Spirit of Styria

PLANEN MIT VERSTAND für bauen mit Bestand

Die Baubranche ist im Wandel. Aufgrund steigender Baukosten, bauplatzbeschränkender Flächenwidmungspläne und sich verändernder Lebensraumkonzepte stellen sich immer mehr Häuslbauer die Frage: Wie baue ich heutzutage nach meinen Bedürfnissen? Die Antwort: Durch vorausschauende Planung mit Verstand. Das Architekturbüro PLATEAU aus Knittelfeld bietet Kunden flexible und nachhaltige Lösungen und verrät, dass es nicht immer der Neubau sein muss.

PLAnung, TEchnik, AUsführung. Daraus setzt sich der Name des Architekturbüros PLATEAU zusammen. Dabei umfasst das Portfolio der architektonischen Masterminds rund um Michael Moitzi, Stefanie Waßer und Bauingenieur Martin Knapp weit mehr: „Wir bezeichnen uns als Büro für Architektur, Statik und Innenraumgestaltung, das für Klarheit und Einfachheit steht“, erklärt Michael Moitzi. Stefanie Waßer fügt hinzu: „Im Fokus steht für uns vor allem die Erstellung von Konzepten, Entwürfen und Planungen für Neu-, Um- und Zubauten.“ Ein Bereich, in dem die architektonische Zukunft sich aktuell neu abzeichnet. „Vor allem in ländlichen Gebieten, wie bei uns in Knittelfeld, ist seit der Coronapandemie und durch die New Work Regelung wieder ein Zuzug zu beobachten. Plötzlich sind existierende Einfamilienhäuser, die nicht mehr in der Intensität genutzt werden wie vor zwanzig Jahren, wieder interessant. Der Nutzen von gebautem Raum steigt – auch da es am Land günstiger ist, sich etwas aufzubauen“, so Moitzi.

Der Nutzen von
gebautem Raum wie
existierenden
Familienhäusern
steigt, auch da es am
Land günstiger ist, sich
etwas aufzubauen.“

MICHAEL MOITZI UND
STEFANIE WASSER
GRÜNDER VON BÜRO PLATEAU

Gleicherweise steigen die Anforderungen, die Gebäude heutzutage erfüllen müssen. „Die Wohnsituation entwickelt sich dahingehend, dass das Mehrgenerationenhaus eine Renaissance erlebt, da oft ungenutzter Raum zur Verfügung steht. Neuer Lebensraum – und separate Eingänge oder Zonen aufgrund der unterschiedlichen Lebensrhythmen – sind mit kleinen Zubauten oder Dachbodenausbauten leicht zu bewerkstelligen, sofern sie gut durchdacht sind“, verraten die Architekten.

FRAGEN STELLEN UND ZUHÖREN
Da steigende Materialpreise, hohe Baukosten und neue Flächenwidmungpläne, welche weniger Neubauten erlauben, finanziell den Bau eines Eigenheims für viele erschweren, helfen die Architekten ihren Kunden dabei, sich sozusagen nach der Fläche zu strecken. „Wir suchen mit unseren Kunden nach optimalen, langfristigen Lösungen. Zielorientierte Entwürfe und ein ganzheitlicher Ansatz stehen für uns im Vordergrund“, so Waßer.

Wichtig dabei: Kunden viele Fragen zu stellen. „Jede Aufgabe ist anders. Darum versuchen wir in den Anfangsgesprächen viel herauszuhören, um auf die Bedürfnisse der späteren Benutzer einzugehen“, so Moitzi. „Wir stehen in enger Abstimmung mit Bauherren, Behörden und Firmen aus der Region, um Wege kurz zu halten, und zu schauen, was geht und was nicht“, ergänzt Waßer.

Michael Moitzi
Geboren 1979 in Judenburg
Studium der Architektur an der Technischen Universität Graz und der Universidad Autónoma de Yucatan in Merida, Mexico
Berufliche Stationen u.a. bei epps Architekten und Malek Herbst Architekten in Graz 
Seit 2017 Büro PLATEAU Knittelfeld/Graz
Stefanie Waßer
Geboren 1978 in Köln
Studium der Architektur an der RWTH Aachen und der Technischen Universität Wien 
Ausbildung zur Tischlerin 
Berufliche Stationen u.a. bei Coop Himmelblau Wien, gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner Aachen, Geiswinkler & Geiswinkler Architekten Wien, Domenig & Wallner Architekten Graz
Seit 2018 Büro PLATEAU

FINGERSPITZENGEFÜHL NICHT NUR BEIM PLANEN
Spätestens hier zeigt sich, dass zum Job eines Architekten nicht nur professionelles Handeln, sondern soziales Fingerspitzengefühl dazugehört. „Wir weisen schon früh im Planungsprozess darauf hin, nicht nur die aktuelle Situation mitzudenken, sondern genauso zukünftige Szenarien: Wie kann man ein Erdgeschoß barrierefrei nutzen, wenn man älter ist? Kann ich Kinderzimmer anders verwenden, sind die Kinder einmal ausgezogen? Das sind wichtige, aber nicht immer ‚einfache‘ Themen“, erklärt Moitzi. Ein weiterer Punkt, der bei der Planung im Vorfeld besprochen gehört, ist der Platzbedarf des Kunden. „Aktuelle Trends gehen dahin, auf einen Keller zu verzichten“, so Moitzi. Das sei günstiger, und für dennoch ausreichend Platz können ein effektiver Grundriss und eine intelligente Innenraumplanung sorgen. „Wir planen und entwerfen für unsere Kunden ebenso Innenraumkonzepte. Das schließt auch die Möbel mit ein“, erklärt Waßer, die als gelernte Tischlerin im Bereich der Innenarchitektur hier ihre Stärken ausspielt.

Für das Projekt „Haus B16“ in Knittelfeld erhielt das Büro PLATEAU den Holzbaupreis
Steiermark 2023 in der Kategorie „Private Wohnbauten“ verliehen.

HAUS B16
Wie eine gelungene architektonische Verschränkung aus Außen- und Innenraum aussehen kann, zeigt das Beispiel „Haus B16“. Für dieses Projekt in Knittelfeld bekam das Büro PLATEAU den Holzbaupreis Steiermark 2023 in der Kategorie „Private Wohnbauten“ verliehen. „Auf einem innerstädtischen Grundstück haben wir ein Einfamilienhaus in kompakter Bauweise Richtung Straße positioniert, damit es sich in der gewachsenen Struktur einfügen und der alte Obstgarten erhalten bleiben kann“, erklärt Waßer. Zufahrten und Abstellflächen wurden möglichst wenig versiegelt und Nachhaltigkeit groß-geschrieben. „Das Haus ist aus nachwachsenden Rohstoffen in Massivholzbauweise gebaut. Für die Dämmung wählten wir Zellulosefasern, die durch Recycling von Altpapier gewonnen werden“, sagt Moitzi. Um die Betriebskosten gering zu halten und die ökologischen Anforderungen zu erfüllen, wählten die Architekten Indach-Photovoltaik und Erdwärmepumpe als autarkes Heizsystem und vor allem Holz als Baumaterial. Moitzi: „Obwohl es ein moderner Bau ist, verleiht die altsteirische Lärchenholzfassade dem Gebäude etwas Traditionelles, wodurch es sich gut in die Umgebung einfügt.“

Holzelemente sind auch fixer Bestandteil des Innenraumkonzeptes. „Wir dachten uns: Wie können wir das Außen mit dem Innen verbinden? Betritt man das Gebäude, gibt eine direkte Sichtachse den Blick in den Garten frei. Als Erweiterung des Grünraumes führt eine grüne Wand, als Leitsystem, von der Garderobe durch den Wohnbereich, trennt diesen von den dahinterliegenden Räumen wie Büro, Technik und WC und stellt die Verbindung des Erdgeschoßes mit dem Obergeschoß her, indem sie sich dort in einem Geländer auflöst“, erklärt Waßer die durchdachte Raumplanung und führt aus: „Indem wir alle vertikalen Elemente in Grün gestaltet haben, bringen wir Ruhe in den Raum. Ergänzt haben wir das Farbkonzept mit rosafarbenen Volumina und in Petrol gehaltenen Sitzgelegenheiten. Die Möbel wurden bestmöglich in die Wand und Stiegenaufgänge integriert und bieten viel Stauraum, was Luftigkeit und ein Raumerlebnis mit sich bringt.“

Gebäudeplanung bis hin zu Innenraumgestaltung aus einer Hand:
Michael Moitzi und Stefanie Waßer

MEHR IDEEN UND WENIGER NORMEN
Die Architekten von PLATEAU freuen sich über den Preis, aber auch über das Lob von Passanten, die am Gebäude vorbeispazieren. „Da hört man hin und wieder: Das schaut irgendwie anders, aber gut aus!“, schmunzelt Stefanie Waßer, die es begrüßen würde, „wenn das Thema Baukultur einen höheren Stellenwert im ländlichen Raum einnimmt und es mehr innovative Ansätze geben würde.“ Michael Moitzi pflichtet ihr bei: „Sieht man neue, architektonisch umgesetzte Ideen mit dem momentan vorherrschenden Bild brechen, beeinflusst und animiert das auch Bauherren.“ Der Grund, warum moderne Bauten und Umbauten eher selten sind, läge aus Sicht der Architekten an mehreren Faktoren: „Man müsste neben dem baukulturellen Verständnis den Fokus auf den Umgang mit dem Bestand – dem schon gebauten Raum mit ungenutztem Potenzial – richten. Zwar gibt es aktuelle Förderangebote, doch bräuchte es neue Finanzierungskonzepte und eine Erleichterung der Normen für Umbauten“, gibt Moitzi Einblick. Derzeitige Normen zielen stark auf Neubauten ab. Das wirke sich bei Sanierungen und Umbauten oftmals erschwerend und kostensteigernd aus. „Hier bräuchte es ein Umdenken, damit Umbauten attraktiver werden, etwa Leerstandsgebäude leichter einer neuen Nutzung zuzuführen und die Ortskerne wieder zu beleben“, sagt Moitzi, der für die Region großes Zukunftspotenzial sieht – und einen Wandel unvermeidbar. „Unsere aktuellen Planungsaufgaben spiegeln den beginnenden Umbruch wider. Wir wandeln gerade ein Einfamilienhaus in ein Zweifamilienhaus um, bearbeiten eine umfassende Sanierung eines bestehenden Wohnbaus, gestalten eine leerstehenden Bürofläche um und führen einen Umbau eines innerstädtischen Geschäftslokals durch“, gibt Waßer Überblick und hofft, dass die Zukunft weiterhin viel Gestaltungsraum zulässt.

FOTOS: OLIVER WOLF, BETTINA WOLFINGER

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