklärt der Unternehmer, der regelmäßig Kunden in das vor vier Monaten eröffnete E.N.G.E.L. lädt, um die Vorzüge eines Hauskraftwerks vor Ort kennenzulernen. „Das Gebäude dient als Demonstrator, an dem sich die unterschiedlichen Aspekte eines Kraftwerks der Zukunft veranschaulichen lassen.“ Für „Treffpunkt Kraftwerk“ steht ein architektonisch anspruchsvoller Showroom bereit, der das zweite Standbein des Unternehmens – hochwertige Elektroinstallationen – in vielen ästhetischen Ausführungen widerspiegelt. In wohnzimmerartiger Atmosphäre können hier Lichtinstallationen und Smart-Home-Lösungen hautnah erlebt bzw. per Klick auf die Steinplatte der Kücheninsel (die Steuerung liegt smart integriert darunter) selbst spielerisch ausprobiert werden. Hightech und Feng-Shui in trauter Symbiose.

Zwei Geschäftsfelder: 

Hauskraftwerke sowie Elektroinstallationen (Schwerpunkt auf anspruchsvolle Smart-Homesowie Lichtlösungen)
Elektro Lang ist Premiumpartner von Hauskraftwerk

E3/DC Jeden ersten Mittwoch im Monat lädt Lang zum „Treffpunkt Kraftwerk“ an den Firmensitz.

12 Mitarbeiter, 3 Lehrlinge
Anton Lang ist Absolvent der HTL Weiz.

GROSSINVESTITION IN E.N.G.E.L
„Die Errichtung des E.N.G.E.L. war die bedeutendste Investition in unserer Unternehmensgeschichte und stellt für uns einen großen Schritt nach vorne dar“, so Lang, der damit die Innovationstradition der Firma fortschreibt. Diese reicht über 100 Jahre zurück. Bereits im Jahr 1916 begann Langs Urgroßvater, Arnfels und Leutschach mit Lichtstrom zu versorgen. Die visionäre Kraft und Innovationslust des Südsteirers, der den Elektrotechnikbetrieb in einen führenden Anbieter für dezentrale Energielösungen verwandelte, wird auch im Interview mit „SPIRIT of Styria“ deutlich.

„Mit einem Hauskraftwerk können Haushalte und Unternehmen ihre Stromkosten deutlich reduzieren und gleichzeitig ihre Stromversorgung ausfallssicherer machen.“

ANTON LANG
ELEKTRO LANG

Was ist ein „Hauskraftwerk“? Inwiefern unterscheidet es sich von konventionellen PV-Anlagen?
ANTON LANG: Ein Hauskraftwerk ist ein hochmodernes dezentrales Energiekonzept, das Hausbesitzern ermöglicht, ihren eigenen Strom zu erzeugen, zu speichern, effizient zu nutzen und auch wieder ins Netz zu verkaufen. Es kombiniert Photovoltaik, Energiespeicherung und eine smarte Steuerung, um den Verbrauch und die eigene Stromerzeugung zu optimieren. Der entscheidende Unterschied zu konventionellen PV- und Speicherlösungen liegt in der Intelligenz des Systems – im Energiemanagementsystem (EMS), das alle wichtigen Daten über Verbraucher und Erzeuger im Haus intelligent miteinander vernetzt, aktuelle und prognostizierte Produktionsmengen, Wetterdaten sowie Strommarktpreise, und damit zu jeder Zeit ökonomisch effiziente Entscheidungen automatisiert treffen kann: Einspeisen oder beziehen? Speicher laden oder das E-Auto? Oder doch die Wärmepumpe einschalten? Das System „denkt“ auch im Fall limitierter Netzeinspeisemöglichkeiten mit und sorgt dafür, dass etwaige Limits optimal ausgeschöpft werden.

Innovatives Familienunternehmen: Anton Lang mit seiner Ehefrau Waltraud und der Next Generation, Tochter Stefanie

Der Nutzen für den Hausbesitzer?
Der Nutzen für die Kunden ist ein mehrfacher. Haushalte und Unternehmen können ihre Stromkosten deutlich reduzieren, die Unabhängigkeit von Energieversorgern erhöhen und sicher gehen, auch bei einem Stromausfall weiterhin versorgt zu sein. Wir merken, eine gesicherte Stromversorgung ist ein zunehmend starker Antrieb bei den Kunden. Als erster Hauskraftwerker mit Zuverlässigkeitsgarantie installiert Elektro Lang maßgeschneiderte Hauskraftwerke – und damit Energieversorgungslösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden abgestimmt sind. Das Spektrum reicht von kleinen Solaranlagen bzw. kleinen Speicherlösungen – ab 4 kWh – für private Haushalte bis hin zu großen Anlagen für gewerbliche Betriebe im Bereich hunderter kWh Speicherkapazität.

Vom Elektrotechniker zum Hauskraftwerker – welche Idee stand hinter der Neupositionierung?
Dahinter steht die Überzeugung, dass die Zukunft in der dezentralen Energieerzeugung liegt. Intelligente Systeme wie Hauskraftwerke werden an Bedeutung zunehmen – wir sehen hier einen enormen Wachstumsmarkt, den wir künftig mit einer Top-Technologie und großem Know-how bedienen wollen. Dafür haben wir uns mit einem professionellen Branding als „Hauskraftwerker mit Zuverlässigkeitsgarantie“ eine gute Startposition gesichert.

Was macht E.N.G.E.L., das Energiegebäude Lang, besonders?
Das E.N.G.E.L. ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein lebendiger Schauraum, der unsere Vision in die Realität umsetzt. In diesem Gebäude wird modernste Energietechnik mit Wohnraumatmosphäre nach Feng-Shui-Prinzipien kombiniert – Hightech gepaart mit dem Gefühl von Komfort und Geborgenheit. Hier haben Kunden die Möglichkeit, die innovativen Lösungen hautnah erleben zu können. Technologien wie Hauskraftwerke, Smart Home, moderne Beleuchtungslösungen und automatisierte Beschattung werden in alltagsnahen Szenarien demonstriert – von der automatisierten Lichtsteuerung bis hin zur Regelung der perfekten Raumtemperatur. Schon im Herbst wollen wir mit einem weiteren wegweisenden Projekt aufwarten: der ersten dynamischen Stromtankstelle der Steiermark, direkt bei unserem Firmengebäude. Der Clou dieser Ladestelle liegt in ihrer Fähigkeit, den Ladestrom und den Ladepreis flexibel an die aktuelle Situation anzupassen. Die Ladestation reagiert intelligent auf die aktuelle Energieproduktion aus der PV-Anlage, die verfügbare Speicherkapazität und die aktuellen Strompreise. Das bedeutet, dass der Ladepreis dynamisch zwischen „kostenlos“, „günstig“ und „normal“ variiert – angezeigt durch ein Ampelsystem. Damit werden E-Autofahrer bei uns künftig von günstigem bzw. kostenlosem Ladestrom profitieren.

E.N.G.E.L 
(Energiegebäude Lang) gilt als Vorzeigeprojekt für die Zukunft der dezentralen Energieerzeugung und des Wohnens. Es zeigt, dass Gebäude nicht nur energieautark und smart, sondern auch wohnlich und einladend sein können.
Technologie und Komfort sind harmonisch vereint. Top-Innovation: Im Herbst soll
hier die erste dynamische Stromtankstelle der Steiermark ihren Betrieb aufnehmen.

ENGEL
(Energiegemeinschaft Leibnitz) bezeichnet einen Verein, der Erzeuger und Verbraucher in der Region in einer Energiegemeinschaft miteinander verbindet. Auch die Marktgemeinde Arnfels ist Mitglied. Ziel ist die autarke Energieversorgung der Gemeinde.

www.elektro-lang.at

ENGEL steht auch für die „Energiegemeinschaft Leibnitz“, die Sie initiiert haben – welches Ziel verfolgen Sie damit?
Damit wollen wir Haushalte und Betriebe zusammenbringen, um gemeinsam Energie zu erzeugen, zu nutzen und effizient zu verwalten. Hauptmotivation ist, die lokale Energieproduktion zu maximieren und die Abhängigkeit von externen Energieversorgern zu reduzieren. In dieser Gemeinschaft können Teilnehmer, die überschüssigen Strom erzeugen, Energie in das gemeinsame Netz einspeisen und somit von höheren Einspeisetarifen profitieren. Auch Teilnehmer, die keinen eigenen Strom erzeugen, profitieren von deutlich niedrigeren Stromkosten und einer Reduzierung der Netzkosten um 28 %. Die Abrechnung innerhalb der Energiegemeinschaft erfolgt transparent und fair über einen Verein. Auch die Marktgemeinde Arnfels ist bereits an Bord. Unser Ziel ist, durch die vollständige Integration der kommunalen Stromverbräuche eine weitgehend autarke Gemeinde zu schaffen. Das Modell hat das Potenzial, als Leuchtturmprojekt in der Steiermark zu dienen.

Ihre Vision?
Elektro Lang verfolgt die Vision, seinen Kunden den Weg vom reinen Konsumenten hin zum aktiven „Prosumer“ zu ebnen – also zu einem Akteur, der nicht nur Energie verbraucht, sondern auch selbst erzeugt und ins Netz einspeist. Unsere langfristige Vision ist es, einer der führenden Anbieter für dezentrale und innovative Energielösungen in der Steiermark zu werden und damit einen bedeutenden Beitrag zur regionalen Energiewende zu leisten.

Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen wünschen Sie sich für PV-Betreiber?
Ich bin überzeugt, dass es stabile und faire Einspeisetarife für den nachhaltigen Ausbau von PV-Anlagen braucht. Viele Betreiber stehen derzeit vor der Herausforderung, dass die Einspeisetarife häufig schwanken oder nicht ausreichend hoch sind, um eine angemessene Rendite zu sichern. Diese Unsicherheit erschwert die langfristige Planung und kann Investoren davon abhalten, in erneuerbare Energien zu investieren. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Vereinfachung der bürokratischen Prozesse rund um den Anschluss und die Einspeisung von PV-Anlagen. Ziel muss es sein, durch faire Einspeisetarife und günstige Rahmenbedingungen den Ausbau der Solaranlagen in der Steiermark voranzutreiben. Auch der schon lange überfällige ElWG-Beschluss (Anm.: Elektrizitätswirtschaftsgesetz) ist Pflichtprogramm noch für diese Legislaturperiode. Denn dieses Gesetz schafft die Grundlage für eine moderne Stromversorgung und Planungssicherheit. Die wichtigsten Punkte darin: Transparenz über Netzanschlusskapazitäten, Energiespeicherregulierung sowie neue Möglichkeiten für Direktleitungen von Konsumenten zu Konsumenten. Denn eines ist klar: Die Energiewende funktioniert nur mit einer Stromnetzwende.

Fotos: Oliver Wolf

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