Das soziale Unternehmen Sindbad bietet nicht nur 1:1-Mentoring für sozioökonomisch benachteiligte junge Menschen, sondern sichert auch für Firmen nachhaltigen Mehrwert.
Der Bildungsweg und somit die Chancen im Berufsleben werden in Österreich vererbt: Das haben die Gründer von Sindbad, Andreas Ambros-Lechner, Joseph Kapherr und Mathias Lovrek früh erkannt – und wollten dagegen etwas unternehmen. So gründeten sie 2016 in Wien Sindbad, ein soziales Unternehmen, das mit einem 1:1-Mentoring-Programm 13- bis 19-jährigen sozioökonomisch benachteiligten Jugendlichen junge Berufstätige oder Studierende zur Seite stellt. Jeder und jede Jugendliche bekommt seinen persönlichen Mentor oder Mentorin, die mit ihm Freizeit verbringt, sich gemeinsam Gedanken über die Zukunft macht, aber auch konkrete Unterstützung, zum Beispiel bei der Bewerbung, anbietet – und das über acht beziehungsweise zwölf Monate.
Seit fünf Jahren ist das erfolgreiche Social Business auch in Graz tätig, hier zeichnen Julia Unterberger, Barbara Krainer und Sarah Schalk für die Standortleitung des gemeinnützigen Vereins verantwortlich. „Derzeit kümmern wir uns um 100 Teams, also 200 Personen in Graz“, erzählt Unterberger. Für die ehrenamtlichen Mentoren gibt es fixe Ansprechpersonen, Supervisionstermine und für die Zweierteams Veranstaltungen, um sie zu unterstützen. „Unsere Mentorinnen und Mentoren sind zwischen 20 und 35 Jahre alt – viele von ihnen kommen über eine positive Weiterempfehlung über Freunde, Familie oder Bekannte zu uns“, so das Team. Die Jugendlichen werden ebenfalls immer öfter über gleichaltrige Freunde auf die Vorteile von Sindbad aufmerksam. „Aber wir gehen auch in Mittelschulen, Polytechnische Schulen und Fachschulen und stellen dort Sindbad vor. Die Teilnahme ist natürlich freiwillig und kostenlos; wer sich anmeldet, bekommt so schnell wie möglich einen Mentor oder eine Mentorin.“ Die suchen sich die jungen Menschen übrigens selbst aus – über ein kurzes Vorstellungsvideo, das alle Mentoren von sich drehen.
ANGEBOT FÜR UNTERNEHMEN
Doch Sindbad hat auch ein spannendes Angebot für Unternehmen im Portfolio. „Die ,Sindbad Social Academy‘ trägt das Mentoring-Programm in Firmen – und bietet ihnen und ihren jungen Talenten einen interessanten Mehrwert“, weiß Krainer. Zwei Mal jährlich startet das Programm, bei dem Mentorinnen und Mentoren aus den Unternehmen jeweils einen Jugendlichen begleiten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen 20 und 35 können so erste Führungserfahrung sammeln und ihre sozialen Kompetenzen erweitern und werden auf diesem Weg auch professionell begleitet. Zusätzlich gibt es für die Mentoren nämlich ein Weiterbildungsprogramm der Wiener Unternehmensberatung Gruppe Hollenstein, Einzelcoaching und Supervision sowie die Möglichkeit zur Vernetzung mit anderen Unternehmensmentoren. Im Rahmen der Weiterbildung werden Themen wie Coachingstools oder Führungskommunikation behandelt. „So werden Leadership Skills und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesteigert“, meint Schalk. Ein weiterer Vorteil: Auch die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen wird durch das Programm enger.
DOPPELTER NUTZEN
Zugleich steigt die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber und viele Unternehmen finden über die Mentoren Zugang zu potenziellen Lehrlingen. Die Daten aus dem Programm werden von Sindbad sogar für die individuelle Nachhaltigkeitsberichterstattung aufbereitet, die ja mittlerweile laut EU-Recht für große und börsennotierte Unternehmen verpflichtend ist. „Wir wissen, dass Employer Branding in Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger wird. Gerade darum ist unser Programm für viele Unternehmen ein gutes Angebot“, sind die drei Standortleiterinnen überzeugt. Firmen wie die Raiffeisen Landesbank Steiermark oder die Andritz AG sind in der Steiermark bereits an Bord, weitere Partner werden aber laufend aufgenommen. „Das Angebot ist offen für alle, wir freuen uns, Unternehmen auf dem Weg in die soziale Nachhaltigkeit unterstützen zu können.“
Julia Unterberger, Sarah Schalk und Barbara Krainer (v.l.) leiten den Grazer Standort von „Sindbad“
Soziales Programm: Gemeinsam entwickeln Jugendliche und ihre Mentoren Pläne für die Zukunft.
Sindbad
Startete 2016 in Wien mit 27 Mentorinnen und Mentees, seither wurden 4.932 junge Menschen in ihre berufliche Zukunft begleitet. Seit 2019 gibt es den gemeinnützigen Verein auch in Graz, hier wurden seit der Gründung 422 Teams, also 844 junge Menschen in das Programm aufgenommen. Ziel ist es, für benachteiligte Jugendliche Chancengleichheit bei der Ausbildung und dem Berufseinstieg zu gewährleisten. Mit der „Sindbad Social Academy“ können Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen und ihren jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Einblicke in neue Führungs- und
Lebenswelten bieten. www.sindbad.co.at
FOTOS: MICHAEL KÖRBLER, BEIGESTELLT