Über Spin-offs werden Forschungsergebnisse dem Markt zugänglich. Hightech-Unternehmen im universitären Umfeld treiben die regionale Entwicklung voran. Peter Moser, Rektor an der Montanuni Leoben, über eine Kultur der Offenheit und Hürden auf dem Weg.
Wie muss ein fruchtbarer Boden für Spin-offs an der Universität beschaffen sein?
Eine entscheidende Voraussetzung für erfolgreiche Spin-offs ist die Verbindung von exzellenter Forschung mit einem innovativen, unternehmerischen Geist. Wir an der Montanuniversität legen großen Wert auf eine enge Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, was die Grundlage dafür schafft, dass Forschungsergebnisse auch in marktfähige Produkte überführt werden können. Gleichzeitig ist es wichtig, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Forschende ermutigt werden, ihre Ideen in unternehmerische Bahnen zu lenken. Dazu gehört nicht nur die Infrastruktur, sondern auch eine Kultur der Offenheit für neue Ansätze und interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Welche Möglichkeiten der Unterstützung gibt es für Gründungswillige an der Montanuniversität?
Wir bieten an der Montanuniversität vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten für Gründerinnen und Gründer. Dazu gehört vor allem unser Zentrum für Angewandte Technologie, das Beratung und Infrastruktur bereitstellt. Außerdem arbeiten wir eng mit Förderinstitutionen wie der AWS oder FFG zusammen, um Zugang zu Finanzmitteln zu erleichtern. Unser Netzwerk aus Mentoren und Coaches ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Unterstützung, da es Gründungswillige in den verschiedenen Phasen des Aufbaus ihres Unternehmens begleitet. Ein bewährtes Verfahren ist die enge Zusammenarbeit mit der Industrie, was Start-ups ermöglicht, von Anfang an marktorientiert zu agieren.
Worin liegen die größten Herausforderungen, Forschungsergebnisse und Ideen erfolgreich in marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu überführen?
Eine der größten Herausforderungen besteht sicherlich darin, den richtigen Zeitpunkt und die geeignete Strategie für die Kommerzialisierung zu finden. Häufig fehlt es jungen Gründern und Gründerinnen an betriebswirtschaftlichem Know-how, um ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in profitable Geschäftsmodelle zu überführen. Auch die Finanzierung in den frühen Phasen der Unternehmensentwicklung stellt oft eine Hürde dar, da der Schritt von der Idee zum marktfähigen Produkt kapitalintensiv ist. Hinzu kommt die Schwierigkeit, das nötige Netzwerk an Kooperationspartnern und Kunden aufzubauen, um erste Marktchancen zu ergreifen.
Es ist wichtig, Forschende zu ermutigen,
PETER MOSER, REKTOR MONTANUNIVERSITÄT LEOBEN
ihre Ideen in unternehmerische Bahnen zu lenken.
Was braucht es alles, um reüssieren zu können?
Es braucht definitiv ein umfassendes Unterstützungsangebot, das verschiedene Elemente integriert. Neben Coaching und Mentoring ist das internationale Netzwerk besonders wichtig, um den Marktzugang zu erleichtern und neue Trends sowie Technologien frühzeitig zu erkennen. Außeruniversitäre Partnerschaften spielen eine entscheidende Rolle, da sie das notwendige Umfeld schaffen, in dem Spin-offs gedeihen können.
Welche Hindernisse sehen Sie bei der Förderung von Spin-offs, welche Maßnahmen wären noch notwendig?
Während es einige Fördermöglichkeiten gibt, fehlt es oft an privaten Investoren, die bereit sind, in junge Technologieunternehmen zu investieren. Zudem könnten mehr personelle Ressourcen für die Unterstützung und Begleitung bereitgestellt werden, um eine intensivere Betreuung während der sensiblen Startphase zu ermöglichen.
Die Montanuniversität Leoben als Institution für Spitzenforschung dient als Nährboden für künftige Gründerinnen und Gründer.
Inwiefern arbeiten Sie mit Industriepartnern, Investoren und öffentlichen Institutionen zusammen, um den Transfer von Ideen in die Wirtschaft zu fördern?
Die Zusammenarbeit mit Industriepartnern ist einer unserer zentralen Ansatzpunkte, um den Transfer von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte zu beschleunigen. Diese Kooperationen bieten sowohl den Unternehmen als auch den Gründern wertvolle Synergieeffekte. Neben der Industrie setzen wir auf Kooperationen mit öffentlichen Förderinstitutionen, um die finanzielle Unterstützung für Spin-offs sicherzustellen. Gleichzeitig fördern wir aktiv den Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um mögliche Innovationspotenziale frühzeitig zu identifizieren.
Welche Spin-offs können beispielhaft genannt werden?
Ein Beispiel für ein erfolgreiches Spin-off ist die Firma 4a, die sich aus den Bereichen Kunststoffen, Verbundwerkstoffen und Mechatronik entwickelt hat. Ein weiteres Beispiel ist Mettop, die im Bereich der Metallurgie weltweit tätig ist, oder proaqua, die sich mit Wasseraufbereitung und Desinfektion beschäftigt. Diese Spin-offs zeigen, dass es uns gelingt, innovative Ideen aus hochspezialisierten Forschungsfeldern wie Materialwissenschaften, Maschinenbau und Umwelttechnik in erfolgreiche Unternehmen zu überführen.
Welches Stimmungsbild für die Zukunft lässt sich zeichnen? Was planen Sie, um die Gründung und das Wachstum von Spin-offs an Ihrer Universität zu fördern?
Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Die Innovationskraft der Montanuniversität und ihrer Forschung bietet ein enormes Potenzial für weitere erfolgreiche Gründungen. Um dieses Potenzial noch besser zu nutzen, planen wir, unsere Infrastruktur weiter auszubauen und zusätzliche Programme für den Wissenstransfer und die Internationalisierung von Start-ups zu schaffen.
FOTOS: MUL/LUSCHIN, MUL/WASSLER, MUL/HURNAUS