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„Brandschutz muss CHEFSACHE SEIN“

Schadensumme und Anzahl von Bränden steigen – und damit der Stellenwert von Brandschutzmaßnahmen. Das Brandschutzforum Austria (BFA) hat sich bereits seit 1989 der Prävention verschrieben. Vor allem in Betrieben gibt es deutlichen Handlungsbedarf.

Die Vielzahl an Lithium-Ionen-Akkus – allein 16 davon hat jeder von uns durchschnittlich zuhause – und die Digitalisierung von Unternehmen haben neue Brandgefahren geschaffen. Umso bedeutsamer ist es, den Fokus auf Problemfelder zu richten und fachgerechte Maßnahmen zum Brandschutz in Betrieben zu treffen. Der Status quo hinkt dieser Erkenntnislage jedoch hinterher: „Der Brandschutz wird häufig wie ein Stiefkind behandelt, schließlich tut es erst weh, wenn’s brennt“, reden Otto Widetschek und Harald Burgstaller, Ehrenpräsident und Präsident des Brandschutzforums Austria, allen deutlich ins Gewissen.

Das Brandschutzforum Austria widmet sich der Vermittlung von Fachwissen im Brandschutz seit vielen Jahrzehnten. Die Bildungseinrichtung für Erwachsene mit Sitz im Novapark Flugzeughotel Graz hat sich auch in den Bereichen Chemie und Sicherheit als führende steirische Erwachsenenbildungseinrichtung etabliert. Mehr als 100 Fortbildungen im Jahr zeugen davon, „Tendenz steigend“, wie Burgstaller stolz konstatiert. Auf dem Plan stehen Ausbildungen zum Brandschutzwart und Brandschutzbeauftragten genauso wie jene für Sicherheitsvertrauenspersonen oder Spezialseminare zu „Gefahrenstoffen im Betrieb“. So kann die amtliche Giftbezugsbescheinigung beim BFA erworben werden und die Schulung zum Thema Chlorgas etwa, einem der giftigsten Gase, richtet sich an Badbetreiber und deren Mitarbeiter.

Durch Sorgfalt und Kontrolle lassen sich viele Brände verhindern: Otto Widetschek und Harald Burgstaller (v.l.), Geschäftsführer Brandschutzforum Austria, plädieren für einen fachgerechten Brandschutz.

REALITÄTSNAHE SIMULATION
Das Brandschutzforum Austria hat die Schulungstätigkeiten in den letzten Jahren über Südösterreich hinaus noch auf weitere Bundesländer ausgeweitet. Zu den Referenten gehören hoch qualifizierte Experten aus dem Brandschutz- und Sicherheitswesen genauso wie aktive Feuerwehroffiziere, Juristen und Führungskräfte renommierter Unternehmen wie AVL und Magna Steyr. Praktische Übungen werden in den Kursen großgeschrieben, Brände realitätsnah simuliert: „Wir gehen den Weg vom Begreiflichen zum Begrifflichen. Am Anfang steht die Praxis, erst dann folgt die Theorie“, betont Widetschek.

2024 begeht das Brandschutzforum Austria zwei Jubiläen: Es wurde vor 35 Jahren von Otto Widetschek – seit Ende der 1970er Jahre initiativ im betrieblichen Brandschutz tätig und langjähriger Branddirektor der Stadt Graz – gegründet, am 11. April fand zudem das 25. Internationale Aprilsymposion im Novapark Flugzeughotel Graz statt. Unter dem Thema „Der Brand-, Katastrophen- und Umweltschutz im neuen Jahrtausend“ wurden brisante Fragen und aktuelle Lösungsansätze diskutiert. Vorgestellt wurden in diesem Rahmen auch Innovationen wie Löschlanzen, deren Spitze direkt in eine Batterie eingebracht wird, um einen Brand besser zu löschen. Und: Der im Vorjahr neu geschaffene, mit 5.000 Euro dotierte Innovationspreis INOWID wurde zum zweiten Mal vergeben.

Der im Vorjahr geschaffene Innovationspreis INOWID wird an heimische Unternehmen für kreative Leistungen im Brandschutz vergeben.

PREIS FÜR INNOVATIONEN
„Die Idee für diesen Preis war es, österreichische Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Einzelpersonen zu noch mehr Kreativität in puncto vorbeugendem Brandschutz anzuregen“, erklärt Burgstaller, der seit 2015 Geschäftsführer des Brandschutzforums Austria sowie Sicherheits-, Brand- und Umweltschutzbeauftragter der Österreichischen Gesundheitskasse Landesstelle Steiermark ist. Der Name INOWID ist übrigens eine Wortschöpfung aus Innovation und OWID, dem Nickname von Otto Widetschek. Im Vorjahr konnte die Proventor e-solution GmbH die Trophäe mit dem digitalen Brandschutzbuch Proventor Fire Prevention 2.5 gewinnen, das die Eigenkontrolle von Brandschutzbeauftragten unterstützt. In diesem Jahr wurden die innovativen Akku-Lager- und Ladeschränke der CEMO GmbH mit der Auszeichnung bedacht. Die Nachfrage nach dem Schulungsangebot, das allen Unternehmen und Gewerbetreibenden offensteht, ist zur Zufriedenheit des Führungsduos hoch. Gleichzeitig stellen sie jedoch auch fest: „Nach jedem Groß-brand rennen uns alle die Türen ein.“ Sie appellieren an Führungskräfte, diesen Bereich nicht zu vernachlässigen: „Brandschutz muss Chefsache sein. Unternehmer müssen den Aufbau von Brandschutz ermöglichen, Wartung und Revision im Auge behalten. Da braucht es viel mehr Sorgfaltspflicht.“ Auch die Räumung und Evakuierung im Notfall sind nicht Sache der Feuerwehr, sondern betrieblicher Kräfte. „Das Lernen durch Schock ist einfach zu wenig“, so Widetschek.

ZUKUNFTSSZENARIEN
Die Herausforderungen werden nicht geringer: In Neubauten sichern zwar EU-Bestimmungen die Sicherheitsstandards, aber gerade Altbauten weisen häufig grobe Mängel, etwa brennbare Fassaden und fehlende Fluchtwege, auf. Die städtebauliche Entwicklung wiederum lässt Gebäude in die Höhe wachsen, was wiederum den Einsatz für Feuerwehren erschwert. „Hier sind auch Architekten und Bauingenieure gefragt, Brandschutz nicht als Nebensächlichkeit zu betrachten“, warnt Widetschek, der auch eine Vorlesung zum Thema Brandschutz an der Karl Franzens Universität Graz hält. Das Brandschutzforum Austria ist gerüstet und bereit, auch alle anderen für die Zukunft zu wappnen.

Brandschutzforum Austria
ist ein Verein zur Förderung des Brandschutz- und Sicherheitswesens in Österreich, 2014 wurde die Erwachsenenausbildungsinstitution für Brand-, Katastrophen- und Umweltschutz als Gmbh ausgegliedert. In den 35 Jahren des Bestehens haben an die 65.000 Personen an Aus- und Weiterbildungen in den Bereichen Brandschutz und Sicherheit teilgenommen. 
www.brandschutzforum.at

Fotos: Oliver Wolf

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