Michael Karre, Steuerberater und Partner der BDO Graz, im Interview mit „SPIRIT of Styria“ über die wichtigsten Tipps für Start-ups in stürmischen Zeiten und neue Impulse, um Finanzierungen in der Wachstumsphase künftig zu erleichtern.
In Zeiten multipler Krisen – was raten Sie Gründe-rinnen und Gründern derzeit besonders?
Entscheidend ist gerade jetzt, das Hauptaugenmerk auf die Liquidität des Unternehmens zu legen und darauf zu achten, die vorhandenen Mittel mit Augenmaß einzusetzen. Einzuplanen ist stets ein Back-up, falls eine Förderung doch nicht kommt oder Investorengelder ausbleiben. Gerade mit Förderungen ist nie fix zu rechnen. Klarer Fokus muss sein, so schnell wie möglich in den Produktverkauf zu kommen und Cashflow zu generieren.
Auf welche Fähigkeiten kommt es nun an?
Die Founder müssen rasch Skills entwickeln, das optimale Team mit den richtigen Talenten zusammenzustellen. Gerade Krisen bieten dabei die Chance, an gute Leute zu kommen – Top-Qualifizierte, die Corporates verlassen und viel Erfahrung mitbringen. Entscheidend ist auch, dass Gründer nicht im Modus der Krisenbewältigung verharren, sondern die Vision fürs Unternehmen im Auge behalten. Weiters gefragt: Resilienz, Optimismus und Kommunikationsfähigkeit nach außen und innen. Und der Blickwinkel, von Anfang an international zu denken – sowohl marktseitig als auch was Investoren betrifft.
Wie gut ist das steirische Start-up-Ökosystem?
Ich sehe die Steiermark hier grundsätzlich gut aufgestellt – der politische Wille, den Mehrwert von Startups zu erkennen, ist vorhanden. Und das ist gut so – denn Start-ups haben wirtschaftlichen Impact für einen Wirtschaftsstandort. Allerdings sind Neugründungen gerade jetzt anfällig – sowohl kapital-seitig als auch marktseitig. Umso wichtiger wäre es daher, Start-ups einen erleichterten Zugang zum Markt wie auch zum Kapitalmarkt zu ermöglichen. Marktseitig etwa mit Formaten, die das Matching zwischen Corporates und Start-ups zum Ziel haben.
Michael Karre,
Partner BDO Graz und
Start-up-Experte
Welche Maßnahmen braucht es, um Finanzierungen anzustoßen?
Sinnvoll wären regulatorische Maßnahmen, um Investoren steuerlich unter die Arme zu greifen – etwa ein Investitionsfreibetrag für Startup-Investments. Das neue FlexKap-Gesetz brachte zwar Fortschritte bei Mitarbeiterbeteiligungen, aber keine Erleichterung für Investoren. Zudem müsste es das Ziel sein, die Sichtbarkeit von heimischen Startups für ausländische Investoren zu stärken. Ein Zugang könnte eine Th emenfokussierung sein. Oder man nimmt Anleihen an Linz, wo es gelang, mit der Tabaktrafik einen Hub zu schaffen, der wie ein Leuchtturm ausstrahlt. Darüber hinaus könnte man überlegen, inwieweit unsere Inkubatoren – die tolle Arbeit leisten – künftig auch eine Finanzierungsrolle übernehmen, siehe etwa das „UnternehmerTUM“ an der TU München, quasi ein Modell „Inkubator plus Fonds“.
Was bietet die BDO Gründerinnen und Gründern?
Unsere Experten unterstützen von der Ideenphase über die Gründung bis zur Wachstumsphase sowie einem etwaigen Exit. In der Gründungsphase helfen wir etwa bei der Erstellung von Businessplänen sowie bei Finanzierung und Förderungen. Eine Besonderheit: Wir können auch einen Interims-CFO aus unseren Reihen stellen, wenn ein Start-up den Bereich Finanz & Rechnungswesen auslagern möchte.
Der USP der BDO?
Unsere Stärke ist, dass wir alle relevanten Spezialisten im Haus haben – ob im Bereich Steuern, Finance oder bei Consulting-Th emen wie Internationalisierung und M&A. Dabei gibt es aber immer einen Ansprechpartner für das Unternehmen. Das heißt: Voller Zugriffauf unsere Expertenteams und dennoch Beratung aus einer Hand.
BDO Graz
Teil des internationalen BDO Netzwerks, eine der weltweiten größten
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Fotos: Oliver Wolf, beigestellt