Volume #2 unserer dreiteiligen Serie: Klartext statt Parolen! „SPIRIT of Styria“ lud auch in dieser Ausgabe heimische Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft zu einem pointierten Standort-Statement ein. Was braucht der Standort Steiermark für die Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit? Welche Maßnahmen haben Priorität? Anbei die Wunschliste an künftige Regierungen in Bund und Land.
„Mit unserer eindrucksvollen F&E-Quote haben wir gute Voraussetzungen als Forschungs- und Industriestandort. Mit Blick in die Zukunft müssen wir alles daransetzen, dass wir Forschung verstärkt in Wertschöpfung übersetzen. Die Förderung von
Spin-offs wie auch der Ausbau unseres ,Green-Tech‘ Know-hows spielen dabei eine entscheidende Rolle. Für mehr Wettbewerbsfähigkeit müssen wir aber auch digitaler werden – von Verwaltung über Bildung bis hin zur Industrie. Damit gehen Veränderungen einher, auf die wir uns schon heute bestmöglich vorbereiten müssen: Etwa durch flexiblere Arbeitszeitmodelle oder den Aufbau von KI-Kompetenzen im Sinne des lebenslangen Lernens.“
ALFRED MARCHLER
VIZEPRÄSIDENT IV-STEIERMARK UND GESCHÄFTSFÜHRER ZETA HOLDING
„Die Steiermark hat in den vergangenen Jahren bereits beeindruckende Fortschritte im Bereich Forschung und Innovation gemacht und sich als führender Technologie- und Industriestandort etabliert. Um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, braucht es weiterhin eine konsequente Unterstützung von Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Die Stärkung zukunftsweisender Sektoren in nachhaltigen Technologien und Digitalisierung muss Priorität bleiben, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und den Standort zukunftsfähig zu gestalten. Die Innovationskraft der Steiermark ist ein entscheidender Schlüssel für langfristigen Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg.“
ANDREAS HERZ
VIZEPRÄSIDENT WKO STEIERMARK
„Der Standort Steiermark muss vor allem in Bildung, Forschung und Innovation investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine stärkere Förderung von technischen und naturwissenschaftlichen Studien sowie eine engere Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Unternehmen wären entscheidend. Ich wünsche mir von der Regierung gezielte Investitionen in Forschungsinfrastruktur, verbesserte Bildungseinrichtungen und Förderungen im MINTBereich. Priorität hat für mich eine Bildungspolitik, die zukunftsorientierte Kompetenzen fördert und gleichzeitig den Standort als Innovationshub stärkt.“
PETER MOSER
REKTOR MONTANUNIVERSITÄT LEOBEN
„Die Steiermark ist bereits das Forschungsland Nummer eins in Österreich – ein Erfolg, den es weiter auszubauen gilt. Als Med Uni Graz im Herzen der Medical Science City Graz sind wir ein Garant für Fortschritt und Innovation. Um diese Spitzenposition zu festigen, braucht es kontinuierliche Investitionen in Forschung, Bildung und die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. Künftige Regierungen sollten diesen Weg entschlossen weitergehen und die notwendige Unterstützung bereitstellen, um unsere Alleinstellungsmerkmale weiter zu stärken und den Standort langfristig zu sichern.“
ANDREA KURZ
REKTORIN MED UNI GRAZ
„Für uns als Unternehmen sind stabile Rahmenbedingungen essenziell, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Das ständige Hin und Her, wie wir es zuletzt bei der Antriebstechnologie erlebt haben, bremst die wirtschaftliche Entwicklung. Angesichts zunehmender Automatisierung und Künstlicher Intelligenz ist zudem eine gerechte Vermögensbesteuerung notwendig, um die arbeitende Bevölkerung stärker zu entlasten – dafür braucht es auch mutige Ideen zur sozialen Grundsicherung, wie beispielsweise ein bedingungslosen Grundeinkommen. Und schließlich muss die NIS2-Richtlinie schnellstmöglich in nationales Recht überführt werden, damit Unternehmen effektiv gegen die steigende Zahl an Cyberangriffen geschützt sind.“
MARKUS SEME
GESCHÄFTSFÜHRUNG BEARINGPOINT AUSTRIA
„Wirtschaft, Standort und Wettbewerbsfähigkeit gehören in den Fokus des öffentlichen Diskurses. Wir müssen den ökonomischen Analphabetismus beenden und klare Prioritätensetzungen benennen. Dazu zählt der Abbau von Überbürokratie und die Notwendigkeit, unsere F&E-Ergebnisse in marktfähige Produkte und Services zu überführen. Die wichtigsten Maßnahmen auf Bundesebene: Lohnnebenkostensenkung, Bürokratieabbau und „Schule neu denken“ – diesmal aber wirklich. Auf Landesebene müssen wir Unternehmertum und Innovation stärken und ausbauen. Und es braucht ein attraktives Standortmarketing (‚Steirisches Silicon Valley neu‘) mit
KI-Schwerpunkt.“
MARKUS TOMASCHITZ
VICE PRESIDENT CORPORATE HUMAN RESOURCES AVL LIST
„Es geht nur gemeinsam. Wir sehen, welche Auswirkungen eine schwächelnde Handelskonjunktur auf den Arbeitsmarkt hat. Ohne Entlastungen für die Händler geht es nicht. Daher braucht es bei den KV-Verhandlungen Vernunft statt Emotionen. Es braucht auch dringend eine Senkung der Lohnnebenkosten. Der Handel kämpft um möglichst attraktive, aber leistbare Gehälter für das wertvolle Fachpersonal und fordert den leichteren Zugang für Menschen in der Pension auf den Arbeitsmarkt. Ein weiteres Muss, um den österreichischen Standort – egal, ob stationärer oder Online-Handel – zu stärken, sind rasche Zollschranken für ausländische Billig-Online-Anbieter z.B. aus China.“
GERHARD WOHLMUTH
SPARTENOBMANN HANDEL WKO STEIERMARK
„Rund um die Uhr versorgen 215 Apotheken die steirische Bevölkerung mit Arzneimitteln, beantworten täglich individuelle Gesundheitsfragen und lindern fachlich versiert zahlreiche Beschwerden. Diese wohnortnahe Versorgungsleistung wird von den Menschen sehr geschätzt. Wir wünschen uns von den neuen Regierungsverantwortlichen daher ein klares Bekenntnis zur Aufrechterhaltung und Stärkung des flächendeckenden Apothekennetzes, weiters eine Kassenfinanzierung unseres präventiven Versorgungsangebots – z.B. Gesundheitstests, Medikationsanalyse und Impfen in der Apotheke – und die Finanzierung der Bereitschaftsdienste aus Mitteln der öffentlichen Hand.“
ALEXANDRA FUCHSBICHLER
PRÄSIDENTIN APOTHEKERKAMMER STEIERMARK
„Um unsere Wettbewerbsfähigkeit am Standort zu stärken, braucht es in erster Linie ein hochwertiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Uni aus einer Hand. Gut ausgebildete Fachkräfte sind neben Rechtsstaatlichkeit und geringer Bürokratie der entscheidende Faktor für Innovation und Produktivität. Wir bestehen nicht über den Preis, sondern nur durch Kreativität, Innovation und Mut. Von künftigen Regierungen in Bund und Land wünsche ich mir eine glaubhafte, stabile politische Vereinbarung für fünf Jahre zu den wichtigsten Zukunftsthemen: Pensionen, Förderungen, Regulierungen, Steuern, Infrastruktur, Gesundheitswesen, Sicherheit und Europa.“
KARL-HEINZ SNOBE
AMS-LANDESGESCHÄFTSFÜHRER
„Um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, sind Bildungs- und Forschungsförderung, verbesserte Infrastruktur sowie Digitalisierung essenziell. Zusätzlich würde die Reduktion der Bürokratie Unternehmen entlasten und Innovationen fördern. Wichtig sind auch Investitionen in erneuerbare Energien, um Energiekosten weiter zu senken. Von der Regierung erwarte ich ein verstärktes Engagement in diesen Bereichen, schnelle und effektive Maßnahmen zur Bürokratievereinfachung sowie eine intelligente Wirtschaftspolitik, die Forschung und nachhaltige Entwicklung vorantreibt. Priorität sollten Initiativen haben, die eine langfristige und vielseitige Stärkung des Wirtschaftsstandorts ermöglichen und das Potenzial der Region voll ausschöpfen.“
HERBERT TANNER
STANDORTLEITER STEIERMARK SIEMENS AG
„Die politisch oder ideologisch motivierte Absage von Infrastrukturmaßnahmen, die Unternehmen zugesichert wurden, schadet dem Wirtschaftsstandort Steiermark. In einem Rechtsstaat muss aus Gründen der Planbarkeit sichergestellt sein, dass sich auch die Politik an Vereinbarungen zu Standortsicherungsmaßnahmen halten muss, ohne dass eine gerichtliche Durchsetzung angedroht werden oder umgesetzt werden muss. Verwaltungsbehördliche Verfahren, vor allem im Baurecht
und im Gewerberecht, müssen verschlankt und beschleunigt werden. Überlange Verfahrensdauern schränken die Wettbewerbsfähigkeit der Steiermark im internationalen Vergleich massiv ein.“
MICHAEL KROPIUNIG
PRÄSIDENT STEIERMÄRKISCHE RECHTSANWALTSKAMMER
„Der Standort Steiermark als eine der am höchsten entwickelten europäischen Regionen mit einer F&E-Quote von rund fünf Prozent braucht zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ausreichend Spielraum, um nachhaltig zu wachsen und damit Arbeitsplätze in hochqualifizierten Bereichen zu schaffen. Daher wünsche ich mir von künftigen Regierungen in Bund und Land, dass Unternehmen nicht mit noch mehr Auflagen wie Lieferkettengesetz oder CSRD konfrontiert werden. Außerdem sollten Eigentragungsversicherungsmodelle (Captives) für große Industrieunternehmen gefördert werden, damit diese ihre Risiken effizient managen und Kapital im Land binden.“
CH RISTOPH REPOLUST
VORSTAND SALES & ACCOUNT MANAGEMENT GRECO AUSTRIA
„Der Standort Steiermark braucht zur Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit die Förderung von Innovationen, Investitionen in Technologien zur Digitalisierung des Gesundheitswesens sowie die Förderung von Pilotprojekten für die Einführung von AI – das sollte in Zukunft ganz oben auf der Agenda von Bund und Land stehen. Denn Maßnahmen für AI, aber auch für IT-Security als Bedrohung Nummer eins sollten Priorität haben. Dafür braucht es einen starken Digitalisierungspartner, der lokal präsent ist und gleichzeitig globale Anforderungen erfüllen kann. Mit der Nähe zu unseren Kunden in Kombination mit branchenspezifischem Know-how und innovativen Produkten und Services leisten wir als CANCOM Austria dazu einen wesentlichen Beitrag.“
GERNOT PLODER
GESCHÄFTSSTELLENLEITER STEIERMARK UND KÄRNTEN, CANCOM AUSTRIA
„Die Bauwirtschaft ist der Wirtschaftsmotor schlechthin, aber wachsende Bürokratie, zurückhaltende Investitionsfreude und Finanzierungsprobleme führen dazu, dass der Motor schlecht läuft. Fachlich unfundiert geführte Diskussionen um Rahmenbedingungen tragen weiters dazu bei, dass die für die steirische Wirtschaft erforderlichen Leistungen nicht erbracht werden können – das ist für unser Land und unsere Gemeinschaft nachteilig. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene wünsche ich mir starke Mehrheiten der Regierungen, die umgehend unsere Gesetze und Vorschriften entrümpeln und Investitionsanreize setzen, damit der Weg für die Steiermark als starker Wirtschaftsstandort und attraktiver Lebensraum gesichert ist.“
MICHAEL STVARNIK
LANDESINNUNGSMEISTER BAU
„Auch wenn die Steiermark grundsätzlich über gute Voraussetzungen verfügt, sehe ich einige Kernthemen, an denen wir dringend arbeiten müssen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. So benötigt Österreich eine klare Wirtschaftsstrategie, zu der wir uns auch voll bekennen müssen – vor allem bei den Themen Energie und Infrastruktur. Zudem müssen wir verstärkt in Digitalisierung und Automatisierung investieren und dabei Unternehmen mit staatlichen Programmen unterstützen. Ebenso zentral: eine Bildungsreform, die den Namen verdient. Wann werden etwa endlich Cybersecurity und KI im Lehrplan stehen? Denn das betrifft uns alle tagtäglich. Auch die Frage der Integration von Schülern mit Migrationshintergrund ist ein ungelöstes Problem, das uns alle angeht.“
CHRISTIAN ETTL
VICE PRESIDENT, SIEMENS ENERGY WEIZ
Fotos: iStock, Marija Kanizaj, Med Uni Graz/Lunghammer, AMS/Chris Zenz, Lunghammer, beigestellt