RENDITE MIT GUTEM GEWISSEN
Kapitalanlage im Zeichen von Inflation und Klimawende: „SPIRIT of Styria“ fragte Kapitalmarktexperten steirischer Banken nach der optimalen Anlagestrategie in Zeiten von Preisauftrieb und steigender Investitionen in den Klimaschutz. Erträge mit gutem Gewissen, geht das?
FOLGENDE ZWEI FRAGEN STELLTEN WIR VERTRETERN STEIRISCHER BANKEN:
1.Wie lässt sich das Vermögen angesichts anhaltend hoher Inflationsraten am besten schützen? Wie würden Sie die Aktienquote (Annahme: mittlere Risikoneigung) derzeit gewichten?
2.Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Green Investments und lassen sich Klimaschutz und Rendite verbinden?
„Chance auf doppelte Rendite“
RAINER STELZER
MARKTVORSTAND
RAIFFEISEN-LANDESBANK STEIERMARK
1.Unabhängig von hohen Teuerungsraten ist es wichtig, Veranlagungsformen immer entsprechend seines persönlichen Anlegerprofils zu wählen. Die Absicherung beginnt mit der Schaffung eines „Notgroschens“, der täglich fällig sowie online rasch verfügbar ist. Dieser sollte zumindest zwei, drei Monatsgehälter betragen. Darauf aufbauend raten wir zu fixverzinsten Anleihen. Aktuell bieten wir etwa in der Raiffeisen-Landesbank Steiermark eine dreieinhalbjährige Anleihe mit einer Fixverzinsung von 3,5 Prozent jährlich an. Darüber hinaus sind Nachhaltigkeitsfonds sehr beliebt. Für Kundinnen und Kunden wird im Rahmen eines Veranlagungsgespräches ein individuelles Investmentprofil ermittelt. Dabei werden Anlagehorizont, Risikobereitschaft und die finanziellen Verhältnisse eruiert. In den klassischen und nachhaltigen Strategiefonds von Raiffeisen Capital Management liegt die Aktienquote bei einer mittleren Risikoneigung bei ca. 50 Prozent. Das Fondsmanagement bewertet im Rahmen der taktischen Assetallokation laufend die Gewichtung. Die derzeitige Gewichtung ist neutral – nach einer Untergewichtung am Jahresanfang. Wichtig ist eine breite Streuung über verschiedene Assetklassen, Länder, Branchen und Währungen. Daher empfehlen wir ein Investment in breit gestreute Strategiefonds.
2.Immer mehr private Anleger setzen auf nachhaltige Geldanlagen und ziehen daraus die sogenannte „doppelte Rendite“, die sich einerseits aus dem finanziellen Ertrag und andererseits aus dem sozialen und ökologischen Mehrwert des Investments ergibt. Die Wertentwicklung von nachhaltigen Produkten ist nicht-nachhaltigen Produkten zumindest gleichgestellt, wenn nicht teilweise sogar besser. Neun von zehn neuen Fondssparverträgen bei Raiffeisen Steiermark werden mit nachhaltigen Fonds abgeschlossen – sowie bereits zwei Drittel der gesamten Fondssparverträge.
„Nichts tun ist am teuersten“
KARL FREIDL
LEITER PRIVATE BANKING
STEIERMÄRKISCHE SPARKASSE
1.Die Freude über die gestiegenen Zinsen währt nur sehr kurz, wenn man sich die aktuellen Inflationszahlen ansieht. Trotz gestiegener Zinsen ist damit das „Nichtstun“ noch viel teurer geworden als in den Jahren zuvor. Unsere Empfehlung lautet daher: Planen Sie möglichst genau die kurzfristig benötigte Liquidität, den mittelfristigen Kapitalbedarf und Ihre langfristigen Anlagemöglichkeiten. Auf die kurze Sicht sollte man sich sehr gut überlegen, wie hoch diese Reserve wirklich sein muss. Für den Teil, den Sie mittelfristig veranlagen können, haben Sie inzwischen bei Anleihen mit Renditen um die 3 Prozent die Möglichkeit, die Kaufkraftentwertung deutlich abzufedern. Inflation bedeutet ständiger Preisauftrieb von Produkten und Dienstleistungen. Das heißt aber im Umkehrschluss auch, dass Unternehmen, die diese anbieten, in der Lage sein sollten, bis zu einem gewissen Grad von steigernder Inflation zu profitieren. Für die langfristig zu veranlagenden Ver mögensteile ist es daher sinnvoll, breit gestreut in die globale Wirtschaft zu investieren – womit wir bei Aktien wären. Je nach persönlicher Risikoneigung raten wir zu einer Aktienquote von mindestens 50 Prozent und mehr.
2.Die Nachfrage nach Green Investments steigt stetig. Gerade die herausfordernden Klimaziele der Europäischen Union erfordern die nächsten Jahre massiven Kapitalbedarf. Dieses Kapital soll zu einem Gutteil von privaten Investoren kommen. Von Seiten der Gesetzgebung bemüht man sich sehr, für die Anleger transparente und vergleichbare „grüne“ Standards zu etablieren. Einige dieser Spielregeln sind schon auf den Weg gebracht, weitere Klarstellungen werden noch kommen. Als privater Anleger kann man durch Investition in entsprechend als nachhaltig gekennzeichnete Produkte von dem Sog, der von institutionellen Investoren erzeugt wird, profitieren.
„Kluge Börsianer kaufen die Zukunft“
PHILIPP BORUTA
DIREKTOR STEIERMARK SCHOELLERBANK
1.Um sich die Chance auf einen realen Vermögenserhalt zu bewahren, ist es auch im aktuellen Umfeld unabdingbar, weiter investiert zu bleiben. Aus Anlegerperspektive müssen Unternehmen und Staaten nun am Rande einer Rezession noch mehr überzeugen als in Boomphasen. Daher ist es jetzt umso wichtiger, beim Investieren auf hohe Qualität zu achten. In einem Portfolio mit mittlerer Risikoneigung investieren wir derzeit etwas mehr als ein Drittel in Aktien. Wir setzen dabei weiterhin auf Unternehmen mit Preisfestsetzungsmacht, die ihre Margen trotz Inflation stabil halten können. Regional gewichten wir US-Aktien etwas stärker, da die dortige Wirtschaft Krisen erfahrungsgemäß am besten übersteht. Anleihen wurden durch die erfolgte Neubewertung wieder zu einer attraktiven Veranlagungsalternative. Selbst inflationsgeschützte Varianten sind aufgrund der meist noch niedrig eingepreisten Teuerungsniveaus einen Blick wert.
2.Immer mehr Menschen erwarten von Unternehmen ethisch korrektes und umweltbewusstes Handeln. Kluge Börsianer kaufen die Zukunft, insbesondere junge Anlegerinnen und Anleger wollen, dass mit ihrem Geld etwas für den Klima- und Umweltschutz getan wird. In der Schoellerbank beschäftigen wir uns schon seit 2003 mit nachhaltigen Veranlagungsformen bzw. verwalten die uns anvertrauten Gelder nach ESG-Kriterien. Damit zählen wir zu den Pionieren auf dem österreichischen Markt. Entscheidend ist, auch bei ESG-Investments keinen gehypten Modetrends zu folgen. Das Rückschlagspotenzial ist hier ungemein höher als bei wertorientierten und diversifizierten Strategien. Wir empfehlen bei allen Investments im Sinne unseres Credos „Investieren statt Spekulieren“ einen längerfristig ausgelegten Anlagehorizont. So lässt sich ertragreiche Vermögensanlage mit gutem Gewissen realisieren.
„US-Aktien bieten besten Inflationsschutz“
GERHARD VOLLMANN
LEITER PRIVATKUNDEN & PRIVATE BANKING
HYPO VORARLBERG BANK AG
1.Inflation ist generell nicht gut für Finanzanlagen. Zwar können erfahrene Anlegerinnen und Anleger in einem solchen Umfeld angemessene Renditen erzielen, doch in fast allen Fällen sind hohe reale Renditen vom Tisch. Dennoch gibt es Anlageklassen, die auf einer rein relativen Basis besser abschneiden als andere, was maßgeblich vom jeweiligen Wachstumsfeld abhängt – mit anderen Worten, ob das Wirtschaftswachstum hoch, mittel oder niedrig ist. Geringes Wachstum und hohe Inflation bilden ein schlechtes Umfeld für die meisten Vermögenswerte, auch bekannt als Stagflation. Wir befinden uns aktuell in einem Umfeld mittleren Wachstums und hoher Inflation, in welchem Aktien besser als die meisten anderen Vermögenswerte abschneiden. Historisch betrachtet bieten US-Aktien oder internationale Aktien aus Industrieländern den besten Schutz vor hoher Inflation und erzielen im Durchschnitt höhere Renditen als die Assetklasse Anleihen. Insbesondere aus realer Sicht – Rendite abzüglich Inflation – erzielen Aktien höhere Renditen.
2.Im Rahmen der Veranlagung berücksichtigen Anlegerinnen und Anleger verstärkt nachhaltige Aspekte. Dieser Trend ist ungebrochen. Für viele unserer Kundinnen und Kunden ist nicht mehr nur der wirtschaftliche Erfolg der Veranlagung entscheidend, auch die Bedeutung eines nachhaltigen Engagements wächst. Entsprechend werden wir auch häufiger nach unseren Nachhaltigkeitskriterien gefragt bzw. wonach das Asset Management der Bank die Veranlagung ausrichtet und Kapitalströme lenkt. Empirische Auswertungen zeigen, dass nachhaltige Anlagen nicht schlechter als traditionelle Anlagen rentieren. Im Gegenteil, die jüngsten Kapitalmarktereignisse haben gezeigt, dass Ausschlusskriterien und die Bewertung von Ländern nach ESG-Kriterien das Risiko der Veranlagung senken.
„Empfehle aktiv gemanagte Investmentfonds“
HANNES ZWANZGER
VORSTANDSDIREKTOR
VOLKSBANK STEIERMARK
1.Man spricht von „negativen Realzinsen“, wenn die Inflationsrate höher ist als die für das angelegte Vermögen erzielten nominalen Zinsen. Aktiv gemanagte Investmentfonds sind neben kurzfristigen Festgeldern und mittelfristigen Anleihen eine Möglichkeit, dies abzufedern. Investmentfonds mit einer höheren Aktienquote sind für Anleger interessant, die mit marktbedingten Kursschwankungen umgehen und Ertragsrisiken akzeptieren können. Aktives Fondsmanagement, wie es etwa unser Kooperationspartner Union Investment betreibt, hat die Aufgabe, genau diejenigen Unternehmen zu finden, die in Zeiten des Wandels besser sind als andere. Die Aktienquote hängt immer von den individuellen Bedürfnissen und Einstellungen des Kunden ab. Neben der eher konservativen Einmalanlage wie z.B. in den Laufzeitenfonds oder Immobilienfonds bietet sich auch ein Fondssparplan für den Aufbau der Aktienquote an. Hier investieren Sie Ihr Geld Schritt für Schritt über einen längeren Zeitraum gestreckt.
2.Nachhaltigkeit in der Geldanlage gewinnt immer mehr an Bedeutung und bietet für die Zukunft sehr gute Renditechancen, auch wenn im vergangenen Jahr die Erträge der nachhaltigen Veranlagung im Vergleich zur klassischen Veranlagung etwas geringer waren. Dies war dem Sondereffekt „Energiepreisentwicklung und Anstieg der Gasund Ölpreise“ geschuldet. Nachhaltige Fonds sind mehr als Investitionen in ein gutes Gefühl. Die Renditechancen lassen sich mit nachhaltigen Investments sehr gut kombinieren. Die Anlagen in diversen Fonds werden von unserem Partner Union Investment mit mehr als 30 Jahre Erfahrung bei nachhaltigen Investments nach sozialen, ethischen und ökologischen Kriterien im Detail analysiert und ausgewählt. Gerne stehen unsere Anlageberaterinnen und Anlageberater für eine dahingehende Beratung zur Verfügung.
„Chancenreiche Investments in Wertpapiere“
HELMUT BIRRINGER
REGIONALLEITER PRIVATE BANKING
BUNDESLÄNDER BANK AUSTRIA – MEMBER OF UNICREDIT
1.Wir sind davon überzeugt, dass mittel- und langfristig vor allem chancenreiche Investments in Wertpapiere das Potenzial haben, Vermögen zu erhalten und die hohe Inflation zu schlagen, obwohl es 2022 dramatische Bewegungen auf den Kapitalmärkten gab. Das Jahr 2023 ist für Aktien jedoch wieder fulminant gestartet. Auslöser dieser erfreulichen Performance waren einerseits Nachrichten, die eine Entspannung der Lage der Weltwirtschaft erwarten lassen, und andererseits Inflationsdaten, die auf eine Abkühlung der Preissteigerungsdynamik hindeuten. Das noch nicht absehbare Ende des Zinsanhebungszyklus stellt für die kommenden Monate aber weiterhin ein nicht unerhebliches Risiko für die Wirtschaft und die Aktienmärkte dar. Aus diesem Grund bleibt die neutrale Gewichtung in unserer Anlagestrategie aufrecht. Wichtig ist daher, bei der hohen Komplexität des Marktgeschehens ein professionelles Management des Vermögens und das Vertrauen auf professionelle Beratung.
2.Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sind für uns zentrale Zukunftsthemen, für die wir den Grundstein im Hier und Jetzt legen. Die Nachfrage in unserem Haus entwickelt sich sehr positiv, zudem zeigt auch unsere Umfrage zum Anlageverhalten in Österreich klar, dass nachhaltiges Veranlagen auf dem Vormarsch ist. Rund drei Viertel der Befragten zeigen Interesse an nachhaltiger Veranlagung. Besonders junge Bankkundinnen und -kunden wollen, dass mit ihrem Geld etwas für Klima- und Umweltschutz getan wird. Aber auch die Aussicht auf eine attraktive Rendite hat dabei für alle befragten Gruppen hohe Priorität. Viele Anlegerinnen und Anleger haben zudem bereits die Erfahrung gemacht, dass Rendite und gutes Gewissen miteinander sehr gut vereinbar sind. Als Bank helfen wir Unternehmen, privaten Haushalten und Anlegern dabei, sich nachhaltig und klimaschonend aufzustellen.
„Hohe Renditechancen bei Anleihen“
MANFRED GEIGER
LEITER DIREKTION
STEIERMARK BKS BANK AG
1.Hohe Inflation hat hohe Zinsen zur Folge, daher ist das aktuelle Umfeld für Investitionen in Anleihen durchaus interessant. Aktuell liegt die Rendite bei Unternehmensanleihen guter Bonität und mittlerer Laufzeit in Euro über 4 Prozent. Die Chancen, die die aktuell hohen Renditen derzeit bieten, sollten genützt werden. In der BKS Vermögensverwaltung investieren wir in einen Mix aus unterschiedlichen Anleihen. Die aktuelle Rendite unseres Anleiheportfolios liegt bei ca. 5,5 Prozent. In jedem Fall sind Aktieninvestments ein wichtiger Teil eines gut diversifizierten Portfolios. Wir sind im Moment aber etwas vorsichtiger und haben unsere mögliche Maximalquote nur zu rund zwei Drittel ausgenutzt. Neueinsteigern in Aktien empfehlen wir, Investitionen in Teilbeträgen zu tätigen.
2.Klimaschutz und Rendite lassen sich hervorragend verbinden. Generell wirkt sich die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten mittel- bis langfristig positiv auf den Unternehmenserfolg und damit auch auf den Anlageerfolg aus. Derzeit werden viele Milliarden Euro an Investitionen mobilisiert, wovon Unternehmen und in weiterer Folge auch Anleger profitieren. Aber wie bei allen Veranlagungen am Kapitalmarkt müssen Anlegerinnen und Anleger auch entsprechende Behaltefristen berücksichtigen und Schwankungen am Kapitalmarkt aushalten können. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Green Investments kontinuierlich steigt. Als nachhaltigste Bank in Österreich bieten wir unseren Kunden umfangreiche Beratungsleistungen und ausgezeichnete Alternativen zu herkömmlichen Veranlagungen an. Derzeit kann unter anderem der bereits achte Green Bond der BKS Bank gezeichnet werden, welcher in die Errichtung einer Biomasseanlage investiert.
Fotos: Istock, beigestellt