Handwerk meets Hightech: Digitalisierung und Automatisierung machen das Tischlerei-Business zukunftsfit und damit attraktiv für die nächste Generation. Wo handwerkliches Know-how dennoch nicht ausgedient hat, warum die heimischen Tischler eine Wirtschaftsmacht sowie Garanten der Nachhaltigkeit sind und wie heimische Betriebe Handwerk made in Styria bis in die USA tragen, erfahren Sie in „SPIRIT of Styria“.
Die ewige Frage: „Hobel, los!“ oder hobellos? „In einem modernen, technisch hochstehenden Tischlereibetrieb spielt der Hobel als Arbeitsgerät zwar keine Rolle mehr, aber er bleibt ein Symbol mit hohem Wiedererkennungswert“, erklärt Rupert Christian Zach, Inhaber der Tischlerei Zach in Straden und Landesinnungsmeister der Tischler und Holzgestalter in der Steiermark. 1.250 aktive Betriebe mit rund 5.000 Mitarbeitern sind derzeit in der WKO Steiermark registriert. „Das Spektrum der Betriebe ist groß. Während in einigen Traditionsbetrieben alte Handwerkzeuge wie Hobel oder Handsäge noch zum Einsatz kommen, ist die Mehrheit unserer Mitgliedsunternehmen längst im digitalen Zeitalter angekommen. Hier dominieren CNC-Maschinen, 3D-Viualisierungen sowie Hubtische, die die körperliche Arbeit erleichtern. Das ist auch das Bild, das wir jungen Menschen vermitteln wollen – Meister Eder hat ausgedient! Hightech in Kombination mit Handwerk prägt unseren Alltag.“
DIE STEIRISCHEN TISCHLER 1.250 aktive Betriebe, rund 5.000 Mitarbeiter Lehrlinge 2022: 290 Lehre Tischlerei sowie 140 Lehre Tischlereitechnik (Planung und Produktion) Landesinnungsmeister: Rupert Christian Zach
„Trotz modernster Technik bleibt der Mensch die entscheidende Instanz“, ergänzt der stellvertretende Innungsmeister Harald Almer von der Tischlerei Almer in Arnwiesen. „Das Handwerk bildet die Basis – Hand und Hirn sind immer gefordert, weil Tischler stets individuell arbeiten. Für perfekte Qualität nach Maß kommt es auf das Geschick des Menschen an. Es braucht den Arbeitswitz einer Fachkraft, also das Verständnis für Material und Maschine – nur dann sind kreative Lösungen möglich.“
Der große Nutzen der modernen Möglichkeiten: die Kosteneffizienz. „Dank der Technik können wir überhaupt erst zu wettbewerbsfähigen Kosten produzieren“, betont Zach. „Kurz gesagt: Digitalisierung und Automatisierung machen das Handwerk leistbar. Abgesehen davon, dass uns die Technik erlaubt, maßgenau zu arbeiten – exakter als jede menschliche Hand.“ Weitere Vorteile der Technologisierung: die physische Arbeitserleichterung für die Mitarbeiter sowie höhere Sicherheitsstandards. „Auch das gesamte Kundenservice erlebt eine neue Qualität. Mithilfe von 3D-Visualisierungen bzw. Renderings können sich unsere Kunden bereits vorab virtuell durch die neuen Räume bewegen“, so Zach. „Der Bereich der Planung wird für Tischler immer wichtiger“, betont der Handwerksmeister. Auch in seinem Betrieb ist mit Tochter Sonja Zach eine Architektin tätig. Auch Harald Almers Tochter Viktoria ist ausgebildete Innenarchitektin. „Tischler sind heute immer mehr ganzheitliche Lebensraumgestalter. Wir planen jedes Detail bis zum letzten Lichtschalter. Daher sollten Tischler bei Neubauten schon vom Rohbau weg in die Planung einbezogen werden, um frühzeitig die Anforderungen der Einrichtung mitzuplanen. Oft geht es um wenige Zentimeter“, so Zach, der ebenso wie Almer mit einem Vorurteil aufräumt: dem Mythos vom teuren Tischler. „Wenn wir vergleichbare Qualitäten hernehmen und wirklich Gleiches mit Gleichem vergleichen, dann traue ich mich zu behaupten, dass wir sogar günstiger sind als das Möbelhaus“, so Zach und Almer unisono. „Beim Diskonter zahlt jeder Kunde einen hohen Anteil an Marketing- und Werbekosten mit. Der tatsächliche Wert liegt dort oft nur bei 30 bis 40 % des Preises, bei uns sind es 90 %. Zudem fertigen wir nach Maß und können so gut wie jeden Kundenwunsch erfüllen, während Diskontprodukte dem ,McDonald‘s des Wohnens‘ Vorschub leisten.“
„Dürfen das Handwerk nicht unter seinem Wert verkaufen!“, so Matthias Prödl, Geschäftsführer der Tischlerei Prödl in Kirchberg/Raab
Referenzprojekt rechts: Hochwertige Küche für eine Privatwohnung in Wien
Damit einher geht auch die wesentlich höhere Nachhaltigkeit von Tischlerprodukten. „Ein Massivholzmöbel ist die Antiquität von morgen, ein Diskontmöbel der Sperrmüll von morgen“, erklärt Zach und zitiert eine wissenschaftliche Studie, die den ökologischen Fußabdruck eines industriell gefertigten Tisches mit einem Tischler-Massivholztisch vergleicht. „Dieser ist in unserem Fall um das Achtzigfache geringer.“ Die Gründe liegen auf der Hand: kürzere Transportwege, Kunden und Mitarbeiter aus der Region, der Verzicht auf Plastikverpackungen und der Einsatz hochwertiger Materialien. „Auch unsere hohe Wirtschaftskraft und die regionale Wertschöpfung sprechen für die Tischlereien. Unsere Betriebe sichern Jobs in den steirischen Regionen“, so Zach. „Durch die dezentrale Verteilung sind wir als großer Arbeitgeber auch relativ krisensicher.“ Um die Qualität der Betriebe zu sichern, setzt die Landesinnung massiv auf die Ausbildung des Fachkräftenachwuchs. Almer: „Neben der klassischen Lehre bieten wir auch immer mehr zusätzliche Angebote wie Lehre mit Matura und – jetzt ganz neu – die ‚Duale Akademie‘, die vor allem Spätberufenen und Quereinsteigern einen leichteren Zugang zur Lehre ermöglichen soll.“ Um junge Menschen verstärkt für den Tischlerberuf zu begeistern, setzt die Standesvertretung auf innovative Initiativen wie die „Tischler Trophy“. Ein Möbel-Wettbewerb, der sich an 13- und 14-Jährige in steirischen Schulen richtet. „Dabei kommen Tischler direkt in die Schulen und unterstützen im Werkunterricht bei der Planung und Umsetzung eines Werkstücks. Eine Initiative, die den jungen Menschen unseren Werkstoff Holz und damit unseren Lehrberuf näher-bringt.“ Wie sehr die Lehrausbildung bereits in der Zukunft angekommen ist, zeige die steigende Nachfrage nach der vierjährigen Tischlereitechniklehre, die zusätzlich zur regulären dreijährigen Lehre angeboten wird. Zach: „Diese erlebt seit Jahren einen Boom, auch vermehrt junge Damen sind dafür zu begeistern.“
Neue Ausbildungsschiene „duale Akademie“ für Quereinsteiger: Harald Almer, stellvertretender Landesinnungsmeister, Inhaber der Tischlerei Almer in Arnwiesen
STEIRISCHES HANDWERK GOES INTERNATIONAL
Regionale Verwurzelung, aber grenzüberschreitendes Denken. Steirisches Handwerk erobert seit Jahren auch internationale Märkte. Vorzeigebetriebe wie „Josef Göbel“ aus Fladnitz, die Tischlerei Prödl in Kirchberg/Raab, Cserni mit Sitz in Fehring und einem Standort in Hamburg sowie die Tischlerei Radaschitz aus Riegersburg tragen das Grüne Herz Österreichs weit über die Grenzen des Landes hinaus und agieren damit als Botschafter heimischen Handwerks. „Wir machen ungefähr gleich viel Geschäft in Deutschland wie in der Steiermark, jeweils rund 15 bis 20 Prozent unseres Umsatzes“, verrät Matthias Prödl von der Tischlerei Prödl. Hauptmarkt der renommierten Tischlerei mit Schwerpunkt auf innenarchitektonische Gesamtlösungen ist Wien, wo Prödl auch einen Showroom betreibt. „Wir haben früh auf Diversifikation gesetzt. Das hilft uns gerade jetzt in herausfordernden Phasen, Auftragsschwankungen in einzelnen Märkten auszugleichen. Denn klar ist, dass die rückläufige Baukonjunktur und die steigenden Zinsen auch in unserer Branche Spuren hinterlassen werden. Aber stilvolles Wohnen und Arbeiten ist immer gefragt, daher wird auch weiterhin investiert werden“, so der Geschäftsführer des Betriebs, der mit rund 55 Mitarbeitern zu den Big Playern in der Steiermark gehört. „Wir merken derzeit, dass Marktbegleiter teils mit aggressiveren Preisen agieren. Daher kann ich nur appellieren: Steirisches Handwerk hat höchste Qualität. Daher dürfen wir uns keinesfalls unter unserem Wert verkaufen!“
Standorte in London und New York: Bernd (l.) und Hannes Radaschitz von der Tischlerei Radaschitz in Riegersburg. Rechts: Der neue Showroom in New York (Crosby Street) präsentiert exklusives Interior unter der Marke Lanserring.
VON RIEGERSBURG NACH LONDON UND MANHATTAN
Der Exportchampion des steirischen Handwerks stammt aus Riegersburg. Die Tischlerei Radaschitz, die soeben ihr 100-jähriges Bestehen beging, bearbeitet bereits seit 2006 den exklusiven britischen Markt – und ist seit Kurzem auch in den USA aktiv. Für die Projektakquise und dessen Management zeichnet die von den Brüdern Hannes und Bernd Radaschitz gegründete Lanserring Group verantwortlich, zu der die Firma Interior ID und die Marke Lanserring mit Standorten in Österreich, London und New York gehören. Die erfolgreiche Doppelstrategie: Das gesamte Projektmanagement von der Kundenakquise bis zur Montage wickelt das 25-köpfige Team vor Ort in London ab, die Produktion findet im heimischen Riegersburg statt – hier sind 45 Mitarbeiter beschäftigt. Hautgeschäftsfeld ist die Einrichtung luxuriöser Privatimmobilien. „Lon don ist einer der exklusivsten Immobilienmärkte der Welt. Es ist uns gelungen, uns als Highend-Anbieter im Bereich hochwertiger Einrichtungen für den Residential-Markt zu etablieren“, erklärt Bernd Radaschitz, der selbst 15 Jahre in London lebte und den Standort aufbaute. „Voraussetzung dafür war der Aufbau eines Netzwerks von Architekten und Interior-Designern, diese sind in der Regel auch unsere Auftraggeber.“ Hinter diesen stehen betuchte Immobilienbesitzer, darunter auch prominente Persönlichkeiten. „Natürlich dürfen wir keine Namen nennen, aber wir können sagen, dass wir bereits für Oscargewinner, Fußballweltmeister und Formel-1-Teambesitzer gearbeitet haben – der Großteil der Kunden sind vermögende Geschäftsleute aus aller Welt“, so Radaschitz. Bruder Hannes Radaschitz ergänzt: „London dient auch als Hub für andere exklusive Märkte. Von England aus werden etwa Projekte in Dubai, Quatar, Monaco oder Paris abgewickelt.“ Seit einigen Jahren beliefert die Tischlerei mit Lanserring zudem eine exklusive Küchen-Marke. „Damit treten wir im Unterschied zu Interior ID direkt am Markt auf und bedienen unsere Endkunden“, so Hannes und Bernd Radaschitz, die die Folgen des Brexit auf ihr Unternehmen als beherrschbar betrachten. „Wir hatten gewisse Befürchtungen, die sich zum Glück nicht bewahrheitet haben. Massiv gestiegen ist aber der bürokratische Aufwand, der uns als Exporteure nach England voll trifft“, so Bernd Radaschitz. Allzu großes Wachstumspotenzial sieht das Brüderpaar auf der Insel aber nicht mehr. Eine Erkenntnis, die die beiden vor zwei Jahren zum nächsten Expansionsschritt veranlasste: die Eröffnung einer Niederlassung in New York. Ein Showroom in bester Lage in Manhattan fungiert seither als Headquarter für die Eroberung des US-Markts. „Die Kombination aus maßgefertigtem Handwerk und umfangreichem Service, die wir bieten können, ist in den USA schwer zu finden“, betont Bernd Radaschitz, der in der Startphase mit seiner Familie selbst in New York lebte und den Launch vorantrieb – mit großem Erfolg. „Wir sind super gestartet und haben bereits Projekte von L.A. bis Florida abgewickelt. Das Wachstumspotenzial für uns Nischenanbieter ist groß. Wir erwarten, in einigen Jahren zumindest die Umsatzgröße des UKBusiness zu erreichen“, so Radaschitz. Um diesem Wachstum gerecht zu werden, arbeitet man schon heute mit Partnerfirmen – Tischlereien und anderen Gewerken – in der Steiermark eng zusammen. „Künftig wollen wir diese Kooperationen noch ausbauen.“ „Für die Mitarbeiter in Riegersburg ist es eine tolle Motivation, zu wissen, dass wir Projekte auf der ganzen Welt umsetzen. Unsere Mitarbeiter sind das Herzstück der Firma“, so Hannes Radaschitz, der für die Produktion in Riegersburg verantwortlich ist. „Dank unserer Fachkräfte spielen wir in der Champions League des Handwerks. Wir können stolz sein auf unser Know-how, das weltweit gefragt ist“, erklärt er. „Aber auch der Heimmarkt ist und bleibt ein wichtiges Standbein. Der Fokus dabei liegt auf Wien und der Steiermark.“
Birgit Kumpusch, Tischlermeisterin in Gleinstätten mit Fräsroboter Fräd sowie Mitarbeiter Niko Bretterklieber. Von Fräd gefertigter Prototyp für das steirische Start-up FIVSEN, einer multisensorischen Plattform von CEO René Nagl
EINE FACHKRAFT NAMENS FRÄD
Weg vom Hobel hin zu neuem Denken. Das Motto von Birgit Kumpusch ist Programm. So findet sich auf der Personalliste ihrer Tischleierei in Gleinstätten ein „Mitarbeiter“, der nicht in Euro, sondern in Kilowattstunden entlohnt wird. Sein Name: Fräd. Seine Stärken: Präzision und Geschwindigkeit. Fräd ist ein Fräsroboter der Marke Kuka Robotics, den die Tischlermeisterin vor rund vier Jahren in die Werkstatt holte – mit einer klaren Mission. „Fräd ist zuständig für Speziallösungen und übernimmt Arbeiten, wo wir mit herkömmlichen Maschinen und dem Handwerk anstehen“, betont Kumpusch. „Das betrifft vor allem Freiformen bzw. organische Formen, die wir sonst weder maschinell noch händisch mit einem vertretbaren Aufwand schaffen würden“, zeigt sich die Absolventin der Grazer Ortweinschule begeistert. „Damit haben wir die Grenzen des Möglichen erweitert und uns ein komplett neues Feld eröffnet. Dabei ist Fräd kein Ersatz für Mitarbeiter, sondern eine Ergänzung – ein verlängerter Arm für unsere Designideen.“ Für eine Vielzahl neuer Anwendungen – von Sonderanfertigungen bis zu Kleinserien. „Vor allem im Prototypenbau ist Fräd sehr gefragt – zu den Auftraggebern zählen Startups ebenso wie Industriebetriebe aus dem Automotive-Bereich.“ Weitere Produkte, die der Roboter mit höchster Präzision generiert: Sportgeräte wie Wakeskate-Boards, Oldtimer-Teile wie Schalthebel oder auch Gewehrschafte. Sowie natürlich Designstücke, Möbel und Einrichtungsgegenstände – darunter geschwungene Outdoor-Bars genauso wie geometrisch anspruchsvoll geformte Stehpulte. „Zuletzt schufen wir mit einem Prager Designer einen speziellen Luster, der soeben auf Schloss Hollenegg in der Ausstellung Ashes & Sand zu sehen ist – im Rahmen des Designmonat Graz.“ Dort ist Kumpusch derzeit ebenso im Projekt „Wood Craft Design“ engagiert – aus Restmaterialien in der Tischlereiproduktion wurden dabei neue Designobjekte kreiert. Stichwort Design: Raumdesign bzw. die Gestaltung ganzer Räume ist auch der Schwerpunkt der südsteirischen Tischlerei mit acht Mitarbeitern (exklusive Fräd). „Wir sind mehr als eine klassische Tischlerei, wir planen und gestalten Räume als Gesamtkonzept – von den Vorhangstoffen über die Licht- und Audiotechnik bis zu den Bildern an der Wand und der Bepflanzung, falls gewünscht. Das ist – neben dem Einsatz von Hightech – auch das moderne Bild eines zeitgemäßen Tischlereibetriebs, das wir noch stärker nach außen tragen müssen.“
LEBENSTRÄUME IN LEBENSRÄUME VERWANDELN
Ebenfalls Frauen-Power – in diesem Fall gleich doppelt – steht an der Spitze der Semriacher Tischlerwerkstätte Peter Kahr, die von den Schwestern Martina und Katrin Kahr seit zehn Jahren geführt wird. Die Angebotsplatte reicht von hochwertigen Privateinrichtungen bis zu Komplettausstattungen von Bäckereien und Fleischereien. „Ziel ist es, Lebensträume in Lebensräume zu verwandeln und dabei heimische Hölzer mit großer Handwerksqualität zu verarbeiten“, so die beiden Unternehmerinnen.
„Der Aufgabenbereich hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. Während der Senior-Chef noch täglich in der Werkstatt war, sind wir heute ausschließlich mit dem ganzen Drumherum wie Planung, Arbeitsvorbereitung und der Materialbeschaffung beschäftigt.“ Was sich aber nicht verändert habe: der hohe Anspruch an das eigene Handwerk. „Die Menschen haben durch die Krise erkannt, wie wichtig ein schönes Zuhause sowie nachhaltige und regionale Produkte aus dem Zukunftswerkstoff Holz sind“, so Katrin Kahr. „Nachwuchspflege wird im Betrieb großgeschrieben. Im Laufe der Jahre wurden bereits 30 Lehrlinge ausgebildet“, so Martina Kahr, die sich dem Thema auch in ihrer Innungsarbeit intensiv widmet. „Wir gehen im Betrieb technisch mit der Zeit und setzen dennoch auf traditionelles Handwerk. Diese Kombi macht für uns die Zukunft des Berufs aus. Und genau dieses Bild müssen wir den jungen Menschen so früh wie möglich vermitteln“, betont Martina Kahr.
Lebensträume in Lebensräume verwandeln: Martina (r.) und Katrin Kahr, Inhaberinnen der „Tischlerwerkstätte Peter Kahr“ in Semriach
Drittbester Tischler der Welt!
Wolfgang Ramminger, Lehrling in der Tischlerei Hasenburger von Wolfgang Hasenburger (u.l.), belegte im Vorjahr bei den WorldSkills in
Basel den dritten Platz.
PHANTASTISCHES HANDWERK, VOLL IM TREND
Intensiv widmet sich auch Tischlermeister Wolfgang Hasenburger aus Goggitsch, Gemeinde St. Margarethen/Raab, der Lehrlingsausbildung. Das beweist auch der Triumph seines Lehrlings Wolfgang Ramminger bei den WorldSkills 2022, wo dieser als drittbester Tischler der Welt hervorging. „Es ist mir ein Herzensanliegen, dieses phantastische Handwerk hoch leben zu lassen und jungen Menschen zu vermitteln“, erklärt Hasenburger, ab Juli diesen Jahres neuer Lehrlingsbeauftragter (offiziell „Lehrlingswart“) der steirischen Tischler. „Wir Betriebe haben es selbst in der Hand, für Nachwuchs zu sorgen – und bieten dafür die besten Voraussetzungen: moderne technische Ausrüstung, aber auch das zugrunde liegende handwerkliche Know-how. Schließlich ist jedes Teil, das wir erzeugen ein Unikat, bei dem man alles richtig machen muss“, so Hasenburger, der derzeit einen neuen Nachfrageboom nach dem Lehrberuf ortet. „Ich bekomme jede Woche Bewerbungen von Maturanten oder jungen Akademikern, die Sehnsucht haben nach einer sinnvollen, ökologischen Arbeit, in der sie gestalten und etwas angreifen, spüren und riechen können.“ Deshalb setzt Hasenburger auch große Hoffnung in die neue Ausbildungsvariante „Duale Akadamie“, die demnächst auch in der Steiermark anläuft.
Handwerk und Hightech: Josef Walcher, Geschäftsführer der Tischlerei Schwab-Walcher in Schladming
DIGITALISIEREN, UM EFFIZIENT ZU PRODUZIEREN
„Auch ein gut digitalisierter Betrieb kann nicht ohne Fachkräfte auf allen Ebenen funktionieren“, bestätigt Josef Walcher, Geschäftsführer der Tischlerei Schwab-Walcher in Schladming mit Schwerpunkt auf die Ausstattung von Tourismusbetrieben wie Hotels und Restaurants sowie auf hochwertige Einrichtungen für Privatkunden. „Unser Unternehmen setzt daher seit Jahrzehnten auf Lehrlingsausbildung. Bei einer jährlichen Lehrlingsquote von drei bis vier Lehrlingen können wir so unseren Fachkräftenachwuchs sichern“, so Walcher. „Rund 80 % unserer Lehrlinge entscheiden sich für die vierjährige Lehre als Tischlereitechniker, damit sie in der digitalen Arbeitswelt sowohl Handwerk als auch Hightech beherrschen“, so Walcher. „Digitalisierung ist heute einfach notwendig, um effizient und kostengünstig produzieren zu können. Je sorgfältiger ein Auftrag vor Fertigungsbeginn aufbereitet ist, desto schneller und genauer ist der Durchfluss bis zur Montage. Aber trotz modernster Fertigungstechnik haben wir nie die Tradition des Handwerks aus den Augen verloren. Es spielt immer noch eine sehr große Rolle, um die Qualität unserer Produkte zu sichern.“
Fotos: ISTOCK, OLIVER WOLF, BEIGESTELLT