Spirit of Styria

Vorbeugen, bevor es weh tut

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Dieter Gall hat vor 40 Jahren Nahrungsergänzungsmittel nach Österreich geholt. Mittlerweile forscht und produziert er selbst und spielt als großer Player in diesem Bereich weltweit mit. Ein Gespräch über die Leistungsfähigkeit des Körpers und über seine eigene Vorstellung vom Gesundbleiben.

Herr Gall, bei Schulterverspannung bekommt man in der Regel Massagen oder eine physiotherapeutische Behandlung verschrieben. Die ärztliche Anweisung könnte ja auch lauten: Machen Sie Yoga oder Stretching. Was sagt das über unser Gesundheitssystem aus?
Ich habe selbst Bandscheibenprobleme, es wird besser, wenn ich meine Turnübungen mache. Wann mache ich die? Wenn es anfängt, weh zu tun. Bei der Gesundheitsprävention sind es vorrangig Frauen, die sich darum kümmern, in der Apotheke für ihre Männer einkaufen und ihnen sagen, was sie tun sollen. Um gesund bleiben zu wollen, muss man aktiv dazu beitragen. Was einmal an Schäden, etwa beim Bewegungsapparat da ist, bleibt in der Regel. Prävention beginnt nicht erst, wenn wir krank sind, sondern muss Teil unseres Alltags sein.

Was wäre für Sie das „Mindestmaß“, das jeder Mensch für Gesundheitsprävention aufbringen sollte?
Einerseits kann man dem Körper jahreszeitlich abgestimmt Vitamine, Aminosäuren und andere Mikronährstoffe zuführen, andererseits braucht der Körper Pausen und Bewegung, gerade, wenn man viel vor dem Computer sitzt. Die Erkenntnis darüber, was der Körper braucht, kommt leider oft erst im Alter. Man sollte zudem den Unterschied zwischen Vitaminen, Spurenelementen oder Mineralstoffen kennen oder wissen, welche Pflanzen welche Wirkstoffe haben.

Wenn nun der neue Gesundheitsminister auf Sie zukommen und um Rat bitten würde: Wie würden Sie das Gesundheitssystem verbessern wollen?
Ich würde zunächst sagen, dass es sich dabei um ein Himmelfahrtskommando handelt. (lacht) Es ist egal, was in diesem Bereich vorgeschlagen oder diskutiert wird, es werden die anderen immer dagegen sein. Unser System behandelt Kranke, aber es verhindert nicht Krankheit. Wer sich präventiv verhält, wird in diesem System bestraft. Ärzte, Spitäler und Apotheker werden mit Bürokratie zugeschaufelt, wir haben eines der teuersten, aber ineffizientesten Gesundheitssysteme. Man könnte sehr viel über Vorsorge abfangen, aber man muss realistisch sein: Wir werden immer gesünder wesentlich älter, gleichzeitig zahlen weniger Menschen ins System ein.

Wird Prävention letzten Endes ganz im privaten Bereich landen?
Es gibt jetzt schon Bonifikationen von Versicherungen, wenn man vorsorgt. Es wird sicher in die Richtung gehen, dass Menschen zusätzlich zur Pflichtversicherung auf private Vorsorge setzen. Das „System Kreisky“ – von der Wiege bis zur Bahre kümmert sich der Staat um einen – haben wir verinnerlicht, das funktioniert aber nicht mehr. Auch wenn es bequem ist, zum Masseur zu gehen, statt Übungen zu machen.

Nahrungsergänzungsmittel sind sein Metier: Der Pharmazeut und Produzent Dieter Gall aus Judenburg

Ist es interessierten Personen überhaupt möglich, einen Überblick über die ganzen natürlichen und pharmazeutischen Wirkstoffe zu behalten?
Wir stellen Produkte her, die durchaus Erklärungsbedarf haben. Es gibt viele Menschen, die sich mit Gesundheitsthemen beschäftigen, aber nicht in der Lage sind, diese Vielfalt zu überblicken oder Wirkweisen fachlich zu beurteilen. Deshalb verkaufen wir bis zu 95 Prozent unserer Produkte in Apotheken.

Welche Trends sehen Sie bei Nahrungsergänzungsmitteln?
Im Herbst ist unsere Vitamin-D3-Aktion gut angekommen, seit Corona wird Zink in allen Facetten nachgefragt. Ganzjährig gut gehen Mittel gegen Wechseljahrebeschwerden oder Baldriantropfen zur Beruhigung oder Melatonin zum Einschlafen. Aktuell oft gekauft wird das stimmungsaufhellende Lithium in niedriger Dosierung, das die Batterien auflädt. Als Wundermittel gilt das Coenzym Ubiquinon (Q10) zur Energiebereitstellung in den Zellen. Nachweislich nimmt der Körper ab 40 Jahren gewisse Inhaltsstoffe über die Ernährung schlechter auf, der Körper verliert die Fähigkeit, entsprechende Nährstoffe und Substanzen aus der täglichen Ernährung aufzunehmen. Mit schlechter Ernährung, Stichwort Fastfood, bekommt der Körper die oftmals gar nicht.

Wir leben in einer bequemen Welt. Welche Rolle werden Nahrungsergänzungsmittel künftig spielen? Quasi: Eine Kapsel Fitmacher erspart lästigen Sport?
Das wird sicher zunehmen. Grundsätzlich brauchen wir Ergänzungsmittel, weil der Körper nicht mehr in der Lage ist, die notwendige Menge des Nährstoffes über die Nahrung aufzunehmen. Und wir werden deutlich älter. Als Doktor Alzheimer seine Krankheit an einer 54-jährigen Patientin diagnostizierte, wurde ein Großteil der Bevölkerung nicht einmal so alt. Es hat de facto diese Krankheit so gut wie nicht gegeben. Dazu kommt, dass unser Bewegungsapparat nicht auf 100 Jahre ausgelegt ist, auch nicht für die Belastungen von Extremsportlern. In Judenburg hatten wir einmal zwei Ärzte. Der eine riet seinen Patienten, weniger zu essen, mit dem Rauchen aufzuhören und mehr Bewegung zu machen. Der andere verordnete fünf Arzneimittel für den Patienten und meinte, er könne weitermachen wie zuvor. Zu solchen Medizinern gehen die Menschen lieber. Das ist aber der falsche Weg.

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Kommen wir bitte auf Ihre Bandscheiben zurück: In welchen Momenten machen Sie Ihre Übungen, auch wenn Sie keine Probleme haben? Und womit ergänzen Sie Ihre Nahrung?
Das ist ein gewisser Vernunftfaktor. Auch wenn ich keine Lust habe: Will ich keine Probleme, trainiere ich. Ich nehme ganzjährig Magnesium, Zink und Coenzym Q10. Im Moment trinke ich morgens statt Schwarztee einen Gebirgskräutertee nach einem alten Rezept aus Böhmen.

Foto: Oliver Wolf

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