Spirit of Styria

Missing Link der Energiewende

In Fürstenfeld ist der größte Batteriespeicher Österreichs in Betrieb gegangen. Matija Dolinar, NGEN-Geschäft sführer für die DACH-Region, über die Rolle,
die solche Kraft werke bei der Stabilisierung des Stromnetzes und der Speicherung erneuerbarer Energien spielen können und sollen – und darüber, warum eine aktive Rolle der NGEN im Stromsystem wesentlich ist.

Nach nur sieben Monaten Projektlaufzeit hat die NGEN als internationaler Anbieter smarter Energiesystemlösungen neuerlich die größte Batteriespeicheranlage Österreichs errichtet und das Fürstenfelder Kraftwerk mit einer Kapazität von 24 Megawattstunden in Betrieb genommen. Es umfasst eine Leistung von 12 MW, ist mit 6 Tesla Megapack 2XL der neuesten Generation ausgestattet und wurde in Rekordzeit realisiert: „Hier befindet sich derzeit das am schnellsten errichtete Tesla-Kraftwerk weltweit“, unterstreicht Matija Dolinar, der als NGEN-Geschäftsführer für den DACH-Raum verantwortlich ist und anmerkt, dass es bei Vergleichsprojekten in dieser Größenkategorie auch zwei bis drei Jahre in der Umsetzung dauern kann. Anlagen dieser Art speichern überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen wie Solar- und Windkraft und halten diese bei hoher Nachfrage wieder bereit. „Innerhalb kürzester Reaktionszeit wird der Batteriespeicher für Schwankungen im Rahmen der Regelreserve aktiviert, wodurch die Stabilisierung des Stromnetzes gewährleistet werden kann. Als Regelreserve wird die Frequenzstabilisierung unseres Stromnetzes bezeichnet, die zum Einsatz kommt, wenn Fahrplanabweichungen der erzeugten beziehungsweise verbrauchten Energie stattfinden. In der realen Umsetzung wird dies alles aber erst durch den Umstand ermöglicht, dass NGEN die strengen Präqualifikationskriterien des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid APG in allen Belangen erfüllt“, so Dolinar.

LOKAL ERZEUGEN UND NUTZEN
Das neue steirische Batteriespeicherkraftwerk ist in den Energieschauplatz Fürstenfeld eingebettet, der auch ein Holzvergaserwerk und PV-Anlagen umfasst. Die Mission: Erneuerbare Energie lokal erzeugen und nutzen, aber auch überregional Ausgleich schaffen. Die Anlage ist in das lokale Stromnetz eingebunden und unterstützt Energieversorger und Netzbetreiber. Nach der Batteriespeicheranlage im Kärntner Arnoldstein, das derzeit schon weiter ausgebaut wird, ist es mittlerweile das siebente NGEN-Projekt dieser Größenordnung in Österreich und Teil der Strategie, derlei Lösungen konsequent voranzutreiben.

Dafür setzt das Unternehmen mit Hauptsitz in Slowenien für seine Systemlösungen seit 2018 unter anderem Tesla-Technolgie ein und ist inzwischen in elf Ländern der EU tätig. Grundsätzlich werden nicht nur Batteriespeichersysteme, sondern Energielösungen für alle Segmente von Haushalten bis hin zu industriellen Großverbrauchern und Stromerzeugern entwickelt. Gleichzeitig schafft NGEN durch eine umfassende Vernetzung für Kunden Zugang zu den europäischen Strommärkten und damit die Möglichkeit dafür, eine aktive Rolle im Stromsystem zu spielen: „Überschüssige Energie wird über die NGEN-Plattform derart smart eingesetzt, dass Energiekosten minimiert und gleichzeitig die Dekarbonisierung der Energieversorgung unterstützt werden“, so Dolinar. Die Vision des Unternehmens liegt in einem vollständig digitalisierten und dezentralisierten europäischen Stromsystem.

Die Speicherkapazität der Batteriespeicheranlage Fürstenfeld beträgt 24 Megawattstunden,
zum Einsatz kommen Speichereinheiten neuester Technologie von Tesla.

WIRTSCHAFTLICHKEIT FÖRDERN
Für den steirischen Projektpartner ist Dolinar voll des Lobes: „Fürstenfeld hat ein nachhaltiges Bewusstsein dafür, seinen Beitrag zur Energiewende zu leisten“, sagt er, „man ist hier bestrebt, infrastrukturtechnisch den neuesten Stand zu erreichen, um den Bürgern und der Industrie nicht nur Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sondern diese auch mit erneuerbaren Energien zu schaffen. Unser Batteriespeicher fungiert gewissermaßen als Missing Link“, so Dolinar.

Dabei bietet NGEN ein All-in-One Full-Service-Modell an, das von der Planung über den Bau bis hin zur vollständigen Vermarktung sämtliche Kundenbedürfnisse abdeckt. Durch die smarte Anbindung an die Energiemärkte sollen neue Einkommensströme erschlossen werden, um Energieressourcen strategisch für mehr Wirtschaftlichkeit nutzen zu können. „Durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung wollen wir neue Standards in der Energiewirtschaft setzen“, unterstreicht Dolinar, „Fürstenfeld ist nur der Anfang. Unsere Vision ist es, mit intelligenten Batteriespeichern im gesamten EU-Raum und darüber hinaus einen Beitrag zur Energiewende zu leisten“.

Weitere Projekte, die sich bereits in Umsetzung befinden, gibt es nicht nur in der Steiermark und anderen österreichischen Bundesländern, sondern auch in noch größeren Dimensionen in Deutschland. So setzt NGEN gerade mit dem deutschen Energiekonzern Uniper beispielsweise den Bau eines Batteriespeichersystems am Kraftwerksstandort Heyden in Petershagen mit einer Kapazität von 50 MW beziehungsweise 100 MWh um. Dolinar lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass der Anteil an Batteriespeichern gerade in Österreich gesamt gesehen noch verschwindend gering ist. In Slowenien, dem Heimatland der Unternehmensgruppe, verfügt man gesamt bereits über rund 500 Megawattstunden an installierter Kapazität und baut laufend aus, „da sind wir wirklich schon so weit, dass wir sagen können, wir unterstützen das Netz vollumfänglich auf nationaler Ebene“.

Das größte Batteriespeicherkraftwerk Österreichs steht in Fürstenfeld: Stadtwerke-Direktor Franz Friedl, Bürgermeister Franz Jost, Roman Bernard (CEO NGEN Group), Mirjam Bernard (Performance Manager und Head of Marketing, NGEN Group), Matija Dolinar (GF NGEN GmbH DACH-Region, v.l.)

12 MW

24 MWh

50 MW

100 MWh

HÖHERE SICHERHEITSSTANDARDS
Roman Bernard, CEO der NGEN-Gruppe, hatte 2015 in Slowenien den Startschuss für Energielösungen einer neuen Generation gegeben, „damals gab es praktisch noch gar keine Batteriespeichersysteme am Netz“. Als Kooperationspartner konnte Tesla gewonnen werden, der E-Auto-Hersteller brachte Erfahrung zu leistungsstarken Batterien und ein gereiftes Produkt mit ein. Die jüngste Lithium-Ionen-Generation mit integrierten Kühl- und Kontrollsystemen zur Optimierung der Performance „hat die Lebensdauer eines Batteriespeichers deutlich verlängert und die Sicherheitsstandards maßgeblich erhöht“, so Dolinar, „hier hat man Riesenfortschritte gemacht. Tesla leistet seit Jahren selbst Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf diesem Gebiet, während andere Marken, auch aus Fernost, noch an Prototypen arbeiten.“ Batteriespeicher in kleinerer Dimension, die zudem auch im Sinne einer Blackout-Resistance für Notstrom sorgen können, sind die eine Sache.

Den größeren Rahmen bildet für NGEN der Aufbau individueller und ganzheitlicher smarter Anwendungen, die es Kunden ermöglichen, Daten hauseigener Geräte zu evaluieren, Überschussstrom im Sinne der Wirtschaftlichkeit zu verwerten und entsprechend am Markt teilnehmen zu können.

„In Österreich bauen wir hierzu eine Community auf“, konstatiert Dolinar, „es ist nicht der Batteriespeicher allein, es ist unser smartes System und unsere Bedarfsorientiertheit, die dafür sorgt, Vorteile für alle Teilnehmer im Energiemarkt zu generieren – vom Kraftwerk bis zum Heimanwender“. Es brauche Systeme im Großen und im Kleinen, unterstreicht er, „ein riesengroßes Netzwerk an dezentralen Anlagen, die aber alle miteinander kommunizieren, und netzdienlich, aber auch wirtschaftlich arbeiten. Wir entwickeln ein intelligentes Netz und verdichten diese Kommunikation.“ Österreich und Deutschland sind schon mit eingebunden, weitere EU Länder werden noch folgen.

Batteriespeicher in großer Dimension sind noch ein vergleichsweise junges Feld,
in der DACH-Region treibt man die Expansion derzeit konsequent voran

SCHNELLERER AUSBAU
Die benötigten Energiemengen werden künftig nicht kleiner, ganz im Gegenteil. „Wir brauchen mehr Energie als je zuvor und wollen dies auf erneuerbarer Ebene sicherstellen. Das können wir am besten mit Speicherung regulieren. Heute ist Versorgungssicherheit für uns etwas Selbstverständliches. Was aber, wenn sich dies mit dem steigenden Bedarf ändert? Diese Frage müssen wir uns mittlerweile einfach stellen. Da heißt es, unsere Infrastruktur für die nächsten Jahrzehnte fit zu machen. Unser Netz ist teilweise überlastet und von Schwankungen betroffen, weil gerade erneuerbare Energien wie Sonnen- und Windkraft volatil sind und stark von Wetterbedingungen beeinflusst werden. Die Energiespeicherung wird für die Zukunft des europäischen Energiesystems von entscheidender Bedeutung sein.“ Aktuell stammen in Österreich erst 0,36 Prozent der gesamten zur Regelreserve präqualifizierten Leistung aus Batteriespeicherkraftwerken. „Wenn wir fünf Prozent des Gesamtmixes erreichen, wäre das ein großartiger Erfolg. Dazu braucht es aber auch große Player, die sich dafür entscheiden.“

Batteriespeichersysteme für den Hausgebrauch werden derzeit hauptsächlich mit dem Eigenverbrauch von Solarenergie in Verbindung gebracht. „Batterien werden in naher Zukunft zu einem wichtigen Bestandteil eines jeden Haushalts werden, denn die bevorstehenden Veränderungen auf dem Energiemarkt und die beschleunigte Umstellung auf die Erzeugung erneuerbarer Energien lassen bereits jetzt große tageszeitabhängige Preisschwankungen erkennen“, betont man bei NGEN.

RECHTLICHE VORGABEN
Neue Wege zu gehen, ist die eine Sache, sie gangbarer zu machen, die andere. „Viele Kunden haben noch Angst, in solche Anlagen zu investieren. Sie können den Markt nicht einschätzen, da braucht es viel Aufklärung und vor allem auch viel Transparenz.“ Auf unterschiedlichen Ebenen werden dabei gerade in mehrerlei Hinsicht Weichen gestellt. Für Marktteilnehmer wurden laut Austrian Power Grid als Betreiber des österreichischen Übertragungsnetzes bereits flexiblere Möglichkeiten zur Teilnahme am Regelreservemarkt geschaffen – die Initiativen Mari und Picasso sind Implementierungsprojekte für die europäischen Plattformen für den Abruf manuell und automatisch aktivierter Regelreserve. Was es noch braucht? „Rechtssicherheit für die Errichtung und Inbetriebnahme von Batteriespeichern, das gehört klar reglementiert. Für Pumpspeicherkraftwerke gelten beispielsweise andere Regelungen, sie erfüllen aber denselben Zweck. In Deutschland gilt bereits Netzentgeltbefreiung für Batteriespeicher, in Österreich nicht.“ In Sachen Sicherheit betont man bei NGEN: „Wir arbeiten nach dem höchsten Cybersecurityanspruch, machen auch alles selbst inhouse.“

Die Zukunft der erneuerbaren Energien ist abhängig von
großen Speicherkapazitäten, betont man bei NGEN.

KI-TOOLS
Künstliche Intelligenz wird in der NGEN Group seit zwei Jahren besonders großgeschrieben, man hat ein eigenes KI-Department eingerichtet. Um beste wirtschaftliche Prognosen für die Energiesysteme zu erzielen, werden beispielsweise Wetter- und Vorhersageparameter verarbeitet. „Es wäre manuell gar nicht mehr möglich, dass ein Mensch Daten dieser Komplexität in Echtzeit interpretiert. Wir integrieren maschinelles Lernen – es geht dabei nicht um das grundsätzliche Erschaffen, sondern um einen Prozess des Optimierens, dafür haben wir viel Geld investiert. Unsere Mitarbeiter nutzen KI-Tools täglich und wir sind stolz darauf.“

Der Unternehmensname NGEN steht übrigens für „Next Generation“ und soll damit auch die notwendigen Veränderungen und die Überholung des Energiesystems symbolisieren – die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung unserer Energieversorgung werden nicht kleiner. Der europäische Green Deal, der Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt machen soll, gibt ambitionierte Ziele vor. Es gibt noch sehr viel zu tun.

In Kooperation mit NGEN GmbH
Fotos: NGEN Group

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