Spirit of Styria

AUFBRUCH ODER UMBRUCH?

Wie entwickelt sich der Convention-Tourismus?

Dauerbrenner Fachkräftemangel – wie groß sind die Herausforderungen derzeit?

Sajben: Ich kenne kein Haus, das davon nicht betroffen ist. Man braucht sich nur die Flut an Jobinseraten auf Instagram, Facebook oder LinkedIN anzuschauen. Hintergrund ist die generelle Einstellung der Generation Y oder Z. Wir gehören ja alle noch einer anderen Generation an – für uns ist Work auch Life und wenn man seine Arbeit mit Leidenschaft macht, dann ist das eine sinnstiftende Sache. Aber die junge Generation sieht das anders, auch Geld ist meist nicht so wichtig, vielmehr ist es die Freizeit. Die Bewerbungen gehen in Richtung 30 Stunden, Vier-Tage-Woche und davon noch ein Tag Homeoffice sowie alle möglichen Benefits. Mittlerweile hat man das Gefühl, der Arbeitgeber bewirbt sich beim Arbeitnehmer und nicht umgekehrt. Auch die Fluktuation ist riesengroß. Dadurch kämpfen Hotels und Betriebe mit der Qualität, die Lohnkosten gehen hinauf. Ich bin grundsätzlich für positive Kommunikation, aber es wäre falsch, wenn wir solche Dinge schönreden.

Homeoffice an der Rezeption?
Sajben: Deswegen kündigen die Rezeptionistinnen und machen oft etwas anderes. Aber wir sehen es ja bei Tesla & Co. Homeoffice – das war coronabedingt zwei Jahre lang gut und sinnvoll, aber jetzt wollen wir die Leute einfach wieder im Büro haben. Diese Meinung vertrete ich auch, weil die Interaktion einfach eine andere ist und Weiterentwicklung leichter möglich wird. Der moderne Arbeitgeber schafft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohnehin keinen Arbeitsplatz, sondern einen Lebensraum. Das ist unsere Aufgabe.

Fenz: Das kann ich nur bestätigen. Diese Einstellung sitzt bei dieser Generation sehr tief. Ich glaube auch, dass wir die Generation sind, die mit Schuld daran hat, dass die Generation Z so ein ausgeprägtes Freizeitbedürfnis hat. Weil diese Generation bei ihren Eltern gesehen hat, wie sie sich abrackern, um sich was aufzubauen und das will oder braucht diese Generation nicht. Die jungen Leute brauchen keinen Luxus oder haben ihn bereits, die haben lieber mehr Freizeit. Sie brauchen nur ihre Laufschuhe, maximal noch ein Radl und sind in den Bergen, Campen und sind glücklich damit. Das Bedürfnis zweimal im Jahr einen kostspieligen Urlaub zu buchen ist nicht ihr Anspruch. Der ganze Arbeitsmarkt ist derzeit massiv in Bewegung. Denn jeder weiß, ich kündige heute und habe morgen einen anderen Job – sofern sie überhaupt gleich wieder arbeiten möchte und nicht ein Sabbatical einschieben. Ehrgeizige Mitarbeiter haben dafür Chancen wie kaum zuvor. Da wir am Red Bull Ring großartige Benefits für unsere Mitarbeiter haben, trifft uns das nicht so hart wie viele andere Firmen.

Borckenstein-Quirini: Ich bin der Meinung, unsere Dienstleistung muss wieder etwas wert werden. Vielleicht muss das Schnitzel am Wochenende halt einfach fünf Euro mehr kosten. Weil wenn du am Sonntag irgendwohin Essen gehen willst, findest du ja schon fast keine Gaststätte mehr, die offen hat. Deswegen werden sich die Verhältnisse wieder verschieben. Was tun wir im Unternehmen? Wir legen ganz viel Augenmerk auf die Stimmung im Betrieb, also dass die Leute möglichst viel Spaß bei der Arbeit haben und dadurch gar nicht erst auf die Idee kommen, den Job zu wechseln. Wir haben das Glück, in der Oststeiermark ein sehr bekannter Arbeitgeber zu sein. Zumindest in der Therme hilft uns das sehr, im Hotel ist es schon schwieriger. Aber wir haben auch gemerkt, dass du mit Geld alleine niemanden locken kannst und setzen daher auf kreative Dienstplangestaltung. Der eine will vier Tage arbeiten, der andere sechs Tage, die eine hat ein Kind und muss früher weg, der andere will länger bleiben – jeder muss individuell zufrieden gestellt werden. Heute muss man den Betrieb gewissermaßen um den Mitarbeiter planen.

Franke: Auch wir haben unsere Herausforderungen. Immerhin beschäftigen wir zurzeit 450 Mitarbeiter und haben dafür flexible Zeitmodelle implementiert. Wir bilden auch 40 Lehrlinge aus. Was da gerade mit der Jugend passiert, ist tatsächlich spannend zu beobachten – da hat sich einiges geändert. Ich habe intensiv versucht, das zu analysieren.
Denn wir dürfen nicht von uns selbst ausgehen – ich bin so erzogen worden, dass die Arbeit für mich ein ganz zentrales Element in meinem Leben ist. Auch heute noch – ich liebe meine Arbeit, daher zähle ich die Stunden nicht. Die neue Generation hingegen lebt tatsächlich in einer anderen Welt und das hat sehr stark mit der Digitalisierung zu tun. Daher bemühe ich mich im Betrieb, verstärkt auf diese Welt einzugehen. Die Jugend ist komplett im Web zuhause, kommuniziert und lebt digital. Die meisten wollen frei und ungebunden leben – das ist eine neue Freiheit. Wenn man das als Arbeitgeber einmal verstanden hat, dann kann man beginnen, mit der neuen Generation auf dieser Ebene zu kommunizieren. Eine Konsequenz daraus: Bei mir gibt es keinen Dienstplan auf dem Blatt Papier mehr, sondern es ist alles nur noch online. Wir kommunizieren über WhatsApp und Messenger. Das ist – nur als Beispiel – ein kleiner Teil unserer Strategie.

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