Die Komödie Graz feiert ihr fünfjähriges Jubiläum: Impresario Urs Harnik im Gespräch über die Highlights der letzten Jahre, die Positionierung der Komödie Graz als Drehscheibe der deutschsprachigen Kunst und Kultur und den Mehrwert von guter Unterhaltung, über schwierige Zeiten hinweg zu helfen.
Im Theater „Komödie Graz“, am Spielort des Krone Centers in der Münzgrabenstraße, geht es geschäftig zu: Auf die Bühne wird schier endlos Equipment gehievt, das sich zum glänzenden Konzertflügel gesellt, während die Lichttechnik die darstellerlose Szenerie in weiches Licht hüllt. Noch am selben Abend werden Ulrich Tukur und seine Rhythmus Boys mit ihrem neuen, zwölften Musikalbum „Es leuchten die Sterne“ den zu diesem Zeitpunkt noch leeren Zuschauersaal unterhalten. Die Zeit drängt. Hektik oder Stress? Fehlanzeige! „Im Moment stehen wir bei 140 Vorstellungstagen im Jahr und jährlich rund 28.000 Besuchern“, verrät der routinierte Impresario Urs Harnik. Mit großer Professionalität und ansteckendem Enthusiasmus leitet Harnik gemeinsam mit Stefan Moser, Geschäftsführer des Vereins „Boulevardtheater und Komödie Graz“ das Theater: Im Jahr 2019 wurde es gegründet, mittlerweile ist die Institution weit über die Grenzen der Stadt Graz hinaus ein Fixpunkt für Freunde der Komödie, die Humor mit Ernsthaftigkeit schätzen.
DAS SCHAUSPIEL ALS PERSÖNLICHE PASSION
Das fünfjährige Jubiläum nutzt Harnik zur Reflexion: „Als wir am 15. Jänner 2019, zufälligerweise gerade an meinem 50. Geburtstag, gestartet sind, hatten wir den Anspruch, gegen die Arroganz im Kulturbetrieb anzu treten. Unser Ziel war, und ist nach wie vor, dem Publikum niveauvolle, gute Unterhaltung in seiner Vielfalt zu präsentieren“, resümiert Harnik. Die Palette des breitgefächerten Programms reicht von Kabarett über literarische Lesungen bis hin zu musikalischen Akzenten. Neben zwei komödiantischen Eigenproduktionen im Jahr stehen vor allem Gastspiele mit immer internationalerem Programm im Mittelpunkt.
Unser Ziel ist, dem Publikum niveauvolle, gute Unterhaltung in seiner Vielfalt zu präsentieren – von Kabarett über Literatur bis zur Musik.
URS HARNIK, LEITER KOMÖDIE GRAZ
Den Grund, warum Urs Harnik das Genre der Komödie so am Herzen liegt, beschreibt er so: „Ich spiele seit meinem zwölften Lebensjahr Theater, habe auch eine Gesangsausbildung absolviert, es war immer meine Leidenschaft“, so Harnik. In den aktuellen Komödieneigenproduktionen „Trennung für Feiglinge“ und „Zwei wie Bonnie & Clyde“ steht er erneut selbst auf der Bühne. Übrigens: Für die Inszenierung der beiden Produktionen zeichnet der Komödien-Experte Robert Persché verantwortlich – seit den Anfängen fixer Bestandteil des heute 30-köpfigen Teams. „Mit Robert Persché haben wir einen Regisseur und Komponisten im Haus, der es versteht, unterschiedlichste Komödienliteratur zu bearbeiten, ohne sie schwerfällig zu machen“, lobt Harnik.
KOMÖDIE BRAUCHT LEICHTIGKEIT
Damit eine Komödie leichtfüßig daherkommt und demnach überhaupt erst funktioniere, braucht es Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit. „Für mich zählt die Komödie fachlich zu einem der schwierigsten Bereiche im Theater. Sie benötigt etwas, das selten geworden ist, nämlich eine Leichtigkeit und Natürlichkeit, die keinesfalls mit Oberflächlichkeit oder Schenkelklopfertum verwechselt werden darf. Handwerklich gesehen ist es leichter, Dramen darzustellen, als Menschen zum Lachen zu bringen. Das Lachen muss auf wirkliche, ehrliche, menschliche Gefühle abgestellt sein, um für den Zuschauer glaubwürdig rüberzukommen.“
PERSÖNLICHER AUSTAUSCH IN KLEINEM RAHMEN
Überhaupt richtet sich der Fokus der Komödie Graz ganz auf die Theaterbesucher. In kleinem Rahmen wird ihnen eine persönliche Wohlfühlatmosphäre geboten. „In unseren Theaterabenden wollen wir mit unserem Gesamtkonzept ein Erlebnis bieten. Ein roter Teppich, ein selbstspielendes Klavier und ein stimmungsvolles Foyer stimmen die Gäste auf das Theater ein. „Wir sehen das Theater aber auch als Ort der Begegnung und der Kommunikation“, sagt Harnik. Deshalb haben Besucher die Möglichkeit, nach der Vorstellung mit den Künstlern in Kontakt zu treten. Urs Harnik und Stefan Moser sind an fast allen Abenden präsent. „Die Nähe zum Publikum ist uns wichtig. Diesen direkten Austausch erlaubt auch die besondere Größe des Theaters mit seinen 200 Sitzplätzen, wo wir uns zwischen dem Grazer Theatercáfe und dem Orpheum Graz einordnen. Das ist für viele Künstler eine angenehme Größe und mitunter ein Geheimnis unseres Erfolges“, sagt Harnik, während er uns in die Bildergalerie im Foyer führt.
Die deutschen TV-Filmstars Walter Sittler
und Mariele Millowitsch sind mit dem
Roman-Bestseller „Alte Liebe“ ab
Februar 2025 zu Gast
In „Trennung für Feiglinge“ steht Urs Harnik (l.)
selbst auf der Bühne
KLINGENDE UND KOMÖDIANTISCHE KUNST
Dort sind all jene Künstler abgebildet, die bereits in der Komödie Graz aufgetreten sind. Harnik: „Sogar in der Corona-Phase sind wir aufgrund unserer Flexibilität in der Organisation an Künstler herangekommen, die wir sonst nicht bekommen hätten“, nennt der Theatermacher bekannte Namen wie Manuel Rubey, Katharina Strasser oder Robert Palfrader. „Wir wissen, was die Künstler brauchen, und wir sind für die Künstler genauso da wie für das Publikum.“ Dieses Erfolgsrezept hat sich über die Jahre bewährt. Die fünfte Spielzeit will das Publikum mit einem noch abwechslungsreicheren Unterhaltungsprogramm überraschen: Neben den Kernölamazonen, Comedy-Granden Dirk Stermann & Christoph Grissemann mit ihrem Programm „Das Ei ist hart! – Loriots beste Szenen“, sind die Urgesteine Erwin Steinhauer und Andreas Vitasek mit von der Partie; ebenso stehen Simone Kopmajer zusammen mit Reinhardt Winkler sowie Cornelius Obonya auf der Bühne. Für musikalische Unterhaltung sorgen die Sigi Feigl‘s Jazz-Big-Band oder Johannes Silberschneider, der mit Unterstützung der Gruppe Stub’n Tschäss die Bühne swingt.
DAS PUBLIKUM ALS ERFOLGSFAKTOR
Zukünftig will die Komödie Graz ihre Bekanntheit vergrößern und sich als Drehscheibe der deutschsprachigen Kunst und Kultur im südlichen Teil Österreichs positionieren. „Wir möchten verstärkt ein jüngeres Publikum ansprechen und ihnen über die heitere Schiene der Komödie den Einstieg ins Theater erleichtern“, sagt Harnik. Kooperationen u.a. mit dem Wiener Theater Akzent oder dem Schauspielhaus Graz erweitern das Angebot. Überdies werden Einnahmen de facto zur Gänze in neue Produktionen mit Künstlern investiert. „Als gemeinnütziger Verein geht es uns nicht um Gewinn, sondern um Nachhaltigkeit“, betont Harnik. Dennoch: Trotz einer derzeitigen Auslastung von 100 Prozent bei Eigenproduktionen und 90 Prozent im Rahmen von Gastspielen muss man, um ein Theater erfolgreich zu leiten, so agieren, als leite man ein Unternehmen. „Das Budget muss genau geplant, das Haus schlank geführt und die Unterstützung der öffentlichen Hand, privater Sponsoren und fördernder Mitglieder gut eingesetzt werden. Das erlaubt uns zwar nicht, in einen Risikobereich zu gehen, aber schließlich soll das Publikum Gradmesser unseres Erfolges sein und nicht kulturstrategische oder politische Überlegungen.“
Stefan Moser, Geschäftsführer des Vereins „Boulevardtheater und Komödie Graz“ (l.) und Urs Harnik (r.) leiten seit 2019 gemeinsam die Komödie Graz
Umjubelter Auftritt: Christoph Grissemann, Robert Stachel, Manuel Rubey, Stefan Moser (v.l.)
ES BRAUCHT UNTERHALTUNG IN SCHWIERIGEN ZEITEN
Die neue Ausrichtung des Theaters scheint beim Publikum einen zeitgeistlichen Nerv zu treffen: „Das Bekenntnis zur Unterhaltung ist heute ein stärkeres als noch vor Corona. In einer schwierigen Welt der Krisen artikulieren die Menschen bewusst, dass sie Unterhaltung brauchen, um gestärkt durch diese Zeiten zu kommen. Hinzu kommt, dass wieder eine Sehnsucht nach einem Live-Effekt zu spüren ist“, sagt Harnik und fügt hinzu: „Bei uns bekommen Besucher die Chance, Künstler von einer Seite zu sehen, die man so nicht kennt.“ Ob der Filmschauspieler Friedrich von Thun etwa Joseph Roth liest oder man Ernst Zirner plötzlich als begnadeten Musiker an der Jazzflöte erlebt: „In der Begegnung zwischen Künstler und Publikum kann in der Sekunde etwas Magisches entstehen, das aus dem Alltag entführt. Und das ist doch ein wunderbarer Auftrag, dem wir weiterhin mit Begeisterung nachkommen“, freut sich Harnik auf die Zukunft. In diesem Sinne kann man sich schon jetzt auf zahlreiche neue Höhepunkte in den nächsten Monaten freuen. Am Programm stehen Stars wie Christian Kohlund, Wolfgang Fierek, Eva Mattes, Mariele Millowitsch, Walter Sittler, Michael Maertens und zahlreiche mehr.
Komödie Graz Die Mission der Komödie Graz ist es, sich einem Genre der Schauspielkunst zu widmen, das Leichtigkeit ernst nimmt: die Komödie. Am Spielplan stehen pointenreiche Theater-Abende der guten Unterhaltung, die Kultur und Humor vereinen. Der Auftrag der Komödie Graz sieht dabei vor, Besucher für ein paar Stunden aus dem grauen Alltag zu entführen und ein Gesamterlebnis zu bieten. Mehr Informationen zu den Gastspielen und zum aktuellen Spielplan: www.komoedie-graz.at
Fotos: OLIVER WOLF, KOMÖDIE GRAZ