Spirit of Styria

Starke Partner IN DER PLANUNG

 „Die Zeichenbüros wollen als kompetente und verlässliche Planungspartner noch stärker wahrgenommen werden“, erklären Bettina Sticher, Obmann-Stellvertreterin des WKO-Fachverbands der gewerblichen Dienstleister, und Zeichenbüro-Bundessprecher Günther Salzger.

Zeichenbüros für Planungssicherheit, Effizienz und Vernetzung:
Günther Salzger und Bettina Sticher beim Dienstleister-Table Nr. 3.

Als Planerstellungsdienstleister übernehmen Zeichenbüros bedeutende Aufgaben bei Planung und Errichtung von Gebäuden und Anlagen – von Architektur, Hoch- und Tiefbau über Elektro- und Gebäudetechnik bis zum Maschinen- und Anlagenbau. Wie ist es um die Berufsgruppe bestellt?
BETTINA STICHER: Wir wollen das Bewusstsein für unsere Leistungen noch stärker verankern – noch sichtbarer machen, wie viel Know-how und Erfahrung wir in den Planungsprozess einbringen können.

GÜNTHER SALZGER: Wir sehen uns vor allem als Dienstleister für Ziviltechniker, Architekten und Baumeister und wollen von diesen nicht als Konkurrenz wahrgenommen werden.

STICHER: Da würde ich mir auch vonseiten der Ziviltechnikerkammer mehr Entgegenkommen wünschen. Es gibt ja auch in der Architektur immer mehr Einpersonen- oder Kleinstunternehmen. Gerade sie finden in uns kompetente Ansprechpartner, um Projekte effizient und kompetent abwickeln zu können. Wir bieten Schnelligkeit, Verlässlichkeit, Flexibilität, Kompetenz und Know-how, unsere Netzwerke in alle Richtungen, nicht zuletzt zu Behörden. Unsere Leistungen sind kalkulierbar und können genau dann in Anspruch genommen werden, wenn sie benötigt werden. Lauter Vorteile.

SALZGER: Auf unserer Homepage www.zeichenbueros-stmk.at gibt es übrigens auch eine Suchfunktion mit Filtern für Branchen, Bezirke und verfügbarer CAD-Software. Als Kammervertretung unterstützen wir die Zeichenbüros auch mit Diskussionsforen wie dem Onlinestammtisch der steirischen Zeichenbüros. Im kommenden Jahr wird im Herbst der 2. Bundeskongress für alle österreichischen Zeichenbüros in Linz stattfinden. Themen werden unter anderem unser künftiges Berufsbild und die Berufshaftpflichtversicherung sein.

BETTINA STICHER

GÜNTHER SALZGER

Abgesehen vom Kerngeschäft, wo sehen Sie mittelfristig attraktive Betätigungsfelder?
SALZGER: Die Baubranche erlebt derzeit eine schwierige Phase. Inflation und die strengen Kreditvergaberichtlinien sind nicht gerade Treiber für neue Projekte. Im Sanierungsbereich sehe ich derzeit mehr Potenzial. Ein bedeutendes Betätigungsfeld wäre etwa die Erhebung des Gebäudebestandes im Hinblick auf die digitale Erfassung von Gebäudeinformationen speziell vor dem Hintergrund notwendiger Sanierungen zur Steigerung von Energieeffizienz und Klimaschutz. Da können wir mit unserem Know-how und unseren Ressourcen einen erheblichen Beitrag in der „Grundlagenerhebung“ leisten, z.B. Laser-Scan, Digitalisierung von Bestandsplänen etc.

STICHER: Zumal von der EU ja die neue Gebäuderichtlinie mit einer verpflichtenden Sanierung ausgerollt wird. Hier gibt es in der Tat einiges zu tun. Es gibt sehr viele zielführende Konzepte, aber auch noch zahlreiche Hindernisse auf dem Weg dorthin.

SALZGER: Ich sehe die auf uns zukommenden Entwicklungen trotz ihrer epochalen Dimensionen als Chance. Umso wichtiger ist es, die Werkzeuge für die Bewältigung dieser Herausforderungen weiterzuentwickeln – insbesondere im Bereich der Digitalisierung, der Datensicherheit und des Schutzes vor Cyberkriminalität. Da werden wir seitens der beruflichen Vertretung in der Wirtschaftskammer Modelle erarbeiten und mit Anbietern diskutieren, etwa eine cloudbasierte Serverlösung.

STICHER: Wir sind eine Branche mit vielen Einpersonenunternehmen. Im täglichen Geschäft sind Multidisziplinarität und Kooperation zunehmend gefragt. Und dazu müssen Plattformen geschaffen werden: Cloudlösungen, wo sich Büros einwählen können, um ihre Daten sicher deponieren und teilen zu können. Durch die Diskussionen über ChatGPT ist zuletzt ja auch deutlich geworden, wie weitreichend die Entwicklungen bei der Künstlichen Intelligenz (KI) bereits sind. In der KI sehe ich allerdings weniger eine Bedrohung als einen Boost für neue Geschäftsfelder, etwa die Servicierung sogenannter BIM-Modelle, also der digitalen Zwillinge von Gebäuden.

SALZGER: Zeichenbüros, die im Umfeld der Automobilindustrie angesiedelt sind, arbeiten ja heute bereits auf einem extrem hohen Digitalisierungslevel. In Bereichen wie Hoch- und Tiefbau bzw. Architektur entwickelt es sich zunehmend in die Richtung Building Information Modeling (BIM).

STICHER: Es ist aber nach wie vor das persönliche Netzwerk, das für den Erfolg eines Zeichenbüros entscheidend ist. Ich habe z. B. nicht nur ein Netzwerk von Auftraggebern, sondern fungiere auch als niedrigschwellige Ansprechpartnerin für private Interessenten, die etwa sanieren oder erweitern wollen. Die wissen oft nicht, wohin sie sich wenden sollen. Mit all den Behördenwegen, Förderungen, Bauvorschriften etc. ist das eine komplexe Materie.

SALZGER: Mein Spezialbereich ist die Sanierung von Gebäuden und die dafür erforderliche Bestandserhebung, sprich „Grundlagenerhebung“. Aber auch in der Infrastruktur – von der PV-Anlage bis zum Glasfaserkabel – müssen Pläne gezeichnet, dokumentiert und digital verfügbar gemacht werden – vor allem für Behörden.

Was ist das Erfüllende an Ihrer Tätigkeit?
SALZGER: Abwechslung – es gibt das gleiche Projekt nicht zweimal. Immer wieder eine neue, faszinierende Herausforderung. Und jedes Mal bedeutet die erfolgreiche Abwicklung eines Auftrages eine unheimliche Erfüllung.

STICHER: Ich arbeite gerne mit den unterschiedlichsten Leuten zusammen. Ich bin selbstständig, kann mir meine Zeit einteilen, in meinem eigenen „Homeoffice“ arbeiten. Das ist auch optimal für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ich bin fachlich immer am Puls der Zeit und fühle mich in meiner Rolle als Mittlerin zwischen Menschen wohl.

SALZGER: Es ist eine attraktive Tätigkeit. Wir können von überall aus arbeiten. Abgesehen von unserem Know-how brauchen wir dazu nur einen Laptop und die entsprechenden Programme.

STICHER: Die Zeichenbüros sind ein Zukunftsmodell – gerade mit der Digitalisierung.

GERD ZUSCHNIG

DIENSTLEISTER-TABLE – RUNDE 3
Im Dienste von Unternehmen und Wirtschaft:
Die gewerblichen Dienstleister repräsentieren mehrere besonders wirtschaftsaffine Berufsgruppen.
Obmann der Fachgruppe der gewerblichen
Dienstleister in der WKO Steiermark ist Gerd
Zuschnig (im Foto). In einer Talk-Serie beleuchten namhafte Berufsgruppenvertreter die aktuelle Lage in ihrer Branche.
Im Fokus der 3. Dienstleister-Table-Runde: die Zeichenbüros. Am Dienstleister-Table: Bettina Sticher, Obmann-Stellvertreterin des WKO-Fachverbands der gewerblichen Dienstleister, und Zeichenbüro-Bundessprecher Günther Salzger.
www.dienstleister-stmk.at
www.zeichenbueros-stmk.at

Fotos: Oliver Wolf

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