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Es braucht ein dynamisches Ökosystem, in dem Forschung und Unternehmertum Hand in Hand gehen, betonen Alexander Rosenkranz, Vizerektor der Med Uni Graz, und Lars-Peter Kamolz, Koordinator für den Bereich Innovation. Über den Bedarf an finanziellen Mitteln, regulatorische Anforderungen und Kooperation über den Tellerrand.

Wie muss ein fruchtbarer Boden für Gründungen beschaffen sein?
ALEXANDER ROSENKRANZ: Der Nährboden beginnt mit einer Kultur, die unternehmerisches Denken aktiv fördert. Innovation entsteht oft dann, wenn Menschen aktiv dazu ermutigt werden, über die klassischen akademischen Disziplinen hinauszudenken. Eine zentrale Rolle spielen auch Inkubatoren und Gründerzentren. Und Technologietransferstellen helfen Forschenden, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in konkrete Produkte oder Dienstleistungen zu überführen.

Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichem Output und Produktentwicklung:
die Medizinische Universität Graz als Nährboden für Spin-offs.

LARS-PETER KAMOLZ: Eine der größten Herausforderungen für junge Unternehmen ist die Sicherstellung ausreichender finanzieller Mittel. Ein einfacher Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten ist entscheidend – zu staatlichen Förderprogrammen wie zu privaten Investoren und Risikokapitalgebern. Ebenso wichtig sind starke Netzwerke. Und es braucht eine offene und kollaborative Atmosphäre zwischen den Disziplinen sowie mit externen Partnern.

Welche Wege gibt es für Gründungswillige an der Medizinischen Universität Graz?
ROSENKRANZ: Wir begrüßen und fördern Gründungen ausdrücklich! Dies zeigt sich in unseren Investitionen, wie etwa dem ZWT Accelerator, der neuen Unternehmen am Campus der Medical Science City Graz Raum bietet. Die Med Uni ist auch seit Jahren Teil des AplusB-Zentrums Science Park Graz und Partnerin der Gründungsgarage. Besonders erfolgreich wird das Spin-off Fellowship der FFG genutzt.

Worin liegen die größten Herausforderungen, Ideen erfolgreich in marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu überführen?
KAMOLZ: Oft fehlt es an fundierten Marktforschungsergebnissen. An einer Universität befinden wir uns in einem Spannungsfeld: Der Fokus liegt stark auf wissenschaftlichem Output und nicht ausschließlich auf der Produktentwicklung. Es braucht Prototypen oder die klinische Testung, die nur in Kooperation mit externen Partnern möglich ist. Denn es sind erhebliche finanzielle Mittel notwendig, um die wachsenden regulatorischen Anforderungen im medizinischen Bereich zu erfüllen.

Welche Hindernisse sehen Sie bei der Förderung von Spin-offs?
ROSENKRANZ: Es braucht eine Kombination aus besserer Ausbildung und Beratung für Gründer, vereinfachten bürokratischen Prozessen, mehr Finanzierungsmöglichkeiten und einer Gründungskultur, die unternehmerische Tätigkeiten fördert und belohnt, um den Spin-off-Prozess zu optimieren.

KAMOLZ: Der Zugang zu den richtigen Netzwerken und Märkten ist für Spin-offs oft schwierig, insbesondere, wenn ihnen die notwendigen Kontakte fehlen, um potenzielle Partner oder Kunden zu erreichen.

Inwiefern arbeiten Sie mit Industriepartnern, Investoren und öffentlichen Institutionen zusammen, um den Transfer in die Wirtschaft zu fördern?
KAMOLZ: Kooperationen ermöglichen den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten für Forschung und Entwicklung, den Austausch von Best Practices und die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur und Ressourcen.

ROSENKRANZ: Die Bedeutung der Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen kann nicht oft genug betont werden. Genau hier setzen die Aktivitäten der Medizinischen Universität Graz an.

Welche Spin-offs sind den Weg bereits erfolgreich gegangen?
ROSENKRANZ: Decide Clinical Software wurde 2016 in einer Kooperation zwischen Med Uni Graz und Joanneum Research gegründet und hat sich dem Blutzuckermanagement von Patienten mit Diabetes im Krankenhaus verschrieben. Mit dem GlukoTab System werden Pflegepersonen und Ärzte dabei unterstützt, Patienten mit den richtigen Insulindosen zu versorgen. Von besonderer Bedeutung war die direkte Beteiligung der Med Uni Graz am Unternehmen, da der Markteintritt durch dieses Commitment wesentlich erleichtert wurde.

KAMOLZ: Brave Analytics ist aus einer Erfindung an der Med Uni Graz im Bereich der optofluidischen Analyse und Messung von Partikeln entstanden. Nach der Patentierung der Technologie wurde erfolgreich ein Spin-off Fellowship eingeworben und 2020 der Best of Biotech Businessplan Wettbewerb gewonnen. Darüber hinaus waren die Gründer im Programm der Gründungsgarage und danach im Science Park Graz beheimatet. Die Gründung erfolgte 2020. Mittlerweile ist man erfolgreich am Markt vertreten.

Welches Stimmungsbild für die Zukunft lässt sich zeichnen?
ROSENKRANZ: Ein wichtiger Schritt war der Ausbau des Campus der Medizinischen Universität Graz und die Bildung der Medical Science City Graz. Damit bietet dieser Standort nicht nur Zugang zu erstklassiger Forschung und zu erstklassiger Infrastruktur, sondern auch zu einem breiten Netzwerk von Branchenakteuren, die Zusammenarbeit und Partnerschaften erleichtern und Innovationen fördern.

Welche nächsten Schritte sind konkret noch in Zukunft geplant?
KAMOLZ: Der Ausbau des „Innovationsspirits“ für Mitarbeitende und Studierende, die Einbindung des Themas „Innovation“ in die Forschung, die Stärkung und der Ausbau des Netzwerkes der Medical Science City Graz, eine verstärkte Kooperation mit anderen Unis in der Steiermark unter Einbeziehung der Industrie und eine Erweiterung der Netzwerkaktivitäten auf EU-Ebene – vor allem in Hinblick auf Förderprogramme.

Unterstreicht die Bildung der Medical Science City Graz: Alexander Rosenkranz, Vizerektor der Medizinischen Universität Graz

Will den Innovationsspirit weiter ausbauen: Lars-Peter Kamolz, Koordinator für den Bereich Innovation an der Medizinischen Universität Graz

Fotos: beigestellt

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