Was einen antreibt, der Mitte 20 scheinbar aus dem Stand eine Unternehmensgruppe aus dem Hut zaubert – zu Besuch bei Moritz Minarik im Headquarter der Moons GmbH in der Grazer Weinholdstraße.
Potenziale und Synergien nutzen, Internationalisierung vorantreiben, wachsen: die Agenda
des Steirers Moritz Minarik, der mit 28 bereits drei Unternehmen in seinem Portfolio hat.
Monde, die um einen Himmelskörper kreisen: Dieses Bild, erzählt Moritz Minarik, habe er vor Augen gehabt, als er vor knapp drei Jahren sein erstes Unternehmen gründete – die Moons GmbH. Schon damals mit der Vision, dass der Pioniermond bald Gesellschaft bekommen würde. Mittlerweile sind es drei Trabanten, die um einen unternehmerischen Planeten kreisen. Gesteuert von einem mittlerweile 28 Jahre jungen Unternehmer, der sich, so der Eindruck, anschickt, die unendlichen Weiten des Wirtschaftsweltraums zu erobern. Computerlogbuch des Entrepreneurs, im dritten Jahr der Mondzeit, 2022, Managing Director Moritz Minark.
Zurück auf den Erdboden: „Ich wollte mich immer schon selbstständig machen“, schildert Minarik die Motive für seinen Wunsch, Unternehmer zu werden. Der Vorstellung, jahre- und jahrzehntelang als Angestellter in fremden Unternehmen abzudienen, habe er nie etwas abgewinnen können. „Ich wollte aus eigenem Antrieb etwas erreichen und bewirken.“ Prägend für dieses unternehmerische Selbstverständnis, blickt Minarik zurück, sei nicht zuletzt das Vorbild seiner Eltern, das er von Kindesbeinen an vor Augen gehabt habe. „Natürlich gab es auch Situationen, in denen meinen Eltern der Stress anzumerken war. Trotzdem habe ich aus meiner Kindheit und Jugend ein durch und durch positives Bild vom Unternehmertum mitgenommen, sodass für mich nie etwas anderes infrage kam, als diesen Weg selbst einzuschlagen.“
DIE MOONS GRUPPE des 28-jährigen Gleisdorfers Moritz Minarik umfasst mittlerweile drei Trabanten. Die 2019 gegründete Moons GmbH mit Sitz in der Grazer Weinholdstraße nächst Stadion und Murpark widmet sich dem (Groß-)Handel mit neuen und gebrauchten Ultraschallgeräten und Ultraschallsonden. Die ebenfalls in der Weinholdstraße ansässige NIZE GmbH beschäftigt sich seit 2019 mit Entwicklung und Vertrieb von Naturkosmetik sowie weiterer (teils energetisch-komplementärer) Gesundheitsprodukte und -technologien. Die 2022 übernommene, 1998 vom gebürtigen Iraker Issam Al-Abassy gegründete „AccuPower Forschungs-, Entwicklungs-, und Vertriebsgesellschaft mbH“ mit Sitz in der Grazer Pirchäckerstraße entwickelt und vertreibt teils hochspezialisierte Akkupack- und Ladetechnologielösungen für Anwendungen in Gewerbe und Industrie. Zu den Kunden zählen namhafte deutsche Autobauer und -zulieferer, Spezialausstatter wie etwa der Feuerwehrausrüster Rosenbauer, die AVL etc. Zudem wird unter der Firmenbezeichnung „AccuShop.at Handelsund Vertriebs GmbH“ ein einschlägiger Endkunden-Onlineshop betrieben. Insgesamt beschäftigt die Moons-Gruppe zurzeit 25 Mitarbeiter-Innen, Tendenz deutlich steigend. Als Mitgesellschafter fungiert in allen Unternehmen direkt oder indirekt die ENM Holding GmbH von Norbert und Elsbeth Minarik, die 1995 die Mides GmbH gegründet, zu einem international tätigen Spezialisten für Handel mit und Reparatur von Ultraschallgeräten und -sonden entwickelt und 2015 an die deutsche Allistro GmbH verkauft haben.
ERFOLG MIT ULTRASCHALL
Gemeinsam mit seiner Frau Elsbeth hatte Norbert Minarik 1995 die (bis 2018 ebenfalls in der Weinholdstraße, nunmehr im Innovationspark Graz-Puchstraße beheimatete) Mides GmbH ursprünglich als Handelshaus für gebrauchte Ultraschallgeräte zur medizinischen Diagnose gegründet und über die Jahre zu einem weltweit agierenden Hightechdienstleister für die Reparatur von diagnostischen Ultraschallsonden ausgebaut. Bevor sich die Frage einer familieninternen Nachfolge überhaupt stellen konnte („Ich war damals einfach noch zu jung“) veräußerten Norbert und Elsbeth Minarik Mides 2015 an das in Frankfurt am Main beheimatete Mittelstandsbeteiligungsunternehmen Allistro GmbH. Eigentlich hätten seine Eltern gar keinen Ausstieg geplant, erinnert sich Minarik. Doch die Deutschen seien an sie herangetreten und dann hätte sich eines aus dem anderen ergeben, bis schließlich die Entscheidung gefallen sei. „Eine Superentscheidung“, wie der Junior betont. Auch er sei in diesen Entscheidungsprozess auf Augenhöhe eingebunden gewesen.
Im Grunde bleibt es immer das Gleiche: Es müssen die richtigen Leute an den richtigen Positionen arbeiten.
Seinen Wunsch nach unternehmerischer Selbstständigkeit habe diese Zäsur nicht gemindert. Vorerst jedoch stieg Minarik jun., der die HTL für Automatisierungs- und Regelungstechnik in Weiz absolviert hatte, bei der Mides ein. Just in dem Moment, als seine Eltern das Unternehmen veräußert hatten. Im internationalen Vertrieb sammelt er wertvolle Erfahrungen und rüstet sich so für Zukünftiges. 2019 dann der Entschluss zum Absprung. Mit der Moons GmbH gründet er sein eigenes Unternehmen. Einen Kollegen nimmt er als rechte Hand mit. Seine Eltern, betont er, hätten nicht im Entferntesten daran gedacht ihre auf Immobilienengagements gegründete Freiheit zugunsten einer neuerlichen operativen Tätigkeit aufzugeben, bringen sich jedoch als Mitgesellschafter und – so gewünscht – in beratender Funktion ein.
AUF EIGENE FAUST
Mit Moons knüpft Minarik an die jahrzehntelange Familienexpertise und seine eigene Tätigkeit im vormaligen Unternehmen seiner Eltern an: Geschäftsgegenstand ist der Handel mit neuen und gebrauchten Ultraschallgeräten, darunter etwa auch Demogeräten. Beliefert würden, so Minarik, aber nicht vorrangig Endkunden, sondern Fachpartner, die das Hightech-Equipment ihrerseits wieder an Endkunden weitergeben würden. Also eine Art Großhandelsfunktion. „Durch unsere Branchenkenntnis, unsere Herstellerkontakte, das internationale Netzwerk sowie intelligente Beschaffung und Lagerhaltung können wir unseren Kunden rascher und oft auch zu günstigeren Preisen genau jene Geräte liefern, die sie benötigen.“ Teilweise würden auch Reparaturen angeboten. Seinem ehemaligen Arbeitgeber komme er kaum in die Quere. „Wir bearbeiten weitgehend komplementäre Geschäftsfelder.“
Verdichten will Minarik die Wertschöpfung im medizintechnischen Kerngeschäft der Moons GmbH etwa durch eine von einem chinesischen Technologiepartner entwickelte und auf den europäischen Markt ausgelegte appgestützte Wireless-Handheld-Ultraschallsonde. Deren Alleinstellungsmerkmal sei, so Minarik, ihre diagnostische Multifunktionalität. Mit ihr könnten drei sonst nur mit verschiedenen Sonden bearbeitbare Diagnosebereiche mittels eines einzigen mobilen Geräts abgedeckt werden. Potenzielle Adressaten für das um einen mittleren vierstelligen Eurobetrag zu erwerbende Tool seien zum Beispiel die Notfallmedizin, medizinische Praxen, Dialysestationen, aber auch Anwender in der Sportmedizin, in der Physiotherapie oder im Trainingswesen. Vertrieben werden soll die Handheld-Probe (engl. Probe = Sonde) vor allem über ein Fachpartnernetzwerk.
POWERPACK FÜR DIE EXPANSION
Erst im Juli 2022 hatte Moritz Minarik – wir erlauben uns einen in den unendlichen Weiten des Weltraums durchaus üblichen Zeitsprung – mit der Übernahme der in der Grazer Pirchäckerstraße ansässigen „AccuPower Forschungs-, Entwicklungs-, und Vertriebsgesellschaft mbH“ sowie der mit dieser verknüpften „AccuShop.at Handels- und Vertriebs GmbH“ den bereits dritten Trabanten in die unternehmerische Umlaufbahn geschossen. Scouts seien auf der Suche nach lohnenden Übernahmezielen auf dieses 1998 vom gebürtigen Iraker Issam Al-Abassy, einem versierten und findigen Techniker, gegründete Unternehmen gestoßen. „Auch er wollte“, schildert Minarik, „wie damals meine Eltern ursprünglich nicht verkaufen“, habe sich dann aber nach intensiven Verhandlungen für eine Veräußerung entschieden. Geschätzt wird das Unternehmen einerseits für seine intelligente, schonende Ladetechnologie, andererseits für sein hochspezialisiertes Knowhow für individuelle Hightech-Akkupack-Lösungen für die unterschiedlichsten Erfordernisse der Industrie von der Entwicklung über den Prototypenbau bis zur Lieferung von Serien. Zu den Kunden zählen namhafte deutsche Autobauer und -zulieferer, Spezialausstatter wie etwa der Feuerwehrausrüster Rosenbauer, die AVL sowie zahlreiche weitere Abnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen von Gewerbe und Industrie.
Hier will Minarik anknüpfen. „Akkus und Ladetechnologie sind ein absolutes Zukunftsthma, ich sehe auch viele Anknüpfungspunkte zu unserer medizintechnischen Kernkompetenz.“ Die Nachfrage sei quer durch alle Branchen stark. „Unsere Auftragsbücher sind voll. Derzeit stehen wir eher vor der Herausforderung, wie wir angesichts der Lieferkettenproblematik dieser Nachfrage überhaupt gerecht werden können.“ Auf Sicht könne er sich gut vorstellen, die gesamte Akkuproduktion in die Steiermark zu holen, um von der Lohnherstellung in Asien unabhängig zu werden.
VOLLER MOND VORAUS
Bis Ende 2023 soll der AccuPower-Gründer Al-Abassy noch an Bord bleiben. Doch auf Erfahrung und Expertise des handverlesenen Teams, derzeit 15 Beschäftigte, gestützt, schickt sich Minarik bereits an, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen. Seine Ausbildung komme ihm dabei zugute. Doch in Wahrheit, das zeige auch das Beispiel seiner Eltern, die als Nichttechniker aus kleinen Anfängen Schritt für Schritt ein erfolgreiches, international agierendes Hightechunternehmen geformt hätten, gehe es mindestens so sehr um das unternehmerische Rüstzeug wie um die technische Expertise. „Im Grunde bleibt es immer das Gleiche: Es müssen die richtigen Leute an den richtigen Positionen arbeiten“, bringt es Minarik auf den Punkt. „Synergien und Skalierungspotenziale nutzen, Marken positionieren, schlagkräftige, motivierte Teams formen, Produkte weiterentwickeln, mit Innovationen Akzente setzen.“
Eine zentrale Rolle bei der Realisierung der unternehmerischen Vision Moritz Minariks soll dem zweiten Mond, der 2019 gemeinsam (je 50 Prozent) mit einer zweiten familiengeführten Gesellschaft rund um die Marketing- und Vertriebsspezialistin Bettina Haberler gegründeten NIZE GmbH, zukommen. Das Portfolio dieses Unternehmens umfasst eine Palette (direkt) vertriebsintensiver Produkte, darunter Naturkosmetik, einen fotografisch gestützten Hauttypanalysator sowie therapeutische Produkte zur Reduzierung von Umweltbelastungen im Bereich Bioresonanz. In der Moons-Gruppe soll die NIZE GmbH, so Minariks strategischer Plan, nicht nur ihre eigenen Agenden verfolgen, sondern ihre Marketing- und Vertriebskompetenz allen Geschwistermonden zugute-kommen lassen. Folglich hat Haberler bereits den entsprechenden Verantwortungsbereich in der AccuPower übernommen. Damit, so Minarik, sei die Grundaufstellung unter den Trabanten bezogen. „Nun wollen wir unsere Potenziale nutzen, unsere Internationalisierung vorantreiben, in möglichst vielen Bereichen, auch personell, wachsen und zu einer renommierten Unternehmensmarke werden.“ Ob sich noch weitere Monde in diesem unternehmerischen Gravitationsfeld verfangen, wird die Zukunft zeigen.
Fotos: Oliver Wolf