Understatement aus Modena: Ein GranTurismo hat seine Ursprünge im Motorsport. Fahrer sollten im Rennwagen auch längere Distanzen meistern. An den Ursprung hat sich Maserati mit dem neuen Modena mehr als erinnert. Auf fünf Metern Länge. Und dem Konzept: „Andere reisen einfach.“
Ein bekannter Grazer Spitzenkoch und fundierter Autokenner servierte schon vor Jahren den Satz: „Im Maserati sitzt immer der Richtige.“ Die Aussage basiert auf einige seiner Stammgäste, die mit ihrem Dreizack zu Tisch steuern. Durchwegs grau melierte Herren in Kaschmir und handgemachtem Schuhwerk. Dezent und erfahren. Man erinnert sich an Fiat-Eigner Gianni Agnelli, der dem Charme des Maserati 5000 GT ebenso erlag wie der Schah von Persien und der Aga Khan. Der neue GranTurismo Modena setzt die Historie des Unterstatements fort. Ein grau melierter Connaisseur, der nur laut wird, weil er sich dem Erbe des ikonischen Klangs verpflichtet fühlt. Dieses Erbe findet seine Fortsetzung im Sechszylinder-Nettunomotor, und damit einer Maserati-Eigenentwicklung, welche von der Formel-1 geprägt wurde. Bereits im Maserati Supersportwagen MC20 verbaut, ist das Triebwerk der Nettuno-Baureihe seit 1998 die erste motorische Heimarbeit und leistet 490 PS. Das Drehmoment beträgt 600 Newtonmeter und trägt den Modena in 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Bei einem Radstand von fast drei Metern und einer Länge von fünf Metern dürfen sich sportliche Fahrer wie Reiselustige frei nach dem Motto: „Länge läuft“ auf den Weg machen. Nicht nur das Dach wurde gegenüber dem Vorgänger um 24 Millimeter tiefer gelegt, sondern auch gleich die Sitze. Die Nähe zum Asphalt liefert den sportlichen Aspekt, die beheizten und 18-fach (!) elektrisch verstellbaren Sitze den Reisekomfort. Mit dem hauseigenen Konzept „Andere reisen einfach“ fahren besondere stimmige Synergien einher, die den Unterschied ausmachen sollen. Dazu gehören serienmäßige Luftfederung, elektronisches Dämpfersystem sowie vollvariabler Allradantrieb. Sollen sich doch die anderen plagen und verkrampft am Sehnsuchtsort irgendwo hinter den Alpen oder dem Apennin aus der offenen Fahrertür fallen. Wohin, wie schnell und überhaupt – all die Fragen beantworten gleich mehrere Bildschirme im Cockpit mit ihren Komfortfunktionen, Grafiken und Fahrmodulen. Optional wird erstmals ein Headup-Display geboten. Es schmerzt, wenn eine Kultsäule des Automobildesigns eingerissen wird, und so sucht der erprobte Dreizack-Veteran vergebens nach der legendären Maserati-Uhr in der Mittelkonsole, sondern erblickt stattdessen eine Smartwatch.
Wohin, wie schnell und überhaupt – all die Fragen beantworten gleich mehrere Bildschirme im Cockpit mit ihren Komfortfunktionen, Grafiken und Fahrmodulen. Optional wird erstmals ein Head-up-Display geboten. Und die legendäre Maserati-Uhr wurde skandalöser Weise durch eine Allerwelts-Smartwatch ersetzt.
Man kann ihn drehen und wenden, wie man will. Vom Design her entpuppt sich der GranTurismo Modena als absoluter Volltreffer. Die Motorhaube lang wie die Karwochen, das Heck muskulös und kompakt.
Aber Tränen trocknen schnell, weil die Achtgang-Automatik mit dem Verbrenner so feierlich mit den wuchtigen Schaltpaddles am Lenkrad harmoniert, um bei bis zu 302 km/h Spitze auch gleich die Nostalgie wegzuföhnen. Einzig ein kurzer Blick zu den Mitreisenden im Fond sei gewährt, denn der GranTurismo versteht sich grundsätzlich als Coupé mit vier Sitzen. Allerdings sollte es sich bei den beiden Passagieren im Heck im Sinne des humanistischen Gedankens nicht unbedingt um Spieler der Harlem Globetrotters handeln. Dass sich Maserati traditionell nicht dem Basketball, sondern dem kontinentalen Sport verschrieben hat, beweist die serienmäßige Ski-Durchlade welche in die überschaubaren 310 Liter des Kofferraums reicht. Aber man reist ohnedies nur mit leichtem Gepäck, insofern kann auf die automatisierte Kofferraumöffnung, die im optionalen Komfortpaket zu ordern ist, verzichtet werden, außer man greift nach den Henkeln des modelleigenen wie fünfteiligen Gepäcksets von Ermenegildo Zegna (6.941 Euro). Auch die 27.370 Euro für die Speziallackierung Azzuro Astro Mate dürfen eingespart werden, weil der GranTurismo auch im gediegenen wie edlen Grey Maratea (wohlfeile 4.636 Euro) wirkt. Farbe bringen die Modenesi hingegen in die Welt der Bremssättel und bieten auf Wunsch und knapp tausend Euro eine Bemalung derer in Rot, Blau oder Gelb. Dass sich ein Aschenbecher (179 Euro) in schwarzem Pasubio-Leder mit Ton-in-Ton-Nähten und einem magnetisch zu öffnenden Aluminiumdeckel, verziert mit dem Dreizack und Details, die an das Interieur des Fahrzeugs erinnern, noch im Zubehörportfolio findet, zeigt, wie tief Maserati noch immer mit der Historie des Sportwagenreisenden verbunden ist.
Fotos: Maserati