Spirit of Styria

That’s THE SPIRIT

Die Distillery Krauss, beheimatet im südweststeirischen St. Martin im Sulmtal, gehört zu den führenden Destillerien weltweit. Alles hat mit 300 Kirschbäumen und einer Garagenproduktion begonnen. Warum sich Carmen und Werner Krauss für ihre Passion alle Freiheiten nehmen – und was sie künftig noch erobern wollen.

Kaffee? Tee? Wasser? Gin Tonic?“ Wenn dieses Angebot für Besucher ungeachtet der Tageszeit fällt, ist schnell klar, dass sich hier eine geistreiche Welt auftut. Im südweststeirischen St. Martin im Sulmtal stellen Carmen und Werner Krauss hochwertige Spirituosen her. Die Stätte des hochprozentigen Schaffens ist ganz in Gold und Schwarz gehalten, die Ergebnisse sind vielfach prämiert. Die Liste der bisherigen Auszeichnungen spart nicht mit Superlativen, von Erfolgen bei den World Spirit Awards und China Wine & Spirit Awards bis zur International Sugarcane Spirits Competition. Der Rum der Distillery Krauss wurde heuer in der Kategorie 3-6 Jahre und ungezuckert als bester Rum der Welt prämiert, im Vorjahr war er zum besten Rum Europas geadelt worden. Der Sulm Valley Whiskey wiederum erreichte diesen Herbst in Las Vegas Platin mit 98 von 100 Punkten und den Titel „Best World Whiskey“, der Gin wurde 2015 – mit Doppelgold in San Francisco – als einer der zehn besten Gins der Welt prämiert. In Summe sind es bereits über 90 Gold-, Doppel-Gold- und Platin-Medaillen, die das Ehepaar Krauss in den Bereichen Rum, Gin, Whiskey und Edelbrände errungen hat. Mit letzteren hat auch alles begonnen – oder vielmehr mit 300 Kirschbäumen, die aus Leidenschaft für Früchte aller Art gepflanzt wurden. Mangels attraktiver Alternativen entschied man sich für das Brennen des Obstes. Ein zweitägiges Seminar war das Eingangstor in die Welt des Destillierens. Profitipps wurden eingeholt und Bücher gewälzt, „der Rest ist Übung und Sensorik“, konstatiert Werner Krauss.

KAPAZITÄTSSPRUNG
Die Garage seiner Großtante in Schwanberg wurde 2007 kurzerhand mit Fliesen ausgekleidet und mit einem Brennkessel bestückt, „es war praktisch der einzige Platz, der zur Verfügung stand“. Sie sollte auch rund zwölf Jahre lang das Zentrum des Wirkens bleiben. Bis 2018 wurde alles per Hand abgefüllt, erst mit dem Bau der Destillerie in St. Martin im Sulmtal hat eine moderne Abfüllanlage Einzug gehalten. „Statt 800 Flaschen pro Tag können nun 2000 bis 2500 Flaschen pro Stunde abgefüllt werden“, unterstreicht Carmen Krauss den immensen Kapazitätssprung. Kennengelernt haben sich die beiden übrigens während des Studiums der Technischen Chemie in Graz. Das Kultivieren von Obst war seit jeher ein Hobby, die Veredelung eine logische Folge. Bereits im ersten Jahr der eigenen Brennerei wurden fünf Edelbrände ausgezeichnet. „Wir wussten, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Von da an haben wir ständig weiter investiert. Es war von Anfang an klar, dass es uns vor allem um den Inhalt und nicht in erster Linie um eine stylische Verpackung geht“, unterstreichen die beiden ihren Qualitätsanspruch. „Ganz allgemein gesehen geht der Alkoholkonsum zwar zurück, aber der Umsatz steigt. Wir wollten genau in diesem Premiumbereich Fuß fassen“, so das Paar, das auch in der Ernährung viel Wert auf hochwertige Produkte legt.

DISTILLERY KRAUSS
Die Brennerei wurde 2007 in einer Garage in Schwanberg aus der Taufe gehoben. Daher rührt der Schwan, das Wappentier, auf dem Logo – ergänzt um den Slogan „That’s the Spirit“. Das Produktportfolio umfasst sieben Gins, Whiskey, Rum, Wermut, Edelbrände und Likör. 2017 wurde das 2er-Team auf sieben erweitert, 2018 der neue Standort in St. Martin im Sulmtal bezogen. Bei Wettbewerben erreichten Carmen und Werner Krauss über 90 Gold-, Doppel-Gold- und Platin-Medaillen.

Ohne die große Leidenschaft für die Sache, die beide auszeichnet, „hätten wir das Unterfangen aber wohl schon vor Jahren hingeschmissen“, geben die beiden unumwunden zu. In den ersten fünf Jahren wurde neben dem Brotjob gebrannt, Einsatz und Zeitaufwand waren hoch. Carmen Krauss hatte ursprünglich beruflich vorgehabt, an der Technischen Universität zu bleiben. Werner Krauss war damals noch in der Prozessentwicklung und -optimierung bei TDK Electronics beschäftigt. Er wollte aber schon immer am liebsten sein eigener Chef sein. Was er dafür aus seiner Ausbildungszeit mitgenommen hat? Unter anderem: „Keine Angst vor Herausforderungen. Gesunder Respekt ist wichtig, aber man darf nie vor einer Aufgabe kapitulieren.“ Gesagt, getan. Der Produktion von Edelbränden folgte 2014 die Herstellung des ersten Gins, nicht zuletzt aus großer Passion am Ausprobieren. Der Plan bestand aber auch darin, damit einen internationaleren Markt zu erschließen. Der Erfolg gab den beiden recht. Mit der Zahl der Auszeichnungen kamen mehr und mehr Anfragen, „wir konnten diese in der geforderten Größe allerdings nicht bedienen“. Fünf Mitarbeiterinnen wurden 2017 aufgenommen und entsprechende Strukturen aufgebaut, „essenziell war für uns, dass sich das Team wirklich mit dem Betrieb identifiziert.“ Der Garagenbetrieb wich der neuen Produktionshalle.

Distillery Krauss, der neue Standort in St. Martin im Sulmtal

VIELFALT ALS USP
Die Produktpalette wurde sukzessive erweitert und ist heute unter anderem mit Edelbränden, Gin, Rum, Wermut und Likören sehr breit gehalten, „wir wollten uns ganz bewusst nicht einschränken, das ist auch unser USP“.
Edelbrände stellen für Werner Krauss aber nach wie vor die höchste Brennkunst dar, „sie sind weitaus komplexer als alles andere“. Beim Gin sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt, zu von Hand geschälten Zitrusfrüchten gesellen sich vielerlei Gewürze. „Gin kann vergleichsweise rasch in rund einem halben Jahr hergestellt werden. Rum oder Whiskey dagegen brauchen viele Jahre zum Reifen“, unterstreicht Werner Krauss mit Blick auf Fässer aus amerikanischer Eiche die Unterschiede. Im Produktionsprozess legt er beim Gewinnen des Herzstücks – dem genussfähigen Brand – großen Wert auf das sorgfältige Abtrennen von Vor-lauf und Nachlauf. Das passiert in der Distillery Krauss beispielsweise im Gegensatz zur schottischen Tradition, in der mit viel Nachlauf gearbeitet wird. „Bei uns gibt es keinerlei Last der Tradition“, bekräftigt das Paar, „wir haben alle Freiheiten und die nehmen wir uns auch.“ Die Zukunft wird schon vorbereitet, allerdings erweist sich der Aufbau internationaler Märkte als herausfordernd und komplex: „In Frankreich haben wir drei Jahre gekämpft, aber dann Schritt für Schritt Erfolge erzielt.“

Mittlerweile ist man in exklusiven Lokalitäten und gehobenen Hotelketten vertreten, wird in renommierten Magazinen und Spirituosen-Führern gelistet, „das ist freilich ein Schaufenster für uns“. Frankreich ist nicht nur dem Klischee nach ein Genussland, „die Menschen dort geben 18 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus“.

Von Anfang an ging es uns vor allem um den Inhalt und nicht bloß um eine stylische Verpackung.

WERNER UND CARMEN KRAUSS, Distillery Krauss

OSTWÄRTS
Derzeit sind Carmen und Werner Krauss auch intensiv mit dem Aufbau eines Marktes in den USA befasst, Unterstützung gibt es wie schon in Frankreich durch das Internationalisierungscenter Steiermark: „Es braucht vor allem ein Netzwerk, Botschafter, Leute, die unsere Leidenschaft teilen und diese Überzeugung in die Welt hinaustragen.“ Die letzten Jahre haben freilich Spuren in den Bestrebungen hinterlassen: „Vor der Pandemie konnten wir unseren Umsatz jedes Jahr um 50 Prozent steigern, seit Corona haben wir ihn zumindest halten können.“ An den ambitionierten Zukunftsplänen wird dennoch nicht gerüttelt: Ziel ist es, auf drei Kontinenten vertreten zu sein. Nach Europa und Amerika folgt Asien. China und Japan wollen erobert werden, „auch da ist aber eine Vorbereitungszeit von ein paar Jahren notwendig“. Auf der Liste der noch nicht realisierten Wunschbrände ganz oben steht Tequila, „allerdings sind die Agavenpreise derzeit sehr hoch“. Der Anspruch bleibt: Nicht Ausbeute, sondern Qualität soll den Produktionsprozess bestimmen, „Kompromisse wären einfach eine falsche Entscheidungsgrundlage“. Punkt.

FOTOS: OLIVER WOLF, BEIGESTELLT DISTILLERY KRAUS

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