SARS CoV-2, Energiekrise, Teuerung, Russlands Krieg in der Ukraine – die Liste der Krisen ist mittlerweile lang, ebenso wie deren Folgen, die nach und nach sichtbar werden und jene besonders treffen, die es schon davor nicht einfach hatten. Eine erste Bestandsaufnahme aus Sicht von Jugend am Werk Steiermark, einem der größten Sozialdienstleister des Landes.
Auch wenn mit dem Aus der Corona-Maßnahmen Ende Juni wenigstens eine Krise offiziell vorbei scheint, ist nach der Krise noch lange nicht alles so, wie vor der Krise. Es sind vor allem jene Menschen, die bereits vorher mit schweren Rucksäcken und ungünstigen Startpositionen zu kämpfen hatten, die am stärksten unter den Folgen der Krisen leiden.
Unsere Streetwork-Mitarbeiter*innen bemerken einen spürbaren Rückgang an Kontakten zu Vor-Corona-Zeiten, weil sich viele Jugendliche aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen haben, dasselbe wird von den Mitarbeiter*innen der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen berichtet. Im Bereich der Flexiblen Hilfen, die für Familien mit minderjährigen Kindern da sind, und Erziehungsberechtigte unterstützen, wenn diese nicht mehr weiter-wissen und beim Jugendamt Hilfe suchen, sehen wir eine massive Zunahme an Schulverweigerer*innen in Kombination mit Angststörungen und Depressionen. Ebenso steigen die Zahlen in der Einzelfallhilfe sowie die Anzahl der Wegweisungen auf Grund von Gewalt.
SANDRA SCHIMMLER
Geschäftsführerin
Jugend am Werk Steiermark
Wir sehen in unserer täglichen Praxis, dass Familien sich auf Grund der Teuerung Dinge des alltäglichen Lebens nicht mehr leisten können.
Und auch für Sozialunterstützungs-bezieher*innen und von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen, wird es bei der Steigerung der Richtwertmieten immer schwieriger, leistbaren Wohnraum zu finden. Überschattet wird all das von einer generellen Zunahme an psychischen Herausforderungen und Erkrankungen. Umso wichtiger ist es für uns, den Menschen in diesen, für sie unsicheren Zeiten, Stabilität und Sicherheit zu geben und mit – für sie passgenauen Angeboten – zu begleiten und zu unterstützen.
Um aus einer Vielzahl an Angeboten von Jugend am Werk nur wenige zu benennen: Sei es mit den neuen Leistungen der Mobilen sozialpsychiatrischen Betreuung, dem neuen Frauencafé im Rahmen von Housing First für von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, niederschwelligen Beratungsangeboten in Jugendzentren oder Kriseneinrichtungen wie der tartaruga oder der 4Raum-Wohngemeinschaft sowie einer gelingenden Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie und vielen mehr.
Jugend am Werk ist da. Wo immer uns die Menschen brauchen. Zusammen mit unseren Kooperationspartner*innen und Fördergeber*innen sind wir dabei, die Löcher, die die multiplen Krisen in das soziale Netz gerissen haben, zu flicken und es noch widerstandsfähiger und stabiler zu machen, um möglichst alle sicher aufzufangen, die auf ihrem Lebensweg Unterstützung brauchen.
In diesen herausfordernden Zeiten ist ein echtes Miteinander und eine positive Haltung anderen gegenüber wichtiger denn je, um gesellschaftlichen Spaltungstendenzen entgegenzuwirken und dem angestrebten Ziel der Chancengleichheit, trotz den Krisen, die uns als Steine in den Weg gelegt wurden, wieder ein Stück näher zu kommen.
Foto: Jugend am Werk/KoCo