Für einen guten Geist des MITEINANDER

Wir stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen: Krisen und Konflikte befeuern den Hunger in der Welt, der Klimawandel führt zu Naturkatastrophen, die wiederum Krisen vertiefen. Als soziale Hilfsorganisation geht uns dies durchaus etwas an, denn die Klimakrise ist auch eine soziale Krise. Eine Folge des Klimawandels sind wachsende Armut in vielen Teilen der Welt, und damit verbunden Fluchtbewegungen. Diese Entwicklungen sehen wir weltweit, und sie betreffen auch ganz konkret uns in der Steiermark. Im vergangenen Sommer haben die Überschwemmungen und Murenabgänge gezeigt, wie sehr die Folgen des Klimawandels bereits in unserem Alltag angekommen sind.

Es ist nicht übertrieben zu sagen: Wir stehen an einer Weggabelung. Im Großen wie im Kleinen. Denn so dringend wir Veränderungen brauchen, um die weltweiten Krisen in den Griff zu bekommen, so wichtig ist auch das soziale Klima vor unserer Haustür. Und auch wenn uns immer wieder vorgeworfen wird, als Caritas würden wir Schwarzmalerei betreiben und die Dinge schlechtreden, müssen wir darauf hinweisen: Es ist leider bittere Realität, dass es Menschen in unserer Mitte gibt, die große Schwierigkeiten haben, ihr Leben zu bewältigen. Es gibt zu viele Menschen, die sich nicht gesund und ausreichend ernähren können und die im Winter ihre Wohnung nicht angemessen heizen können. Der Sozialstaat wirkt und trägt vieles dazu bei, Menschen aufzufangen. Aber dieses Netz hat Lücken und blinde Flecken. Damit strukturelle und nachhaltige Reformen politisch durchgesetzt werden, melden wir uns gegenüber den Regierenden zu Wort. Gleichzeitig bitten wir die Bevölkerung darum, uns zu helfen, diesen Menschen mit unseren Mitteln unter die Arme zu greifen.

NORA TÖDTLING-MUSENBICHLER

Direktorin
der Caritas Steiermark, designierte Präsidentin der Caritas Österreich

Und das ist die gute Nachricht: Gerade in der Steiermark erleben wir täglich, wie tief die Solidarität in der Gesellschaft verwurzelt ist, und wir sehen eine große Hilfsbereitschaft. Dem aktuellen Spendenbericht des Fundraising Verbandes Austria zufolge liegt die Steiermark in der Höhe der Spenden in Österreich mit an der Spitze. Österreich hat den höchsten Zuwachs an Spenden aller europäischen Länder – und das, obwohl wir alle die Teuerungen spüren. Diesen solidarischen Geist spüren wir auch in unserer täglichen Arbeit: über 2.500 Menschen unterstützen uns ehrenamtlich, von den Lerncafés bis hin zu Buddy-Projekten für geflüchtete Menschen. Und Tausende ermöglichen mit Spenden, dass wir nicht nur helfen, sondern in guter Qualität und nachhaltig helfen können. Das stimmt mich optimistisch, und dafür bin ich sehr dankbar.

Ich bin überzeugt: Die gegenwärtigen Krisen – die globalen und die in unserer Nachbarschaft – können wir nur mit größtmöglicher Solidarität bewältigen: Aufmerksam sein füreinander, uns für das Leben der anderen interessieren, über alle Unterschiede in der Weltanschauung und in der Meinung hinweg. Unsere Zukunft liegt in einem guten Geist des Miteinander.

Foto: Caritas/Konstantinov