Jugend am Werk Steiermark hat soziale und ökologische Nachhaltigkeit zum Leitprinzip gemacht. Darum verfolgt man konsequent umwelt- und ressourcenschonende Ansätze, sowohl bei der externen Beschaffung als auch bei den internen Abläufen.
Es ist das Gebot der Stunde: Nur, wenn wir mit unseren Ressourcen haushalten und auf Nachhaltigkeit setzen, wird ein gutes Leben auch für künftige Generationen möglich sein. Gerade Jugend am Werk Steiermark ist sich, nicht zuletzt aufgrund des sozialen Engagements der Organisation, dieser Verantwortung bewusst und hat das Thema „Nachhaltigkeit“ tief in seine Unternehmenskultur und Unternehmensstrategie integriert. Sowohl intern in den Bereichen Ein-kauf, Energie und Fuhrpark als auch extern durch innovative Projekte und Dienstleistungen setzt das Unternehmen auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Lösungen. „Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Prinzip, sondern eine tief verankerte Verpflichtung. Durch unsere verantwortungsvolle Beschaffung und die Auswahl von Lieferant*innen, die ökologische und soziale Standards einhalten, stellen wir sicher, dass wir in jeder Phase ethisch und nachhaltig agieren. Unser Ziel ist es, einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu haben und gleichzeitig die sozialen Rahmenbedingungen zu fördern“, erklärt Sandra Schimmler, Geschäftsführerin von Jugend am Werk Steiermark.
Landwirtschaft ist Teamwork.
Raus aus dem Schmuddeleck: Der „re-use-shop“ in Feldbach ist bei Jung und Alt beliebt.
KONSEQUENT NACHHALTIG
Jugend am Werk verfolgt konsequent nachhaltige Ansätze in seinen internen Abläufen. So werden bei Einkauf und Beschaffung ressourcenschonende Produkte bevorzugt, der Strom, der verbraucht wird, ist zum Großteil grün. Im Fuhrpark setzt man auf emissionsarme Fahrzeuge, um den CO2-Ausstoß zu minimieren. Und fördert dies auch bei den Mitarbeiter*innen, wie Schimmler weiß: „Wir bieten Green Benefits wie Hybrid- und E-Autos als Firmenwagen, Dienstfahrräder bzw. E-Bikes, Zuschuss zum Klimaticket, regionale und saisonale Speisen im Unternehmen.“ Festgeschrieben ist all das in Compliance-Regeln, die als klare Richtlinien für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dienen. Dort finden sich zum Beispiel Regeln für eine umweltfreundliche Beschaffung, für den Umgang mit Abfall und den Einsatz von Ressourcen wie Energie und Wasser. Auch soziale Standards der Lieferanten sind in diesen Regeln festgehalten – so müssen Zulieferer soziale Mindeststandards wir faire Arbeitsbedingungen, Arbeitsschutzmaßnahmen oder die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung erfüllen. Dazu kommen Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; und selbstverständlich werden im Bereich Nachhaltigkeit klare Ziele gesetzt und auch evaluiert. Für 2025 schreibt die EU größeren Unternehmen vor, einen Nachhaltigkeitsbericht als Teil der Bilanz vorzulegen. Das nimmt Jugend am Werk Steiermark zum Anlass, seine gesamtgesellschaftliche Verantwortung weiterzuentwickeln, notwendige Handlungsfelder zu definieren und für diese Strategien zur Verbesserung zu entwickeln. „Transparenz ist ein Schlüsselfaktor für Vertrauen und eine wertvolle Gelegenheit, unsere Fortschritte sichtbar zu machen und uns kontinuierlich zu verbessern. Mit der Einführung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) nehmen wir unsere Verantwortung ernst und zeigen offen, wie wir unsere Nachhaltigkeitsziele erreichen. Wir möchten nicht nur den Anforderungen gerecht werden, sondern auch anderen Organisationen als Beispiel dienen, wie man verantwortungsbewusst und nachhaltig wirtschaften kann“, so Schimmler.
„Nachhaltigkeit ist
für uns Prinzip
und tief verankerte Verpflichtung.“
SANDRA SCHIMMLER
GESCHÄFTSFÜHRERIN
JUGEND AM WERK STEIERMARK
WIEDERVERWENDEN STATT WEGWERFEN
In vielen Bereichen ist man allerdings schon Vorreiter. So zum Beispiel in Feldbach, wo der re-use-shop sich weit über die Bezirksgrenzen hinaus größter Beliebtheit erfreut. „Wir haben am 31. 1. 2023 aufgesperrt und hatten seitdem mehr als 7.000 Kundinnen und Kunden. Es hat uns selber überrascht, wie gut das Angebot angenommen wird“, freut sich Sabine Schunko, Teamleiterin bei inservice Feldbach, einem gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt von Jugend am Werk, zu dem auch der Shop gehört. Das Konzept ist so einfach wie genial: Direkt neben dem Ressourcenpark angesiedelt, bringen Menschen vieles, was sie eigentlich entsorgen wollten, zuerst zum Shop. „Die Waren werden dann von uns gereinigt und wir legen auch größten Wert auf Präsentation – der re-use-shop hat auf 80 Quadratmetern Boutiquecharakter.“ Geboten wird alles, was woanders aussortiert wurde, aber noch verwendet werden kann: von Kinderspielzeug, Fahrrädern, Geschirr, Dekoartikeln bis hin zu Elektrogeräten. Und auch die Kundschaft ist bunt gemischt: „Man merkt schon, dass wir absolut im Trend liegen – retro ist einfach in.“ Besonders viel Wert legt Schunko auf Kundenorientierung, darum kann man sich auch melden, wenn man etwas Spezielles, wie zum Beispiel einen Staubsauger sucht. „Wir führen eine Warteliste und melden uns dann, wenn wir etwas Passendes im Shop haben.“
ERFOLGSMODELL
Aufgrund des großen Erfolges sind bereits zwei weitere re-use-shops in Planung, einer in Liezen, ein weiterer in Knittelfeld. Der Hintergrund: An fünf Standorten in der Steiermark betreibt Jugend am Werk gemeinnützige Beschäftigungsprojekte mit aktuell mehr als 100 Transitarbeitsplätzen. Die Beschäftigungsfelder und Dienstleistungen liegen dabei in den Bereichen Grünraum und Gartenpflege, Schneiderei und Design, Küche und Gastronomie, Reinigung, Office, Lieferservice, Handel, Tischlerei, aber eben auch Entrümpelung und Umzug. Im Jahr 2023 wurden in Liezen 110 Tonnen und in Knittelfeld 70 Tonnen Möbel entrümpelt und weggeworfen – und genau da setzt man an. „Das Volumen ist ständig gestiegen, und man bekommt fast ein schlechtes Gewissen, wenn man Brauchbares einfach wegwerfen muss – wir wollen mit den beiden neuen re-use-Shops die Produkte zurück in den Kreislauf bringen“, so Andreas Kaufmann, Leiter vom gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt handwerk Liezen. Geplant ist eine Aufbereitungsstation vor Ort, ebenso eine Produktpräsentation auf unseren Social-Media-Kanälen. „Den wollen wir von Teilnehmern aus dem Beschäftigungsprojekt bespielen lassen – die Online-Präsentation der Waren ist ein sinnvoller Auftrag für unsere Jugendlichen der Produktionsschule Liezen“, ist sich Kaufmann sicher. Auch eine Upcycling-Station kann er sich vorstellen. „Einerseits geht der Trend in Richtung Nachhaltigkeit, andererseits ist es für viele Menschen eine Kostenfrage, ob sie gebraucht oder neu kaufen. Wir wollen am Puls der Zeit und für die Menschen in der Region da sein.“
„Der Umgang mit der Natur ist für unsere Transitar-beitskräfte besonders sinnstiftend.“
Silvia Murlasits
„Mit unseren re-use-shops bringen wir Produkte zurück in den Kreislauf.“ Andreas Kaufmann
„Man merkt, dass wir im Trend liegen – retro ist einfach in.“
Sabine Schunko
BIO UND FAIR
Ein weiteres Highlight ist die ökologische Landwirtschaft in Attendorf. Dort bauen zwölf Menschen mit Behinderung unter fachlicher und pädagogischer Begleitung auf 1,3 Hektar mehr als 100 Gemüse-, Obst-, Kräuter- und Getreidesorten an – und das nach strengen Bio-Richtlinien. „Immer Donnerstagvormittag haben wir einen Stand am Lendplatz, der ebenfalls von unseren Kundinnen und Kunden betreut wird“, erzählt Thomas Pichler, Teamleiter der ökologischen Landwirtschaft in Attendorf. Allerdings reicht der Stand allein nicht aus, um den reichen Ertrag zu verkaufen. „Im Vorjahr haben wir eine Tonne Kürbis geerntet“, so Pichler. Darum wird auch die Gastronomie, zum Beispiel der Steiermarkhof, mit den köstlichen Bio-Produkten beliefert. Der Betrieb ist bei Bio Austria zertifiziert und darf sich immer wieder über Auszeichnungen freuen. Kein Wunder, denn als Dünger kommt höchstens selbstgemachte Brennnesseljauche zum Einsatz, gejätet wird von Hand und der Boden wird liebevoll gepflegt. Neben heimischem Gemüse wie Paprika, Kürbis und Sellerie experimentiert man auch erfolgreich mit exotischen Sorten wie Jakon – besonders ballaststoffreich und kohlenhydratarm – oder Chayote, einem Rankgewächs, das wie eine Mischung aus Gurke und Kohlrabi schmeckt. „Landwirtschaft ist Teamwork. Bei uns am Hof findet jeder seinen Platz – und jeder ist für den Erfolg wichtig“, meint Pichler.
ARTENVIELFALT ERHALTEN
Seit dem heurigen Jahr kümmert sich Jugend am Werk um den Klimaschutzgarten in Gosdorf bei Mureck. Auf dem 18.000 Quadratmeter großen Areal wird Nachhaltigkeit und Artenvielfalt großgeschrieben. Der Garten wird im Rahmen des gleichnamigen gemeinnützigen Beschäftigungsprojekts unter fachlicher Anleitung gestaltet und gepflegt. „Der Umgang mit der Natur hat eine besonders beruhigende Wirkung auf die bei uns beschäftigten Transitarbeitskräfte und auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und wenn sie dann sehen, mit wie viel Freude die Besucher durch den Garten gehen, dann empfinden sie ihre Tätigkeit als besonders sinnstiftend“, weiß Silvia Murlasits, Leiterin des Klimaschutzgartens. Für die Pflege des Gartens ist besonders viel Behutsamkeit gefragt, geht es doch um Erhalt der Artenvielfalt. „Darum dürfen bei uns auch in einer Ecke alte Baumstämme als Lebensraum für Insekten und Kleintiere liegen bleiben. Und es gibt einen eigenen Bereich mit Osterluzei-Pflanzen, wo sich der seltene Osterluzei-Falter tummelt.“ Für die Vorweihnachtszeit hat man etwas Besonderes vor: An drei Wochenenden wird im Klimaschutzgarten ein Adventmarkt stattfinden. „Wir sind dazu bereits im Gespräch mit regionalen Handwerksbetrieben, die Adventhütten wird unser Standort in Liezen bauen – darauf freuen wir uns schon sehr“, so Murlasits. Weitere Infos zu den Projekten und zur Arbeit von Jugend am Werk Steiermark: www.jaw.or.at
Fotos: MIRIAM RANEBURGER, WILFRIED MÖRTL, KOCO