Spirit of Styria

Stahlharte Stützen DES WANDELS

Die stärkste Branche der Steiermark: Die Betriebe der Metalltechnischen Industrie in der Steiermark sind Garanten für hohe Wertschöpfung und Beschäftigung, sichern Innovationskraft und Fachkräfteausbildung und liefern als Green-Tech-Exporteure die Grundlage für die Energie- und Klimawende weltweit.

Knapp 51.000 Beschäftigte, rund 1.700 Lehrlinge und 199 Unternehmen, darunter hochinnovative Weltmarktführer und Hidden Champions – die Power der stärksten Branche der Steiermark lässt sich leicht in Zahlen gießen. Oder auch anatomisch illustrieren. „Wenn die Industrie das Rückgrat der steirischen Wirtschaft darstellt, dann sind unsere Betriebe ihr Nervenstrang“, erklärt Hans Höllwart, Gründer der SFL Engineering mit Sitz in Stallhofen und Obmann der Metalltechnischen Industrie in der Steiermark.

„Wir sind die Branche mit dem
höchsten Green-Tech-Anteil.“

HANS HÖLLWART
Gründer der SFL Engineering mit Sitz in Stallhofen und Obmann der Metalltechnischen Industrie in der
Steiermark

„Als Hochlohnland leben wir von unserer Innovationskraft. Dafür brauchen wir motivierte und innovative Menschen, die unseren Technologievorsprung sichern. Daher liegt uns auch die Ausbildung unserer Fachkräfte so am Herzen – in diesem Bereich sind wir ohnehin führend“, so Höllwart. „Das betrifft Fachkräfte auf allen Qualifikationsstufen – vom Lehrabsolventen bis zum promovierten Techniker. Daher forcieren wir einerseits Kooperationen mit HTLs, Universitäten und FHs und setzen andererseits ganz stark auf die eigene Lehrlingsausbildung in unseren modernen Lehrwerkstätten.“ Folglich ist die Metalltechnische Industrie auch der größte Lehrlingsausbildner der Industrie – mit einem vergleichsweise niedrigen Anteil an Drop-outs. „Darüber hinaus investieren die Betriebe laufend in Digitalisierung und Automatisierung“, so Höllwart. „Dadurch entsteht in den meisten Betrieben sogar noch zusätzlicher Personalbedarf in technischen Berufen wie Informatik, Elektrotechnik oder Mechatronik.“

Der Science Tower in Graz mit seiner Grätzel-
Zellen-Fassade, errichtet von der SFL

Dank der Technologieführerschaft in vielen Bereichen ist auch die Exportquote der Branche sehr hoch. „Umso mehr müssen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit im Blick haben. Bei den hohen Energiekosten und den kommenden Lohnabschlüssen sehen wir die Gefahr, dass wir im internationalen Vergleich, insbesondere mit Deutschland, ins Hintertreffen geraten. Viele Betriebe haben hart zu kämpfen. Die Politik ist gefordert, wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die industrielle Produktion in Österreich sicherzustellen“, betont der Unternehmer, der auf die massiven Investitionen der Betriebe in Klimaschutz und Nachhaltigkeit hinweist. „Zum einen arbeiten die Unternehmen selbst permanent an der Energieeffizienz ihrer Produktion und zum anderen stellen die Betriebe jene Technologien her, die auf der ganzen Welt grüne Energie produzieren oder klimafreundliche Produktionen begünstigen. Wir sind die Branche mit dem höchsten Green-Tech-Anteil“, so Höllwart, dessen Unternehmen selbst das beste Beispiel liefert. Die SFL-Gruppe ist spezialisiert auf Energie- und Umwelttechnologien wie energieeffiziente Fassadenlösungen – sichtbar unter anderem am Science Tower in Graz. Zudem produziert das Unternehmen mit dem Elektronutzfahrzeug ELION als erstes und einziges Unternehmen in Österreich ein Elektronutzfahrzeug in Serie.

METALLTECHNISCHE INDUSTRIE IN DER STEIERMARK

199 Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat der heimischen Industrie. 

Knapp 51.000 Mitarbeiter, davon rund 1.700 Lehrlinge. 
Produktionswert der Metalltechnischen Industrie 2020: 5,86 Mrd. Euro
F&E-Quote: 9,3 %, Exportquote: 67 % 

Über 80% der Beschäftigten verfügen über einen berufsspezifischen 
Abschluss. Die Zahl der Lehrstellen ist in den Betrieben in den vergangenen 15 Jahren um rund 60% gestiegen. Die Branche ist mittelständisch strukturiert und besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben. Zahlreiche Betriebe sind Weltmarktführer und Hidden Champions. Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt beträgt 5.054 Euro, der Durchschnittslohn liegt bei 3.602 Euro. Die realen Löhne und Gehälter liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % über KV. 

Stahlbau Grabner mit einem aktuellen Großauftrag aus Deutschland:
der Lieferung von 50 Containern für Wasserstofftankstellen.

GRABNER – GRÜNE SCHUBKRAFT FÜR DEN STAHLBAU
Ein aktuelles Beispiel dafür liefert auch das Stahlbau-Unternehmen Grabner mit Sitz in Hartberg mit einem außergewöhnlichen Großauftrag. Für den Wasserstoff-Pionier Maximator-Hydrogen aus Nordhausen in Thüringen fertigt das steirische Familienunternehmen bis Sommer nächsten Jahres 50 Container für Wasserstofftankstellen. „Genau genommen sind es kleine Gebäude“, erklärt Geschäftsführer Andreas Halwachs, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Stefan leitet. „Diese Kleingebäude kommen weltweit zum Einsatz – sie sollten daher möglichst mobil und einfach aufstellbar sein und gleichzeitig höchste Anforderungen an Statik, Sicherheit und Schallschutz erfüllen“, erklärt der Unternehmer. Mögliche Folgeaufträge nicht ausgeschlossen. „Das ist noch völlig offen, aber grundsätzlich sind wir ohnehin gerade dabei, unsere Kapazitäten zu erweitern“, so der Oststeirer. Eine Expansion mit Tradition, denn seit der Gründung im Jahr 1960 hat sich das Unternehmen mehrfach erweitert. Der Fokus des Unternehmens, das sich in die Geschäftsbereiche Aufragsfertigung und Stahlbau gliedert und mittlerweile 140 Mitarbeiter beschäftigt, liegt auf dem Gewerbe- und Industriehallenbau, der Sanierung und Revitalisierung von Hallen, dem Projektbau im hochalpinen Gelände wie etwa Seilbahnstationen und Garagierungshallen sowie auf Speziallösungen im Anlagenbau. „Dazu zählen vor allem Komponenten für den Maschinen- und Anlagenbau.

„Die grüne Transformation bringt
unserer Branche ungeheuren
Schub.“

ANDREAS HALWACHS
Geschäftsführer von Stahlbau
Grabner in Hartberg

Wir beliefern alle wichtigen Hersteller in diesem Bereich im Osten Österreichs“, so Halwachs. „Generell sehen wir, dass die grüne Transformation einen ungeheuren Schub in unserer Branche auslöst. Der Stahlbau ist eine wesentliche Stütze der Klimawende“, so Halwachs. „Natürlich hat Stahl einen gewissen CO2-Footprint, dennoch ist der Stahlbau nicht klimaschädlicher als der Einsatz anderer Bauund Werkstoffe. Für Stahl sprechen die sehr lange Lebensdauer und auch der wesentlich geringere Materialeinsatz“, hält Halwachs fest. „Zudem schreitet die grüne Stahlerzeugung mit Riesenschritten voran. Der Wandel hat bereits begonnen, am Ende des Tages wird sich der CO2-Abdruck von Stahl massiv reduzieren.“ Auch im eigenen Bereich stellt sich Grabner zunehmend ökologisch auf. Die Installierung einer 500 kWp-PV-Anlage am Firmendach sichert mittlerweile ein Drittel des Stromverbrauchs. „Meine Erfahrung ist, dass Investitionen in die Umwelt sich auf Sicht auch positiv aufs Geldbörsel auswirken“, so Halwachs, der sich über eine ausgezeichnete Auftragslage freut. „Wir haben zum Glück volle Auftragsbücher und stocken derzeit auch personell auf.“ Zehn Mitarbeiter sollen in den nächsten Monaten dazukommen. „Trotz Fachkräftemangel hatten wir bislang noch keine allzu großen Probleme, Stellen zu besetzen. Zudem legen wir viel Wert darauf, auch selbst auszubilden – derzeit haben wir neun Lehrlinge, im August kommen sechs neue hinzu.“

Das Herzstück von Industrieanlagen: ACE Apparatebau in Lieboch ist Spezialist für bis zu 600 Tonnen schwere Kolonnen (siehe Bild), Reaktoren, Druckbehälter und Wärmetauscher.

CHRISTOF GROUP’S ACE – BASIS FÜR DEN BIO-KUNSTSTOFF-BOOM
Ebenso Teil der Transformation ist die Firma ACE Apparatebau construction & engineering GmbH, ein Unternehmen der Christof Group mit Sitz in Lieboch. Das Unternehmen ist Weltmarktführer für maßgeschneiderte Speziallösungen im Apparatebau und stattet Industrien wie die Petrochemie, die chemische Industrie, die Kunststoffindustrie sowie die Papier- und Lebensmittelindustrie mit prozesskritischem Equipment aus – darunter Reaktoren, Kolonnen, Druckbehälter oder Wärmetauscher.„Diese Apparate sind das Herzstück jeder Industrieanlage und letztlich erfolgskritisch für deren Performance“, so Markus Fuchsbichler, Geschäftsführer der ACE, über die Königsdisziplin des Apparatebaus. „Die Anforderungen sind besonders hoch, da diese Teile extremen physikalischen und chemischen Bedingungen ausgesetzt sind – ob Temperatur, Druck oder Medium. Es braucht spezielle Oberflächenbearbeitung und hochwertige Legierungen, um Dichtheit, Korrosions und Säurebeständigkeit über eine möglichst lange Lebensdauer zu sicherzustellen. Das erfordert Spezial-Know-how, das nur wenige anbieten können.“ 145 Mitarbeiter am Hauptproduktionsstandort Lieboch produzieren bis zu 600 Tonnen schwere Sonderanfertigungen, die zum Teil von Linz aus per Donauschiff-fahrt in die halbe Welt verschifft werden. Darunter sogenannte Kolonnen, jene vertikalen Großbehälter, die wir von Raffinerien kennen. Darin wird etwa Erdöl unter Druck und hoher Temperatur in unterschiedliche Stoffe separiert. Eines der häufigsten Produkte aus dem Hause der ACE sind Reaktoren, in denen Kunststoffe hergestellt werden. „Derzeit erleben wir einen Nachfrage-Boom, da viele Produzenten auf die Produktion von bio-basiertem Kunststoff umstellen und daher in neue Anlagen investieren.

„Freuen uns über eine ausgezeichnete
Auftragslage.“

MARKUS FUCHSBICHLER
Geschäftsführer der ACE

Rund 90 Prozent dieser Reaktoren sind bereits diesem Bereich zuzuordnen“, erklärt er nicht ohne Stolz. Die globale Kunststoffindustrie – größtenteils in Asien angesiedelt – goes green. Und ein steirischer Produzent ist mittendrin. „Das freut uns natürlich, wenn wir auf diese Weise zum Wandel in Richtung Nachhaltigkeit beitragen können.“ Neben dem derzeit boomenden Asien bleibe auch Europa ein wichtiger Markt, allen voran Deutschland, Italien, die Schweiz, aber auch Österreich, wo die OMV zu einem wichtigen Kunden zählt. Trotz bester Marktposition sieht er die größte Herausforderung derzeit in der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie – Stichwort Lohn-Preis-Spirale und Energiekosten. Daher investiert Christof Group’s ACE auch in die eigene Stromproduktion. „Mit unserer neuen PV-Anlage mit 600 kWp können wir bereits 35 bis 40 % unseres Strombedarfs decken.“ Sein Wunsch an die Politik? „Flexiblere Arbeitszeiten und eine Reduktion der Besteuerung des Faktors Arbeit.“ Dem Fachkräftemangel entgegen wirkt das Unternehmen mit einem Fokus auf den eigenen Nachwuchs – 13 Lehrlinge sind es derzeit – und Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter.

In Kooperation mit der Fachgruppe Metalltechnische Industrie Steiermark

Fotos: Science Tower GmbH; beigestellt

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