Spirit of Styria

Nachfrage in DER KLEMME

Unternehmensfinanzierung in Zeiten hoher Zinsen und trüber Aussichten: „SPIRIT of Styria“ fragte Expertinnen und Experten steirischer Banken nach der Entwicklung der Kreditnachfrage und der eigenen Kreditvergabepraxis. Tenor: Nicht die Angebotsseite klemmt, sondern die Nachfrage.

FOLGENDE ZWEI FRAGEN STELLTEN WIR VERTRETERN STEIRISCHER BANKEN:

1.Wirtschaftliche Unsicherheit, lahme Konjunktur, steigende Zinsen – wie entwickelt sich die Kreditnachfrage von Unternehmerseite derzeit?

2.Wo liegen derzeit die größten Herausforderungen für Banken im Kreditgeschäft und was zeichnet die aktuelle Kreditvergabepraxis Ihres Hauses aus?


„Sehen keinen Pleite-Tsunami
auf uns zukommen“

RAINER STELZER
MARKTVORSTAND
RAIFFEISEN-LANDESBANK STEIERMARK

1.Unternehmerinnen und Unternehmer spiegeln uns in den Beratungsgesprächen herausfordernde Zeiten wider, etwa im Projektgeschäft. Zudem spielt bei vielen die Verfügbarkeit von liquiden Mitteln eine große Rolle. Denn einerseits haben manche Branchen wie der Hochbau oder der Einzelhandel mit deutlichen Nachfragerückgängen zu kämpfen, andererseits stellen in anderen Branchen Projektverschiebungen eine Herausforderung dar. Dennoch sehen wir keinen Pleite-Tsunami auf uns zukommen. Speziell im KMU-Segment ist die Kreditnachfrage gesunken, indes ist die Nachfrage bei Veranlagungen gestiegen.

2.Als langfristig handelnder Finanzpartner bemühen wir uns seit jeher um eine höchstmögliche Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden, denn nur dann sind auch wirtschaftliche Erfolge möglich. Daher haben wir gerade in diesem herausfordernden Umfeld unsere Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden verstärkt und die Taktung der Beratungsgespräche erhöht. Dabei werden gemeinsam Zukunftskonzepte entwickelt. In diesen Gesprächen ist auch die Liquidität ein großes Thema – hier können wir als Regionalbank sehr gut unterstützen.

„Trend zu Laufzeitverlängergungen“

OLIVER KRÖPFL
VORSTANDSMITGLIED STEIERMÄRKISCHE
SPARKASSE CORPORATE DIVISION

1.Das schwierige wirtschaftliche Umfeld hinterlässt naturgemäß auch Spuren im Finanzierungsbereich. Die Kreditnachfrage ist im Vergleich zu den Vorjahren, in denen wir ein sehr gutes Wachstum hatten, deutlich zurückgegangen. Quer über alle Segmente liegen wir nach drei Quartalen ungefähr bei einem Drittel des Kreditwachstums gegenüber dem Jahr 2022, in einzelnen Segmenten wie Projektfinanzierungen von Immobilien ist der Rückgang noch deutlicher. Gleichzeitig steigt mit dem höheren Zinsniveau der Beratungsbedarf – einerseits fragen Firmenkunden jetzt vermehrt nach Veranlagungsmöglichkeiten, anderseits sind wir bei bestehenden Krediten mit unseren Kunden nun intensiver im Gespräch und beraten etwa über Laufzeitverlängerungen oder Umstiegsoptionen auf fixe Verzinsung. Fragen, die viel Kommunikation und individuelles Eingehen auf die Situation des Kunden erfordern. Ziel ist natürlich immer, Sanierungsfälle zu vermeiden. Diese sind zwar zuletzt leicht gestiegen, bewegen sich aber im Langjahresvergleich immer noch im Normalbereich.

2.In der Steiermärkischen Sparkasse sind die Regelwerke für die Kreditvergabe unverändert. Unsere Strategie ist klar daraufhin ausgerichtet, Kredite zu vergeben und Firmen mit Liquidität zu versorgen – schließlich ist das Finanzierungsgeschäft für eine Bank eine wesentliche Säule. Der Engpass liegt auf der Nachfrageseite. Von einer Kreditklemme, die von Banken verursacht wäre, kann keine Rede sein. Wir beobachten eher das Gegenteil – nämlich, dass wir Finanzierungszusagen treffen, die Kreditmittel dann aber vom Unternehmen gar nicht abgerufen werden, da Firmen immer wieder von Investitionen Abstand nehmen – aus unterschiedlichen Gründen, ob konjunkturelle Einschätzungen oder Fachkräftemangel.

„Abwartende Haltung
bei Investitionen“

MONIKA CISAR-LEIBETSEDER
GENERALDIREKTORIN
VOLKSBANK STEIERMARK

1.Wir spüren aktuell einen leichten Rückgang bei der Finanzierung von Immobilienprojekten. Die aktuelle Zinsentwicklung und Unsicherheiten über künftige Kosten- und Nachfrageentwicklung führen auch bei Unternehmen zu einer abwartenden Haltung bei Investitionen. Wir sehen aber, dass viele steirische Unternehmen bereits nachhaltige Investitionspläne entwickeln und sich mit innovativen Ideen an veränderte Bedingungen anpassen.

2.Unabhängig von den zugegeben strengen Vorgaben der Aufsicht achten wir auch im Kommerzgeschäft im Sinne unseres genossenschaftlichen Förderauftrages sehr stark auf die „finanzielle Gesundheit“. Das bedeutet, wir sehen uns gemeinsam mit unseren Kundin nen und Kunden an, ob die gewünschte Finanzierung für das Unternehmen auch wirklich leistbar und damit gut für dessen weitere wirtschaftliche Entwicklung ist. Dadurch rückt automatisch das Th ema der Rückzahlungsfähigkeit stark in den Fokus unserer Betrachtungen. Plausible Planrechnungen, aus denen sich die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit der Investitionen ablesen lässt, geben nicht nur uns als Bank die notwendige Sicherheit für eine Finanzierung. Einen realistischen Plan zu haben, hilft auch den Unternehmerinnen und Unternehmen bei ihren zukünftigen Entscheidungen. Denn eine objektive Einschätzung der eigenen Situation ist immer ein wesentlicher Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg. Das ist uns wichtig. Wir stehen unseren Kundinnen und Kunden als Sparringspartner gerne zur Verfügung, um uns gemeinsam „finanziell gesund“ auf den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu machen.

„Anfragen für Umschuldungen
haben zugenommen“

ERNST ALBEGGER
HYPO VORARLBERG
REGIONALDIREKTOR STEIERMARK

1.Die Kreditnachfrage der steirischen Wirtschaft hat in den vergangenen Monaten etwas nachgelassen bzw. sich bis zu einem gewissen Grad gewandelt. Die Investitionsbereitschaft der regionalen Unternehmen ist deutlich zurückgegangen, derzeit werden vergleichsweise viele Umschuldungsanfragen an die Hypo Vorarlberg herangetragen. Im Bereich der Immobilienfinanzierung sind erste Anzeichen von einem Nachgeben der Preise in manchen Regionen erkennbar, wobei es je nach Lagen große Unterschiede gibt. Wir gehen davon aus, dass Umschuldungen auch in den kommenden Monaten stark nachgefragt sein werden und der Immobilienmarkt wieder mehr in Schwung kommen wird, da eine Reihe von finanzstarken Marktteilnehmern, die Potenzial für niedrigere Preise sehen, derzeit noch wartet, um im kommenden Jahr einzukaufen. Gewerbe und Industrie dürften in den kommenden Monaten weiterhin zurückhaltend mit Investitionen sein.

2.Die starken Zinserhöhungen der EZB und die weltweiten politischen Unsicherheiten haben die konjunkturelle Entwicklung in Österreich in den letzten Monaten deutlich eingebremst. Insbesondere der Immobilienmarkt ist davon stark in Mitleidenschaft gezogen worden. In diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld sind auch Banken angehalten, bei Kreditvergaben die aktuelle Bonität und die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells ihrer Kunden genau zu überprüfen. In dieser herausfordernden Situation steht die Hypo Vorarlberg als starker Partner an der Seite ihrer Unternehmenskunden und versucht, rasch und unkompliziert Finanzierungslösungen zu finden.

„Gute Zeit für
Zukäufe und M&As“

CHRISTIAN STROBEL-LUDWIG
LANDESDIREKTOR FIRMENKUNDEN STEIERMARK
UNICREDIT BANK AUSTRIA

1.Im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld, das geprägt ist durch gestiegene Zinsen, eine schwächere Konjunktur und die geopolitischen Unsicherheiten, sehen wir, dass die Kreditnehmer vorsichtiger geworden sind. Dennoch ist wieder eine leicht steigende Nachfrage zu bemerken, die Stimmung hellt sich also langsam auf. Trotz der Vorsicht herrscht eine rege Investitionstätigkeit. Investitionsvorhaben werden im Moment noch genauer durchgerechnet, als dies bisher schon der Fall war, insbesondere sehen wir das auch im Bereich der Übernahmen von anderen Firmen zur Ergänzung des Kerngeschäfts. Ein wirtschaftliches Umfeld wie dieses ist immer auch eine Gelegenheit für starke, robuste Unternehmen, sich am Markt für Mergers & Acquisitions umzuschauen und über Zukäufe zu expandieren. Zudem wird eine überzeugende, nachvollziehbare Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmen zunehmend der Dreh- und Angelpunkt bei Finanzierungsgesprächen.

2.Wir sind Marktführer im Firmenkundenbereich, haben viel Liquidität und sind als Unternehmen exzellent aufgestellt. Gerade in diesen volatilen Zeiten ist es für unsere Firmenkunden beruhigend zu wissen, dass wir sie auch in bewegten Zeiten geleiten und unterstützen. Durch die Straffung der Geldpolitik durch die EZB sind Zinsen natürlich ein Dauerbrenner im Gespräch mit Unternehmen. Es gibt eine Nachfrage nach Absicherung von Liquiditätslinien. Das heißt, Unternehmen wollen ihre Liquiditätslinien absichern – über das Maß hinaus, das bei normalen Betriebsmittelkrediten geboten ist.

„Zeitfenster nützen,
um Möglichkeiten auszuloten“

MANFRED GEIGER
LEITER BKS BANK
DIREKTION STEIERMARK

1.Das Jahr wird herausfordernd bleiben. Die Rahmenbedingungen für Unternehmen bleiben schwierig. Investitionen werden vielfach auf später verschoben. Wir gehen aber davon aus, dass sich das Blatt Anfang 2024 wenden sollte. Viele unserer Kunden nützen das Zeitfenster und loten bereits jetzt die unterschiedlichen Möglichkeiten aus, die wir als BKS Bank bei Finanzierungen anbieten.

2.Trotz der anspruchsvollen Rahmenbedingungen können wir ein leichtes Kreditwachstum verzeichnen. Dafür ausschlaggebend sind unsere Kundenberaterinnen und Kundenberater, die Unternehmen mit ihrem umfassenden Finanzierungs- und Förderungs-Know-how unterstützen. Wobei sich unsere Kreditvergabeprozess nicht verändert hat. Die Rückzahlungs- bzw. Zukunftsfähigkeit sind nach wie vor die ausschlaggebenden Parameter. Langjährige Kunden genießen darüber hinaus einen Vertrauensbonus. Als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit werden Nachhaltigkeitsaspekte im Kreditvergabeprozess bei uns schon seit geraumer Zeit berücksichtigt. Unsere Kundenberater informieren und beraten dazu auch umfangreich.

Fotos: iStock, RLB Steiermark/Kanizaj

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