Lejla Pock, Geschäftsführerin des Human.technology Styria (HTS), im Interview über den Mehrwert von Start-ups aus dem Life-Science-Bereich, die Idee hinter dem „Health Tech Hub Styria“ (HTH) und die Besonderheit des Corporate Call.
Welche Rolle spielen Start-ups für den HTS-Cluster?
Start-ups sind extrem wichtig für unsere Branche und die gesamte Wirtschaft. Sie sind ja diejenigen, die eine Idee – oft basierend auf neuesten Forschungsergebnissen und disruptiven Technologien – in einen funktionierenden Business Case übertragen. Dieses frische Know-how und dieser unternehmerische Mut sind ausgesprochen bereichernd für uns und unsere Cluster Community.
HTS-Geschäftsführerin Lejla Pock
HTH Der Health Tech Hub Styria ist eine Initiative von sieben führenden Stakeholdern des steirischen Innovationssystems: Human.technology Styria, Joanneum Research, Med Uni Graz, Science Park Graz, ICS, SFG und Stadt Graz Mehr als 1.600 Teilnehmer aus 50 Nationen haben in den vergangenen vier Jahren daran teilgenommen. „Health Tech Hub Styria – Pitch & Partner“ geht am 30. März an der Med Uni Graz über die Bühne. https://hth-styria.com
Welche besonderen Hürden haben Health-Tech-Start-ups zu überwinden?
Die größte Hürde in unserem Bereich besteht wohl in der langen Entwicklungszeit: Medizinische Produkte müssen geprüft und validiert, technisch dokumentiert und schließlich zugelassen werden. Dieser Prozess ist aufwändig, es braucht Geduld, Zeit und eine ausreichende Finanzierung. Deswegen ist der Zugang zu Venture-Capital-Gebern so wichtig – die ihrerseits auch einen langen Atem benötigen. Aber es lohnt sich, dieses Business ist enorm lukrativ! Wir als Cluster unterstützen in allen Phasen durch Netzwerk-Kontakte zu relevanten Know-how-Trägern, um Prozesse zu beschleunigen, durch Fortbildungen und Förderungen – und nicht zuletzt auch durch Publicity.
Welche Idee steckt hinter dem „Health Tech Hub Styria“ (HTH)?
HTH ist der Zusammenschluss von entschlossenen Key Playern der steirischen Wirtschaft und der Life-Science-Branche. Uns eint die Idee, Graz und die Steiermark zu einem Funken sprühenden Mittelpunkt und Motor für Innovationen im Gesundheitsbereich zu machen. Gründungsmitglieder sind die Med Uni Graz, der Science Park Graz, Joanneum Research sowie die SFG, die Stadt Graz und natürlich wir als Cluster. Kern der HTH-Aktivitäten ist das jährliche Event „HTH: Pitch & Partner“, heuer am 30. März in der Med Uni. Dabei haben wir ein ganz besonderes Start-up-Pitching-Format entwickelt, den Corporate Call.
Was ist so besonders am Corporate Call?
Der Corporate Call bringt Leitbetriebe der Region mit innovativen Lösungen von Start-ups aus der ganzen Welt zusammen. Eine Besonderheit ist die „Konkretheit“ des Calls: die Corporates formulieren eine sehr konkrete Aufgabenstellung: Heuer sucht das Forschungszentrum Virtual Vehicle nach Lösungen, um Gesundheitsdaten von Fahrzeug-Insassen zu erfassen, auszuwerten und zu kommunizieren. Der Verein „Smart Ageing“ hingegen möchte innovative Lösungen finden, die es älteren Menschen erlaubt, möglichst lange und sicher in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Die Gewinner erhalten dadurch Kontakte zu Entscheidern und Zugang zu den relevanten Netzwerken.
Welche Stärken kennzeichnen das steirische Innovations-Ökosystem? Wo gibt es noch Potenzial?
Unsere Stärken sehe ich in der engen Verknüpfung von erstklassiger Forschung und innovationsfreudiger Industrie. Wir haben eine sehr gute Forschungstradition, die fest verankert ist an allen Kompetenzzentren, Universitäten und FHs. Hier dockt dann auch die internationale Industrie an. Top ist auch die engmaschige Kommunikations- und Infrastruktur: Denken Sie nur an die räumliche Nähe von ZWT, Med Uni und LKH-Univ. Klinikum Graz. Die Steiermark ist ja nicht klein, sie ist konzentriert. (lacht) Für Start-Ups gibt es eine ganze Reihe von Hubs, Entwicklungsprogrammen und sehr viel Support, etwa durch die SFG, den Science Park oder das Unicorn – ideal ergänzt durch Unterstützung auf nationaler Ebene, wie z.B. durch die FFG und die aws. Ich würde mir aber wünschen, dass es uns gelingt, mehr Venture Capital für unsere Start-ups zu mobilisieren. Auch auf meiner Wunschliste: eine noch breitere Öffnung des Gesundheitsmarktes hin zu Innovationen, damit Start-ups noch mehr Möglichkeiten erhalten, ihre Entwicklungen am eigenen Markt zu testen und einzuführen.
Foto: Stiefkind Fotografie