Mit einer innovativen Isolationslösung für den Kühlversand, hergestellt aus zu 100 Prozent wiederverwertbarem Zellulosedämmstoffmaterial, streckt das Hartberger Start-up „Supaso“ seine Fühler nach globalen Märkten aus.
Vor der in der typischen Holzoptik des Hartberger Ökoparks ausgeführten Halle, die der Supaso GmbH als Firmensitz und Produktionshalle dient, herrscht geschäftiges Treiben. Aus einem Lkw werden palettenweise Ballen ausgeladen. Sie enthalten flockenartiges Zellulosematerial aus zerfasertem Altpapier, wie es auch zur Herstellung von Zellulosedämmstoffen verwendet wird. In der Halle ächzt und schnauft eine mehrere Meter hohe Produktionsanlage rhythmisch vor sich hin. In schöner Regelmäßigkeit spuckt sie flache quadratische bzw. rechteckige Polster aus. „Derzeit arbeiten wir noch in einer Schicht, acht Stunden pro Tag“, erklärt Georg Lackner, einer der drei Gründer des Unternehmens, „doch wir könnten die Produktion jederzeit ausdehnen und in zwei oder drei Schichten arbeiten, je nach Bedarf.“
Gemeinsam mit zwei
Compagnons gründete Georg Lackner 2021 die Supaso GmbH und brachte zu 100 Prozent wiederverwertbare Isolierbags für den Kühlversand auf den Markt. Produziert werden die aus Zellulosedämmstoff gefertigten Produkte im Ökopark Hartberg.
Und der Bedarf für die nachhaltigen Verpackungslösungen, den „Sustainable Packaging Solutions“ – davon leitet sich übrigens der Firmenname Supaso her –, der steigt, noch nicht einmal eineinhalb Jahre nach der formellen Gründung des Unternehmens, bereits markant. „Vor Kurzem haben wir die Produktion noch mühevoll per Hand bewerkstelligt, um die ersten größeren Aufträge abwickeln zu können“, blickt Lackner wenige Monate zurück. „Wir drei Gründer gemeinsam mit unserem ersten Mitarbeiter.“ Doch mittlerweile sei die eigens für die Herstellung der innovativen Isolierverpackungslösungen entwickelte Maschine aufgestellt und erfolgreich in Betrieb genommen worden. Ein bedeutender Schritt, wie sich den weiteren Erläuterungen des Firmengründers entnehmen lässt. Denn das zukünftige Geschäftsmodell sieht neben Produktion und Verkauf der Verpackungselemente auch ein Lizenzsystem vor, das es Kunden ermöglicht, unter dem Label einer Machine-as-a-Service-Lösung Maschinen zu leasen und die Isoliertools auf Basis des patentierten Supaso-Verfahrens vor Ort selbst herzustellen. „Es würde ja wenig Sinn machen“, erklärt Lackner, „auf der einen Seite eine nachhaltige, ressourcenschonende und damit auch klimafreundliche Verpackungslösung für den Kühlversand zu entwickeln, um dann paletten- und containerweise verpackte Luft um die ganze Welt zu transportieren.“ Denn das ehrgeizige Wachstumsziel der drei Supaso-Gründer Georg Lackner, Fabian Gems und Mario Maier, alle Mitte 30, hat weltweite Ausdehnung: „Fünf Kontinente in fünf Jahren“.
SUPASO GMBH Gegründet 2021 von Georg Lackner (50 %), Fabian Gems (35 %) und Mario Maier (15 %), Sitz und Produktion im Ökopark Hartberg. Mit einer nachhaltigen Zellulosedämmstofflösung zur Isolierung von Kartons für den Kühl- und Tiefkühlversand haben sie sich bereits einen internationalen Kundenstock unter Produzenten sowie Versand- und Fulfillment-Dienstleistern erarbeitet. Im Fokus stehen dabei vorwiegend der Versand von Lebensmitteln, Babynahrung, Tierfutter und Arzneimitteln. Die unter den Produktbezeichnungen Supaso ecoliner und Supaso ecobag firmierenden Tools werden zu fast 100 Prozent aus Altpapier hergestellt und können über den Altpapiercontainer entsorgt werden. In naher Zukunft soll das Verfahren auch als Machine-as-a-Service-Variante gegen eine Lizenzgebühr verfügbar sein.
KONZENTRATION AUF DACH
Derzeit hätten sie, so Lackner, mit ihren Produkten vor allem den DACH-Raum im Visier. „Österreich, Deutschland und die Schweiz sind die Märkte, auf die wir unsere Vertriebsanstrengungen zurzeit aktiv konzentrieren.“
Doch hätten sich auch schon einige, über dieses engere Zielgebiet hinausweisende Möglichkeiten eröffnet, darunter in Slowenien, Ungarn, Italien und Großbritannien, aber auch bereits außerhalb Europas, etwa in Südkorea. Zahlreiche Projekte seien mittlerweile fixiert, andere noch im Akquisitions- bzw. Verhandlungsstadium. Zu den Kunden zählen Unternehmen, die ihre eigenen Produkte (tief)gekühlt versenden, ebenso wie Fulfillment- und Logistikdienstleister, die diesen Part für Produzenten übernehmen.
Als Adressaten für die steirischen Kühlversandprodukte zeichnen sich, so Lackner, vor allem Kunden aus den Bereichen Lebensmittel und Babynahrung, Tierfutter und Arzneimittel ab. „Für den besonders sensiblen Bereich des Arzneimittelversands arbeiten wir gerade an den entsprechenden Zertifizierungen.“ Hier gehe es darum, sich die untadeligen Kühlketten quasi auch amtlich beglaubigen zu lassen.
Einer der größten Fehler, den Start-ups machen können, referiert Lackner aus der Gründerfibel, sei es, erst dann an seine zukünftigen Kunden heranzutreten, wenn alles bis zum allerletzten Punkt perfekt und hundertfach getestet sei. „Diesen Fehler haben wir nicht gemacht“, lässt Lackner die vergangenen Monate Revue passieren. „Als wir einen Prototyp entwickelt hatten, von dem wir alle überzeugt waren, sind wir damit sofort auf mögliche Kunden zugegangen. Während die ersten Serien noch händisch gefertigt wurden, nahm die Produktionsanlage Gestalt an. Ziel war es jedenfalls, rasch zu wachsen, um unserer Lösung auch die entsprechende Marktgeltung zu verschaffen und möglichen Mitbewerbern voraus zu sein.“ Ein als Kunde getarnter Mitbewerber, schildert Lackner, habe anfangs den Supaso-Prototyp abgekupfert und sei damit auf den Markt gegangen. „Dass er damit durchaus erfolgreich war, hat uns eigentlich noch zuversichtlicher gemacht. Allerdings ist er dann in der Entwicklung stehen geblieben, während wir die entscheidenden nächsten Schritte gemacht haben.“
PIONIER BEI ZELLULOSEDÄMMSTOFFEN
Als Innovations-, Entwicklungs- und Wachstumsbeschleuniger erwiesen sich dabei sowohl Lackners familiär-unternehmerischer wie auch Gems’ und Maiers berufs- und motivationsbiografischer Hintergrund. Georg Lackners Vater Wolfgang hatte aus einem Großhandel mit Naturdämmstoffen heraus bereits 1997 gemeinsam mit einem ähnlich gelagerten Salzburger Unternehmen, der „Isocell GmbH“, unter der Firmenbezeichnung CPH eine eigene Zellulosedämmstoffproduktion aufgebaut.
Das Supaso-Gründertrio: Georg Lackner, Fabian Gems, Mario Maier (v.l.); Supaso: Akronym für „Sustainable Packaging Solutions“; Auf Wachstumskurs: Gründer Georg Lackner mit MitarbeiterInnen vor der Produktionsanlage.
Zum 1998 in Betrieb genommenen Stammwerk in Hartberg gesellten sich im Laufe der Jahre weitere Produktionsstandorte, zwei in Frankreich, jeweils einer in Belgien und Schweden. Lackner jun., der auch als Volleyballer leistungssportlich reüssierte, erlebte diese Entwicklung von Kindesbeinen an mit und übernahm neben und nach einem Sporttechnologiestudium sukzessive Aufgaben im Unternehmen. Unter anderem war er mit dem Management des schwedischen Standorts betraut und für die Implementierung eines modernen betriebswirtschaftlichen Berichtswesens verantwortlich. Als es jedoch um die familieninterne Übertragung der Geschäftsführung von seinem Vater auf ihn ging, spießte es sich mangels Zustimmung des 50-Prozent-Partners Isocell und einer entsprechenden gesellschaftsvertraglichen Regelung. Lackner sen. trennte sich von seinen Anteilen an der CPH. Womit auch Georg Lackner seiner zukünftigen Bestimmung verlustig gegangen war.
Die Supaso ecoliner werden einfach in den Versandkarton eingelegt. Sie sind in verschiedenen Varianten erhältlich und können z. B. herkömmliche Styroporbehältnisse ersetzen. Als Vorteile ihrer nachhaltigen Lösung, die in mehreren Varianten zur Verfügung steht, nennen die Supaso- Gründer unter anderem: ressourcenschonende Umweltfreundlichkeit, hohe Isolierwirkung und Stoß-dämpfung, Naturprodukt aus Altpapier, 100 % recycelbar, individuelle Maße und individuelles Design, platzsparende Lieferung und Lagerung, konstantes Klima über 48 Stunden. Das Start-up wurde für seine Innovationen bereits von FFG und aws gefördert und mit mehreren Innovations- und Start-up-Awards ausgezeichnet.
Zwar ist Georg Lackner neben seinem Vater in der „clima-super Vertriebs GmbH“ nach wie vor im Dämmstoffgroßhandel tätig – die Ware beziehen sie mittlerweile übrigens vom einstigen Produktionsmitbewerber Wolfinger aus Oberösterreich –, doch erschloss sich sein unternehmerischer Ehrgeiz rasch eines weiteren eigenen Standbeins. „Ich habe darüber nachgedacht, was man aus Zellulosedämmstoff sonst noch machen kann, und bin auf die Idee einer nachhaltigen, zu 100 Prozent über den Papiercontainer wiederverwertbaren Isolierverpackung für den Kühlversand aus auf-bereitetem Altpapier gestoßen. Von Anfang an mit im Boot: Fabian Gems. Den, ebenfalls Volleyballer und studierter Jurist, hatte Lackner bereits während des Studiums in Wien kennengelernt und der Kontakt war über die Jahre nie abgerissen.
Nach einer beeindruckenden Karriere, die ihn als Außenwirtschaftsgesandten über Belgrad an die Spitze der Vertretung in Guangzhou, dem einstigen Kanton, China, geführt hatte, hatte Gems bei Lackner sen. in der CPH angeheuert und war dort mit dessen Ausstieg – wie auch Lackner jun. – „entsorgt“ worden. Gems habe auch die ersten Marktanalysen für die neue Idee geliefert und sei vom Projekt von Anfang an zutiefst überzeugt gewesen. Den Dritten im Supaso-Gründungsboard, Mario Maier, Harvard-Law-School-Absolvent, international erfahrener Jurist und zuletzt bei einer renommierten Wiener Rechtsanwaltskanzlei im Transaktionsteam tätig, habe wiederum Gems bereits während des Studiums kennengelernt und in das Start-up „eingebracht“.
KREISLAUF ABRUNDEN
Ein Dreamteam von High Potentials – „da bin ich ja eigentlich the lowest one“, schmunzelt Lackner –, die nicht zögerten, ihre Sache in die Hand zu nehmen. „Wir ergänzen uns einfach perfekt und arbeiten konsequent, jeder in seinem Verantwortungsbereich, für den gemeinsamen Erfolg“, schildert Lackner. Gems bringt dabei als CEO vorwiegend seine internationale Marktperspektive und sein globales Netzwerk ein, Maier kümmert sich um Finanzen, Recht und bestimmte Märkte, Lackner stützt sich auf seine langjährige Dämmstofferfahrung sowie seine Prozessexpertise und bearbeitet die Nahmärkte. Aus technischer Sicht sei es, so Lackner, die größte Herausforderung gewesen, die verfahrenstechnische Kontrolle über den widerspenstigen Dämmstoff zu erlangen. „Denn alles, was einen guten Dämmstoff ausmacht“, bringt es der Start-up-Unternehmer auf den Punkt, „widersetzt sich einer einfachen Verarbeitung.“
Mittlerweile sei der Fokus längst auf die weiteren Entwicklungsschritte gerichtet: Neben den bereits erwähnten Zertifizierungen gehe es etwa darum, das Herstellungsverfahren noch weiter zu perfektionieren und – als letzten Schritt zu einem 100-prozentigen Zero-Waste-Kreislauf – die zurzeit noch aus PE oder diversen Bio-Folien bestehende Außenhülle der Isolierelemente, die einfach in die Versandkartons eingelegt werden, ebenfalls aus Papier herzustellen.
Fotos: OLIVER WOLF, STEPHAN HUGER