Spirit of Styria

DIGITAL & GRÜN: Logistik in Bewegung

Ob Big im US-Business oder führend in der Kleinteilelogistik: Ökologisierung und Digitalisierung sind die anhaltenden Mega-Trends in der Logistik. „SPIRIT of Styria“ machte sich bei heimischen Logistikexperten auf die Suche nach innovativen Lösungen am Puls der Zeit.

Brüchige Lieferketten, hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und die Notwendigkeit zur Dekarbonisierung – die Herausforderungen für die Logistikbranche sind groß wie schon lange nicht. Während der Druck steigt, stehen den Akteuren immer innovativere Technologien zur Verfügung, um die Logistikprozesse digitaler, effizienter und nachhaltiger zu machen. Ausgeklügelte Lagerlogistik, ökologischere Antriebssysteme oder automatisierte Tourenplanung – die Hightech-Möglichkeiten sind vielfältig und machen die Branche zu einem Hotspot der Innovation.

700.000 SENDUNGEN PRO JAHR
Effizienz durch Digitalisierung – das beweist auch das weltweit tätige Logistikunternehmen Hadolt Global Express mit Sitz in Kalsdorf, das frühzeitig in den Aufbau eigener IT-Kompetenz investierte und sich damit Wettbewerbsvorteile sichert. „Dadurch sind wir einfach schneller und flexibler und können maß-geschneiderte Softwarelösungen für unsere Kunden generieren“, so der geschäftsführende Gesellschafter Rolf Hadolt, der als Beispiel das LKH Univ.-Klinikum Graz nennt. Seit 15 Jahren übernimmt Hadolt sämtliche logistische Abläufe des Klinikums – sowohl innerbetrieblich als auch extern. „Das reicht vom Medikamententransport von der Zentralapotheke ins LKH über die Lieferung von Blut- und Gewebeproben in Labore in ganz Österreich oder darüber hinaus bis zu Expresslieferungen von zeitkritischen Sendungen wie Antivenine bei Schlangenbissen“, so Hadolt. Vor drei Jahren wurde die gesamte Logistik

Effizienz durch Digitalisierung:
Rolf Hadolt vom weltweit tätigen
Logistikunternehmen Hadolt Global Express mit Sitz in Kalsdorf

des Klinikums digitalisiert. „Dabei haben wir den Betrieb von der Zettelwirtschaft auf ein hochmodernes, digitales System umgestellt – alle Bestellungen laufen nunmehr webbasiert und damit höchst effizient. Kein Lieferschein oder sonstiges Papier ist mehr nötig“, so Hadolt. Innerhalb von nur drei Monaten entwickelte das Unternehmen gemeinsam mit dem Klinikum die Softwarelösung. „Darauf sind wir sehr stolz. Denn das ist keine Selbstverständlichkeit“, so Hadolt über das Best-Practice-Projekt. Auch darüber hinaus sind beim Logistiker alle digitalisierbaren Abläufe längst zu 100 % papierlos. Vor allem die Disposition läuft von der Auftragserteilung des Kunden bis zur Abholung vor Ort vollständig digital. „Der Auftrag geht automatisiert an den nächstgelegenen, freien Lkw, der die Sendung abholt und digital bestätigt. Gleichzeitig kann der Auftraggeber jederzeit per Track & Trace den Status der Sendung prüfen und bei uns beginnt der vollständig elektronische Rechnungslauf – ebenso automatisiert. Eine enorme Arbeitserleichterung, schließlich wickeln wir 700.000 Sendungen pro Jahr ab – ohne Software und digitale Lösungen wäre dies undenkbar“, bestätigt Hadolt.

Methoden, die auch großen ökologischen Impact haben – von optimierten Routen bis zur Vermeidung von Unmengen Papier und Druckerfarbe. Ökologisierung ist auch wichtiger Taktgeber bei der Erneuerung des Fuhrparks. Soeben bestellte der Firmenchef 30 neue Nutzfahrzeuge mit umweltfreundlicher Mild-Hybrid-Technologie. „Damit können wir rund 15 bis 20 Prozent Treibstoff einsparen“, freut sich der Unternehmer, der die ersten Fahrzeuge bereits in Empfang nehmen konnte. Damit will er den eingeschlagenen Weg fortsetzen. „Schon jetzt konnten wir unseren CO2-Ausstoß trotz stetig steigenden Frachtaufkommens in den vergangenen Jahren kontinuierlichen senken“, so Hadolt, der die Zukunft des Frachtverkehrs in der Wasserstoff-Technologie sieht. „Mit ihr werden wir eines Tages den große Sprung Richtung Klimaneutralität schaffen, sobald wir die notwendige Infrastruktur und ausreichend kostengünstigen Wasserstoff haben. E-Mobility halte ich für eine Übergangstechnologie, die uns aber in den nächsten Jahren helfen wird, die Emissionen zu reduzieren.“

„Der US-Markt ist für uns ein ganz wichtiges Standbein“, so Herbert Jerich, Firmenchef Jerich International.

Alle Zeichen auf Ökologisierung: Jerich International mit Sitz in Gleisdorf, das im Vorjahr die 300-Mio.-Euro-Umsatzgrenze knackte

SUPPLIER OF THE YEAR AUS GLEISDORF
Auch bei Jerich International mit Sitz in Gleisdorf stehen die Zeichen auf Ökologisierung. Ein Bündel von Maßnahmen macht den global tätigen Logistik-Supplier schrittweise fit für eine klimaneutrale Zukunft. So investiert Firmenchef Herbert Jerich seit dem Vorjahr in CO2-Zertifikate, die den Treibhausgasausstoß sämtlicher Transporte im Auftrag von Magna in der Steiermark kompensieren. „Unsere Ausgleichszahlen fließen in den Anbau von Nutzhanf in der Landwirtschaft, der gleich viel CO2 speichert, wie unsere Lkws auf diesen Fahrten in einem Jahr emittieren.“ Da in Belgien und Frankreich ähnliche Projekte laufen, bildet das Unternehmen in seinem Netzwerk bereits 15.000 Fahrten CO2 neutral ab. Darüber hinaus sind in diesen Ländern in der Jerich-Flotte 16 Lkws im Einsatz, die mit klimafreundlicheren CNG (Compressed Natural Gas) betrieben werden. „Das sind erste wichtige Schritte“, so der Unternehmer, „ aber bis zur echten Klimaneutralität in der Transportlogistik ist es noch ein weiter Weg. Der große Durchbruch wird erst mit dem Einsatz von wasserstoffbetriebenen Lkws gelingen“, so Jerich. „Batteriebetriebene Lkws auf der Langstrecke halte ich für ausgeschlossen, allerdings werden E-Fahrzeuge im City-Verkehr auf der Last Mile eine große Rolle spielen“, so Jerich, der mangelnde Initiativen zur Förderung der Wasserstofftechnologie bedauert. „Es bräuchte einen Schulterschluss aus Politik und Industrie und gemeinsame Vorgaben, um das Henne-Ei-Prinzip zu durchbrechen. Da braucht es eine neue Dynamik.“

Ein Trend zur Nachhaltigkeit in der Logistik sei dennoch unverkennbar. „Es findet derzeit ein Paradigmenwechsel statt. Bislang hatte in der Branche der ständige Ausbau der Servicequalität oberste Priorität – die Devise: Immer schneller zum Kunden um jeden Preis.“ Dieses Dogma gerate nun ins Wanken. „Denn immer mehr Produzenten gehen dazu über, ihre Lieferzeiten zu reduzieren – statt ihre Kunden wie bislang täglich zu beliefern, sind es jetzt oft nur zwei oder drei Tage die Woche“, erklärt Jerich. „Dafür dann aber größere Mengen auf einmal, was höhere Effizienz mit sich bringt. Mit dem Öko-Argument sind die Kunden dann auch bereit, die neuen Bedingungen zu akzeptieren“, so Herbert Jerich, der dadurch keine Nachteile für seine Branche sieht. „Ich finde das erstens vernünftig, weil es Fahrten reduziert. Und zweitens steigen dadurch die Anforderungen an das Lagermanagement – ein immer wichtigerer Teil unserer Wertschöpfung.“

Diese große Wertschöpfungstiefe – Jerich betreibt rund 32 Läger und Terminals in Europa und den USA – ist für ihn derzeit auch wesentlicher Erfolgsfaktor in konjunkturell angespannten Zeiten. In Nordamerika ist Jerich unter anderem etwa im Dienste von Amazon im Order-Fulfillment tätig. „Durch unser Standbein in den USA sind wir unabhängiger von der Konjunktur in Europa – in den USA läuft es wirtschaftlich derzeit einfach besser“, so der Firmenchef, dessen Unternehmen vom US-Etiketten-Riesen Avery Dennison soeben zum Supplier-of-the-Year gekürt wurde. „Ich hoffe, dass die Politik hierzulande die Inflationsbekämpfung mit mehr Nachdruck betreibt. Inflation ist Gift für die Wirtschaft und raubt den Menschen Lebenschancen.“

Walter Bostelmann, CEO von
Kellner & Kunz AG mit Sitz in Wels

Vorreiter der Industrie 5.0: Großhandelsunternehmen für Werkzeuge,
Befestigungstechnik und C-Teile Bewirtschaftung

C-TEILE – LOGISTIK FÜR DIE INDUSTRIE 5.0
Ökologische Effizienz in der Logistik ist auch für die Kellner & Kunz AG mit Sitz in Wels ein wichtiger Taktgeber. „Nachhaltigkeit ist für uns keine leere Worthülse, sondern wir bringen Nachhaltigkeitsthemen in der Praxis auf die Straße“, betont Walter Bostelmann, CEO des Großhandelsunternehmens für Werkzeuge, Befestigungstechnik und C-Teile Bewirtschaftung – und damit Hidden Champion in einem unterschätzten Business. Denn C-Teile – von der Schraube bis zur Schutzbrille – genießen zwar wenig Aufmerksamkeit in Beschaffung und Logistik, verursachen jedoch enorme Prozesskosten in den einzelnen Bereichen. Ein funktionierendes C-Teile Management bringt Unternehmen aus Industrie und Handwerk erhebliche Kosteneinsparungen in der Materialwirtschaft. Vom hochautomatisierten Logistiklager in Wels aus gehen täglich mehr als 5.000 Lieferungen an Kunden in Österreich und darüber hinaus. „Der Einsatz von Füllmaterialien in unseren Lieferungen konnte durch eine neue Verpackungstechnologie um mehr als 30 % gesenkt werden. Und unsere Kanban-Behälter, die wir als Kreislaufversorgung ohne Verpackungsmaterial einsetzen, bestehen zu 30 % aus Biogranulat“, führt Bostelmann konkrete Nachhaltigkeitserfolge an. Weiters arbeitet das Unternehmen mit einem neuen Verladekonzept an einer deutlichen Reduzierung von Ladeeinheiten und Leerraum auf den Lkws.

„Unser Kernansatz in der Partnerschaft mit Industrie und Handwerk besteht darin, die Produkte nicht nur auf Bestellung zu liefern, sondern die Bedarfe digital unterstützt automatisch zu erkennen und die Produkte direkt an den ,point of use‘ zu bringen“, so Bostelmann. „Bei aller Digitalisierung bildet aber weiterhin unser motiviertes Team das Herzstück des Unternehmens.“ Rund 1.400 Beschäftigte erwirtschafteten zuletzt einen Gruppenumsatz von 382 Mio. Euro. Seine Vision der Arbeitswelt? „In der Industrie 4.0 steht die Vernetzung von Maschinen und Anlagen im Vordergrund, der Mensch wurde hier meiner Meinung nach außen vor gelassen. Mit der Industrie 5.0 kehrt der Mensch zurück in den Fokus“, so Bostelmann, der mit seinem Unternehmen auch auf dem steirischen Markt tätig ist. „Speziell im Industriebereich ist die Steiermark durch unzählige Betriebe im Bereich Stahlverarbeitung, Maschinenbau und Automotive für uns von großer Bedeutung. Wir freuen uns, einen Beitrag zur Automatisierung und Effizienzsteigerung in der Logistik durch unsere automatisierten Lösungen im C-Teile Management, wie z.B. RECA iSCALE oder RECA iSTORAGE-Systeme, leisten zu können.“

Expertise bei Oberflächentechnik und Komponentenfertigung: Retail-Spezialist umdasch Auftragsfertigung in Leibnitz

Der scheidende Produktionsleiter Erwin Kriegl und sein Nachfolger, der künftige Produktionsleiter Michael Braunstein (r.)

PROZESSE NACHHALTIGER UND EFFIZIENTER MACHEN
Nachhaltigkeit steht auch im Zentrum der Aktivitäten von umdasch Auftragsfertigung in Leibnitz, Teil des international erfolgreichen Ladenbauers umdasch „The Store Makers“ mit Sitz in Amstetten. „Mit eine Reihe innovativer Retail-Lösungen trägt die umdasch Auftragsfertigung dazu bei, logistische Prozesse bei unseren Kunden nachhaltiger und effizienter zu machen“, bestätigen Produktionsleiter Erwin Kriegl und sein Nachfolger, der künftige Produktionsleiter Michael Braunstein. „Unsere modularen Lagerregale und flexiblen Schutzzaun-Lösungen können genau an die jeweiligen Kundenanforderungen angepasst werden. Das sorgt für eine bestmögliche Nutzung der vorhandenen Fläche und maximale Arbeitssicherheit, ohne dabei Produktivität und Arbeitsabläufe zu beeinträchtigen“, erklärt Erwin Kriegl. „Von der Optimierung der Transportwege über nachhaltige Verpackungen bis hin zu Prozessautomatisierung in unserer Fertigung, setzen wir konsequent auf fortlaufende Optimierungen“, ergänzt Michael Braunstein. „Dies steigert nicht nur die Effizienz, sondern trägt auch dazu bei, unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren und die Zukunft der Industrie nachhaltig zu gestalten.“ Der Erfolgsfaktor des Unternehmens? „Das tiefe Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden sowie die hohe Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte und Leistungen. Die Expertise unserer Mitarbeiter im Bereich der Oberflächentechnik und Komponentenfertigung ist dabei von zentraler Bedeutung“, so Kriegl und Braunstein, die sich auch bei den derzeit größten Herausforderungen einig sind: „Die aktuellen Schwankungen der globalen und regionalen Wirtschaft in Form von verändertem Kaufverhalten und gestiegenen Kosten, verbunden mit dem anhaltenden Fachkräftemangel.“

Fotos: Beigestellt

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