Spirit of Styria

Vom Sägeabfall zum WIRTSCHAFTSMOTOR

DAS STEIRISCHE PELLETS-WUNDER

Was in einem 25 mm kleinen Pressling steckt? Geballte Wirtschaſtskraſt, regionale Wertschöpfung, wirksamer Klimaschutz und natürlich wohlige Wärme. „SPIRIT of Styria“ machte sich auf Spurensuche: Warum Holz pellets ökonomische und ökologische Multitalente sind, welche Innovationen bei Pelletskesseln im Trend liegen und warum ein abruptes Förderaus ein Schlag für Wirtschaſt und Klima wäre.

Früher Abfall, heute die wohl mächtigsten Bröseln der Welt: Alles, was in der Sägeindustrie „runterbröselt“ – Hobelscharten und Sägestaub – schafft heute, stäbchenförmig verpresst, das Upgrade zum echten Energiebündel: Holzpellets, nur rund 25 Millimeter kleine Presslinge aus industriellem Sägeabfall, gelten zurecht als Hidden Champions der Energiewende – kein anderer heimischer Energieträger verbindet Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz trefflicher mit Wertschöpfung und Wirtschaftskraft. Weitere Assets inklusive.

HOLZPELLETS: WIEGE IN DER STEIERMARK
Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 2000 auch in der Steiermark – Hasslacher Holzindustrie in Preding (damals Holzindustrie Leitinger) war eines der Pionierunternehmen, das Nebenprodukte aus der Sägeproduktion zu hochwertigen Holzpellets verpresste. Der Startschuss für einen Höhenflug, der auch 25 Jahre später ungebrochen anhält. In den vergangenen zehn Jahren haben sich in Österreich sowohl der Pelletsverbrauch als auch deren Produktion verdoppelt. 2024 lag die produzierte Menge bei rund 1,8 Millionen Tonnen, der Verbrauch bei knapp 1,5 Millionen – Tendenz steigend. Auch die Anzahl an Pelletskesseln, die hierzulande in Betrieb sind, verdoppelte sich binnen einer Dekade – Ende 2023 spendeten bereits 192.000 Pelletsheizungen natürliche Wärme. Im Vorjahr kamen weitere 22.000 neue Kessel dazu. Ein Boom, der auch durch großzügige Bundesförderungen („Raus aus Öl“) buchstäblich befeuert wurde. „Weitere rund 25.000 Förderanträge sind derzeit noch offen und sichern auch in diesem Jahr einen weiteren Zuwachs“, erklärt Doris Stiksl, Geschäftsführerin des Branchenverbands proPellets Austria. Ihr Wunsch? „Welche Bundesregierung auch immer künftig am Zug sein wird, ich kann nur an die Verantwortlichen appellieren, weiterhin planbare Rahmenbedingungen für den geförderten Heizungstausch sicherzustellen. Ein totaler Wegfall von Förderungen hätte dramatische Auswirkungen – sowohl ökonomisch als auch, was Österreichs Klimaziele betrifft.“

„Ein Wegfall der Förderungen hätte dramatische Auswirkungen – sowohl ökonomisch als auch, was Österreichs Klimaziele betrifft.“

DORIS STIKSL
Geschäftsführerin
proPellets Austria

Die mächtigsten Presslinge der Welt: Wertschöpfung, die wohlig wärmt.

PELLETS ALS WERTSCHÖPFUNGS-BOOST
„Mehr als eine Milliarde Euro regionale Wertschöpfung, 65.000 gesicherte Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe und mehr als 120.000 Tonnen eingespartes CO₂“, rechnet Stiksl vor, „hat das ,Wirtschaftswunder Heizungstausch‘ im Jahr 2024 ausgelöst – ein Gut-teil davon im Bereich Pellets. In Österreich müssen noch 500.000 alte Ölheizungen getauscht werden – das Potenzial ist also riesig“, so Stiksl und verweist auf die positiven Effekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Forst über die Sägeindustrie, Pelletsproduktion und -handel bis zu den Kesselproduzenten und Gewerken, die die umweltfreundliche Alternativen zu Öl und Gas installieren. „Gerade Installateure profitieren enorm vom Kesseltausch. In Zeiten der Baukrise können wir damit tausende Arbeitsplätze sichern“, so Stiksl.

LEISTBARKEIT UND VERFÜGBARKEIT
„Pellets stehen aber nicht nur für Wirtschafts- und Standortsicherung, sondern auch für Energiesicherheit und Leistbarkeit“, führt Stiksl weiter aus. „Wir haben die Rohstoffe in Österreich verfügbar – und zwar weit mehr, als wir selbst verbrauchen. Viel wird exportiert. Die Versorgung ist zu 100 Prozent gesichert.“ 2,6 Mio. Tonnen beträgt die Jahreskapazität in der Pelletsproduktion in Österreich derzeit. „Gerade in Zeiten von Energieunsicherheit und ungewisser Gasverfügbarkeit ein weiteres unschlagbares Argument für den heimischen Rohstoff“, so die Branchenvertreterin. „Ein weiteres ist die Leistbarkeit. Die Pelletspreise sind – anders als bei Öl und Erdgas – seit zehn Monaten stabil und verlässlich günstiger als fossile Brennstoffe“, betont Stiksl. „Die Marktverzerrungen in Folge des Beginns des Ukraine-Kriegs waren mehr der Psychologie geschuldet als der Logik von Angebot und Nachfrage. Pellets sind und bleiben der günstigste Komfortbrennstoff.“

PELLETS ALS KLIMASCHÜTZER
Die Klima- und Umweltschutzeffekte von Pellets liegen auf der Hand. „Das CO₂, das bei der Verbrennung von Pellets entsteht, hat der Baum im Wald ja davor aus der Atmosphäre entnommen“, erklärt die Branchenexpertin die erstklassige Öko-Bilanz. „Das Heizen mit Pellets spart im Vergleich zu Heizöl bis zu 98% an CO₂-Emissionen ein. Daher hoffe ich, dass unsere künftige Bundesregierung lieber in Pellets investiert und damit unsere Wirtschaft ankurbelt, als Milliarden für Strafzahlungen nach Brüssel zu schicken“, so Stiksl. Zudem sorgen hocheffiziente Verbrenner heute dafür, dass kaum noch Schadstoffe wie Feinstaub freigesetzt werden. „In einer modernen Anlage kommt in einem ganzen Jahr nicht mehr als eine Espresso-Tasse Feinstaub zusammen.“ Und nein, räumt Stiksl auch mit einem alten Vorurteil auf. „Für die Pelletsproduktion wird kein einziger Baum in Österreich umgehackt – Pellets entstehen aus Abfällen, die in der Sägeindustrie beim Schneiden von Schnittholz für den Bausektor anfallen.“

HIGHTECH-ÖFEN MIT HYBRID-LÖSUNGEN
Längst sind moderne Pelletskessel nicht nur wahre Effizienzwunder, sondern bilden die Basis für ausgeklügelte Energie-Gesamtlösungen. Paradebeispiel ist das Unternehmen KWB Energiesysteme mit Sitz in St. Margarethen an der Raab. Der Pionier moderner Holzheizungen entwickelte sich sukzessive zu einem europaweit führenden Anbieter von Gesamtlösungen für Wärme und Strom aus erneuerbarer Energie. „Biomasseheizungen waren 1994 das Fundament unseres Erfolgs – und bleiben zentraler Bestandteil unserer Strategie. Pellets- und Holzheizungen liefern nachhaltige Wärme, aber Energieunabhängigkeit geht weiter“, erklärt KWB-Geschäftsführer Helmut Matschnig. „Mit Solar- und Photovoltaikanlagen, Speichersystemen, unserem Energiemanagementsystem Clee und der eigenen Wärmepumpe bieten wir heute maßgeschneiderte Gesamtlösungen für eine autarke Energieversorgung im Eigenheim an.“ Die Nachfrage nach ganzheitlichen, hybriden Energiesystemen steige deutlich. „Menschen wollen nicht nur nachhaltig heizen, sondern ihre komplette Wärme- und Stromversorgung effizient steuern. Besonders gefragt dabei ist unser

54

1,8 Mio.

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98 %

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500.000

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Gesamtlösungen für autarke Energieversorgung: KWB Energie -systeme
in St. Margarethen/Raab

KWB-Geschäftsführer Helmut Matschnig mit dem Energiemanagementsystem Clee

Energiemanagement Clee. Es vernetzt Heizsysteme, Photovoltaik, Stromspeicher und mehr – für eine intelligente, automatisierte Energieverteilung. Überschussstrom wird nicht verschwendet, sondern sinnvoll genutzt“, so Matschnig. „Zahlreiche Erfindungen und Patente sprechen für unseren Innovationsgeist: etwa die sauberste Verbrennung durch die cleanEfficiency 2.0-Technologie oder das KWB Teilbar-Tragbar-System. Davon schwärmt auch das Handwerk – denn unser KWB Teilbar-Tragbar-System ermöglicht schnelle Installationen und einfache Einbringung. Unser Serviceangebot ,Hand-in-Handwerk‘ liefert Installateuren genau das, was sie brauchen: Ressourcen und Knowhow. Wir machen es dem Fachhandwerk leicht, unsere Lösungen einzusetzen – ein klarer Vorteil in einem Markt, der vom Fachkräftemangel geprägt ist.“

Premium-Anbieter Steirer-Pellets in Köflach: Jahresproduktion von rund 58.000 Tonnen

NAHVERSORGER NACHHALTIGER ENERGIE
Wichtiger Teil der Pellets-Wertschöpfungskette sind auch Produktion und Handel von bzw. mit Pellets. Namhafter Produzent und Lieferant ist die Firma Steirer-Pellets mit Sitz in Köflach mit einer Jahresproduktion von rund 58.000 Tonnen. „Angesichts der wachsenden Nachfrage nach umweltfreundlichen Heizalternativen setzen wir auf eine lokale Lösung, die nicht nur die Umwelt schont, sondern auch die regionale Wirtschaft belebt“, erklärt Jakob Edler, Geschäftsführer von EHO Pellets. „Steirer-Pellets bestehen zu 100 % aus österreichischem Fichtenholz – hergestellt aus Sägenebenprodukten. Zertifiziert nach ENplus A1, bieten sie eine herausragende Leistung und einen effizienten Verbrennungsprozess, der für eine saubere und effektive Wärmeabgabe mit minimalem Aschegehalt sorgt.“ Weiteres Plus: die direkte Lieferung durch den Erzeuger. „Mit eigenen Pumpwägen gewährleisten wir eine zuverlässige Zustellung direkt nach Hause. Die Wärmeversorgung ist damit stets gesichert.“

Simone Schmiedtbauer, Landesrätin Lebensressort: „Pelletsheizungen sind ein Musterbeispiel für nachhaltige Wärmeerzeugung und stärken unsere Energieunabhängigkeit. Dank steirischem Know-how in der Pelletstechnik setzen wir auf eine klimafreundliche Lösung, die regionale Wertschöpfung schafft und Arbeitsplätze sichert. Deshalb forcieren wir den Ausbau von Pelletsheizungen in der Steiermark gezielt weiter und unterstützen den Umstieg mit einer Förderung des Landes. Im Vorjahr konnten wir fast 2.000 neue Pelletsheizungen in der Steiermark fördern. Eine echte Erfolgsgeschichte!“

Fotos: Land Steiermark/Drechsler, beigestellt

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