Autarke Energieerzeugungs- und Kommunikationsnetzwerke, gespeist aus vertikalen Wind- und Sonnenenergie-Stelen – damit will die in Voitsberg ansässige EC4P GmbH einen gewichtigen globalen Beitrag für zukunft sfähige Smart-City- und Infrastrukturlösungen leisten.
Eine „Stele“, einige Meter hoch und formschön designt, die mittels helixförmiger hölzerner Rotorblätter, die sich geradezu gespenstisch geräuschlos drehen, sowie mittels Photovoltaikmodulen, die die Säule verkleiden, Strom aus Windkraft und Sonnenenergie erzeugt; gleichzeitig oder alternativ, je nach Verfügbarkeit der Energiequellen. Eine Stele, die darüber hinaus auch als energieautarke Pfeiler eines Mesh-WLAN, also eines drahtlosen Netzwerkes fungiert, das, gestützt auf eine dislozierte Sensorik, Daten erfassen, verarbeiten und weiterleiten sowie Steuerungssignale übermitteln kann; und das selbst dann, wenn das „stationäre“ Stromnetz kollabiert ist, sprich Blackout.
ENERGIE UND AUTARKIE
Betreiber von Verkehrsinfrastruktur gewinnen aus den geschmeidigen Stelen nicht nur Energie etwa für den Betrieb von Verkehrsbeeinflussungsanlagen und Tunnelsicherheitstechnik, sondern erfassen damit auch die aktuellen Verkehrsdaten und speisen diese – via Mesh-WLAN – ins zentrale Verkehrsmanagement ein. Unternehmens- oder Smart-City-Standorte bedienen aus den langlebigen und so gut wie wartungsfreien Energie-Stelen die Stromversorgung der Beleuchtungs-, Sicherheits- und Informationssysteme, erreichen damit Autarkie und wappnen sich so auch gegen Stromausfälle. Kommunen, Betreiber von Seil-bahn- oder anderer alpiner Infrastruktur, Rettungs-und Zivilschutzorganisationen, schließlich staatliche Sicherheitsapparate – Exekutive wie Militär – stärken mithilfe einer auf Energie-Stelen beruhenden Autarkie von Energieversorgung und Datenübertragung ihre Krisen- und Katastrophenresilienz. Oder – ganz „krisenunabhängig“ – Freizeit- oder Bikepark-Betreiber laden und steuern mittels der im Wind rotierenden Stelen Drohnen, die das Geschehen aus der Luft im Auge behalten, und senden den Besucherinnen und Besuchern Movies ihrer flowigen Downhill-Rides aufs Smartphone. Das innovative Ding, aus dem alle diese und noch viele weitere Visionen ihre Energie beziehen, wird demnächst – zu Demonstrationszwecken – inmitten eines Kreisverkehrs in der Weststeiermark-Metropole Voitsberg errichtet werden. Hier – gleich am Kreisverkehr mit Adresse Grillparzerstraße 2 – befindet sich das 2021 aus der „TAGnology RFID GmbH“ heraus ins Leben gerufene „Austrian Institut of Innovation“, ein privat geführtes Start-up-Center, das wiederum der „EC4P GmbH“, jenem Start-up, das die revolutionäre Energie-Stele entwickelt hat, als Unternehmensstandort dient.

Bernhard Schwarzl (l.) und
Markus Schriebl, zwei der vier EC4P-Geschäftsführer.
Mit ihrer vertikal agierenden Energie-Stele wollen sie einen Standard für Energieautarkie
setzen.
PROTOTYP ROTIERT AUF DER ALM
Bereits seit Mitte 2023 sei auf der Sommeralm im steirischen Almenland ein Prototyp in Betrieb – in einer Art Messstation unter Echtbedingungen. Die Stele werde dort allen nur erdenklichen Belastungen unterzogen, durchlaufe Dauerstress- und Härtetests, würde mit diversen aggressiven Substanzen, etwa Salzlösungen, besprüht sowie extremen Temperaturschwankungen und weiteren belastenden Einflüssen ausgesetzt. Das alles, um die selbst gesetzten Ansprüche – Langlebigkeit, weitestgehende Wartungsfreiheit, hundertprozentige Verlässlichkeit sowie Funktionsfähigkeit auch unter extremsten Bedingungen – nicht nur einlösen, sondern auch zweifelsfrei dokumentieren und – so nötig – weitere Optimierungen vornehmen zu können, erläutert Ewald Bergler, technisches Mastermind hinter der vertikalen Innovation und neben Mitgründer Bernhard Schwarzl, TAGnology-RFID-CEO Markus Schriebl und TAGnology-CTO Ozren Milosavljevic einer der vier geschäftsführenden Gesellschafter der EC4P GmbH. „Bei Wartungsintervallen von ca. 10 Jahren ist unser Produkt auf eine Lebensdauer von wenigstens einem Vierteljahrhundert ausgelegt.“ Die Anlage, so Bergler, sei ausgereift und serienfähig.
EC4P GmbH
wurde 2022 von Ewald Bergler und Bernhard Schwarzl in Weiz gegründet und übersiedelte mit dem Einstieg der TAGnology RFID GmbH in das „Austrian Institut of Innovation“ am TAG-nology-Unternehmenssitz in Voitsberg. Die Gründer Bergler und Schwarzl sowie die beiden TAGnology-RFIDEigner Markus Schriebl und Ozren Milosavljevic bilden die Geschäftsführung.
EC4P („Energy Conversion for Public“) entwickelte eine Energie- und Kommunikations-Stele mit einer Helix-Micro-Windturbine, Photovoltaik und smart integrierter Wireless-IoTTechnologie, geräuschlos, tierschonend, mit geringem ökologischen Fußabdruck (Rotorblätter aus Holz oder Biofaser), weitgehend wartungsfrei, multifunktional nutzbar für Stromerzeugung aus Wind und Sonne und als MESH-System für den Einsatz in Smart City, Katastrophen- und Zivilschutz, Grenzüberwachung, Militär, Straßenverwaltung, Tourismus, Bergrettung, Sportparks, Marinas, Unternehmen, privaten Haushalten, Kommunen usw.
Die 2003 gegründete TAGnology-RFID-Gruppe mit Sitz in Voitsberg, einem Entwicklungs- und Produktionsstandort in Kroatien sowie einer Vertriebsniederlassung in Hannover bezeichnet sich als eines der führenden europäischen Unternehmen im RFID-, NFC-, RTLS-, UWB- und Auto-ID-Sektor und entwickelt und vertreibt Technologien zur kontaktlosen Kommunikation und Identifikation.
Die Rotorblätter aus Holz stammen von Weitzer Woodsolutions.
Die Windenergie-Stele funktioniert auch bei geringen Windgeschwindigkeiten ab ca. 3 m/sec. Die Anschaffungs- und Errichtungskosten liegen bei rund 10.000 bis 30.000 Euro, je nach Konfiguration und Standort.
EC4P belegte beim diesjährigen „SPIRIT Startup Award“ den 3. Platz in der Kategorie GREEN.

Rendering einer Vision: Energie- und Kommunikations-Stelen als Stützen von Energieautarkie und Smart-City-Mesh-WLAN Intelligenz.
VERTIKAL UND LEISE
Ewald Bergler und Bernhard Schwarzl hatten sich über ihre Kinder kennengelernt, waren ins Gespräch gekommen und hatten beschlossen, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, um eine smarte Kompaktwindkraftanlage zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Bergler, Absolvent eines Elektrotechnikstudiums an der TU Graz, hatte als Techniker am Gratkorner Standort des Leiterplattenherstellers NXP gearbeitet. Seit 2000 unterrichtet er Industrieelektronik, Automatisierungs- und Regelungstechnik an der HTL Weiz und fungiert zudem als Sachverständiger für Messtechnik. Mit seinem eigenen Unternehmen bietet er darüber hinaus – „Man sagt mir nach, ein Workaholic zu sein“ – Schulungen an. Zu seinen Kunden zählen namhafte Unternehmen etwa aus der Automotive-Branche. Mit intelligenten und „grünen“ Ansätzen der Energiegewinnung habe er sich immer schon beschäftigt. Auf den Fahrten zwischen seinen beiden Beschäftigungsorten Weiz, der traditionellen Turbinen- und Generatorenmetropole, und Gratkorn sei schließlich das Projekt einer innovativen und intelligenten Windkraftanlage gereift: „klein, landschaftlich nicht invasiv, angelehnt an die Funktionsweise eines Savonius-Rotors, mit vertikaler Achse“.

Videocall: Bernhard Schwarzl, Ewald Bergler und Markus Schriebl (v.l.).
Der vertikale Ansatz ermögliche nicht nur einen Betrieb unabhängig von der Windrichtung, sondern gewährleiste in Verbindung mit der Konstruktions weise der EC4P-Anlage, speziell den Helix-Rotorblättern aus Holz, auch einen besonders verschleißarmen, weitgehend wartungsfreien, geräuschminimierten, summa summarum also hocheffizienten und dazu auch noch formschönen Betrieb – was der Innovation auch eine Nominierung auf die Shortlist zum Staatspreis Design 2024 einbrachte. Schwarzl wiederum, als Energieberater ausgebildet und im Vertrieb der in Weiz ansässigen Lieb Markt GmbH tätig, habe, so schildert er, den Ehrgeiz verspürt, sein Verkaufs- und Vertriebs-Knowhow auch einmal in den Dienst einer eigenen unternehmerischen Agenda zu stellen und dabei in Bergler einen kongenialen Partner gefunden.
Unser Ziel ist es, ein Großunternehmen zu formen. Unser Horizont ist auf alle Fälle ein globaler.
BERNHARD SCHWARZL, MARKUS SCHRIEBL
EC4P-Geschäftsführer
STRATEGISCHE ERWEITERUNG
Mit dem strategischen Einstieg von Schriebl und Milosavljevic erfuhr der Business-Case der Hightech-Energie-Stelen eine neue Ausrichtung. Und zwar tendenziell weg vom mehr oder weniger einzelkundengetriebenen und von qualitativ zweifelhaften Billigprodukten („Dieser Markt ist voll von Blendern“) bedrohten Nice-to-have-Mikrowindkraftwerk für Häuslbauer und Co. – hin zu smarten Schnittstellen in einem autarken Netzwerk aus Energiegewinnung, Kommunikation und Datenmanagement; nicht mehr windfixiert, sondern energiequellenflexibel auch für Sonnenkraft, zudem modular konzipiert. Schriebl und Milosavljevic mischen mit ihrer TAGnology RFID GmbH seit 2003 von Voitsberg aus im weltweiten Geschäft mit intelligenten, auf „Radio-frequency Identification“ (RFID) und anderen Kommunikationstechnologien sowie Internet-of-Things-Konzepten beruhenden Identifikationssystemen etwa in der Produktions-, Waren- und Transportlogistik mit. Zu den Kunden zählt ein Who’s who internationaler Transport- und Industrieunternehmen, darunter namhafte Eisenbahngesellschaften, prominente deutsche Autobauer, aber auch Player aus dem Defense-Bereich. Wenn auch die beiden Unternehmen getrennt voneinander agieren, so verschaffe die Einbettung in die TAGnology-Umgebung der EC4P doch jenen langen Atem, der es ihr ermögliche, sich frei von kurzfristigen Zwängen und Business-Stressoren auf übergeordnete strategische Ziele zu fokussieren. Die Visiere der EC4P-Unternehmer sind jedenfalls scharf gestellt. „Durch die modulare Herangehensweise“, erläutert Schriebl, „verfügt unser System über eine enorme Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Anwendungserfordernisse – von der privaten Nutzung mit oder ohne Einspeisung ins Stromnetz bis zum großflächigen Einsatz im globalen Maßstab.“ Jetzt gehe es darum, mit Partnern und Kunden – zum Beispiel Energieversorgungs- und anderen Unternehmen, Schienen- und Straßennetzbetreibern, Kommunen, Zivilschutzeinrichtungen usw. – das eine oder andere Referenzprojekt auf die Beine zu stellen, um anschließend das Szenario für eine Expansion mit Großproduktion und internationalem Vertrieb zu formulieren. Ziel sei es, aus der „Stelecon“ – so der zukünftige Name des Unternehmens – ein Großunternehmen zu formen. „Unser Horizont ist auf alle Fälle ein globaler.“


Auch ambitionierte Hauseigentümer sollen sich in Zukunft die Dienste
der vertikalen Energieerzeugungsanlagen sichern können.
SMARTE SICHERHEIT FÜR STÄDTE
Ganz besonders im Visier haben die steirischen Unternehmer dabei urbane Ballungsräume. „Städte“, so Schwarzl, „stehen durch Wachstum, Infrastrukturalterung, Klimawandel und zunehmende Extremereignisse weltweit unter Druck. Dazu kommt das Risiko von großflächigen Stromausfällen bis hin zu Blackouts – längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern in vielen Teilen der Welt Realität.“ Doch auch abseits solcher Katastrophenszenarien biete die smarte Technologie aus Voitsberg Städten wie auch anderen Anwendern jede Menge Mehrwert: autarke Beleuchtung abgelegener und sensibler Bereiche, Verkehrsund Parkplatzmanagement, Überwachung von kritischer Infrastruktur, Monitoring von Naturgefahren und, und, und. „Mehr Nachhaltigkeit, mehr Energieautarkie, mehr digitale Souveränität: Mit unserer Plattform geben wir Usern eine Lösung in die Hand, die all das vereint: smart, robust, autark und leise.“
Fotos: Oliver Wolf, beigestellt