Zwei Generationen, eine Leidenschaft: Bernhard und Marleen Viereck führen weiter, was Vater Ewald im Jahr 1984 ins Leben rief. Gemeinsam will man bei Viereck Architekten die Zukunft des Bauens weiterentwickeln und neu denken.
Ewald Viereck gründete damals ein Architekturbüro und obwohl die Kinder mit dem überaus arbeitsreichen Leben ihres Vaters groß wurden, gab es für sie keine andere Alternative, als in dessen Fußstapfen zu treten. 2008 übergab Ewald Viereck das Unternehmen, er arbeitet aber nach wie vor mit. „Unser Vater kann gut loslassen, nur vom Beruf nicht“, sagt Marleen Viereck-Kals. Zwei Standorte betreibt die Unternehmerfamilie, ihren raffinierten Bürokubus in der Grabenstraße in Graz und die mit 500 Quadratmetern Nutzfläche großzügige Niederlassung in Kindberg, auch mit der Prämisse: Zeigen, was architektonisch möglich ist. Der Familienbetrieb Viereck Architekten wächst weiter, aktuell sind 28 Personen im Unternehmen beschäftigt, der Standort Grabenstraße wird demnächst erweitert. Seine Leidenschaft für Architektur hat Ewald Viereck an seine Kinder weitergegeben, auch die Philosophie: Projekte vom Anfang bis zum Ende denken. Viereck Architekten verstehen sich als Gesamtanbieter „vom ersten Strich“ bis zur Übergabe, mit starkem Bezug zur Baustelle und zu den beteiligten Handwerkern. Viereck-Architektur zeichnet sich dadurch aus, dass jedes einzelne Projekt an den Standort, die Nutzer und die Landschaft angepasst ist. Jedes Projekt sei eine eigene Herausforderung, „wir versuchen, sie mit Charakter und Einzigartigkeit zu versehen, egal ob es sich um ein kleines Privathaus oder großes Bürogebäude handelt“, betont Marleen Viereck-Kals. Statt sich als Architekten mit ihren Projekten selbst ein Denkmal zu setzen, stünden die Nutzer im Mittelpunkt: „Wir erhalten oft die Rückmeldung, dass bei unserer Architektur keine Stilrichtung erkennbar ist“, sagt Bernhard Viereck. „Ich denke, das macht uns aus, weil wir extrem vielseitig sind und individuelle Lösungen suchen.“ Egal ob es sich dabei um das preisgekrönte Gipfelrestaurant in Holzbauweise auf dem Kreischberg handelt, um das multifunktionale Bürogebäude, das einen verkehrstechnisch stark frequentierten Standort zur beschaulichen Konstante verwandelt oder das Lehrlingsheim, das sich sowohl als Vorzeigeprojekt für den Bauherren, als auch als Wohlfühlraum für junge Erwachsene versteht.
Mit seinem Lehrlingscampus in Holzbauweise in Ybbs will der Verbund ein Statement als moderner Energiekonzern setzen. Das Baumaterial sollte Holz sein, die Architektur raffiniert. Nicht als Prestige, sondern um Lehrlingen ein gutes Umfeld zu bieten.
Marleen Viereck-Kals und Bernhard Viereck übernahmen 2008 das Architekturbüro ihres Vaters und führen es erfolgreich weiter.
Das Geschwisterpaar macht seit der Pandemie ein „Cocooning“ aus, einen Rückzug in und einen Wunsch zur Neugestaltung der eigenen vier Wände. Bernhard Viereck verortet einen neuen Anspruch an Qualität, im Innen wie im Außen, die bisherige Bauqualität mit kaum funktionalen Anlegerwohnungen hätten jedenfalls ein Ablaufdatum. „Der Großteil ist am Menschen vorbeigeplant, es geht hier nur ums Geschäft.“ Die Zukunft in der Architektur sieht man bei Viereck Architekten bei einem stärkeren Fokus auf Funktionalität, in einer stärkeren regionalen wie kulturellen Verortung der Projekte sowie im Schaffen identitätsstiftender Merkmale. „Eine der wichtigsten Aufgaben eines Architekten ist, eine gute und nachhaltige Baukultur zu fördern“, betont Marleen Viereck-Kals, „heute zu bauen, um ein Gebäude in 20, 30 Jahren wieder abzureißen, kann nicht Aufgabe von Architektur und Bauen sein.“
In lediglich sechs Monaten wurde das Projekt „Eagle“ am Kreischberg umgesetzt. Die größte Herausforderung, sagt Bernhard Viereck, sei die Logistik gewesen, etwa Glaspaneele aus Verbundglas mit 2 x 6 Metern auf 2.000 Meter Seehöhe zu befördern.
Obwohl der Holzpreis während der Bauzeit explodiert war, hielt der Konzern SPAR an der Architektur fest. 80 Prozent des Supermarktes besteht aus Holz. Moderne Architektur sieht der Handelskonzern als Landmark, das auch Kunden anzieht.
Spa Chalets sind eine Addition zu dem bereits 2016 erbauten Haupthaus und stehen in Gamlitz. Ewald Viereck hat die beiden Sauna- und Wellness-Häuschen harmonisch an die umgebende Landschaft angepasst. Das entspricht auch der Philosophie von Viereck Architekten.
In St. Michael entsteht bis 2024 ein neues Kompetenzzentrum von Raiffeisen. Der Beton-Hybrid-Holzbau wird ummantelt von einer Metallfassade: Aus Aluplatten wird per Lasercuttechnologie eine Symbolik gefräst, das an das Giebelkreuz erinnert.
Im Sinne der Nachhaltigkeit brauche es zunächst eine vernünftige und in die Zukunft gerichtete Raumplanung. Geht es um Aspekte wie die starke Versiegelung, sei ein „Weiter so“ jedenfalls nicht mehr möglich, sagt Bernhard Viereck. Durchdachte Nachverdichtung im städtischen Raum beispielsweise sieht er als zwingend notwendig an, ebenso wie die Schaffung privater Rückzugsräume und grüner Freiflächen. Auch wenn diese Themen stark vom Kostenfaktor abhängen – und für Grünflächen am Ende der Bauzeit nur mehr wenig Geld vorhanden ist –, sei es im Sinne der Zukunftsfähigkeit wichtig, dass Architekten hier planerisch eingreifen. Ressourcenschonendes Bauen im Hinblick auf lebenswerte Wohn-, aber auch Büroräume sehen die Architekten als Gebot der Stunde. Mit einem durchdachten und unkomplizierten Fördersystem könne man durchaus Bauherren für meist teurere, aber umweltschonendere Bauweisen gewinnen, ist man bei Viereck Architekten überzeugt. „Wir als Architekten haben dabei die wichtige Aufgabe, Möglichkeiten aufzuzeigen und Bauherren vom besseren Weg zu überzeugen“, betont Marleen Viereck-Kals. „Gemeinsam kann man schon viel bewegen.“
In Kooperation mit der Creative Industries Styria
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