Spirit of Styria

Holz & Gesundheit: HEILENDE ARCHITEKTUR

Ein Baustoff als Therapeut? Mit den Elisabethinen in Graz und der KAGes setzen bereits zwei große steirische Spitalsbetreiber in Aufsehen erregenden Pionierprojekten auf den Baustoff Holz. Aus guten Gründen – denn Holz unterstützt Heilungsprozesse und wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit aus. Damit ist Holz der perfekte Baustoff für den Gesundheits- und Pflegebereich.

Bitte stellen Sie mir ja keine Almhütte hin!“, erinnert sich Architekt Edgar Hammerl an die mahnenden Worte der einstigen Schwester-Oberin der Elisabethinen. „Holzbau in der Stadt, noch dazu im Gesundheitsbereich, ist eben immer noch mit vielen Klischees behaftet“, zeigt sich Hammerl verständnisvoll. „Umso mehr freut es uns, dass wir nun mit dem aktuellen Projekt Vorbehalte abbauen und das Potenzial von Holzbau erlebbar machen können.“ Nach Plänen seines Architekturbüros wird derzeit der Um- und Zubau des Krankenhauses der Elisabethinen in Graz realisiert – das Herzstück des Projekts, die neue Alterspsychiatrie, entsteht in Holzbauweise. „Es handelt sich um den ersten mehrgeschoßigen Gesundheitsbau in der Steiermark bzw. einen der ersten in Österreich, der vorwiegend auf Holz setzt, und eines der ersten Projekte dieser Art weltweit.“ Fünf Geschoße umfasst der Holz-Hybridbau – nur notwendige Teile wie Stiegenhäuser sind aus Stahlbeton. Der bis Ende 2024 fertiggestellte Zubau wird 75 Betten beherbergen.

Herzstück aus Holz: Der Neubau der Elisabethinen
entsteht in Holzbauweise, Fertigstellung Ende 2024.

„Die Vorzüge von Holz sind mannigfach“, so Hammerl. „Holz ist leicht, steif und stabil und verfügt über ausgezeichnete Dämmeigenschaften. Ein Riesenvorteil beim Bauen in der Stadt ist die kurze Bauzeit, die eine enorme Einsparung bei den Baustellenkosten mit sich bringt“, so der Architekt. „Trotz der hohen Auflagen ist Holz im Krankenhausbau hervorragend einsetzbar. Es ist uns vielfach auch gelungen, Holz sichtbar zu machen. Nur dort, wo es aus hygienischen Gründen unvermeidlich ist, werden die Flächen entsprechend verkleidet“, so Hammerl, der sich im Zuge des Projekts auch mit dem Th ema „Healing Architecture“ beschäftigte. „Studien belegen, dass sich Holz positiv auf das Wohl-befinden von Patentinnen und Patienten auswirkt. Der Parasympathikus wird aktiviert, die Menschen entspannen sich und werden ruhiger.“ Das bestätigt auch Christian Lagger, Direktor der Elisabethinen: „Holz als Baustoffwirkt sich nachweislich positiv auf die Regeneration der Patentinnen und Patienten aus. Gerade im psychiatrischen Bereich kann die durch Holz erzielte Raumatmosphäre einen wesentlichen therapeutischen Mehrwert schaffen. Mit Holz als Baustoff können wir zudem dazu beitragen, dass die Gebäude mit regional produzierten und fair hergestellten Rohstoffen errichtet werden. Wirtschaftliche Effizienz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehen so Hand in Hand, um heute und in Zukunft einen humanen und vitalen Ort für unsere Patentinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen.“

„Die Steiermark hat sich in den vergangenen Jahren zum internationalen Vorbild bei Gesundheitsbauten in Holzbauweise entwickelt. Die Vielseitigkeit des Werkstoffs und die positiven Erfahrungen in der Praxis bestätigen diesen Trend.“

CHRISTIAN HAMMER
Geschäftsführer proHolz Steiermark

MEHRWERT MIT HOLZ: BESTE ERFAHRUNGEN DER KAGES
Bereits auf beste Erfahrungen mit dem Baustoff Holz kann die KAGes verweisen, die in den vergangenen Jahren am LKH Graz II, Standort Süd zwei Pflegestationen im Bereich der Psychiatrie in Holzbauweise realisierte. Die erste wurde Ende 2017 – ursprünglich geplant als Ausweichstation – in Betrieb genommen. „Aufgrund der positiven Rückmeldungen haben wir entschieden, auch beim darauffolgenden Neubau auf Holz zu setzen – dieser ging Anfang 2020 in Betrieb. Jedes Gebäude beherbergt jeweils 18 Patientenzimmer mit je zwei Betten und drei Tagräumen“, erklärt Eva Peter, stv. Betriebsdirektorin des LKH Graz II. „Damit haben wir im Bereich Holz als Baustoff im Krankenhaus österreichweit eine Vorreiterrolle eingenommen. Unsere Erfahrungen sind überaus positiv. Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende schätzen die besondere Atmosphäre, die der Baustoff Holz vermittelt – dazu trägt auch die Sichtbarkeit an Decken, Wänden und Böden bei.“ Pflegeleiter Georg Rauch ergänzt: „Wir stellen fest, dass Beschädigungen, etwa durch Bemalungen oder Ähnliches, an den Holzoberflächen im Vergleich zu herkömmlichen Putzoberflächen wesentlich seltener vorkommen. So als hätten die Menschen mehr Respekt vor dem Baustoff Holz.“ Und auch Stefan Kammerlander, der Leiter der Pflegestation H1, bestätigt: „Ich erlebe die Auswirkungen auf unsere Patentinnen und Patienten ausschließlich positiv – das Holz bringt eine besondere Wärme und Freundlichkeit mit sich. Die hellen Innenräume verbinden sich förmlich mit der grünen Parklandschaft um uns. Holz wirkt einfach beruhigend auf Patentinnen und Patienten – aber auch auf uns Pflegekräfte.“

Zwei Psychiatrie-Pflegestationen in Holzbauweise am Standort Süd des LKH Graz II sind bereits realisiert, eine dritte für Kinder- und Jugendpsychiatrie geht im Oktober in Betrieb.

Eine positive Bilanz, die die Lust auf Holz erhöhte. Daher ist bereits die dritte Station in Bau und knapp vor der Fertigstellung. Am 11. Oktober geht die neue Kinder- und Jugendpsychiatrie – ebenfalls in Holzbaubauweise errichtet – in Betrieb. Und auch ein viertes „Holzkrankenhaus“ inmitten der gründerzeitlichen Architektur ist schon in Planung. Wie bewertet die stellvertretende Betriebsdirektorin die wirtschaftliche Bilanz beim Bauen mit Holz? „Kostenvergleiche sind oft schwierig. Wird wirklich Gleiches mit Gleichem verglichen, sehe ich Holz nicht teurer als andere Baustoffe. Durch die Modulbauweise ist die Bauzeit sehr gering, was Kosten spart. Allerdings ist eine sehr gute Planung Voraussetzung für den Erfolg.“ „Der Baustoff Holz hat sich bei psychisch kranken Patientinnen und Patienten als beruhigend herausgestellt. Damit haben sich die Holzbauten bestens bewährt“, fasst Rupert Richter-Trummer, Zuständiger für die Planung der Bauprojekte des LKH Graz II, zusammen. „Aufgrund dieser positiven Erfahrungen sind von der KAGes zukünftig weitere Holzbauten in der Obersteiermark geplant.“

„Leuchtturmprojekte wie diese inspirieren nachhaltiges Bauen mit regionalem Holz im öffentlichen und privaten Bereich. Davon profitieren Wirtschaft, Mensch und Natur.“

PAUL LANG
Obmann proHolz Steiermark

Edgar Hammerl, Architekturbüro Hammerl

Christian Lagger, Direktor der Elisabethinen

Eva Peter (M.), stellvertretende Betriebsdirektorin LKH Graz II mit Pflegeleiter Georg Rauch (r.)
und Stationsleiter Stefan Kammerlander (l.)

Fotos: Edgar Hammerl Architektur ZT GmbH, Tost/LKH, Stephan Friesinger, Bereitgestellt

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