Spirit of Styria

ARCHITEKTUR als Universal-Design

Das Architekturbüro studio WG3 bietet seinen Kunden interdisziplinäre Gesamtlösungen – vom Entwurf über die Planung bis zur Inneneinrichtung. Neben Minimal Housing Wohnkonzepten wie dem Hypercubus, dem Umbau des Landhafens oder dem neuen Graz Museum Schlossberg wurden die Architekten nun mit dem Konzept des Pavillon für die Steiermark Schau 2025 beauftragt. Darin verbinden sich Geschichte mit Moderne, das Innen mit dem Außen und Nachhaltigkeit mit optimaler Materialnutzung.

Von außen nahezu unscheinbar duckt sich der Grazer Standort des Architekturbüros studio WG3 in die Griesgasse. Auffallend im Inneren sind die Entwürfe am Konferenztisch, Planungszeichnungen an den Wänden und Möbel, welche die Gründer Albert Erjavec, Matthias Gumhalter, Christian Reschreiter und Jan Ries fertigten. Die Besonderheit des kleinen, aber feinen Büros: Die Architekten sind neben ihrem Beruf gelernte Tischler und Designer und bieten ihren Kunden interdisziplinäre Gesamtlösungen – vom Entwurf über die Planung bis hin zur Inneneinrichtung. „Ganz im Sinne des Architekten als Universaldesigner“, sagt Matthias Gumhalter, der auf die Tradition der Wiener Werkstätte verweist, als Anfang des 20. Jahrhunderts Designer wie Josef Hoffmann, Koloman Moser oder Otto Wagner vom Besteck bis zum fertigen Haus so gut wie alles noch selbst entwarfen. „Als Studio setzen wir hier an und haben den Vorteil, als Architekten und Handwerker unsere Kunden nicht nur beim Entwurf, sondern auch bei der Planung und Ausführung langfristig begleiten zu können“, verrät Gumhalter.

Das Architekturbüro studio WG3 entwirft neben öffentlichen Gebäuden, Hotel- und Gastronomiebauten sowie Wohn- und Umbauten ebenso Inneneinrichtung bis hin zu individuellen Möbellösungen.
Albert Erjavec (l.) und Matthias Gumhalter (r.) erklären im Interview, dass ihre Tischlerausbildung ihnen dabei hilft, interdisziplinäre Designs zu kreieren.

EINGESCHRIEBEN INS GRAZER STADTBILD
Der Name des Studios geht auf die Studierenden-WG zurück, in der drei der Gründer zusammenwohnten. Projekte des studio WG3 reichen von Gebäuden der Öffentlichkeit über die Bereiche Hotel und Gastronomie bis hin zu Wohn- und Umbauten. Schon früh kristallisierte sich zudem der Bereich Design heraus: Bereits während des gemeinsamen Studiums entstanden Entwürfe im Bereich des Minimal Housings wie das Wohnkonzept des Hypercubus, welches 2011 mit dem Staatspreis für Design in der Kategorie Design Concepts ausgezeichnet wurde. Aufsehen erregten die Architekten ebenso mit dem Projekt „Lendhafen“ in Graz, das als Veranstaltungsort bespielt wird und den Bigsee Interior Design Award 2021 erhielt. „Wie jedes andere Architekturbüro auch, reichen wir außerdem regelmäßig bei Wettbewerben ein“, erklärt Architekt Albert Erjavec. Spätestens mit dem Zuschlag, das neue Graz Museum Schlossberg zu entwerfen, schrieben sich die Architekten architektonisch ins Grazer Stadtbild ein und wurden sowohl in der Architekturwelt als auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Für das gelungene Projekt, das Historie mit modernen Elementen verbindet und Raumgrenzen auflöst, wurde das studio WG3 mit dem Architekturpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet.

Der Lendhafen wurde als Veranstaltungs-zentrum neu geplant. Die flexible Fläche mit verschiebbaren Elementen beherbergt mehr als 250 Veranstaltungen im Jahr.

Das Graz Schlossberg Museum schafft einen nahtlosen Übergang zwischen Innen- und Außenraum und verbindet Historie mit moderner Architektur.

Fünf namhafte Grazer Architekturbüros reichten zur Ausschreibung für den Konzeptentwurf des Pavillons zur Steiermark Schau 2025 ein. Das studio WG3 bekam den Zuschlag.

Der Pavillon der Steiermark Schau 2025 umfasst drei Gebäude mit unterschiedlichem Nutzungscharakter.

DER NEUE PAVILLON DER STEIERMARKSCHAU 2025
Dieses Verständnis für Geschichte und die Bedeutung von Orten der kulturellen Teilhabe floss ebenfalls in das aktuelle Konzept des Pavillons der Steiermark Schau 2025 ein. Fünf angesehene Architekturbüros aus der Steiermark wurden vom Universalmuseum Joanneum zu einem anonymen Realisierungswettbewerb für die Entwicklung des Pavillons der kommenden Steiermark Schau geladen. Eine Jury unter dem Vorsitz von Architektin Birgit Schiretz sprach sich einstimmig für das Konzept des studio WG3 aus. „In der Steiermark hat das Team von ,stu dio WG3‘ bereits vielfach herausragende architektonische Leistungen vollbracht. Schon jetzt steigt die Vorfreude, wenn der Pavillon beim Prolog in Wien in seiner geballten Kraft ein starkes Zeichen aus der Steiermark setzt“, lobt Landeshauptmann Christopher Drexler das geplante Projekt. Der Pavillon der biennal ausgetragenen Steiermark Schau hat die zentrale Aufgabe, die Themen der Schau künstlerisch und wissenschaftlich aufzuarbeiten und über den Hauptstandort hinaus zu kommunizieren. „Wir wurden damit beauftragt, einen Pavillon aus drei Elementen zu gestalten, die bei einer Preview in Wien gemeinsam aufgestellt und später zeitlich versetzt an verschiedenen Orten gezeigt werden“, sagt Erjavec. Ein Element wird in unmittelbarer Nähe von Schloss Eggenberg, dem Hauptstandort der Schau, aufgestellt, ein weiteres wird die Steiermark bereisen und das dritte wird international präsentiert werden.

ZAHLEN, KREISE, BERGE UND ELEMENTE
Eine weitere Vorgabe war, die Geschichte, Architektur und Schönheit des Schlosses Eggenberg am Beispiel des Pavillon architektonisch auf innovative Weise zu interpretieren. „Um einerseits die Essenz und Gestaltungsmerkmale des Schlosses wiederzugeben und andererseits ebenso den Grazer Stadtkern mit dem Schloss Eggenberg gegenüberzustellen, haben wir im Grundrisskonzept des Pavillons mit seinen architektonischen Elementen eine Kreisform gewählt. Das Zahlenspiel, das man im Schloss Eggenberg im gesamten Gebäude finden kann, spiegelt sich im Entwurf wider“, erklärt Erjavec. Angelehnt an die zwölf Wandgemälde des Planetensaals, welche die 12 Monate im Jahr sowie die 12 Stunden des Tages repräsentieren, spiegelt die kreisförmige Anordnung des Pavillons die Struktur des Laufes der Welt wider und symbolisiert den kontinuierlichen Zyklus des Lebens. Die vier Elemente der Planetensaalecken werden in Form von vier Ecken in den einzelnen Pavillons dargestellt, und die sieben Deckengemälde des Planetensaals repräsentieren sieben Bereiche, die in Verbindung mit den einzelnen Pavillons stehen und unterschiedlich bespielt werden können. „Die Pavillons sind entlang drei thematischer Schwerpunkte ausgerichtet: Der erste Pavillon am Standort Schloss Eggenberg widmet sich, als Bühnenort kultureller Relevanz, der Musik. Die Vorhänge bilden eine Fassade, und geben, in unterschiedlich wählbaren Höhen, manchmal nur schmale Einblicke oder die große Bühne frei“, beschreibt Gumhalter. Im zweiten Pavillon „Region Steiermark“ steht die Welt Kopf: „Das Spannungsfeld wird zwischen einer frei zugänglichen ebenen Fläche und einem von der Decke hängenden stilisierten Gebirge erzeugt, dessen Inneres die Ausstellung beherbergt und betretbar ist“, erläutert Erjavec. Und im dritten, sehr offen gestalteten Pavillon „Alpen Adria Raum“ werden die Elemente Erde, Wasser und Feuer in den Ecken vom Element Luft durchspült.

MATERIALIEN IN IHRER URFORM
Besonders viel Wert wurde auf die Verwendung hochwertiger, ökologischer Materialien wie Holz und Stoff gewählt. Die Stoffe schaffen ein angenehmes Raumklima und zeigen durch verschiedene Oberflächenspannungszustände die Varianz der Pavillons; sie verändern die Lichtstimmungen sowohl durch die jeweilige Oberflächenstruktur als auch das Erscheinungsbild bei Tag und bei Nacht. Durch Vorhänge und Rollos sind die Pavillons abschließ- und verdunkelbar. Gumhalter geht näher auf die Materialität des Projektes ein: „In all unseren Projekten steht nicht nur die Baukultur mit ihren jeweiligen Traditionen im Vordergrund, sondern auch die richtige Anwendung des Materials hinsichtlich ihres Nutzungscharakters. Dass wir auch beim Pavillon der Steiermark Schau 2025 Materialien in ihrer Urform einsetzen, ist eine Bestätigung dafür, dass heimisches Bauen vor allem eines ist – nachhaltig in die Zukunft blickend“.

DI Albert Erjavec
Geboren 1982 in Villach
2000-2002 Kolleg für Möbeldesign St. Pölten
2003-2012 Architekturstudium TU Graz
2006-2011 Studienassistent am Institut für Architekturtechnologie TU Graz
2011 Gründung studio WG3
2014 Befähigungsprüfung Baumeister
2018 Ziviltechnikerprüfung

Arch DI Matthias Gumhalter
Geboren 1980 in Wien
1995-2000 Fachschule für Tischlerei – HTL Mödling
2000-2002 Kolleg für Möbeldesign St. Pölten
2003 Architekturstudium TU Graz
2007 Studienassistent Modellbauwerkstatt TU Graz
2011 Gründung studio WG3
2015 Ziviltechnikerprüfung
2011–2016 Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Raumgestaltung TU Graz

FOTOS: OLIVER WOLF, BEIGESTELLT

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